Dienstag, Dezember 24, 2024
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Sich von einem Nein nicht aus der Bahn werfen lassen

HEIMATHAUFEN: soap & precede umweltbewusste Körperpflege mit Duschgel und Shampoo zum selber mischen

Stellen Sie sich und das Startup HEIMATHAUFEN doch kurz unseren Lesern vor!

Moin, wir sind Boris und Oliver Schumacher und haben 2018 zusammen die HEIMATHAUFEN GmbH gegründet. Im Februar 2019 erblickte dann die Idee zu soap & precede das Licht der Welt –umweltbewusste Körperpflege mit Duschgel und Shampoo zum selber mischen. Unser erstes Produkt, das all in. WASH. 4-in-1., ist ein konzentriertes Pulver, das sich in Verbindung mit Leitungswasser Zuhause in ein Allzweck-Duschgel verwandelt.

Damit bekommt man sozusagen das Beste aus zwei Welten: Körperpflege so umweltschonend und verpackungsarm wie ein festes Stück Seife und doch das flüssige Produkt, auf das viele Menschen einfach nicht verzichten wollen!

Jeder Beutel all in. WASH. ersetzt dabei vier Plastikflaschen und spart so nicht nur 95 % Verpackung – das „fehlende“ Wasser macht das Pulver zudem deutlich leichter als herkömmliche Produkte und reduziert daher die CO2-Emissionen auf dem Transportweg um 90 %. Zudem landet das all in. WASH. ganz platzsparend direkt im Briefkasten – entweder einmalig oder als regelmäßige Lieferung.

Warum haben Sie sich entschieden ein Unternehmen zu gründen?

Um etwas zu verändern. Wobei, jeder von uns hat jeden einzelnen Tag erneut die Chance, etwas zu verändern – das ist nicht von einer Gründung oder der gewählten Unternehmensform abhängig, sondern vom eigenen Anspruch, einer Vision die einen antreibt und natürlich einer guten Idee. Aber natürlich hilft eine Unternehmensgründung und lenkt u.A. viele rechtliche Themen in geordnete Bahnen. Letztendlich haben wir so recht schnell entschlossen, dass wir unsere ersten Schritte in Sachen Selbstständigkeit und Realisierung eigener Ideen im Rahmen einer GmbH umsetzen wollen.

Welche Vision steckt hinter HEIMATHAUFEN und soap & precede?

Uns als Team und HEIMATHAUFEN treibt vor allem die Überzeugung an, dass wir die Dinge so wie sie sind zwar akzeptieren, aber niemals hinnehmen müssen.  Wir finden so zum Beispiel, dass Unternehmen viel stärker in die Verantwortung genommen werden müssen – denn um wirklich etwas zu bewegen braucht es beide Seiten: Kunden, die bereit sind Neues auszuprobieren und Alternativen zu verwenden UND eben auch Unternehmen, die diese Lösungen anbieten und neue Herangehensweisen ermöglichen. Und zwar nicht in Form von Greenwashing um schnelles Geld zu machen, sondern wirklich aus den richtigen Beweggründen.

Wenn wir uns heute die Personal Care Branche anschauen, ein immerhin 14 Milliarden Euro großer Markt, dann sehen wir, dass unter den Aspekten Nachhaltigkeit und Umbruch die Geschwindigkeit noch zu gemächlich ist. Man stelle sich nur einmal vor, wie viel Kosmetikprodukte die bis zu 90 % aus Wasser bestehen täglich durch die Nation gefahren werden – ein gewaltiges Transportgewicht, das einfach nicht sein müsste. Aber sinnvolle und praktikable Lösungen fehlen bislang, Seifenstücke und festes Shampoo werden größtenteils vom Verbraucher nicht angenommen.

Mit unserer powder-to-liquid Formel möchten wir verändern, wie wir uns morgen waschen und zeigen, dass sich nachhaltiges Leben und Komfort sehr wohl miteinander verbinden lassen – wenn Unternehmen clevere Lösungen anbieten. Deswegen freut es uns besonders, dass wir seit den letzten Monaten nicht mehr Einzelkämpfer auf diesem neuen Markt sind, sondern immer mehr kleine Startups diesen oder einen ähnlichen Ansatz aufgreifen. Es braucht noch viel mehr davon, damit wir gemeinsam dieses neue Prinzip bekannt machen und wirklich einen Wandel herbeiführen.

Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?

Der Weg von einer Idee zum fertigen Produkt ist lang und damals wussten wir noch nicht, was da in Wirklichkeit alles auf uns zukommen würde. Vor allem hatten wir uns die Entwicklung dann doch etwas einfacher vorgestellt. Zumal wir recht schnell festgestellt haben: es ist nicht nur damit getan, ein wasserfreies Produkt zu entwickeln, sondern Körperpflegeprodukte müssen komplett neu gedacht werden. Dann ein Jahr später ein fertiges Produkt in den Händen zu halten, ist ein ganz besonderes Gefühl, das all die Anstrengungen und Hürden schnell vergessen lässt. Besonders stolz sind wir darauf, dass unsere Rezeptur eine komplette Eigenentwicklung ist und wir zum Beispiel nur für die Zulassungstests etc. ein externes Labor beauftragen mussten. So konnten wir das all in. WASH. bisher vollständig selbst finanzieren.

Wer ist die Zielgruppe von soap & precede?

Eigentlich jeder Mensch, der sein Badezimmer nachhaltig gestalten und auf all die vielen Plastikflaschen verzichten möchte, aber eben nicht auf den Komfort und das Erlebnis eines flüssigen Produktes.

Was ist das Besondere an den Produkten? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?

Unser all in. WASH. ist ein Kombi-Produkt, das sich sowohl für Körper, Haare, Hände, als auch Gesicht eignet. Wir erreichen das, indem wir Inhaltsstoffe ausgewählt haben, die den hohen Ansprüchen an gut verträgliche und naturnahe Kosmetik gerecht werden – so verwenden wir ein sulfatfreies Tensid (Sodium Cocoyl Isethionate), während in anderen Produkten häufig noch Sodium Coco Sulfate oder gar SLS (Sodium Lauryl Sulfate) zum Einsatz kommt.

SCI ist ein besonders mildes Tensid und findet daher auch in Babyshampoos Verwendung. So werden Haut und Haare zwar schön sauber, zugleich wird empfindliche Haut aber nicht austrocknet oder unnötig strapaziert. In Kombination mit hydrolysiertem Weizenprotein und Aloe Vera entstand eine Rezeptur, die für die meisten Haut- und Haartypen geeignet ist und ohne Silikone, Parabene oder andere umstrittene Inhaltsstoffe auskommt. Natürlich vollständig vegan und ohne Tierversuche.

Außerdem haben wir uns gegen die Form einer Brausetablette und für ein Pulver entschieden.

Das bringt gleich mehrere Vorteile: es werden keine Hilfsstoffe benötigt, um die Tablette zum Sprudeln zu bringen – so bleibt genügend Platz für unsere Wirkstoffe. Außerdem lässt sich das Pulver ohne Probleme ganz nach Belieben dosieren.

Da aus dem all in. WASH. Pulver keine wässrige Flüssigkeit entsteht, sondern ein zartes Gel, wird kein besonderes Gefäß wie z.B. ein Schaumspender benötigt – jeder Spender, jede Flasche ist geeignet. Wir sind sogar noch einen Schritt weitergegangen und verkaufen kein eigenes Gefäß. Es ist nicht erforderlich, zusätzlich Spender und Flaschen zu produzieren und in Umlauf zu bringen, wenn wahrscheinlich in fast jedem Haushalt bereits alte Duschgelflaschen auf ein zweites Leben warten oder am Waschbecken ohnehin zur Einrichtung passend ausgesuchte Seifenspender stehen.

Als sozial verantwortliches Unternehmen arbeiten wir zudem für den Versand nicht nur mit einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung zusammen, sondern verpflichten uns darüber hinaus auch dazu, 5 % des Brutto-Verkaufspreises sämtlicher Produkte an nachhaltige Klimaschutzprojekte zu spenden. Mit unserem Bonus-System wollen wir außerdem ein Zeichen im deutschen Recyclingsystem setzen, indem wir für alle von uns in Umlauf gebrachten Verpackungsmaterialien die volle Verantwortung übernehmen.

Wie hat sich ihr Unternehmen mit Corona verändert?

Natürlich kam diese Krise wie für viele Unternehmen äußerst ungelegen. Eigentlich befinden wir uns gerade mitten in der Messezeit und besonders für Startups ist diese Präsenz ungemein wichtig – sie generiert Aufmerksamkeit und das Netzwerk lässt sich super erweitern. Das hat auch für uns viele Pläne über den Haufen geworfen. Aber dennoch konnte der restliche Betrieb gut aufrecht erhalten werden – die Produktion lief weiter, auch der Versand unserer Produkte musste nicht eingeschränkt werden. Da wir viele Dinge ohnehin bereits digitalisiert haben, ließ sich mit der Krise gut leben. Natürlich ist der persönliche Kontakt wertvoller und schöner als ein Online-Meeting. Dennoch müssen wir uns glücklich schätzen, dank dieser Technologien relativ „normal“ weiterarbeiten zu können, wenn auch auf bisher noch ungewohnte Weise.

Man denke an viele andere Branchen, die von Gästen, Passanten und Besuchern leben und drastische Umsatzeinbrüche verzeichnen mussten – im direkten Vergleich dazu, dürfen wir eigentlich gar nicht von einer Krise sprechen.

Wie haben Sie sich darauf eingestellt und welche Änderungen haben Sie vorgenommen?

Wir befinden uns ohnehin im regen Austausch u.A. mit unseren Lieferanten und Partnern. Dennoch haben wir diesen im Januar 2020 zunehmend intensiviert und auch Vorkehrungen wie z.B. die Anpassung der Materialplanungen getroffen. Und natürlich sämtliche Meetings und Termine auf Online-Plattformen verlagert. Da wir ohnehin digital aufgestellt sind, waren weitreichende Änderungen nicht notwendig.

Wo sehen Sie in der Krise die Chance?

Es ist jetzt neben dem Zusammenhalten und Rücksicht aufeinander nehmen, vor allem wichtig, dass wir nicht wieder in alte Muster verfallen. Natürlich muss die Wirtschaft wieder anlaufen, selbstverständlich sollte versucht werden, weggebrochener Umsatz aufgeholt zu werden. Wir dürfen das aber nicht um jeden Preis tun, sondern müssen bisherige Produkte und Dienstleistungen nachhaltiger denken – immer mit dem Bewusstsein, dass wenn wir jetzt nichts ändern, das definitiv nicht die letzte Krise gewesen sein wird. Und am Ende des Tages müssen wir uns unsere eigene Vergänglichkeit in Erinnerung rufen, denn egal welche Krisen uns in den nächsten Jahrzehnten treffen – die Menschheit wird stets den Kürzeren ziehen.

Und gerade dieses Bewusstsein kann jungen und anders denkenden Startups den nötigen Aufwind geben – wer jetzt disruptiv denkt, ist für die kommende Zeit gut aufgestellt.

HEIMATHAUFEN, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Unser Fokus liegt momentan darauf, unsere Idee und das „powder to liquid“-Prinzip weiterzuentwickeln, gemeinsam mit anderen Startups groß zu machen und unsere Produktpalette zu erweitern. Natürlich ist auch die Listung im Handel eines unser gesteckten Ziele – langfristig wollen wir so nicht nur in den Drogeriemärkten, sondern auch im LEH verfügbar sein. 

Wir würden allerdings noch einen Schritt weitergehen und wagen die Prognose, dass in ein paar Jahren viele wasserbasierte Körperpflegeprodukte hauptsächlich in einer Pulver- oder Tablettenform erhältlich sein werden. Die Vorteile und Einsparungen an Verpackung und reduzierten CO2-Emissionen überwiegen einfach zu stark – und dass, ohne signifikante Einbußen an Benutzerkomfort. Und auch unabhängig von der Verpackungsthematik ist bereits allein das geringere Transportgewicht ein wichtiger Schritt in die Zukunft und ermöglicht viele weitere Businessmodelle und nachhaltige Lösungen.

Wenn wir also in fünf Jahren auf die Anfänge zurückblicken können, mit dem Wissen, zusammen mit einigen anderen Startups gemeinsam verändert zu haben, wie die Körperpflegeindustrie und deren Produkte funktioniert und damit einen wichtigen Beitrag für eine nachhaltige Zukunft geleistet zu haben – das ist doch eigentlich mehr als man sich wünschen kann. Natürlich werden die Produkte von soap & precede dann noch nach wie vor erhältlich sein und wir darüber hinaus noch das ein oder andere weitere Konzept umgesetzt haben.

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?

Einfach mal machen – es gibt ganz tolle Ideen da draußen, die wahrscheinlich niemals in Angriff genommen werden, aus Angst davor, zu scheitern.

Sich von einem „Nein“ nicht aus der Bahn werfen lassen – seht es vielmehr als Anlass, den ein oder anderen Ansatz nochmals zu hinterfragen und dabei die zentrale Frage niemals zu vergessen: „was möchte ich damit eigentlich erreichen“. Meist führen mehrere Lösungen und Wege zu diesem Ziel.

Darüber reden – sucht Euch gute Gesprächspartner, mit denen ihr Eure Ideen besprechen, diskutieren und aus vielen Blickwinkeln beleuchten könnt. Häufig kann eine kleine Anmerkung von Außerhalb der nötige Hinweis sein, nach dem man so lange gesucht hat.

Weitere Informationen finden Sie hier

Wir bedanken uns bei Boris und Oliver Schumacher  für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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