Mit „Fuchs im Netz“ hat das saarländische Start-up Foldio ein Adventure-Game entwickelt, mit dem Kinder ab 7 Jahren die Grundlagen zu IT-Sicherheit, Datenschutz und Privatsphäre im Netz spielerisch erlernen können
Stellen Sie sich und das Startup Foldio doch kurz unseren Lesern vor!
Foldio entwickelt und vertreibt Lernsysteme um Kinder frühzeitig auf die Digitalisierung vorzubereiten. Über spielerische Ansätze begeistern wir für Informatik, IT-Sicherheit und viele weitere Themen.
Warum haben Sie sich entschieden, ein Unternehmen zu gründen?
Bildung ist einer der wichtigsten Aspekte einer positiven Zukunftsentwicklung. In allen Ländern, aber insbesondere auch in Deutschland, gibt es einen großen Mangel an Informatik-Frühbildung. Mit Hilfe unseres „interaktiven Papiers“ haben wir einen Weg gefunden, Kinder frühzeitig für Programmieren und Informatik zu begeistern. Nach einigen Tests, die wir gemeinsam mit Schülern und Lehrern durchführen konnten, sahen wir, dass dieses Konzept funktioniert. Dies war die Geburtsstunde von Foldio.
Welche Vision steckt hinter Foldio?
Wir wollen, dass Kinder digital souverän werden. Kinder sind überall von digitalen Systemen umgeben und gehen wie selbstverständlich mit diesen um. Vielen ist dabei jedoch nicht klar, was sich eigentlich im Inneren all der Tablets und Computer abspielt. Für einen bewussten und sicheren Umgang ist das Wissen über das „Wie?“ jedoch unerlässlich.
Mit Foldio erklären wir Kindern spielerisch den Aufbau von Computern und Programmiersprachen, indem sie aktive Gestalter einer digitalen Welt werden. Durch das Setzen von Impulsen schafft Foldio ein frühzeitiges Verständnis und ebnet den Weg für einen verantwortungsvollen und souveränen Umgang mit digitalen Medien.
Von der Idee bis zum Start – was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Ein Team von Grund auf neu aufzubauen ist immer eine Herausforderung. Glücklicherweise haben wir die richtigen Leute gefunden. Außerdem ist es auch gerade im Umfeld der Bildungstechnologie schwieriger, Investoren zu finden. Auch hier ist es uns gelungen, schon früh private Investoren sowie öffentliche Fördermittel für uns zu gewinnen.
Zudem ist eine Herausforderung für ein EdTech-Startup, das mit Kindern arbeitet, direktes Feedback zu erhalten. Das macht umfangreiche didaktische Tests erforderlich, was wiederum die Produktentwicklung aufwendiger gestaltet. Und zu guter Letzt ist Marketing und Vertrieb ebenfalls ein besonderes Thema, da sich die Konsumenten (Kinder) von den Käufern (Eltern) unterscheiden.
Wer ist die Zielgruppe von Foldio?
Foldio konzentriert sich auf Kinder im Alter von 7 -14 Jahren.
Wie funktioniert Foldio? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?
Die Idee hinter Foldio basiert auf einer Technologie, die an der Universität des Saarlandes entwickelt wurde. Diese ermöglicht es uns, Papier so mit Sensoren und Leiterbahnen zu bedrucken, dass es berührungsempfindlich wird. Das Papier kann also erkennen, ob es berührt bzw. gefaltet wird oder ob sich ihm lediglich ein weiteres Objekt nähert.
Im Foldio Starterset finden sich mehrere dieser Papierbögen, die von Kindern zu verschiedenen Tierfiguren zusammengebaut werden können. In das Innere dieser Figuren wird ein Calliope-Minicomputer gesetzt.
Dieser Computer wurde speziell dafür entwickelt, Kindern das Programmieren näher zu bringen. Streichelt man die Figur am Ohr, leuchten etwa die Augen. Kindern können im nächsten Schritt ihren Figuren durch puzzleartiges Programmieren weitere Funktionen beibringen. So kombinieren wir die analoge mit der digitalen Welt und begeistern auch jene Kinder, die sich sonst vom Themenfeld Computer und Informatik vielleicht weniger angesprochen fühlen. Übrigens ein Konzept, das nicht nur Kindern hilft, sondern auch Lehrern ein didaktisches Konzept für ihren Unterricht an die Hand gibt.
Foldio, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Wir entwickeln unsere Boxen stetig weiter. In fünf Jahren werden wir eine Reihe an verschiedenen Lernsets entwickelt haben, die von Eltern gekauft und dann über das ganze Jahr verteilt, Kinder jeden Monat vor neue spannende Herausforderungen rund um die MINT-Themenwelt stellen.
Außerdem wird man uns auch in verschiedenen App-Stores finden können. Unsere erste App „Fuchs im Netz“ wird in den nächsten Wochen veröffentlicht. Mithilfe dieser App lernen Kinder den Themenbereich Cybersecurity kennen und erfahren, wie sie sich sicher im Netz verhalten. Ein Lernkonzept, von dem wir uns viel versprechen und das in den kommenden Monaten noch einige Erweiterungen erhalten soll.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Jede Unternehmung ist individuell zu betrachten. Trotzdem lässt sich aus unserer Erfahrung sagen, dass vor allem diese drei Punkte maßgeblich zum Erfolg beitragen können:
- Fokus – Lass dich nicht von zu vielen Aktivitäten gleichzeitig ablenken. Konzentriere dich auf die eine Aufgabe, die du erledigen willst und schenke dieser die volle Aufmerksamkeit.
- Geduld – Die Früchte vieler Entwicklungen zeigen sich erst nach einigen Wochen, Monaten oder sogar Jahren. Lass dich deshalb nicht entmutigen. Bleib dabei und hab Geduld.
- Neugierde – Viele Ideen und Konzepte verändern sich über die Zeit, da sie ständig an die Realität angepasst werden müssen. Bleib deshalb flexibel, interessiert und schau über den eigenen Tellerrand, um die Entwicklung deiner Geschäftsidee nicht zu behindern.
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Wir bedanken uns bei Amir Baradaran und Michael Kellermann für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder