Dienstag, Januar 28, 2025
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Wie schafft man es, bis zu 75% Energie zu sparen?

Factor4Solutions entwickelt eine KI-gestützte Systemlösung, die Kälte- und Wärmeerzeugung effizienter macht und dabei bis zu 75 % Energie einspart

Stellen Sie sich und Factor4Solutions bitte kurz vor

Mein Name ist Stefan Petersen. Gemeinsam mit Walther Hüls und Jan Albers habe ich 2023 die Factor4Solutions als Spin-Off der TU Berlin gegründet. Wir kommen alle aus der Forschung und Entwicklung für energieeffiziente Kälte und Wärmeerzeugung, wo ich seit 20 Jahren in der Hardwareentwicklung als Entwickler, Konzeptionist, Team- und Projektleiter aktiv bin. Sozusagen am Vorabend der Gründung, mitten in der Corona Zeit wurden wir von der internationalen Energieagentur (IEA) für unsere hervorragende Forschungs- und Entwicklungsleistung ausgezeichnet. Mit der sogenannten digitalen Systemmanagerin – einer KI-gestützten Software – bringen wir eine vollautomatisierte Lösung für jede Art von Kälteerzeugung auf den Markt, die bis zu 75 Prozent der benötigten Jahresenergie an Strom spart. 

Die Lösung ist sofort einsetzbar, hersteller- und technologieoffen, problemlos skalierbar und lässt sich sowohl im Bestand als auch im Neubau einsetzen. Ein weiterer, großer Vorteil: Die Systemmanagerin funktioniert als stand-alone, offline-fähiges System und ist daher auch für kritische Infrastrukturen geeignet. Das Konzept der KI-gestützten Systemmanagerin ist aus mehr als zehnjähriger Forschungsarbeit an der TU Berlin hervorgegangen und wird mithilfe kontinuierlicher Forschung und Entwicklung sowie der langjährigen Verankerung des Teams in der wissenschaftlichen Community stetig ausgebaut.

Warum haben Sie sich entschieden, ein Unternehmen zu gründen?

Die Idee der intelligenten Systemmanagerin kam uns bei der letzten Pilotserie einer Kälteanlagenentwicklung, die wir zwischen Uppsala in Schweden, 16 Standorten in Deutschland und vieren in Jordanien betreuen durften. Als wir dann in einem Projekt der TU Berlin beweisen konnten, dass 40 Prozent und im Einzelfall sogar bis zu 75 Prozent an Effizienzsteigerung in Bestandssystemen möglich ist haben wir uns angesehen und gesagt: wer, wenn nicht wir, wann, wenn nicht jetzt. Die Auszeichnung der IEA war das i-Tüpfelchen.

Welche Vision steckt hinter Factor4Solutions?

Factor4Solutions bringt ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit zusammen. Wir schaffen es, Kälteerzeugungsanlagen und zukünftig auch Wärmeerzeugungsanlagen mit Wärmepumpen in der elektrischen Jahresarbeitszahl, also der Effizienz um 40 bis 75 Prozent zu steigern und leisten damit einen wesentlichen Beitrag zur Reduktion des Energiebedarfs, Steigerung des Komforts, Erhöhung der Resilienz kritischer Infrastruktur. Wussten Sie das 40% der Lebensmittel in Afrika mangels Kühlung verderben oder 30% des Elektrobedarfs zentral europäischer Krankenhäuser für Kühlung benötigt werden? Jede kWh weniger Strombedarf muss gar nicht erst produziert werden, egal mit welcher Technologie – wir schaffen das.

Von der Idee bis zum Start – was waren bis jetzt die größten Herausforderungen, und wie haben Sie sich finanziert?

Eine der größten Herausforderungen war sicher das Verlassen unser Komfortzone. Gemeinsam mit Walther Hüls bin ich ins kalte Wasser gesprungen – das erste Jahr war finanziell nicht einfach. Getragen haben uns der Gründergeist und viele tolle, enthusiastische Menschen, vor allem das Team vom Berlin Brandenburger Business Plan Wettbewerb 2023 sowie die ganze Community, unser Mentor an der TU Berlin, das Center für Entrepreneurship und so viele mehr. Wir konnten dann gemeinsam mit unserem Coach die Investitionsbank Berlin von unserem Projekt überzeugen und finanzieren uns aktuell zu einem kleinen Teil über erste Kunden und zum größeren Teil über eine Förderung zur weiteren Forschung und Entwicklung unseres Produktportfolios.

Wer ist die Zielgruppe von Factor4Solutions?

Wir unterschieden hier zwischen den Early Adoptern, das sind vor allem Kälteanwendungen zur Klimatisierung, Produktionskühlung in und um die Getränkeindustrie, aber auch im Mischgewerbe und allen Anwendungen, wo für die Kälteerzeugung ca. 150 MWh bis 2000 MWh im Jahr benötigt wird. Generell ist unsere Lösung in allen Anwendungen der technischen Kälteversorgung anwendbar. 

Was ist das Geschäftsmodell Ihres Unternehmens?

Wir legen Wert auf Qualität und gehen mit höchsten Anforderungen an uns selbst in jedes Projekt. Unsere Kunden können von uns eine Potentialanalyse erhalten, um abzuschätzen, ob sich der weitere Weg und die möglichen Einsparungen für sie interessant darstellen. Kommen wir dann zusammen, dann ist unser Kerngeschäft der Betrieb der Systemmanagerin bei den Kunden, die die Hardware kaufen und die Software im Lizenzmodell nutzen. Die Erlöse für Factor4Solutions und damit die Kosten für die Kunden ergeben sich anteilig aus den erreichten Einsparungen. Zusätzliche Services wie Ingenieur-Leistungen aber auch Abo-Angebote, wie die Energieberichtserstellung komplettieren unser Angebot.

Wie funktioniert die Lösung von Factor4Solutions? 

Ein großes Problem bei der Kälteerzeugung ist, dass Rückkühlwerke und Pumpen unerkannt oft genauso viel Strom verbrauchen, wie die Kälteerzeuger selbst. Zudem findet die Optimierung des Strombedarfs häufig nur auf Komponenten-Ebene und genauso oft nur für einen, in der Planung definierten Betriebszustand statt, der typischerweise in weniger als drei Prozent aller Betriebsstunden vorliegt. Die Folge ist ein unnötiger Verbrauch an Elektroenergie von bis zu 90 Prozent in vielen Betriebsstunden.

Die intelligente Systemmanagerin von Factor4Solutions löst diese Herausforderung, indem sie den Betrieb aller für die Kältetechnik relevanten Komponenten und damit deren energetische Betriebsaufwendungen (Strom, Wärme, Wasser etc.) gemeinsam betrachtet. Dazu erstellt die Lösung einen digitalen Zwilling des jeweiligen Kältesystems, über den sich sowohl in Echtzeit bzw. parallel zum Betrieb als auch situativ errechnen lässt, wie sich die einzelnen Komponenten verhalten müssen, um die maximale Effizienz des Systems zu erzielen. 

Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?

Die Kälteerzeuger sowie alle Hilfsaggregate werden mit unserer Lösung nicht mehr nach fester Reihenfolge (Grund- und Spitzenlast) eingesetzt, sondern effizienzbasiert, abhängig von den Witterungsbedingungen und der geforderten Leistung über standardisierte Protokolle von unserer Systemmanagement-Lösung freigegeben und geregelt. Damit erreicht die vollautomatisierte Systemmanagerin in jeder Lastsituation den effizientesten Systembetrieb. Die Anwender können dabei ihre gewünschte Zielgröße für die Optimierung individuell vorgeben – z.B. Kosten, Stromverbrauch oder CO2-Emissionsminderung. 

Ökonomische und ökologische Nachhaltigkeit gehen bei uns Hand in Hand. Kunden profitieren von einer Reduzierung des Elektroenergieaufwands um bis zu 75 Prozent für die Kälteerzeugung bei gleichzeitiger Senkung der Betriebskosten in selber Höhe. Weitere Vorteile sind darüber hinaus eine Reduzierung ihres CO2-Fußabdrucks sowie die Minimierung der Auswirkungen von Preissteigerung bei Energieträgern und CO2-Abgaben. 

Wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Aktuell arbeiten wir an einer Adaption unserer Lösung, die dann auch Wärmeerzeugungsanlagen mit Wärmepumpen die gleichen Vorteile bietet. Generell wird Factor4Solutions den Markt für den Betrieb nachhaltiger, effizienzbasierter Kälte- und Wärmeversorgungssysteme entscheidend prägen. Viele spannende Start-Ups und auch bereits global aktive Unternehmen werden mitziehen. Unser Ziel ist es, auf diesem Weg voranzugehen und uns in fünf Jahren international etabliert zu haben.

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg 

Wer Fehler macht, kann dazu lernen. Nur wer hinfällt, kann aufstehen.

Berater beraten, Gründerinnen und Gründer entscheiden – glaubt an euch, seid offen, selbstkritisch und selbstbewusst!

Wenn Träume und Visionen sich richtig anfühlen, worauf wartet ihr? Machen ist Adrenalin pur!

Bild: Gründerteam von Factor4Solutions: Walther Hüls, Jan Albers und Stefan Petersen (v.l.n.r.) Copyright: TU Berlin

Wir bedanken uns bei Walther Hüls, Jan Albers und Stefan Petersen für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

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