Freitag, November 22, 2024
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Frauenpower in der Startup-Szene

Weibliche Köpfe in Führungspositionen bei jungen Tech-Unternehmen

Wie Joan Swanson, Head of Fraud Prevention beim Berliner Fintech-Startup Mondu, das Thema in der Praxis erlebt

Mondu ist ein in Berlin ansässiges Fintech-Unternehmen im Bereich B2B-Payments, das eine BNPL-Lösung (Buy Now, Pay Later) anbietet. Ziel des dynamischen Startups ist es, den finanziellen Alltag von KMU zu vereinfachen, damit sie sich auf ihr Geschäft konzentrieren können. Mondu verfügt über ein Team von 120 höchst talentierten Fachkräften mit unterschiedlichen Branchen-Hintergründen, darunter viele Frauen. Eine der Herausforderungen für Frauen in Führungspositionen, nicht nur bei Startups, ist jedoch das Geschlechterverhältnis im Allgemeinen und insbesondere beim Aufstieg in höhere Positionen.

Mittlerweile gibt es erfreulicherweise einen großen Pool an weiblichen Fachkräften in den seit langer Zeit männerdominierten Ausbildungs- und Berufsbereichen STEM (Science, Technology, Engineering and Math) oder MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik). Es ist selbst für bestens ausgebildete Frauen aber nach wie vor ein Problem, in technikorientierten Unternehmen einen Fuß in die Tür zu bekommen – und später auch aufzusteigen. Dies beginnt bereits damit, dass Männer sich für eine Stelle bewerben, wenn sie 50 Prozent der Kriterien erfüllen, während Frauen sich gar nicht erst bewerben, wenn sie nicht alle Kriterien erfüllen.

Personalverantwortliche sollten ihre Stellenanzeigen und -beschreibungen so gestalten, dass sie einen vielfältigen Pool von Kandidatinnen ansprechen. Dabei gilt es auch, deutlich zu machen, dass die Bewerberin nicht 100 Prozent der geforderten Qualifikationen erfüllen muss, um sich zu bewerben. Kleine Maßnahmen wie diese können viel dazu beitragen, mehr Frauen in die Pipeline zu bekommen, was der erste Schritt ist, um einige der Ungleichheitsprobleme zu lösen. Ebenso gilt es, frühzeitig die richtigen Weichen zu stellen, um talentierte Frauen im Unternehmen nach oben zu bringen. Die Förderung weiblicher Vorbilder in jungen und wachsenden Tech-Unternehmen ist wichtig, um andere zu inspirieren.

Frauen müssen sich durchsetzen gegen laute Alpha-Kollegen

Eine Herausforderung für Frauen im Joballtag ist auch, dass sie oft zurückhaltender sind als ihre männlichen „Alpha-Kollegen“. Um etwa in einem Meeting Präsent zu zeigen, halten es viele Männer für wichtig, sich so früh wie möglich mit einer Wortmeldung in Szene zu setzen. Viele Frauen werden aber nicht etwas sagen, nur um etwas zu sagen. Sie werden pauschal nichts beitragen, es sei denn, sie haben etwas Wertvolles zu sagen. Viele Männer hingegeben haben offensichtlich das Gefühl, dass sie einfach die Lautesten im Raum sein müssen und unbedingt etwas von sich geben müssen. Das bedeutet jetzt nicht, dass Frauen ständig das Wort ergreifen und versuchen müssen, als Erste zu Wort zu kommen. Es liegt eher an den Männern, ihr Verhalten anzupassen und nicht zu versuchen, eine rustikale Kultur zu fördern, in der der Lauteste im Raum – eben oft ein Mann – auch noch belohnt wird.

Ein wichtiges Signal, das Joan Swanson in der Vergangenheit geholfen hat und das männliche Führungskräfte lernen sollten, besteht darin, sich immer zu vergewissern, ob die Männer vielleicht etwas zu viel Redezeit bekommen haben, und einfach fragt: „Joan, hast du noch etwas beizutragen?“ Um die Rolle der Frauen im Unternehmen zu stärken, sollten Führungskräfte sicherstellen, dass die Stimmen der Frauen gehört werden – und diese ihren Standpunkt durchsetzen können, auch wenn es manchmal ein wenig unangenehm ist.

“Auch wenn Frauen mittlerweile genauso berufstätig sind wie Männer, bleiben ihnen im Haushalt oft noch zusätzliche Belastungen aus einer patriarchalischen Gesellschaft. Als Führungskraft von Frauen ist es wichtig, sich dieser zusätzlichen Verpflichtungen bewusst zu sein und dem gesamten Team ein gewisses Maß an Flexibilität zu geben”, meint Joan Swanson. “Meiner Erfahrung nach neigen männliche Manager dazu, weniger direkt konstruktives und definitives Feedback an alle Mitarbeiter zu geben. Man sollte sich aber stets der Sprache bewusst sein, die man verwendet, und man sollte versuchen unabhängig vom Geschlecht der adressierten Person konsistent zu sein.”

Mehr Frauen in Führungspositionen – ein stetiger Prozess

Als Joan Swanson ihre Karriere startete, arbeitete sie in einem Analysten-Entwicklungsprogramm bei Capital One in den USA. Es waren 50 Analysten, die gleichzeitig anfingen, alle kamen direkt vom College, und davon waren vier Frauen. Künftig werden mehr Frauen in der Finanz- und Tech-Branche arbeiten, auch in Führungspositionen wird ihr Anteil steigen. Es ist ein stetiger Prozess, bei dem Unternehmen alles daransetzen müssen, dass kompetente Frauen an Bord kommen und bei dynamischen Startups rasch aufsteigen können, wenn sie das Zeug dazu haben – unabhängig vom Geschlecht.

Titelbild pixabay

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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