ENAPI vernetzt Ladestationsbetreiber und eMobility-Dienste, um das Laden von Elektrofahrzeugen endlich einfach und nahtlos zu machen.
Wie würden Sie ENAPI in wenigen Sätzen beschreiben, und was hat Sie dazu inspiriert, das Unternehmen zu gründen?
ENAPI ist die fehlende Verbindung in der Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge. Unser Ziel ist es, das fundamentale Problem der mangelnden Konnektivität zwischen Ladestationsbetreibern (CPOs) und eMobility-Diensten (EMPs) zu lösen. Heute existieren unzählige Ladepunkte und hunderte verschiedene Apps und Karten, aber der Zugang dazu ist oft kompliziert, ineffizient und frustrierend für Fahrer. Wir setzen am Kern des Problems an und sorgen dafür, dass sich CPOs und EMPs nur einmal mit ENAPI verbinden müssen, um sofort mit allen relevanten Marktteilnehmern interoperabel zu sein.
Die Idee zu ENAPI entstand aus meinen eigenen Erfahrungen als VC und später als Teil des Bonnet-Teams, wo ich hautnah erlebte, wie herausfordernd es ist, Ladeinfrastrukturen zu vernetzen. Die Marktakteure agieren weitgehend isoliert in ihren eigenen Silos, und der mühsame Aufbau bilateraler Verbindungen zwischen CPOs und EMPs ist extrem ressourcenintensiv. Es wurde schnell klar, dass die Branche eine Lösung braucht, die nicht nur technische Hürden abbaut, sondern auch neuen Marktteilnehmern den Einstieg erleichtert und ihnen ermöglicht, sich ohne große Barrieren zu integrieren.
Welche Vision verfolgt ENAPI, und wie setzen Sie diese Vision in Ihrer täglichen Arbeit um?
Als Infrastrukturplayer ist es für uns nicht entscheidend, wer am Ende „gewinnt“ – für uns zählt, dass der gesamte Markt profitiert. Unsere Vision ist eine Welt, in der jeder E-Autofahrer problemlos, überall und zu fairen Preisen laden kann. Wir sind überzeugt, dass wir die Mobilitätswende nur dann erfolgreich gestalten können, wenn alle Akteure im Markt nahtlos miteinander kommunizieren. Das bedeutet, dass wir die bestehenden Hürden abbauen müssen, denn die Elektromobilität kann ihr volles Potenzial nur entfalten, wenn jeder Ladepunkt, unabhängig vom Land oder Anbieter, für den Fahrer zugänglich und nutzbar ist.
In unserem täglichen Handeln setzen wir diese Vision um, indem wir die technischen Barrieren für die Vernetzung der Ladeinfrastruktur eliminieren. ENAPI bietet eine hochmoderne, kosteneffiziente Plattform, die den Marktteilnehmern sofortige Interoperabilität ermöglicht, ohne dass sie eigene Integrationen entwickeln müssen. Und das Beste: Wir bieten diese Konnektivität kostenlos an. Warum? Weil wir überzeugt sind, dass sie eine Grundvoraussetzung für den Fortschritt der gesamten Branche ist. Erst wenn diese Basis geschaffen ist, können wir weitere Ineffizienzen identifizieren und lösen.
Wer sind die Menschen hinter ENAPI, und welche Erfahrungen und Kompetenzen bringen sie in das Unternehmen ein?
Hinter ENAPI stehen drei Gründer, die sich in ihren Fähigkeiten perfekt ergänzen. Ich selbst, Jakob, habe als Investor bei Project A, EF und APX tiefgehende Einblicke in den EV-Lademarkt gewonnen und später bei Bonnet gelernt, wie problematisch die Konnektivität wirklich ist. Mein Mitgründer Dennis bringt exzellente Erfahrung in der Softwareentwicklung mit. Er ist seit 15 Jahren in der Industrie, hat breit akzeptierte Standardprotokolle mit entworfen, und sorgt dafür, dass unsere Plattform nicht nur technisch funktioniert, sondern auch zukunftssicher ist. Leo, unser dritter Mitgründer, kam dazu, um mit uns strategische Konzepte weiterzuentwickeln und das Unternehmen operativ zu skalieren.
Unser Team basiert auf gegenseitigem Vertrauen und einer klaren, gemeinsamen Mission: die Elektromobilität endlich auf die nächste Stufe zu heben.
Welche Zielgruppen sprechen Sie mit ENAPI an, und wie stellen Sie sicher, dass deren Bedürfnisse optimal erfüllt werden?
Unsere Hauptzielgruppen sind zum einen die Betreiber von Ladestationen (CPOs), die ihre Ladepunkte für eine möglichst große Anzahl von Nutzern zugänglich machen möchten, und zum anderen die eMobility Service Provider (EMPs), die ihren Kunden einen nahtlosen Zugang zur Ladeinfrastruktur bieten wollen.
Was uns von anderen Lösungen unterscheidet, ist unser radikaler Ansatz: Statt hohe Integrationskosten und komplexe bilaterale Verträge in Kauf zu nehmen, müssen sich unsere Kunden nur einmal mit ENAPI verbinden – danach sind sie sofort mit allen relevanten Partnern interoperabel. Wir hören genau hin, welche Bedürfnisse sie haben, und bauen unsere Plattform so, dass sie nicht nur zuverlässig funktioniert, sondern auch die bestmögliche Datenqualität liefert.
Was macht ENAPI im Vergleich zu anderen Unternehmen in Ihrer Branche einzigartig?
Wir denken anders. Während viele Startups sich auf neue Apps oder Karten konzentrieren, setzen wir dort an, wo das eigentliche Problem liegt: bei der grundlegenden Vernetzung der Marktteilnehmer. Und während andere Unternehmen hohe Gebühren für den Zugang zu Konnektivität verlangen, machen wir ihn kostenlos.
Unser Ansatz ist, die technische Grundlage für eine funktionierende EV-Ladeinfrastruktur als Commodity bereitzustellen. Erst wenn diese Basis geschaffen ist, können echte Innovationen entstehen – sei es durch bessere Preismodelle, optimierte Zahlungsabwicklungen oder effizientere Netzauslastung.
Mit welchen Herausforderungen sind Sie bei ENAPI bisher konfrontiert worden, und wie haben Sie diese gemeistert?
Die größte Herausforderung ist die extreme Marktfragmentierung. Es gibt hunderte verschiedene Unternehmen mit eigenen Lösungen, Standards und Interessen. Viele von ihnen haben sich an den Status quo gewöhnt und sehen zunächst keinen unmittelbaren Anreiz, etwas zu ändern.
Unser Ansatz war es daher, transparent und eng mit der Industrie zusammenzuarbeiten. Wir haben nicht einfach eine Lösung entwickelt und gehofft, dass sie angenommen wird – wir haben frühzeitig mit den Marktteilnehmern gesprochen, ihre Herausforderungen verstanden und eine Plattform entwickelt, die genau ihre Probleme adressiert.
Wie stellen Sie sich die Zukunft von ENAPI vor, und welche Entwicklungen oder Projekte planen Sie in den kommenden Jahren?
Wir stehen erst am Anfang. Unsere erste Priorität ist es, noch mehr Unternehmen auf unsere Plattform zu bringen, um die Ladeinfrastruktur für alle Beteiligten effizienter zu machen. Langfristig sehen wir aber viele weitere Möglichkeiten: von optimierten Finanzabwicklungen über intelligente Lastmanagement-Systeme bis hin zu neuen Geschäftsmodellen für Betreiber und Anbieter.
Was hat Sie bei der Entwicklung von ENAPI am meisten überrascht oder beeindruckt?
Die enorme Nachfrage nach einer besseren Lösung. Wir wussten, dass es Probleme gibt – aber erst als wir mit Unternehmen gesprochen haben, wurde uns klar, wie groß der Frust wirklich ist. Diese Resonanz hat uns noch mehr motiviert, unsere Lösung voranzutreiben. Innerhalb von weniger als sechs Monaten haben wir mehr als 350.000 Ladepunkte integriert und Partnerschaften mit 8 der 10 größten eMobility Service Provider (eMSPs) in Europa geschlossen.
Welche Bedeutung hat Innovation für ENAPI, und wie integrieren Sie neue Technologien oder Ansätze in Ihre Arbeit?
Innovation ist unser Kern. Wir setzen auf modernste Technologien, um eine Plattform zu schaffen, die nicht nur effizient funktioniert, sondern auch skalierbar und zukunftssicher ist. Offene Standards und maximale Flexibilität sind dabei entscheidend.
Was würden Sie anderen Gründern aus Ihrer bisherigen Erfahrung mitgeben, die am Anfang ihres Weges stehen?
Fokussiert euch auf ein echtes Problem. Viele Startups scheitern nicht, weil ihre Idee schlecht ist, sondern weil sie kein echtes Kundenproblem lösen. Sprecht früh mit euren potenziellen Nutzern und testet eure Idee in der Praxis. Und noch etwas: Baut ein starkes Team mit unterschiedlichen Stärken auf – das ist der Schlüssel zum Erfolg.
Wie wichtig ist Ihnen Nachhaltigkeit bei ENAPI, und wie setzen Sie diesen Wert in Ihrem Geschäftsmodell um?
Nachhaltigkeit ist der Kern unseres Geschäftsmodells. Elektromobilität kann nur dann erfolgreich sein, wenn sie für alle zugänglich und effizient ist. Indem wir die Konnektivität verbessern, sorgen wir dafür, dass bestehende Ladepunkte optimal genutzt werden und unnötige Leerstände vermieden werden.
Gibt es ein bestimmtes Ereignis oder einen Erfolg, der Sie besonders stolz macht und den Sie gerne mit uns teilen möchten?
Definitiv unsere erfolgreiche Seed-Finanzierungsrunde. Nachdem wir in der Pre-Seed-Phase gestartet sind, konnten wir nun insgesamt zehn Millionen Euro einsammeln. Zu sehen, dass Investoren an unsere Idee glauben und wir beweisen konnten, dass sie funktioniert, war ein entscheidender Moment für uns. Jetzt geht es darum, diese Chance zu nutzen und mit nahtlosen EV-Ladeerlebnissen alle vom Umstieg auf Elektromobilität zu begeistern.
Bild: Gründerteambild © ENAPI
Wir bedanken uns bei dem Gründerteam für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.