Dienstag, Juli 29, 2025
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Energie neu denken, einfach investieren

Helio Connect ermöglicht es, direkt in erneuerbare Energien zu investieren und dabei nachhaltige Renditen mit greifbarem Impact zu verbinden

Wie ist die Idee zu Helio Connect entstanden und welchen persönlichen Hintergrund bringen Sie als Gründer mit?

Ich habe eine kleine Bucket Liste, auf der stand unter anderem “ein nachhaltigkeitsförderndes Unternehmen gründen”. Mit dem Ziel vor Augen haben mein Gründerkollege Constantin und ich uns dann Ende 2023 / Anfang 2024 regelmäßig eingeschlossen und überlegt, wie wir die neue Energiewelt mit anschieben könnten. Nachhaltigkeit war und ist nach wie vor für viele ein Tabu-Wort. Das habe ich nie verstanden und dann entschlossen, das einmal umzudrehen. Wir haben überlegt, wie Menschen von dem Ausbau erneuerbarer Energien profitieren könnten.

Die Antwort: Indem sie selber in die erneuerbaren Energien investieren und dadurch eine Rendite bekommen könnten. Mit diesem Blickwinkel haben wir dann schnell erkannt, dass es einen Weg gibt vorhandenes, privates Kapital in den Ausbau erneuerbarer Energien zu lenken, dadurch z.B. PV- und Batterie entstehen zu lassen, grünen Strom zu erzeugen und den Erlös daraus an den Kunden auszuzahlen. Die Reaktion in meinem Umfeld jedoch war vor allem Verwirrung: “LinkedIn? FREENOW? Und jetzt irgendwas mit Strom, erneuerbare Energien und Finanzen? Wie passt das denn bitte zusammen?!“

Meine Antwort: Stimmt, passt eigentlich nicht. Und genau deshalb vielleicht doch:
Ich komme nicht aus der Energiebranche. Ich habe 2024 noch „Kilowatt Peak“ gegoogelt Aber ich hatte immer schon Spaß daran an den „großen Themen“ mitzuschrauben und gelernt, dass es oft einfach nur darum geht, einen Mehrwert für Nutzer:innen/Kund:innen zu generieren. Vielleicht braucht es in jeder Industrie neben (wichtigen) Insider:innen und Expert:innen auch immer ein paar Quereinsteiger:innen, die die alten Regeln gar nicht erst gelernt haben.

Was genau bietet Helio seinen Partner:innen und Investor:innen, und wie funktioniert die Plattform in der Praxis?

Kurz gesagt: Wir bieten die Vereinfachung eines komplexen Themas. Unser Ziel ist es, das Investment in erneuerbare Energien so attraktiv und so leicht zugänglich zu gestalten, dass es zur naheliegenden Alternative z.B. zum Immobilienkauf wird. Was heißt das konkret? Wir machen große Infrastrukturprojekte wie Solarparks oder Batteriespeicher direkt investierbar und sorgen dafür, dass die Produkte dort angeboten werden, wo Menschen sonst ihre Riesterrente, ETF-Sparpläne oder Immobilien kaufen würden: Bei ihrem Finanz- und Vermögensberater. Kunden erhalten über unsere Partner:innen z.B. eine physische PV-Parzelle, die auf einem Acker irgendwo in Deutschland steht. Der daraus generierte Strom wird verkauft. Und das Geld landet monatlich auf dem Konto. Es wäre also möglich hinzufahren, die Hand draufzulegen (Vorsicht Strom) und zu sagen: „Das hier ist meine PV-Parzelle, die über 120 Haushalte mit grünem Strom versorgt.”

Welche Vision verfolgen Sie mit Helio im Bereich nachhaltiger Energieinvestments?

Deutschland steht heute noch in den Fesseln fossiler Energieträger, ausländischer Lieferabhängigkeiten und weniger übermächtiger Energieriesen. Zudem brauchen wir in Deutschland bis 2030 über 40 Prozent mehr Strom als heute und wollen, dass bis dahin 80 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energiequellen kommt. Unser erklärtes Ziel ist es, diese Abhängigkeiten Schritt für Schritt aufzubrechen. Jede einzelne Parzelle, die wir verkaufen, wirkt dabei wie ein kleiner, aber messbarer Befreiungsschlag: Sie lenkt privates Kapital direkt in die Energiewende, reduziert CO₂-Emissionen, schafft heimische Wertschöpfung und eröffnet unseren Anleger:innen echte Vermögens­chancen.

An wen richtet sich Ihr Angebot konkret und warum ist der Zugang zu Photovoltaik-Großprojekten gerade für diese Zielgruppe relevant?

Unser Angebot richtet sich an Menschen und Organisationen, die Kapital verantwortungsvoll investieren wollen. Ein Beispiel: Jede:r, der/die schon einmal darüber nachgedacht hat, eine Immobilie zu erwerben, um aus der Miete seine Altersvorsorge aufzubauen. Gerade diese Zielgruppe wird vom klassischen Erneuerbaren-Markt bislang kaum adressiert. Denn der Zugang ist, wie eben erwähnt, eine Top-Down-Angelegenheit und zudem bürokratisch so kompliziert, dass viele abspringen, bevor sie starten. Warum ist das relevant für unsere Zielgruppe? Erstens: Da sie enormes Kapital mobilisieren kann, ist sie schneller und flexibler als Fördermittel oder Großkonzerne. Zweitens, weil sie häufig regional verwurzelt ist: Wenn ein:e Unternehmer:in in der Region investiert, schafft das Akzeptanz, Identifikation und Wertschöpfung vor Ort. Drittens, weil Photovoltaik-Großprojekte stabile Cashflows, inflationsgeschützte Einnahmen und echten Impact liefern – genau das, was langfristige Investor:innen suchen.

Was unterscheidet Helio von klassischen Projektentwicklern oder Energieanbietern?

Wir arbeiten mit den besten Projektentwickler:innen im Land zusammen. Aber statt den 100-Millionen-Euro-Solarpark dann an ein großes Energieunternehmen zu verkaufen, teilen wir ihn auf und machen das Großprojekt für kleinere Investor:innen zugänglich.
Was uns unterscheidet, ist unser Zugang zu drei Welten: Einerseits die technische Tiefe und ein starkes Partner:innennetzwerk, um Projekte bankfähig und netzkompatibel zu machen. Des Weiteren die Finanzrestrukturierung, um Zugang für Unternehmer:innen, aber auch Privatanleger zu ermöglichen. Und letztendlich der Zugang zu Finanzberater:innen und Vermögensberater:innen, die die breite Masse in Deutschland bereits heute schon finanziell beraten: Ab sofort haben sie auch ein echtes Erneuerbare-Energien-Produkt in ihrem Angebot.

Was waren die größten Herausforderungen im ersten Jahr seit der Gründung und wie sind Sie damit umgegangen?

Als Gründer treffe ich jeden Tag Dutzende Entscheidungen. Ich gehe davon aus, dass ich circa die Hälfte davon richtig und die andere Hälfte falsch entscheide. Das Problem: Erst am Schluss entpuppt sich eine vermeintlich richtige Entscheidung als falsche.
Wenn ich zurückblicke, hatten die größten Herausforderungen mit Behördengängen, Formularen, Anmeldungen, Wartezeiten, Steuernummern oder Ähnlichem zu tun.

Wie stellen Sie sicher, dass Investoren jederzeit Transparenz und Kontrolle über ihre Beteiligungen behalten?

Dafür haben wir eine eigene App entwickelt, damit Investor:innen jederzeit sehen können, wo und wie ihr Geld arbeitet. Interessanterweise ist das unser bestes Marketing: Wenn dein:e Nachbar:in dir beim Grillen eine App vor die Nase hält und dir seine/ihre PV-Anlage zeigt, die gerade live Geld verdient, ist das Interesse oftmals geweckt.

Wohin soll sich Helio in den nächsten zwei bis drei Jahren entwickeln? Gibt es Überlegungen, das Angebot auch für private Kleinanleger:innen zu öffnen oder bleibt es bei der B2B-Ausrichtung?

Wir haben schnell begonnen, das Ökosystem weiterzudenken und sprechen über Ventures und Beteiligungen, die einen ähnlich positiven Einfluss auf die neue Energiewelt nehmen können, wie Helio es gerade schon tut. Von der Energieerzeugung, zur Strukturierung, Finanzierung bis hin zur Vermarktung des gewonnen Ökostroms. Eine neue Beteiligung wird beispielsweise den Ausbau von Ladeinfrastrukturen für E-LKWs maßgeblich mitformen, so dass Logistiker ihre Flotte elektrifizieren können.

Wir erleben gerade einen echten Paradigmenwechsel bei Direktinvestitionen in erneuerbare Energien und zwar aus drei Gründen:
Erstens: Das regulatorische Umfeld schafft Wachstumsdruck. Die Ausbauziele für Photovoltaik und Speicher sind ambitioniert, der Markt für Stromvermarktung professionalisiert sich, gleichzeitig bleiben Themen wie Netzanschlüsse oder Finanzierung knifflig. Für Anleger:innen heißt das: Wer frühzeitig in gute Projekte investiert, kann sich langfristige Chancen sichern.

Zweitens: Die Seite derjenigen, die echte Assets statt anonymer Fonds wollen, wird breiter. Für diese Zielgruppe braucht es transparente, greifbare Investments, bei denen Rendite, Nachhaltigkeit und regionale Wertschöpfung zusammenkommen.
Drittens: Die Zeiten, in denen Einspeisevergütung der einzige Weg für Renditen war, sind vorbei. Wer heute Strom direkt an Endkunden liefert oder flexible Speicherlösungen integriert, kann Mehrwert für Investor:innen und für den Markt schaffen.

Was sind Ihre drei wichtigsten Learnings als Gründer, die Sie anderen mit auf den Weg geben würden?

Branchenlogik ist kein Naturgesetz.
Ich bin bewusst als Quereinsteiger in den Energiemarkt gegangen – ohne vorgefertigte Denkmuster, aber mit der Überzeugung, dass gerade in traditionellen Märkten der größte Hebel darin liegt, alte Regeln in Frage zu stellen. Wer den Markt nicht „von innen“ kennt, stellt andere Fragen, denkt kundenorientierter und bleibt neugierig. Das hat mir bei Helio enorm geholfen.

Wachstum braucht Fokus auf den Kunden, nicht auf die Branche.
Viele in der Branche reden über Technik, Regulierung oder Märkte – aber oft zu wenig über Nutzer:innen oder die Bürger:innen auf der anderen Seite. Unser größtes Learning war: Wenn du es Kund:innen leichter gestaltest, sich für dich zu entscheiden. Sei es durch echte Qualität, digitale Prozesse oder partnerschaftliche Kommunikation – entsteht Vertrauen. Und das ist im B2B wie im B2C der wahre Gamechanger.

Skalieren heißt: Mut zur Lücke und ständiges Nachschärfen.
Gründen heißt nicht, den perfekten Plan zu haben, sondern schnell genug, gute Entscheidungen zu treffen und dann permanent nachzujustieren. Gerade in einem regulierten, fragmentierten Markt wie der Energiewirtschaft muss man lernen, mit 80 Prozent zu starten, Feedback einzuholen und den Rest unterwegs anzupassen. Anders kommst du nicht vom Fleck.

Bild Fabio Griemens @ Helio Connect

Wir bedanken uns bei Fabio Griemens für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

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