Samstag, April 20, 2024
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Die einfachste Antwort auf die Wo-Frage

FORMATION: Das Startup bietet eine kartenbasierte Produktivitäts-App für Teams in großen Arbeitsumgebungen an.

Stellen Sie sich und das Startup FORMATION doch kurz unseren Lesern vor!

Hallo, ich bin Philipp Stelzer, einer der vier Gründer von FORMATION und zuständig für Vertrieb und Marketing. Mit FORMATION bieten wir eine Produktivitäts-App für Teams in großen Arbeitsumgebungen an. Die interaktive Karte zeigt mir als Nutzer, wo ich benötigten Arbeitsmaterialien finde, wo Aufgaben zu erledigen sind oder wo eine integriertes IoT-Gerät meine Aufmerksamkeit benötigt. Zu unserer Zielgruppe gehören etwa Krankenhäuser, Produktionsstätten, Logistikfirmen sowie Facility-Management Unternehmen. 

Die häufigsten Fragen, die sich unsere Kunden und ihre Mitarbeiter stellen, lauten: Wo ist mein Kollege? Wo liegen die Werkzeuge? Wo steht der Gabelstapler? Die einfachste Antwort auf diese Fragen lässt sich auf einer Karte darstellen. Mit unserer interaktiven Karten können Teams viel effizienter arbeiten und bis zu 90 Prozent weniger Zeit für Suchen verbringen – vom Meetingort bis zum Standort einer neuen Lieferung ist alles transparent abgebildet. Auch Informationen von externen Datenquellen wie IoT-Sensoren lassen sich integrieren. Damit können wir Arbeitsabläufe effizienter gestalten und durch die Auswertung von Ortsdaten ganz neue Erkenntnisse zur Nutzung von Arbeitsmaterialien ermöglichen.

Warum haben Sie sich entschieden, ein Unternehmen zu gründen?

Die Idee entstand vor etwa vier Jahren nach vielen Kundeninterviews. Wir haben festgestellt, dass es viele digitale Produktivitätstools für Büromitarbeiter gibt. Angestellte ohne festen Schreibtisch, die immerhin 80 Prozent der gesamten Arbeitsbevölkerung ausmachen, werden aber oft von der Digitalisierung ausgeschlossen. Gerade hier gibt es große Potenziale durch Digital Empowerment, die noch ungenutzt sind. Seit mehr als einem Jahr arbeiten wir in Vollzeit an FORMATION. Offiziell gegründet haben wir das Unternehmen dann zur „besten“ Corona-Zeit im April 2020. 

Welche Vision steckt hinter FORMATION?

Unsere Vision ist es, allen Mitarbeitern weltweit, die nicht im Büro arbeiten, ein digitales Werkzeug zu bieten, das ihre grundlegenden und täglichen Arbeitsabläufe vereinfacht. Niemand hat auf Dauer Freude daran, jeden Tag zwei Stunden mit Suchen oder Warten zu verbringen. Das ist aber leider keine Seltenheit. Daher sehen wir hier ein enormes Potenzial.

Wie funktioniert FORMATION? 

FORMATION können Sie sich wie eine Kombination aus Google Maps und Microsoft Teams vorstellen. Die interaktive Karte ermöglicht es Mitarbeitern, relevante Arbeitsmittel sofort zu finden oder Aufgaben mit dem Ort zur Durchführung zu versehen. Um unsere Karte mit Positions- und Trackingdaten zu füttern, arbeiten wir mit diversen Anbietern und Schnittstellen für Lokaliserungstechnologie zusammen. Wir sind nicht auf eine spezielle Technologie angewiesen, sondern nutzen bereits vorhandene Infrastrukturen oder bringen die Technologie ein, die am besten zu Bedarf und Budget der Kunden passt. Auf der Anwenderseite ermöglicht FORMATION effizientere Prozesse, was zu einer höheren Mitarbeiterzufriendenheit und zu weniger Fluktuation führt. Das wird für viele Branchen aufgrund der Knappheit an qualifizierten Arbeitnehmern immer relevanter. Auf der Managementseite ermöglicht FORMATION ganz neue Einsichten in die Nutzung von Arbeitsmitteln sowie die Prozessoptimierung basierend auf der Auswertung von Ortsdaten der Arbeitsmittel.

Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?

Der Unterschied zu anderen Anbietern ist unsere interaktive Karte und unser Fokus auf Orte. Die Produktivität von Teams in solch großen Arbeitsumgebungen lässt sich nicht einfach durch eine Aufgabenliste steigern, sondern benötigt einen Ansatz, der den Bedürfnissen gerecht wird – also eine Lösung, welche die Wo-Frage bestmöglich beantwortet. 

Von der Idee bis zum Start: Was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?

FORMATION ist bis heute komplett gebootstraped, also ohne externe Finanzierung aufgebaut und ausschließlich von uns Gründern sowie durch Umsätze finanziert – das ist schon in normalen Zeiten eine Herausforderung, aber während einer Pandemie umso mehr. Zu Beginn des Jahres führten wir viele Gespräche in der Messe- und Eventbranche. Eine Vielzahl an beweglichen Arbeitsmitteln sowie große Teams an gelernten und ungelernten Mitarbeitern deuteten auf erhebliche Optimierungspotenziale hin. Doch dann hat Corona die Branche hart getroffen und uns sind potenzielle Auftragschancen verloren gegangen. Trotzdem: Unser Team hat FORMATION weiter mit vollem Einsatz aufgebaut. 

Wie hat FORMATION von TechBoost, dem Startup-Programm der Telekom, profitiert? 

Vor allem durch das Matchmaking der Telekom. Dazu gehört zum einen die Vernetzung mit Interessenten an unserer Lösung, die bereits Kunden der Telekom sind. Aber auch durch das Networking mit anderen Startups aus dem Programm. Hier zeichnen sich interessante Kooperationsmöglichkeiten ab. Außerdem profitieren wir davon, dass wir die Open Telekom Cloud und damit eine deutsche Cloud-Infrastruktur nutzen können. Das hilft uns bei einigen Kunden in Deutschland, deren Vorgaben in puncto IT-Sicherheit zu erfüllen

Wie hat sich ihr Unternehmen durch Corona verändert?

Zu Beginn der Krise kam schnell die Frage auf, ob wir mit den eingesetzten Ortungstechnologien nicht auch eine Lösung zur Abstandsmessung zwischen Nutzern anbieten können. Wir haben uns aber letztlich dagegen entschieden, da wir uns zu diesem frühen Stadium auf unser Kernprodukt fokussieren wollten und mussten. 

Wie haben Sie sich auf die Krise eingestellt und welche Änderungen haben Sie vorgenommen?

In unseren internen Prozessen hat sich natürlich einiges getan. Die Zusammenarbeit im Team hat sich geändert. Auch wenn wir vorher schon sehr digital unterwegs waren, hatten wir ein Büro in Berlin, wo wir uns persönlich getroffen haben. Das findet aktuell nicht mehr statt und wir sitzen alle im Homeoffice. Auf der positiven Seite hat es trotz der physischen Ferne, das Team an sich enger zusammengeschweißt. Darüber sind wir nicht nur froh, sondern auch ein bisschen stolz.

Wo sehen Sie in der Krise eine Chance?

Viele erkennen einen Bedarf an Digitalisierung, um Prozesse effizienter zu gestalten und mehr Arbeit mit der gleichen Anzahl an Mitarbeitern zu schaffen – hier sind insbesondere Krankenhäuser zu nennen. Unsere Lösung kann helfen, einen OP-Saal nach einer Operation wieder schneller einsatzbereit zu machen, weil Mitarbeiter in der App auf einen Blick erkennen, wo neues und steriles Equipment liegt. Dann sprechen wir nicht mehr nur von einer höheren Effizienz, sondern sogar von potenziell geretteten Leben. 

Wo geht der Weg für FORMATION hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Wir wollen unsere kartenbasierte Produktivitäts-App Marktsegment für Marktsegment etablieren und die Lösung internationalisieren. Wo wir damit in fünf Jahren wirklich stehen, könnte nur ein Blick in die Glaskugel beantworten. Wir würden uns freuen, wenn wir bis dahin die „Default“-Lösung für Produktivitätsanwendungen für Mitarbeiter sind, die nicht in Büros arbeiten, und unser großartiges Team weiter zu uns hält und wächst. 

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?

  1. Den Vertrieb nicht vergessen. Wir sehen immer noch viele Gründer, die zu lange im stillen Kämmerlein an der Perfektionierung eines Produktes werkeln, bis sie mit dem Verkauf starten.
  2. Starke Partner – wie Telekom TechBoost – finden, die dabei helfen, die anfangs geringe Größe und Reichweite des eigenen Unternehmens exponentiell zu steigern. 
  3. Den Fokus nicht nur auf das Produkt, sondern auch auf die Teamentwicklung 

Bildquelle: Bosch Startup Harbour

Wir bedanken uns bei Philipp Stelzer für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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