HiveMQ Vernetzung von Maschinen, Geräten und Applikationen im Industrial IoT-Bereich
Stellen Sie sich und das Start-up HiveMQ kurz unseren Lesern vor!
2012 habe ich gemeinsam mit Dominik Obermaier HiveMQ gegründet. Wir kannten uns bereits aus unserer Zeit als Werkstudenten. Damals haben wir schnell festgestellt, dass wir gut zusammenarbeiten können und unternehmerisch die gleichen Ideen und Ziele verfolgen. Mittlerweile sind wir absolute Spezialisten im Bereich des im IoT-Umfeld nicht mehr wegzudenkenden Kommunikationsstandards MQTT.
HiveMQ ist heute ein international erfolgreiches Start-up aus Landshut und zählt bereits jetzt zu den weltweit führenden Unternehmen für die Vernetzung von Maschinen, Geräten und Applikationen im Industrial IoT-Bereich. Von 2013 bis 2018 konnten wir unseren Umsatz um 1.200 Prozent steigern und liegen damit auf Platz sechs der schnellst wachsenden Start-ups in Deutschland. Vor kurzem wurden wir von der Zeitschrift Focus in Kooperation mit Statista zum Wachstumschampion 2020 gekürt. 2018 hat uns Deloitte in die Liste der Technology Fast 50 übernommen, eine renommierte Auszeichnung für schnell wachsende deutsche Unternehmen. Im gleichen Jahr wurden wir Teil des German Accelerator Tech Programms, das deutsche Unternehmen beim Eintritt in den US-Markt unterstützt.
Das Besonderes an HiveMQ: Unsere Plattform unterstützt Unternehmen dabei, große Mengen an Daten extrem schnell, absolut sicher und hochskalierbar zwischen angeschlossenen IoT-Geräten und der Cloud zu übertragen. Über 130 Kunden, darunter viele Fortune-500-Unternehmen, vertrauen weltweit bei der Entwicklung ihrer unternehmenskritischen Anwendungen für Predictive Maintainance-, Connected-Car- und viele weitere IoT-Lösungen auf unsere Plattform.
Warum haben Sie sich entschieden ein Unternehmen zu gründen?
Ein wichtiger Aspekt war es, dass ich genauso wie Dominik außerhalb der üblichen Arbeitsstrukturen arbeiten will. Bestehende Unternehmen funktionieren meist nur innerhalb eines starren Regelkostüms. Mir war sehr schnell klar, dass ich meine Energie auf keinen Fall mit Bürokratie und ineffektiven Abläufen verschwenden will. Ebenso ist es für mich und auch das gesamte Team wichtig, dass unsere Arbeit nicht als Nine-to-Five-Job verstanden wird, den man abarbeiten muss. Arbeit ist ein wichtiger Teil meines Lebens und es geht uns darum etwas zu erschaffen, dass größer ist als wir selbst. Das gelingt mit einer modernen, flexiblen Arbeitsweise am besten; und diese wollten wir selbst gestalten können.
Welche Vision steckt hinter HiveMQ?
Unsere Welt wird immer mehr vernetzter, und wir wollen Menschen dabei unterstützen, sich in dieser vernetzten Welt zu entfalten. Unser Ziel ist es deshalb, die Voraussetzung dafür zu schaffen, dass sich Milliarden von Geräten reibungslos miteinander vernetzen lassen, damit Menschen von den Vorteilen der vernetzen Welt profitieren und erfolgreich in ihr leben und arbeiten können.
Von der Idee bis zum Start – was waren bis jetzt die größten Herausforderungen, und wie haben Sie sich finanziert?
HiveMQ ist zu 100 Prozent eigenfinanziert. Wir haben 2012 mit der Produktentwicklung begonnen. Am Anfang nur in der Freizeit und nach der Arbeit, finanziert mit Hilfe von Consulting- und Implementierungsprojekten. 2014 haben wir dann beschlossen, dass wir uns auf HiveMQ konzentrieren wollen, haben aber nebenher weiterhin auch andere Projekte durchgeführt, die HiveMQ finanziert haben. Seit 2016 arbeiten wir nur noch an HiveMQ.
Eine der größten Herausforderung für jede Unternehmensgründung ist es, ein Team zusammenzustellen, das die eigene Unternehmensvision mitträgt und unterstützt. Bei uns hat diese Erkenntnis dazu geführt, dass wir 2014 unser Team überdacht und neu aufgestellt haben. Seit mittlerweile sechs Jahren sind wir jetzt ein perfekt aufeinander eingespieltes Team. Alle ziehen am gleichen Strang, und jeder kann sich zu 100 Prozent auf den anderen verlassen.
Wer ist die Zielgruppe von HiveMQ?
Grundsätzlich ist unsere Zielgruppe groß, denn wir sprechen mit unserer Lösung branchenübergreifend alle Unternehmen an, die eine Digitalisierungsstrategie verfolgen und im großen Stil Geräte miteinander vernetzen wollen. Aktuell fokussieren wir uns insbesondere auf den Automotive-Sektor, die Logistik und den Transport sowie auf den Bereich Industrie 4.0.
Wie funktioniert HiveMQ? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?
Unsere Lösung ist auf Datenübertragung spezialisiert und basiert auf dem Messaging-Protokoll MQTT, das sich in den letzten Jahren zum Standardprotokoll für die Maschine-zu-Maschine (M2M)-Kommunikation von Geräten und Applikationen entwickelt hat und als Schlüsseltechnologie für den gesamten IoT-Bereich gilt. Mit unserer HiveMQ-Plattform haben wir eines der ersten Produkte auf Basis von MQTT auf den Markt gebracht, das M2M-Kommunikation und Vernetzung von Geräten auf Enterprise Level leisten kann. Unsere Lösung lässt sich sowohl in Bestandssoftware integrieren als auch als Cloudservice nutzen und ermöglicht eine absolut sichere und jederzeit hochverfügbare Datenübertragung zwischen angeschlossenen Geräten und der Cloud.
Einzigartig und zentral wichtig ist dabei die Hochverfügbarkeitsgarantie, die wir für die unterbrechungsfreie Datenübertragung geben können. Ein schönes Anwendungsbeispiel sind Connected-Car-Projekte: Autos werden immer stärker miteinander digital vernetzt und kommunizieren sowohl untereinander als auch mit der Verkehrsinfrastruktur. Digitale Dienste und Anwendungen unterstützen Autofahrer zunehmend dabei, das Fahren komfortabler, sicherer und effizienter zu gestalten. Intelligente Fahrassistenten, vorausschauende Wartung und optimiertes Flottenmanagement sind nur ein Teil der Möglichkeiten. Schnelligkeit und Zuverlässigkeit sind genauso wie Datensicherheit unbedingte Voraussetzung für die Akzeptanz der vernetzten Fahrzeugservices bei den Kunden. HiveMQ kann all diese Herausforderungen lösen. Unsere Plattform ermöglicht eine hochverfügbare, unterbrechungsfreie Datenübertragung sowie eine flexible Skalierbarkeit, mit der sich Daten von theoretisch Milliarden angeschlossener Devices bzw. Fahrzeugen gleichzeitig und verzögerungsfrei messen, verschicken und vernetzen lassen.
Ein weiteres Beispiel ist der Einsatz von HiveMQ im Produktionsumfeld von Smart Factories. Hier dient die Lösung z.B. als Messaging Middleware und leitet Daten der Mess-Sensoren von Maschinen weiter. Diese Daten werden analysiert und über Maschine Learning im Bereich Predictive Maintainance eingesetzt. Wird beispielsweise eine erhöhte Temperatur an einem Gerät gemessen, erhält der Controller sofort eine Warnmeldung und kann die Maschine reparieren lassen, bevor Verschleiß entsteht.
Wie ist das Feedback?
Unglaublich gut, ich glaube unsere Kundenliste spricht für sich: Wir zählen mittlerweile weit über 130 internationale Kunden – vieles davon sind international bekannte Größen wie Liberty Global, Reliance oder Acer. Auf dem deutschen Markt große deutsche Automobilhersteller wie Audi und BMW. Ebenso der Münchner Flughafen, die Telekom, Hamburg Port Authority, Siemens, ZF und viele mehr.
HiveMQ, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Unser Ziel ist es, in den nächsten Jahren international aufgestellt zu sein. Aktuell ist die Expansion auf den US-amerikanischen Markt ein großes Thema für uns. Darüber hinaus wollen wir neben unseren aktuellen Fokus-Zielgruppen Automotive, Logistik und Produktion noch mehr Branchen ansprechen als bisher. Denn generell ist unser großes Ziel, dass weltweit noch mehr Geräte miteinander vernetzt werden und unsere Kunden aus den daraus gewonnenen Daten viele Vorteile ziehen können.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
1. Ein gutes Team an seiner Seite zu haben, das ist das A&O. Gerade im Gründungsprozess ist es besonders wichtig, dass alle am gleichen Strang ziehen. D.h. man sollte vorab sorgfältig abklären, was die langfristigen Erwartungen der Teamkollegen sind und ob es ihnen eher um eine kurzfristige, gewinnbringende Aktion geht oder ob es – wie in unserem Fall – darum geht, ein Lebenswerk aufbauen zu wollen.
2. Wichtig ist es auch, sich früh verstärkt auf seine potenziellen Kunden und deren Anforderungen und Wünsche zu konzentrieren, anstatt das Produkt ohne diesen Blickwinkel intern zu entwickeln.
3. Gründer sollten das machen, was ihnen Spaß macht! Denn ein Start-up erfolgreich auf die Beine zu stellen, bedeutet unglaublich viel Arbeit und ist eine sehr große Herausforderung. Das klappt meiner Meinung nach nur, wenn man mit viel Herzblut dabei ist und Spaß an der Sache hat.
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Wir bedanken uns bei Christian Götz für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder