Samstag, Dezember 14, 2024
StartGründerTalkAn die eigene Sache zu glauben und überzeugt sein

An die eigene Sache zu glauben und überzeugt sein

Die Gründer von Fretello waren in der StartUp Show 2 Minuten 2 Millionen wie es nach der Show weiterging erzählen Sie im Interview

Wie ist die Idee zum Fretello entstanden, wann wurde die Firma gegründet und wie haben Sie sich als Gründerteam zusammengefunden?
Wolfgang und ich kennen uns vom Studium. Wir haben das Unternehmen 2014 aus einer „Not“ heraus gegründet. Ein US-Unternehmen ist auf eines unserer Studentenprojekte aufmerksam geworden und wollte kurzerhand, dass wir für sie die Apps zur Steuerung der damals ersten 360° Action-Kamera entwickeln. Wir willigten kurzer Hand ein und fanden uns nicht einmal ein Monat später im Flugzeug nach Florida wieder.

Anfang 2016 fassten wir dann den Entschluss uns unserer Leidenschaft, Menschen ein Musikinstrument beizubringen, zu widmen. Die Idee zu Fretello existierte aber bereits davor.

Als Teenager habe ich mir im Selbststudium Gitarrespielen beigebracht. Ich wollte in einer Band spielen, um Mädchen zu beeindrucken. Während dem Studium habe ich dann von meinem Gitarrenlehrer gelernt, dass ich mich mit den richtigen Übungen, der richtigen Methode und geeignetem Feedback trotz hohem Zeitdruck sehr viel schneller verbessern kann, als ich je gedacht hätte. Eine Herausforderung vor der jeder Gitarrist irgendwann steht und die sich mit einer App perfekt bewältigen lässt.

Von der Idee bis zum Start was waren die größten Herausforderungen? Welche Vision steckt hinter dem Fretello?
In unserem Fall war die größte Herausforderung, ein gut funktionierendes und profitables Geschäftsmodell aufzugeben, damit wir unserer eigenen Leidenschaft nachgehen können, ein Musikinstrument beizubringen.

Mit Fretello möchten wir jedem Menschen weltweit die Möglichkeit geben, ein Musikinstrument zu meistern. Die Gitarre ist für uns dabei nur der erste Schritt.

Wer ist die Zielgruppe von Fretello?
Jeder, der sich zum Ziel gesetzt hat, ernsthaft Gitarre zu lernen, zählt zu unserer Zielgruppe. Im ersten Schritt haben wir uns auf Musiker konzentriert, die bereits ein wenig Erfahrung auf der Gitarre haben. Die aktuelle Nachfrage zeigt aber, dass auch Beginner sehr stark an unseren Produkten interessiert sind.

Mit Fretello wollen wir Musikern hoch qualitativen Musikunterricht anbieten. Musik ist keine Frage von Talent. Zwar erfordert sie etwas Geduld, ist aber für jeden gleichermaßen erlernbar.

Wie funktioniert die App? Warum sollte man die App zum Gitarre spielen lernen nutzen?
Musik, egal ob von Beethoven oder Metallica, basiert auf denselben elementaren Bausteinen. Und wie Sprache folgt Musik bestimmten Regeln. Versteht man die Grammatik und Bedeutung einzelner Wörter kann man mit einer Sprache Sätze bilden. Versteht man die Bausteine der Musik, kann man jeden beliebigen Song spielen, eigene Songs schreiben und lernen wie man frei improvisiert, ähnlich wie man frei spricht.

Fretello lernt Musikern die Bedeutung dieser elementaren Bausteine, zeigt wo sie vorkommen und wie sie genutzt werden können und vermittelt dadurch musikalisches Wissen, das zu konstantem Fortschritt führt. Und das in nur 20 Minuten, 3 Mal pro Woche.

Grund dafür ist die Verwendung von neuesten Erkenntnissen aus der Sportwissenschaft. Musiker trainieren musikalische Bausteine, die nichts anderes sind als feinmotorische Abläufe in den Fingern, in sehr kurzen, häufigen Abständen. Wiederholt man diese Abläufe oft genug, baut das Gehirn das Muskelgedächtnis für die Bewegungen auf. Der Musiker kann Bausteine spielen ohne darüber nachzudenken, so wie z.B. Slash von Guns’n’Roses.

Sie waren mit Fretello in 2Minuten 2 Millionen die Startup Show. Wie haben Sie sich auf die Show vorbereitet?
2 Minuten 2 Millionen war unser erster großer Pitch in deutscher Sprache. Davor haben wir ausschließlich auf Englisch gepitcht. Wir haben einen von Grund auf neuen Pitch erarbeitet, uns selbst auf Video aufgezeichnet, vor Freunden gepitcht und Feedback von allen Seiten geholt. Schließlich wollten wir, dass der Pitch sitzt.

Wir haben uns auch Pitches aus den Vorjahren angesehen und uns gezielt auf Fragen der Investoren vorbereitet.

Wie ist das Medien Echo nach der Show?
Fretello wurde bereits vor der Show gut von deutschsprachigen Medien aufgenommen. Grund dafür waren einerseits internationale Erfolge, wie die Einladung zum weltweit größten Gitarrenhersteller in den USA. Aufgrund des Investments und der Zusammenarbeit mit Michael Altrichter und Startup 300 ist das Interesse aber noch weiter gestiegen.

Wie ist das Feedback der Kunden nach dem Auftritt in der Startup Sendung 2 Minuten 2 Millionen? Wie hat sich die Nachfrage entwickelt?
Vor allem regional ist die Nachfrage nach dem Produkt stark gestiegen. Der DACH-Raum war allerdings bereits vor 2 Minuten 2 Millionen einer unserer wichtigsten Märkte. Nachdem sich unsere Produktentwicklung sehr stark am Kunden orientiert, haben wir aufgrund der Ausstrahlung wichtige Tester gewonnen, mit denen wir gemeinsam das Produkt verbessern.

Welchen Investor hatten Sie im Auge?
Mit seiner Erfahrung im Digital- bzw. App-Bereich war unser Ziel von Anfang an, Michael Altrichter zu begeistern. Dass Michael begeisterter Musiker ist, war uns vor der Show aber nicht klar.

Würden Sie anderen Startup Unternehmen die Teilnahme an der Sendung empfehlen?
Für uns war die Teilnahme eine gute Erfahrung, die wir nicht missen möchten. Aufgrund der Vorbereitungen hatten wir viel Zeit uns mit unserem Auftritt zu beschäftigen und wichtiges Feedback von Investoren und anderen Startups zu bekommen.

Fretello ,wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Neben der Weiterentwicklung für weitere Instrumente wie z.B. Bass oder Klavier steht vor allem die Expansion unserer Produkte im Fokus. Vor allem der asiatische Markt bietet für uns großes Potenzial. In Japan wird z.B. alle 3 Sekunden eine Gitarre verkauft.

Zum Schluss: Welche Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Das wichtigste, das mir und vielen anderen immer wieder Antrieb gibt, ist an die eigene Sache zu glauben und überzeugt sein, dass man es mit der eigenen Idee schaffen kann. Dabei darf man aber nicht blind gegenüber Änderungen oder Richtungswechseln sein. Fretello hat sich seit seiner Idee konstant weiterentwickelt. Ohne Richtungswechsel wären wir nicht an dem Punkt, wo wir jetzt stehen. Meine wichtigste Lektion dabei: Obwohl man ein Produkt meist aus einem eigenen Bedürfnis heraus entwickelt, ist man selbst nicht der Kunde.

Bild: Gründerteam Fotograf/Bildquelle Lukas Beck

Wir bedanken uns bei Florian Lettner für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

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