Dienstag, April 23, 2024
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Akzeptiere, dass du nicht alles kontrollieren kannst

Die Gründer von Flasher, mehr Sicherheit im Straßenverkehr auf dem Fahrrad, E-Scooter oder zu Fuß, in der Höhle der Löwen

Stellen Sie sich und Ihr Startup doch kurz vor!

Ich bin Alexander Rech und 30 Jahre alt. Ich bin gebürtiger Südtiroler, aber lebe seit ca. 10 Jahren in Graz, Österreich. Damals fürs Studium Telematik, dann beruflich im IT- und Halbleiter-Bereich. In der zweiten Hälfte meines Doktorats ist – unabhängig davon – die Idee zu Flasher entstanden. Bei Flasher bin ich Geschäftsführer und für die Produkt- und Unternehmensentwicklung verantwortlich.

Mein Name ist Ines Wöckl. Ich bin 29 Jahre alt und wohne in Graz, Österreich. Und ich habe an der Universität Graz BWL studiert und in Finanzwirtschaft promoviert. Ich war während meines Doktorats vier Jahre an der Universität angestellt und habe in diesem Zuge unterrichtet und geforscht. 2020 habe ich die Flasher GmbH gemeinsam mit Alexander gegründet. Als CFO bin ich für die finanzielle Steuerung unseres Unternehmens zuständig und habe zudem die Bereiche Marketing und Sales übernommen.

Wir haben uns während unserer Studienzeit in Graz kennengelernt, die Idee zu Flasher hatten wir im Sommer 2019 bei einem gemeinsamen Ausflug nach Wien. Das Unternehmen, also die Flasher GmbH, haben wir im September 2020 gegründet. Anfangs haben wir neben unseren Doktoraten und Anstellungen an der Idee gearbeitet, mittlerweile sind wir beide Vollzeit im Unternehmen tätig und haben unser Team um zwei weitere Mitarbeiter – Maximilian Kammerer und Fabian Wöckl – ausgebaut.

Wie ist Ihre Idee entstanden?

Wir waren im Sommer 2019 auf einem Ausflug nach Wien, als wir die Idee zu Flasher hatten. Es war ein lauwarmer Abend in der Wiener Innenstadt, überall waren die damals neuartigen E-Scooter-Sharingdienste zu sehen. Gleich beim ersten Austesten der E-Scooter war uns klar, dass das Fahren Spaß macht und E-Scooter eine gute Anschaffung wären. Allerdings hatten wir beide immer ein unbehagliches Gefühl am Scooter, wirklich sicher haben wir uns nie gefühlt. Vor allem im Dunkeln, bei starken Bremsmanövern oder speziell aufgrund der fehlenden Möglichkeit Handzeichen zu geben. 

Wir hatten also ein Problem, einen Techniker und eine BWLerin – (fast) alles, was man für ein Start-up braucht, dachten wir. Im Zuge zahlreicher Diskussionen und Brainstorming-Sessions entstand deshalb die Idee zu Flasher. Kurz danach wurden wir mit Flasher am High-Tech-Inkubator Science Park Graz aufgenommen und nach und nach wurde aus der Idee ein richtiges Unternehmen.

Welche Vision steckt hinter Ihrem Produkt?

Mit Flasher geht es uns darum, Sichtbarkeit, Stabilität und Sicherheit von Mikromobilität-Nutzer:innen zu erhöhen. Damit wollen wir Mikromobilität, also E-Scooter, E-Bikes, Fahrräder und dergleichen, sicherer und attraktiver gestalten und unseren eigenen Beitrag zur Mobilitätswende leisten. 

Denn gerade Fahrradfahrer:innen oder anderen Mikromobilitäts-Nutzer:innen werden von zwei Problemen bedroht: Zuerst gibt es Mängel in Sachen Handzeichen. Solche sind am Fahrrad etwa in der Nacht oder bei Regen schlecht sichtbar. Besonders am E-Scooter sind sie praktisch unmöglich. Wer schon einmal versucht hat, einhändig E-Scooter zu fahren, weiß genau, wie wackelig das ist. Genau deshalb geben etwa in Österreich nur 2% der Scooter Fahrer:innen überhaupt ein Handzeichen. Zweite Gefahrenquelle ist ganz allgemein die Sichtbarkeit. Neben den schlecht sichtbaren Handzeichen und der Tatsache, dass RadfahrerInnen generell unauffälliger sind als größere Fahrzeuge, können Mikromobilitäts-Nutzer:innen starke Bremsmanöver gar nicht effektiv signalisieren. Aber auch Fußgänger:innen sind bei Dunkelheit oft unsichtbar.

Wer ist Ihre Zielgruppe?

Unsere primäre Zielgruppe sind sicherheitsbewusste, technikaffine, urbane Micromobility-User:innen, d.h. Personen, die regelmäßig am E-Scooter, Fahrrad, E-Bike, usw. im urbanen Straßenverkehr unterwegs sind und auf ihre Sicherheit im Straßenverkehr achten. Dabei denken wir etwa an Pendler:innen, die fast täglich und regelmäßig auch bei schlechten Sichtverhältnissen unterwegs sind, junge, tech-affine Micromobility-User:innen mit hoher Affinität für modische Gadgets aber auch sicherheitsbewusste Senior:innen und umwelt- und gesundheitsbewusste Eltern, die mit ihren Kindern auf (Lasten-)Rad oder E-Bike im Straßenverkehr unterwegs sind. Auch Lieferbot:innen, die beruflich auf Mikromobilien unterwegs sind, wollen wir mit unserem Produkt erreichen.

Was Firmen betrifft, wollen wir Unternehmen ansprechen, die die Sichtbarkeit und dadurch auch die Sicherheit ihrer Mitarbeiter:innen erhöhen möchten. Dabei ist gleich, ob die Mitarbeite:innen auf Mikromobilen im urbanen Verkehr unterwegs sind oder ob es um mangelnde Sichtbarkeit am Arbeitsplatz geht, die bedrohliche Konsequenzen hat. Wir denken dabei etwa an Straßenbauarbeiten in der Nacht oder Unfälle mit Gabelstapler auf dem Betriebsgelände.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen sich für die Sendung „Die Höhle der Löwen“ zu bewerben?

Die Teilnahme war und ist für uns ein großer Schnitt und wir sind selbst schon gespannt auf die Ausstrahlung. Mitgemacht haben wir eigentlich, weil wir selbst große Fans der VOX Gründer-Show „Die Höhle der Löwen“ sind und schon immer mal ins Fernsehen wollten. Deshalb war klar, dass wir uns irgendwann ohnehin für die Show würden bewerben müssen. Wir haben uns gedacht, solche Ziele sollte man gleich anpacken und deswegen war die Frage, ob wir uns besser bald oder lieber erst später bewerben sollten, leicht beantwortet. Der Versuch hat dann glücklicherweise auch gleich gefruchtet. 

Wie haben Sie sich auf die Sendung vorbereitet?

Wir haben uns Folgen aus vergangenen Staffeln angesehen, um uns auf die Löwen und deren Fragen vorzubereiten. Außerdem haben wir mit unserem Team und einer Freundin, die wir zuvor mit einer Geheimhaltungsvereinbarung geknebelt haben, einen Probe-Version von der „Die Höhle der Löwen“ veranstaltet, bei dem sie uns als Löwen gegenübersaßen. Was sonst noch geholfen hat, war, dass wir wirklich mit Herz und Seele hinter diesem Projekt, dem Unternehmen und dem Produkt stecken. Damit brauchten wir zumindest in Sachen Enthusiasmus und Fachwissen nicht mehr viel Vorbereitung.

Sie sind eines der wenigen Startup Unternehmen, dass es in die Sendung „Die Höhle der Löwen“ geschafft hat. Wie motivierend war das für Sie?

Seit wir erfahren haben, d ass wir es als eines der wenigen Startup Unternehmen in die Sendung geschafft haben wechseln sich die Emotionen ab: Einmal ist da die Motivation, weiterhin auf Hochtouren zu arbeiten und Hochleistungen zu liefern, um möglichst viel aus dem Auftritt machen zu können. Nicht zuletzt ist es für uns alle aber auch eine riesige Ehre, unser Produkt einem so großen Publikum vorzustellen zu dürfen und hoffen, dass es bei den Zuschauer*innen gut ankommt! Das gesamte Team ist unglaublich stolz, diesen großen Meilenstein erreicht zu haben.

Wie wichtig war dieser Schritt für Sie als Startup Unternehmen? Auch unter dem Gesichtspunkt, dass durch „Die Höhle der Löwen“ viele Interessenten und auch Medien auf Flasher aufmerksam werden?

Der Auftritt bei “Die Höhle der Löwen” ist sicherlich einer der bisher größten Meilensteine unseres Unternehmens. Wir hatten bereits Erfolge, wir haben etwa eine erfolgreiche Vorverkaufskampagne über die Crowdfunding-Plattform www.kickstarter.com durchgeführt. Im Sinne der Produktion und der Machbarkeit war der Erhalt der First off Tool-Teile, das sind die ersten Teile aus den Serienproduktionswerkzeugen, sicher auch zentral.

Was aber den Bekanntheitsgrad von Flasher betrifft, ist der Auftritt bei “Die Höhle der Löwen” einfach unschlagbar!

Welchen Investor hatten Sie im Fokus?

Wir sind mit der Einstellung in die Show gegangen, jemanden zu finden, der mit uns gemeinsam Flasher auf das nächste Level bringt. Zusätzlich erhoffen wir uns auch die Zuschauer von unserer Idee zu überzeugen. Zum Zeitpunkt der Bewerbung hatten wir Nico Rosberg aufgrund seines Mobility-Backgrounds im Visier. Als wir dann tatsächlich erfahren haben, dass wir pitchen dürfen, ist uns aber bewusst geworden, dass es sich hier um fünf Ausnahme-Entrepreneurs auf einmal handelt und auf jeden Fall jeder und jede von ihnen eine Bereicherung fürs Unternehmen wäre.

Wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

In fünf Jahren sehen wir uns mit Flasher international etabliert als die Highend-Marke für Sicherheit im Micromobility-Bereich und darüber hinaus. Egal ob auf der Straße, auf der Piste oder am Produktionsgelände, Flasher soll als Synonym für hochwertige Beleuchtung und Sicherheitsausrüstung stehen. 

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründer:innen mit auf den Weg geben?

Tipp 1: Akzeptiere, dass du nicht alles kontrollieren kannst.
Als Gründer:innen haben wir die Erfahrung gemacht, dass die Gründung des eigenen Unternehmens harte Arbeit ist, man aber trotz harter Arbeit nicht alles kontrollieren. Wer das akzeptieren kann, kann sich immer sagen “Ich habe mein Bestes gegeben.” und wird beginnen Rückschläge nicht als Rückschläge, sondern als Chance zu lernen, sehen.

Tipp 2: Lerne gerne
Generell ist es wichtig, als Gründer:in gerne zu lernen, denn man muss sich auf viel neue Information einstellen, von Finanzierung zu Unternehmensgründung, Produktionsketten, Werkstoffkunde, Vertriebssysteme etc.

Tipp 3: Halte durch
Das Wichtigste ist am Ende das Durchhaltevermögen. Man muss in der Lage sein, auch nach dem X-ten Setback wieder neue Kraft aus der eigenen Idee, aus dem Umfeld oder aus sich selbst zu schöpfen. Wenn man für die eigene Vision brennt, dann reicht es oft, sich einfach wieder vor Augen zu führen, wofür man das alles macht. Trotzdem sei gesagt: in und wieder muss man auch wissen, wann der Körper und das Gehirn eine Auszeit braucht.

Bild: Dr. Ines Wöckl und Dr. Alexander Rech präsentieren die Smart Mobility Beleuchtung „Flasher“. Sie erhoffen sich ein Investment von 150.000 Euro für 10 Prozent der Anteile an ihrem Unternehmen. Foto: RTL / Bernd-Michael Maurer

Flasher ist am 19. September 2022 in der Höhle der Löwen

Wir bedanken uns bei Ines Wöckl und Alexander Rech für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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