flowpilot Cashflow und Liqudität Management für den Mittelstand
Stellen Sie sich und das Startup flowpilot doch kurz unseren Lesern vor! Warum haben Sie sich entschieden ein Unternehmen zu gründen?
Ich habe mehrere Jahre lang als Unternehmensberater und Projektmanager gearbeitet. Was mich immer wieder erstaunt hat, war, wie unbedarft viele Unternehmen mit dem Thema Cashflow Management umgehen. Oft habe ich erlebt, dass Firmen mit eigentlich soliden Businessmodellen Insolvenz anmelden mussten, weil Sie das Thema Zahlungsfähigkeit aus dem Blickfeld verloren hatten. Gerade im Mittelstand fehlen oft die Ressourcen, das Wissen, aber auch die Werkzeuge, Liquidität aktiv zu steuern. Diese Erfahrungen brachten mich auf die Idee, eine Software für Liquiditätsmanagement zu entwickeln. Mit Sophie Schwalbe habe ich auf technischer Seite eine ideale Mitstreiterin gefunden. Sie ist Mitgründerin und CTO bei flowpilot.
Welche Vision steckt hinter flowpilot?
Wir wollen allen Unternehmen ermöglichen, ihren Cashflow jederzeit im Griff zu behalten. Unser Herz schlägt dabei vor allem für den Mittelstand. Mit unseren Tools können KMUs ihre Liquidität genau so professionell managen, wie Konzerne mit einer gut aufgestellten Treasury- und Controlling-Abteilung. Unsere Vision ist, dass flowpilot die Zahl liquiditätsbedingter Insolvenzen spürbar reduziert.
Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
In der allerersten Phase haben Sophie und ich gebootstrapt und flowpilot ohne fremdes Geld auf die Beine gestellt. Das war eine echte Herausforderung. Wir wurden in den Akzelerator Berlin Startup Academy von Christoph Räthke und anschließend in den Startup Inkubator GTEC aufgenommen und konnten anderthalb Jahre lang von wertvollen Mentoring-Programmen in einer tollen Umgebung profitieren. In dieser Zeit haben wir viel gelernt und wichtige Kontakte geknüpft. Jetzt sind wir in einer Wachstumsphase angekommen und neben dem Recruiting bestehen die aktuellen Herausforderungen vor allem darin, die vielen Kundenanfragen zu bearbeiten.
Bei der Finanzierung setzen wir auf einen gesunden Mix aus Investoren- und Fördergeld. Über die Angel Investment Plattform Leapfunder haben wir unsere erste Seed Runde geraised. Aktuell sind wir in der zweiten Seed Runde. Auch im Förderprogramm ProFIT der Investitionsbank Berlin (IBB) konnten wir überzeugen.
Wer ist die Zielgruppe von Flowpilot?
flowpilot lässt sich prinzipiell von jedem Unternehmen oder auch von Freiberuflern einsetzen. Besonders hilfreich ist flowpilot aktuell für kleine und mittlere Unternehmen, die ihre Finanzplanung bisher oft noch in Excel pflegen – und fast immer daran verzweifeln. Da flowpilot die bestehenden Buchhaltungsdaten zur Liquiditätsberechnung nutzt, sind Unternehmen deren Buchhaltung im DATEV-csv Format exportiert werden kann im ersten Schritt unsere Kernzielgruppe. Dieses Format wird praktisch von allen in Deutschland üblichen Buchhaltungs- und ERP-Systemen unterstützt. Eine weitere Zielgruppe sind Steuerberater und Unternehmensberater, die unsere Software nutzen, um die Zahlungsfähigkeit Ihrer Mandanten zu überwachen und nachzuweisen.
Wie funktioniert Flowpilot? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?
flowpilot ist Software as a Service für die Liquiditätsplanung. Um unser Tool zu nutzen, muss man nur die bestehenden Buchhaltungsdaten in den eigenen flowpilot Account hochladen – fertig! Anhand dieser Daten setzt sich flowpilot selbständig auf. Natürlich können auch Bankdaten oder Daten z. B. aus CRM-Systemen integriert werden. Unsere Software errechnet die Entwicklung der Liquidität und stellt den Cashflow in einem übersichtlichen Diagramm dar. Anhand der echten Daten kann dann die Zahlungsfähigkeit in die Zukunft geplant werden.
Dadurch lassen sich Finanzierungslücken sehr schnell erkennen und rechtzeitig managen. Zusätzlich kann der Unternehmer seine zukünftigen Entscheidungen in Form von Szenarien verproben und bekommt sofort Feedback über die Auswirkungen auf den Cashflow. Die größten Vorteile von flowpilot sind, dass jedes Unternehmen schnell, einfach und tagesgenau Cashflow Management betreiben kann. Unser Planungsmasken sind intuitiv zu bedienen und in wenigen Klicks lässt sich eine ordentliche Liquiditätsplanung aufstellen. Ehrlich gesagt kenne ich keinen Wettbewerber, der das Thema Liquidität ähnlich komfortabel abdecken kann.
flowpilot, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Unser Ziel ist, dass flowpilot in fünf Jahren die führende Software-Lösung für proaktives und ganzheitliches Liquiditätsmanagement im Mittelstand ist – nicht nur in Deutschland. Einer unserer USPs wird unsere automatische Cashflow- und Liquiditäts-Prognose auf Basis künstlicher Intelligenz sein. Einen Forecast in der Form wie wir ihn entwickeln gibt es weltweit noch nicht – zumindest ist mir keiner bekannt. Daher bauen wir aktuell auch unser AI-Team weiter aus. Im Ergebnis wird flowpilot ein unverzichtbarer digitaler Assistent für den CFO oder den Controller unserer Kunden sein. Ein weiteres Ziel ist die Internationalisierung, aber hier möchte ich noch nicht so viel verraten
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie wichtig es ist, sich von Beginn an zu vernetzen und sich mit anderen Gründern auszutauschen. Das Peer-to-Peer Learning habe ich während unserer Zeit im Akzelerator und Inkubator sehr zu schätzen gelernt. Letztendlich stehen Startups alle vor den gleichen Herausforderungen und es ist ungemein hilfreich und zeitsparend sich mit Leuten auszutauschen die schon vor der gleichen Herausforderung standen und diese erfolgreich gemeistert haben.
Geht raus mit eurer Idee und sprecht mit so vielen Leuten wie möglich darüber. Keiner nimmt euch eure Idee weg und das Feedback und die dadurch entstehenden Kontakte sind viel mehr Wert als das gefühlte Risiko. Am Ende macht die Idee ohnehin nur 5% aus, der Rest ist Execution.
Beharrlich bleiben beim Verfolgen der Ziele und gleichzeitig flexibel in der Strategie und Taktik – ohne jedoch die Vision und das große Ganze aus den Augen zu verlieren.
Einen Mentor zu haben kann hier ungeheuer hilfreich sein. Er sollte das, was ihr euch als Ziel gesetzt habt bereits erreicht haben. Dann kann er ein guter Lotse und Sparringspartner beim Verwirklichen der eigenen Idee sein.
Wir bedanken uns bei Bernd Thöne für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder