everstox schnittstellenbasierte Software, mit der E-Commerce-, Groß- und Einzelhandelsunternehmen ihre Logistikprozesse optimieren und digitalisieren können
Stellen Sie sich und das Startup everstox doch kurz unseren Lesern vor!
Felix Haberland (CTO & CPO), Johannes Tress (MD) und ich haben everstox 2019 in München gegründet. Johannes und ich hatten zuvor als Berater bei der Boston Consulting Group bzw. im Venture Capital Bereich bereits zahlreiche Unternehmen in Europa beim Wachstum und bei der Optimierung operativer Prozesse unterstützt. Felix wiederum ist Entwickler aus Leidenschaft und war vor everstox als CTO bei Rocket Internet Ventures und als CPO bei Delivery Hero Deutschland tätig.
everstox ist deutschlandweit der erste Anbieter für eine schnittstellenbasierte Software, mit der E-Commerce-, Groß- und Einzelhandelsunternehmen ganz einfach ihre Logistikprozesse optimieren und digitalisieren können. Unsere Lösung lässt sich direkt an die jeweiligen Verkaufsplattformen des Händlers anbinden und sorgt so für eine automatisierte Übertragung sämtlicher Bestell- und Lagerbestandsdaten aus dem Shopsystem des Händlers sowie dem Lagerverwaltungssystem des betreffenden Logistikpartners. Alle Daten stehen dem Händler in einem übersichtlichen Dashboard zur Verfügung. Somit hat er stets den Überblick bzw. die Kontrolle über die komplette Bestands- und Lieferverwaltung.
Unsere cloudbasierte Plattform ist jedoch mehr als nur eine Software-Lösung: Wir bieten Händlern den unschlagbaren USP eines europäischen Netzwerks aus qualifizierten und unabhängigen Logistikpartnern. Das sorgt für mehr Flexibilität und Lieferausfallsicherheit beim Händler. Dieser kann dank uns seine Lagerstruktur über verschiedene Kanäle hinweg flexibel und bedarfsgerecht aufbauen und Produkte unabhängig von Giganten wie Amazon auf den Markt bringen.
Warum haben Sie sich entschieden ein Unternehmen zu gründen?
Wir sind überzeugt, dass eine eigene Gründung der richtige Weg ist, um in einer sehr traditionellen Industrie wie der Logistik nachhaltig etwas zu verändern. Mit everstox wollten wir auf ein wirkliches Zukunftsthema setzen und sicherstellen, dass alle involvierten Parteien, in unserem Fall Konsumenten, Händlern und Logistiker, von unserem Produkt profitieren. Denn unsere vorangegangene Tätigkeit in der Consulting-Branche hat uns vor Augen geführt, wie erschreckend niedrig der Digitalisierungsgrad und die Skalierbarkeit im Bereich traditioneller Lager- und Fulfillment-Lösungen aktuell noch ist – und zwar europaweit. Das ist spätestens jetzt im fortschreitenden eCommerce- und Amazon-Zeitalter mit immer schnelleren Lieferzeiten ein Problem – für Konsumenten, Händler und für die Umwelt. Diese Lücke füllen wir mit everstox.
Welche Vision steckt hinter everstox?
Unser Ziel ist es, Europas erstes technologiegetriebenes Netzwerk für Lagerlogistik und Fulfillment aufzubauen und für jeden Kunden bzw. jedes Projekt individuell die beste Lösung zu bieten. Logistikdienstleistungen anbieterunabhängig zu finden, automatisiert anzubinden und europaweit flexibel zu skalieren soll für den Händler so einfach und intuitiv funktionieren wie eine Smartphone-App oder ein E-Mailprogramm zu nutzen. Von unserer Lösung profitieren Händler genauso wie Logistikdienstleister, weshalb wir auch von beiden Seiten ein starkes Engagement für unsere Plattform spüren.
Von der Idee bis zum Start: Was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Die größte Herausforderung war es, ein Team aufzubauen, das den hohen Anforderungen gewachsen ist und mit uns durch alle Start-Up typischen Höhen und Tiefen geht. Unser Geschäft verlangt eine anspruchsvolle Kombination aus technischer und operativer Expertise. Jedes Teammitglied trägt einen wesentlichen Beitrag zum Tagesgeschäft bei – angefangen von der Technik- und Produktentwicklung über Marketing- und Sales bis hin zur Kunden- und Partnerakquise. In der Konzept-Phase haben wir uns zunächst über erspartes Privatkapital finanziert. Der pre-seed Startup-Fund Flash Ventures hat uns dann die erste Finanzierung ermöglicht, mit der wir die Weiterentwicklung unseres Produkts sowie Wachstum realisieren konnten.
Wer ist die Zielgruppe von everstox?
exerstox richtet sich an zwei verschiedene Zielgruppen: Händler und Logistikdienstleister. Unsere cloudbasierte Plattform fungiert dabei als Vermittler bzw. Bindeglied zwischen beiden. Auf der einen Seite bedienen wir eCommerce-, Groß- und Einzelhandelsunternehmen in jeglichen Konsumgüter-Branchen und bieten ihnen Transparenz, Automatisierung und Kosten-Effizienz für ihre On- und Offline-Vetriebskanäle. Auf der anderen Seite steht unser europäisches Logistik-Netzwerk, das aus unabhängigen Third-Party-Logistikdienstleistern (3PLs) besteht, die Warenhäuser und Fulfillment-Dienstleistungen in ganz Europa anbieten – angefangen in unserem Heimatmarkt Deutschland weiter über Italien, die Niederlande, Großbritannien, Frankreich und viele weitere Länder.
Wie funktioniert everstox? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?
Wie startet nach eingehenden Kundenbestellung ein ausgehender Produktversand? Oder: habe ich ausreichend Waren im Lager, um fristgerecht liefern zu können? Ist die Bestellung bereits auf dem Weg zum Kunden und wie lange hat mein Dienstleister gebraucht, um die Auftragsbestellung durchzuführen? All diese Fragen lassen sich mit herkömmlichen Logistik-Lösungen oft nur schwer oder fehlerhaft beantworten, da viele der benötigten Daten manuell aufbereitet werden müssen oder nur in unterschiedlichen Formaten und nicht in Echtzeit vorliegen.
Unsere Lösung ist die derzeitig einzige Software auf dem deutschen Markt, die in der Lage ist, all diese Informationen über nur eine einzige API-Schnittstelle zur Verfügung zu stellen. Dazu liefert everstox die benötigten Daten aus unterschiedlichen und zum Teil externen Quellen wie Online-Shops, ERP- oder Lagerverwaltungssysteme automatisch und in Echtzeit in einem übersichtlichen Dashboard. Händler profitieren also bei jeder Bestellung von einem lückenlosen Überblick über den gesamten Logistikprozess – von der eingehenden Bestellung über die Bestandsverwaltung bis hin zur Versandbeauftragung und dem Kundenmanagement. Das Tracking und Tracing von Bestellungen per Mausklick ist ebenso mühelos möglich wie das Wiederauffüllen von Lagerbeständen oder das Einrichten automatischer Warnmeldungen zur Verhinderung von Lieferengpässen.
Ein weiterer großer Vorteil unserer Lösung ist, dass wir Händlern über unsere Plattform ein europaweites Netzwerk an qualifizierten sowie unabhängigen Logistikpartnern anbieten können, was einen aussagekräftigen Preis-Leistungsvergleich für jede angefragte Logistikdienstleistung ermöglicht. Unser Expertenteam findet für jedes individuelle Projekt den optimalen Logistikpartner. Über unsere Plattform lassen sich also bedarfsabhängig verschiedene Lager nahtlos in ihren Logistikprozess integrieren und quasi per Mausklick europaweit ein flexibles, skalierbares Logistik- und Distributionsnetzwerk aufbauen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass unsere Lösung dank operativer Datentransparenz zwischen Händlern und Logistikpartnern also nicht nur manuellen Bearbeitungsaufwand und Fehleranfälligkeiten reduziert, sondern aufgrund dynamischer Lieferketten mit flexiblen Lagerstandorten und kürzeren Transportwegen auch schnellere Lieferzeiten, niedrigere Transportkosten sowie eine bessere Umweltbilanz der Lieferungen ermöglicht. All das sorgt schließlich für ein optimiertes Endkundenerlebnis.
Wie hat sich ihr Unternehmen mit Corona verändert?
Unser Produktlaunch fiel zeitlich mitten in die Coronakrise. Umso erstaunlicher und erfreulicher ist es, dass trotzdem alles reibungslos ablief. Als junges Technologieunternehmen fällt es uns natürlich leicht, auch remote effizient zusammenzuarbeiten. Und bzgl. der Nachfrage mussten wir keinen Einbruch vermelden, im Gegenteil: E-Commerce für ausgewählte Produktkategorien, insbesondere Consumer Goods, hat ein starkes Wachstum erlebt und unsere Lösung macht es einfach, die Logistik für den E-Commerce aufzusetzen oder zu erweitern.
Wie haben Sie sich darauf eingestellt und welche Änderungen haben Sie vorgenommen?
Wir haben uns streng an die behördlichen Vorschriften und Handlungsempfehlungen gehalten und lange Zeit komplett im Home-Office gearbeitet. Während dieser Phase haben wir virtuelle spontane Coffee Chats im Team eingeführt, damit auch Spaß und Teamgedanke im Home-Office nicht zu kurz kommen. Seit Mitte Juni geben wir unseren Mitarbeitern jetzt wieder die Möglichkeit, Schritt für Schritt zurück ins Büro zu kommen, mit Desinfektionsrichtlinien und deutlichen Sitzplatz- und Abstandsvorsichtsmaßnahmen.
Wo sehen Sie in der Krise die Chance?
Durch die Krise hat sich das Konsumentenverhalten noch stärker in Richtung Direktvertrieb und E-Commerce verschoben. Zudem hat sich die zentrale Bedeutung von Digitalisierung und Flexibilität in allen Unternehmensprozessen gezeigt, nicht zuletzt in Bezug auf die Lieferketten. Viele Händler mussten erleben, wie gefährlich die Abhängigkeit von einem einzigen Dienstleister oder Standort in Krisenzeiten bzw. speziell in Lock-Down-Situationen ist. everstox ist in der Lage, Händlern sowohl kurzfristig in der Krise zu helfen als auch langfristig sie die Chancen von Automatisierung und Flexibilität nutzen zu lassen, die sie benötigen.
everstox, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
In den nächsten Jahren werden wir unsere europaweite Expansion vorantreiben sowie unsere Technologie kontinuierlich weiterentwickeln und damit Händlern das Bestell-, Bestands- und Retourenmanagement so einfach wie möglich machen. Wir sind überzeugt, dass in fünf Jahren Händler und Lagerlogistiker in ganz Europa die everstox-Plattform zur Zusammenarbeit nutzen werden. Damit bekommen Konsumenten ihre Produkte von Unternehmen jeder Größe schnell, transparent und flexibel geliefert. Erstklassige Logistik wird also nicht mehr wenigen dominierenden Playern vorbehalten sein, sondern es wird individuell immer die für den jeweiligen Auftrag beste Lösung gewinnen.
Das wird auch dazu führen, dass einzelne Pakete dann nicht mehr wie heute, im schlimmsten Fall per Luftfracht, europaweit versendet werden, sondern deutlich klimafreundlicher aus lokalen Fulfillment-Centern mit kurzer letzter Meile geschickt werden.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
- Kontinuität und Durchhaltevermögen zu beweisen ist das A&O! Denn gegebenenfalls wird manchmal zwar überschätzt, was man in den ersten Tagen und Wochen erreichen kann – gleichzeitig unterschätzen aber viele auch sehr oft, was mittelfristig alles möglich ist, wenn man kontinuierlich auf seine Ziele hinarbeitet.
- Nicht weniger wichtig ist es, ein eingespieltes Team aufzubauen, in dem sich jeder auf jeden verlassen kann. Als Gründer muss man lernen, möglichst früh Verantwortungsbereiche in sichere Hände abzugeben. Denn die Tage, an welchen ich mich als Gründer persönlich um alles kümmern kann, sind ab dem ersten Erfolg schnell gezählt.
- Last but not least: Der perfekte Businessplan entsteht nicht am Schreibtisch bzw. am Computer. Vielmehr ist es wichtig, neue Ideen möglichst früh mit potenziellen Kunden zusammen zu testen und immer offen dafür zu bleiben, das bestehende Konzept weiterzuentwickeln.
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Wir bedanken uns bei Boris Bösch für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder