Dienstag, Dezember 24, 2024
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Nicht von der Richtung abbringen lassen

Frontastic Frontend Management Plattform für D2C-Retailer und Brands, die sich bereits für API First und Headless-Architektur interessieren

Stellen Sie sich und das Startup Frontastic doch kurz unseren Lesern vor!

Thomas Gottheil: Mein Name ist Thomas Gottheil und ich bin Mitgründer von Frontastic. Ganz vereinfacht erklärt bauen wir eine Software-Plattform, die es Entwicklern sowie Vertriebs- und Marketing-Teams in Unternehmen ermöglicht, in einer digitalen Welt, die zunehmend in Richtung API und Headless entwickelt, die besten Customer-Experience-Angebote zu erschaffen.

Warum haben Sie sich entschieden ein Unternehmen zu gründen?

Gottheil: Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie in einem Angestelltenverhältnis gearbeitet, sondern mir schon neben der Schule immer ein bisschen Geld dazuverdient, indem ich beispielsweise CD-ROMs für Shareware-Software mit schönen Oberflächen baute. Davon verkaufte ich ein paar Tausend Stück und wuchs so langsam in den E-Commerce hinein. 2005 gründete ich mit Werbemacher meine erste Company – eine Agentur für Branding und Vertriebsförderung. Wir haben da wahnsinnig viel ausprobiert und ich habe mehr gelernt als in jedem Studium. Aus Werbemacher wurde Shopmacher mit Fokus auf Online-Shops für Marken und Händler. Und hier entstand irgendwann die Idee zu Frontastic.

Welche Vision steckt hinter Frontastic?

Gottheil: Ich bin davon überzeugt, dass Unternehmen in Zukunft nur noch dann bestehen können, wenn sie ihren Kunden das beste Kundenerlebnis bieten. Wir wollen die Software-Plattform sein, die es Teams innerhalb der Unternehmen erlaubt, ihre Kunden glücklich zu machen – und das so schnell wie möglich. 

Von der Idee bis zum Start: Was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?

Gottheil: Als ich Anfang 2017 entschieden hatte, Frontastic zu gründen, war mir klar: Das Wichtigste, was wir für den Erfolg brauchen, sind gute Techniker und jemand, der Unternehmensorganisation und Kultur aufbauen kann. Mit diesen Ansprüchen habe ich potenzielle Mitgründer gesucht. Henning Emmrich, Tobias Schlitt und Kore Nordmann waren von Anfang an meine Wunschbesetzung. Und als ich die von meiner Idee überzeugen konnte, haben wir Frontastic an den Start gebracht.

Eine weitere Herausforderung ist, dass man in der Regel aus zwei Gründen gründet: Entweder man macht etwas zehn Mal besser als andere, oder man macht es anders. Ich glaube an das anders. Aber von diesem Glauben auch andere zu überzeugen, ist ein gewaltiger Kraftakt. Finanziert sind wir wie die meisten Tech-Start-ups auch über Investoren wie Reimann Investors, Ventech Investors, Aschendorff NEXT oder die NRW.Bank. Darüber hinaus haben wir Jochen Krisch, Marc Ramelow, Michal Bartmanski und Ulrike Müller als Business Angels gewonnen. Aktuell bereiten wir die nächste große Finanzierungsrunde vor – auch mit Investoren aus den USA.

Wer ist die Zielgruppe von Frontastic?

Gottheil: Unsere Idealkunden sind D2C-Retailer und Brands, die sich bereits für API First und Headless-Architektur interessieren und in einem sehr agilen, hoch kompetitiven, disruptiven Markt unterwegs sind. Die können sich keine riesige Mannschaften an Inhouse Developern und Inhouse Marketers aufbauen, um gegen die ganz Großen des E-Commerce bestehen zu können. Denen wollen wir mit Frontastic helfen. Und dass wir seit dem ersten Kunden-Launch mit unserer Software im April 2019 schon namhafte Referenzen wie Flaconi, Apollo, Bonprix, Flaschenpost, Chronext oder ganz neu die Berlin Brands Group von uns überzeugen konnten, spricht dafür, dass wir hier einen echten Need erkannt haben.

Wie funktioniert Frontastic? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?

Gottheil: Wir bieten eine Low-Code-Plattform für die Entwickler und einen Experience-Editor für die Business-Anwender, also beispielsweise das Marketing. Und dadurch machen wir die einzelnen Team-Mitglieder unabhängiger voneinander. Die Frontend-Developer können Frontend-Komponenten bauen und die Business-Anwender können die Komponenten innerhalb der Frontends eigenständig konfigurieren, steuern und publishen. Sie müssen also künftig keinen Entwickler mehr darum bitten, beispielsweise einen Button von grün auf rot umzufärben, sondern machen es einfach selbst. Auf diese Weise entfallen eine ganze Reihe von Kommunikationsschleifen. Und das sorgt dafür, dass Projekte immens an Geschwindigkeit und Agilität gewinnen. 

Bislang ist es so, dass Unternehmen, die sich für einen Headless-Ansatz entscheiden, eine Backend-Komponente wie commercetools oder contentful kaufen und dann ihr Frontend umsetzen müssen. Und aktuell entscheiden sie sich häufig noch dafür, ihre Frontends selbst zu bauen beziehungsweise aus verschiedenen kleineren Komponenten selbst zusammenzustückeln. Früher oder später werden sie aber feststellen, dass sie sich auf diese Weise von ihren Entwicklern extrem abhängig machen. Denn die Business-Anwender müssen für jeden Änderungswunsch einen Entwickler beauftragen. Das macht nicht nur die Marketing-Teams langsam und unproduktiv, sondern führt auch dazu, dass Entwickler-Teams einen großen Teil ihrer Zeit mit für sie langweiligen und profanen Change Requests verbringen, anstatt wirklich wertschöpfende Shopneuerungen zu entwickeln. Dieses Problem lösen wir – und diese Differenzierung wird uns künftig enorm in die Hände spielen. Unser größter Wettbewerber ist also eigentlich das Selber-Bauen. 

Frontastic, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Gottheil: Wir planen gerade die Expansion in die USA und wollen in fünf Jahren 60 Prozent unseres Gesamtumsatzes dort generieren. Der Markt ist für uns perfekt, denn alles, was wie wir stark kundenzentriert ist, funktioniert dort extrem gut. Das zeigen Unternehmen wie Salesforce oder Adobe. Generell sind wir davon überzeugt, dass die Unternehmen den Benefit unserer Lösung in einigen Jahren noch stärker erkennen. Denn der eigentliche Wert der Digitalisierungsstrategie beginnt erst nach dem Setup. Erst wenn das Grundgerüst steht, kann man über eine gute Customer Experience und einen schnellen Time to Market Alleinstellungsmerkmale generieren. Aber weil wir noch so jung sind, haben wir noch nicht so viele Kunden, die in diesem Status sind.

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?

Gottheil: Wenn man von seinem Weg überzeugt ist, darf man sich von Kritikern am Straßenrand oder auch den eigenen Investoren nicht von der Richtung abbringen lassen, sondern muss sein Ding durchziehen. Dafür braucht man die richtigen Mitstreiter an Bord. Die sollte man mit Bedacht auswählen. Und schlussendlich steckt man in sein Unternehmen natürlich jede Menge Herzblut. Aber es gibt auch noch ein Leben neben dem Job.

Fotograf: Simon Thon

Wir bedanken uns bei Thomas Gottheil für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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