Der EU AI Act stellt Start-ups und KMU vor eine doppelte Herausforderung: Einerseits birgt Künstliche Intelligenz (KI) ein enormes Innovations- und Wachstumspotenzial. Andererseits sind die neuen Regelungen komplex und stellen hohe Anforderungen. Für viele kleinere Unternehmen mit begrenzten Ressourcen kann dies schnell zu einer entmutigenden Aufgabe werden.
Warum ist der EU AI Act für Start-ups so wichtig?
Die Regulierung von KI ist ein wichtiger Schritt, um sicherzustellen, dass diese Technologie sicher und zum Wohle der Gesellschaft eingesetzt wird. Für Start-ups bedeutet dies aber auch, dass sie sich frühzeitig mit den rechtlichen Rahmenbedingungen auseinandersetzen müssen. Insbesondere, wenn man bedenkt, wie viele Start-ups ihre Produkte auf KI-Technologie aufbauen! Verstöße gegen die Vorschriften können nicht nur Strafen nach sich ziehen, sondern auch das Vertrauen von Investoren und Kunden untergraben.
Der EU AI Act eröffnet Start-ups jedoch auch Chancen. Wer seine Konformität nachweisen kann, gewinnt nicht nur Zugang zu Großunternehmen, sondern signalisiert dem Markt zugleich, dass seine KI-Systeme vertrauenswürdig und von hoher Qualität sind. Misstrauen ist derzeit die größte Herausforderung für KI. Start-ups, die zeigen, dass sie qualitativ hochwertige KI nach europäischen Standards entwickeln, schaffen das notwendige Vertrauen in ihre Lösungen. Dieses Vertrauen wird sich sowohl im Vertrieb als auch im Investmentbereich auszahlen.
Compliance als Schlüsselherausforderung
Die Anforderungen des EU AI Act sind komplex und erfordern ein tiefes Verständnis der eigenen KI-Systeme und deren Anwendungen. Dies gestaltet sich oft schwierig, da viele Lösungen auf Third-Party KI-Lösungen aufbauen. Start-ups müssen ihre Systeme klassifizieren, Risiken bewerten und geeignete Maßnahmen zur Risikominderung ergreifen. Doch gerade hierfür fehlen vielen jungen Unternehmen oft die nötigen Ressourcen und das erforderliche Fachwissen.
Die Alternative: die Zusammenarbeit mit Anwälten und Beratern. Aber auch das ist mit hohen finanziellen Ausgaben verbunden.
Die Europäische Union bietet Start-ups und KMU zwar dringend benötigte Unterstützung, wie etwa durch KI-Fabriken, den Zugang zu Supercomputern und finanzielle Hilfen. Diese Hilfen sind jedoch nicht für jeden zugänglich und die Beantragung ist oft aufwendig.
Technische Lösungen für eine kostengünstige Compliance
Die gute Nachricht: Es gibt bereits technische Lösungen, die Start-ups bei der Umsetzung des EU AI Act unterstützen – ohne dabei das Budget zu sprengen. Diese Lösungen bieten oft eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, um die Konformität sicherzustellen und zu dokumentieren. Sie gliedern das Gesetz in relativ einfach zu beantwortende Fragen und geben Hinweise, an wen man sich bei Unklarheiten wenden kann. Die Antworten werden automatisch ausgewertet und konkrete Handlungsempfehlungen vorgeschlagen. Werden diese befolgt, können Start-ups das Vertrauen in die Qualität ihrer KI-Systeme stärken und Kunden und Investoren zeigen, dass sie sich mit dem Thema auseinandergesetzt haben und es ernst nehmen.
Was sollte eine solche Lösung enthalten, um den Anforderungen des EU AI Acts zu genügen?
- Bestandsaufnahme: Eine umfassende Bestandsaufnahme aller KI-Systeme im Unternehmen.
- Risikobewertung: Eine Klassifizierung der Systeme nach den Risiken, die sie in verschiedenen Dimensionen wie Bias oder Performance bergen.
- Compliance-Matrix: Eine klare Übersicht der rechtlichen Anforderungen sowie der notwendigen Maßnahmen, um diese zu erfüllen.
- Dokumentation: Eine systematische Dokumentation aller getroffenen Maßnahmen.
Warum ist Compliance ein Wettbewerbsvorteil?
Die Einhaltung des EU AI Act ist nicht nur eine rechtliche Verpflichtung, sondern auch ein strategischer Vorteil. Unternehmen, die die Anforderungen frühzeitig erfüllen, können sich als vertrauenswürdige Partner positionieren und die Vorteile der KI-Transformation voll ausschöpfen. Darüber hinaus lässt sich ein Vorsprung gegenüber Wettbewerbern erzielen, die den Vorgaben noch nicht nachgekommen sind. Denn klare und dokumentierbare Compliance schafft Vertrauen, und Vertrauen ist die Währung der Wirtschaft.
Fazit
Der EU AI Act ist für Start-ups nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine große Chance. Wer die rechtlichen Anforderungen frühzeitig umsetzt, kann das volle Potenzial von KI ausschöpfen, die Qualität seiner Systeme zuverlässig bewerten und sich als innovativer, verantwortungsbewusster Akteur positionieren. Es ist daher ratsam, sich frühzeitig mit dem Thema Compliance zu befassen und auf die Unterstützung von Technologieanbietern zu setzen.
Bildcredits QuantiPi
Autorin:
Dorothea Gotthardt engagiert sich mit Leidenschaft für verantwortungsvolle KI. Während ihrer Zeit als VC-Investmentmanagerin verliebte sie sich in die Mission von QuantPi und stieg dort als COO ein. Ihre VC-Erfahrung schärfte sowohl ihren Blick für vielversprechende Startups als auch ihr Bewusstsein für die Bedeutung vertrauenswürdiger KI.
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.