Sonntag, Dezember 15, 2024
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Wie können aus alten Materialien neue Produkte entstehen?

fyksin verwandelt alte Werbematerialien in einzigartige, nachhaltige Produkte – aber wie funktioniert das eigentlich?

Wie würden Sie fyksin und die Personen, die dahinter stehen, vorstellen?

Wir, Sinah und Sabrina, „unikat-ieren“ und setzen dabei auf „richtig plietschen Stoff“ –nämlich auf nicht recyclebare Materialien.  Mit unserem Start-up fyksin bieten wir den Unternehmen an, ihr bereits vorhandenes und bezahltes Werbematerial, wie beispielsweise Riesenposter von Werbekampagnen, mit Sinn weiter zu verwerten. Wir kümmern uns darum: Denn daraus können in Absprache und je nach Vorstellung wunderbare Produkte für eigenes Merchandising entstehen.

Dieser Prozess hat so viele gute Seiten, es ist ökonomisch und ökologisch und gleichzeitig wunderbar werbewirksam nutzbar. Es ist also eine Investition in die Umwelt und Natur, denn die Großflächenmaterialien oder auch Papierwerbung landen nicht auf dem Müll. Unser oberstes Ansinnen lautet: Wir konzentrieren uns auf Müllreduktion, insbesondere von Plastik, und plädieren für bewussten Konsum. Wir haben uns mit der Gründung von fyksin in 2022 einen Lebenstraum erfüllt. Wir wollen nach unseren ethischen Maßstäben einen Beitrag für die Umwelt leisten und zugleich unsere Kreativität ausleben. Dies macht fyksin aus. 

Was war der ursprüngliche Anstoß zur Gründung von fyksin und wie hat sich das Unternehmen seitdem entwickelt?

Das war eine ganz wunderbare Begebenheit, die Idee war schon lange da, der Impuls kam aber quasi von außen. Eine Herstellerfirma schrieb uns an und fragte nach, ob wir ihr Material verarbeiten wollen. Wollten wir! Unbedingt! Wir haben klein angefangen. Schritt für Schritt wurde uns bewusst, was für gigantische Mengen es da auf dem Markt gibt – die einfach so entsorgt werden.

Lange vorher stellten wir Produkte im Upcyclingverfahren her. Aufgrund dieser Erfahrungen und der Begegnung mit diesen besonderen Poster-Materialien entschieden wir, uns auf diese Nische zu konzentrieren. So wurde unser „(Näh-) maschinenpark“ immer größer. Ein Schritt war die Anmietung ein kleines Studios: Wir haben unseren Fuchsbau, in dem wir Produkte wie Crossbags, Portemonnaies und einiges mehr auch stationär verkaufen, im Hamburger U-Bahnhof Buckhorn in Volksdorf eröffnet. Hier produzieren, designen, entwickeln und verkaufen wir. 

Wie lautet die Vision von fyksin und welche Schritte unternehmen Sie, um diese zu erreichen?

Wir möchten Firmen verstärkt in ihre Verantwortung bringen, zu erkennen, a) wie viel Müll sie produzieren und b) welchen Wert „ihr Müll“ noch hat und c) dass sich aus dem eigenen, bereits bezahlten Material neue Produkte herstellen lassen und somit im großen Maß Ressourcen sparen können. Wir sind überzeugt, dass die Müllmengen auf dieser Welt drastisch reduziert werden müssen und das Bewusstsein dafür wachsen muss – und das beginnt bei den in Auftrag gebenden Unternehmen. Unsere Strategie ist, Kooperationen mit namhaften Unternehmen, Verbänden und Einrichtungen einzugehen.

Dafür sprechen wir diese direkt an und erreichen sie auch auf Messen und werbewirksamen Veranstaltungen. Darüber hinaus arbeiten wir gerade an einer Plattform, die Interessierten unkompliziert einen Zugang ermöglicht, direkt auf Einkaufspreise für Beispielprodukte zuzugreifen, Anfragen zu stellen und Änderungswünsche oder -ideen zu beschreiben.

Wer ist die Zielgruppe von fyksin und wie stellen Sie sicher, dass deren Bedürfnisse erfüllt werden?

Wir richten uns in erster Linie an Unternehmen, Firmen, Museen, städtische Einrichtungen – eigentlich sind es alle, die Werbung machen und ihr eigenes Material weiter nutzen wollen. Oder aber, anders herum gedacht, die Firmen, die nachhaltige, sich vom herkömmlichen Markt abhebende und individualisierte Werbeprodukte suchen. Wir erarbeiten, wenn gewünscht, ein eigenes Design mit den Auftraggebern oder stellen auch gern unsere zur Verfügung. Es richtet sich an alle, die den Zeitgeist und die Notwendigkeit umzudenken, erkannt haben.

Welche besonderen Herausforderungen haben Sie bisher in der Entwicklung von FYKSIN erlebt und wie haben Sie diese gemeistert?

Wir sind noch mittendrin.

Was macht fyksin besonders und unterscheidet Ihr Unternehmen von anderen auf dem Markt?

Unser Motto lautet: Circle it! Denn es gibt das Rohmaterial bereits und wir zaubern mit unserem Angebot ein zweites Leben. Dabei ist es unser Gesamtkonzept, das uns abhebt: In erster Linie richten sich unsere Dienstleistungen an B2B. Dabei sind uns faire Arbeitsbedingungen wichtig. Durch kurze Entscheidungswege haben wir eine gewisse Flexibiliät im Denken und Handeln. Und wir produzieren in Deutschland. Qualität geht vor Quantität. Wir mit fyksin – und hoffentlich in Zukunft viele Unternehmen – treffen bewusste Entscheidungen für eine gesunde Umwelt. Mit uns im Boot liegt der Fokus auf Müllreduzierung. Wir handeln menschlich nah, ethisch, sozial und mit ästhetischem Anspruch.  

Wie stellen Sie sicher, dass Ihre Produkte und Dienstleistungen sowohl ökologisch als auch praktisch sind?

Auch hier kommt wieder das bereits vorhandene Material zur Sprache. Darüber hinaus verwenden wir beispielsweise ausschließlich recycletes Nähgarn der besten Qualität, die es auf dem Kurzwaren-Markt gibt. Wir setzen bis auf Reißverschlüsse, keine weiteren Plastikprodukte ein, daher gibt es an unseren Produkten nur Metallbeschläge und Verschlüsse. Sie sind hochwertig und langlebig.

Und: Wir lieben es, Problemlöser zu entwickeln! So machen wir uns beim Duschbuddy und unserer Bottlebag die Wasserdurchlässigkeit des Meshmaterials zu Nutzen. Wer kennt nicht das Problem, z. B. auf dem Campingplatz oder beim Sport, Duschgel, Kleinkram & Co, von A nach B zu transportieren. Der Duschbuddy ist unser neuestes Produkt. Er hält alles zusammen, was ihn füllt und passt an so gut wie jede Duscharmatur.

Welche zukünftigen Entwicklungen und Pläne haben Sie für fyksin?

Wir möchten unseren Gedanken des Upcyclings im Großen, sowie das Potenzial & die Wertschätzung der eingesetzten Materialien unbedingt so bekannt machen, dass es eine generelle Lösung für große Firmen darstellt. Es gibt sehr viele Spielräume…. Seien es Tüten aus Papierpostern, Übergabemappen aus Bauzaunbespannungen von Architektenbüros… Und wir möchten wachsen und ein festes Team mit glücklichen Mitarbeitenden bilden. Und – natürlich nicht zu vergessen – werden wir noch viele schöne neue Ideen im Produktbereich, z.B. für den Outdoorbereich, realisieren. 

Wie gehen Sie mit dem Feedback Ihrer Kunden um und wie beeinflusst es Ihre Produktentwicklung?

Jedes Feedback ist uns enorm wichtig, ob von Kunden, Partnern oder Freunden – wir hören auf jeden Fall aufmerksam zu und hin und gehen danach in uns. Aufgrund der besonderen Materialien, die wir verwenden, gleichen wir genau ab, was und wie etwas gehen kann, wo noch Chancen und Möglichkeiten zur Weiterentwicklung oder Inspiration liegen. Generell testen wir gern alles aus und streben eine Umsetzung an, die überzeugt. Erfahrungen, die wir gemacht haben, schöne genauso wie kritische, schätzen wir – denn sie bringen uns im Endeffekt immer weiter.

Wir gehören zum Trendbereich des „überlegten Handelns“, er ist unserem Empfinden nach heutzutage aktueller denn je und kommt (hoffentlich!) wohl nie aus der Mode! Wir als globale Gesellschaft müssen und dürfen den Zyklus im Sinn haben – dass alles, was wir nutzen, ein Leben vorher hatte und alles, wovon wir uns trennen, ein Leben danach hat. Für uns alle ist es notwendig, uns über das Vorher und Nachher Gedanken zu machen, bevor wir konsumieren. Egal in welchem Bereich.

Welche drei Ratschläge würden Sie anderen Gründern geben, die ein ähnliches Geschäftsmodell verfolgen möchten?

An erster Stelle: Fokus, Fokus, Fokus! Nur wer das Ziel klar im Sinn und vor Augen hat, kann den Weg gehen. Denn sonst hält man sich an jeder Etappe auf und verfranst sich schnell. 

Hol Dir Hilfe! Jeder ist gut für sich und hat seine Stärken, aber gemeinsam ist man effektiver. Es kann und muss nicht jeder alles können, finden wir. Und oft schnappt man im Austausch spannende neue Aspekte auf.  

Und an dritter Stelle: Kommuniziere klar und deutlich und fordere das auch von deinem Gegenüber ein.

Wie hat sich Ihre Beratung und Dienstleistung im Laufe der Zeit verändert und welche Rolle spielt Nachhaltigkeit in Ihrem Geschäftsmodell?

Wir sind mit einem Fokus auf B2B gestartet und haben uns durch verschieden Einflüsse in Richtung Endkunden ablenken lassen. Doch dort findet unser Anliegen gar nicht die richtigen Ansprechpartner. Durch eine Gradwanderung sind wir heute bei 20/80 B2C/B2B und fühlen uns sehr wohl mit dieser Positionierung. Nachhaltigkeit spiegelt sich überall wider – im Denken, im Handeln, in den Materialien, in den entstehenden neuen Produkten.

Welche Bedeutung hat Individualität in Ihren Produkten und Dienstleistungen und wie fördern Sie diese bei Ihren Kunden?

Individualität ist das Stichwort, denn jedes unserer Produkte ist ja ein Unikat. Wenn wir ein Riesenposter verarbeiten, ist jeder Ausschnitt stets ein anderer. So entsteht für unsere Auftraggeber eine höchst individuelle Kollektion. Für uns sind die Ergebnisse gleichermaßen spannend wie für unsere Kunden. Uns zeichnet unbedingt eine große Offenheit aus, denn wir arbeiten gern mit Menschen zusammen und steigen mit ihnen liebend gern in den kreativen Prozess ein – und versuchen, jede Idee umzusetzen. Für ein gutes Morgen.

Bild @ fyksin

Wir bedanken uns bei Sinah Röh und Sabrina Urban für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

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