IntensivKontakt ist eine digitale, DSGVO-konforme Plattform für integrierte Kommunikation im Gesundheitswesen
Stellen Sie sich und das Startup IntensivKontakt doch kurz unseren Lesern vor!
Moin! Ich bin Nikolas Groth, 22 Jahre alt und komme aus Berlin. Nach dem Abitur habe ich eine Ausbildung zum Rettungssanitäter gemacht und etwa 1 ½ Jahre in der Notfallrettung und eine Zeit davon auf einer interdisziplinären Intensivstation gearbeitet. Seit März 2021 studiere ich Medizin in Hamburg und gründete zeitgleich IntensivKontakt aus meiner Erfahrung in der Praxis.
IntensivKontakt ist eine digitale, DSGVO-konforme Plattform für integrierte Kommunikation im Gesundheitswesen. Behandelnde können damit z.B. Angehörige kinderleicht in die Behandlung miteinbeziehen und Patient:innen und ihre Liebsten miteinander verbinden. Dadurch sparen Behandelnde durch weniger Angehörigenanrufe auf dem Stationstelefon bis zu elf Stunden pro Woche und können unbegrenzt viele Angehörige zeitgleich informieren. Diese gewonnene Zeit kann wiederum in die Versorgung von Patient:innen investiert werden, die durch z.B. virtuelle Besuche und die Stimmen ihrer Nächsten nachweislich schneller genesen und weniger Delir und Depressionen aufweisen.
Warum haben Sie sich entschieden, ein Unternehmen zu gründen?
Ich wollte nie ein Unternehmen gründen – irgendwann hatte ich das Gefühl, ich müsste es mit dieser Idee einfach versuchen. Während meiner Arbeit im Rettungsdienst und auf einer Bonner Intensivstation über den Jahreswechsel 2020/2021 betreute ich viele Patient:innen. Ich erlebte viel Leid und Kummer,dass maßgeblich durch die Isolation und Informationslosigkeit verschlimmert wurde. Ich kaufte kurzfristig Tablets, um Patient:innen über virtuelle Besuche und Diashows mit Angehörigen zu verbinden.
Das war der Beginn des gemeinnützigen Projekts IntensivKontakt, das sich auf andere Krankenhäuser ausweitete. Bis heute beschreiben die meisten Angehörigen und Patient:innen einen Krankenhausaufenthalt als Black Box. Nach vielen Gesprächen und Tests entwickelte ich die Kernidee weiter und gründete im April 2022 das Unternehmen IntensivKontakt. Nur 2 Monate später bestätigte sich der Bedarf in einem multizentrischen MVP.
Welche Vision steckt hinter IntensivKontakt?
Wir wollen die Kommunikation im Gesundheitswesen auf unterschiedlichen Ebenen beeinflussen und für mehr Teilhabe, Transparenz und verbesserten Informationsfluss sorgen. Dabei konzentrieren wir uns darauf, einen Mehrwert für alle Beteiligten zu schaffen. Unser Ziel ist es, die Patientenversorgung in Kliniken ganzheitlich zu verbessern.
Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Wir sind von Anfang an auf großes Interesse bei Kliniken mit unserem Produkt gestoßen und sind bereits in den ersten Krankenhäusern etabliert. Wir haben jedoch gemerkt, dass vor Allem durch die derzeit sehr prekäre finanzielle Situation vieler Krankenhäuser ein Projekt wie Intensivkontakt, welches zeitweise mit einer zusätzlichen finanziellen und personellen Ressourcennutzung einhergeht, mit einer gewissen Zögerlichkeit betrachtet wird. Das Unternehmen ist bis dato eigenfinanziert. Nach dem Rollout dieses Jahr werden wir für die weitere Expansion eine Series-A Finanzierung mitte 2024 einsammeln.
Wer ist die Zielgruppe von IntensivKontakt?
Unsere Kunden sind Krankenhäuser, Unikliniken und Gesundheitskonzerne deutschlandweit.
Unsere Plattform wird aber vor allem von drei Zielgruppen genutzt: Patient:innen von alt bis jung, Angehörigen wie Familie, Freunden und von Behandelnden wie Pflegekräften, Ärzt:innen, Physiotherapeut:innen
Wie funktioniert IntensivKontakt? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?
IntensivKontakt ist die erste und bisher einzige Plattform im Gesundheitswesen für Angehörigen-Kommunikation, die alle Beteiligten miteinbezieht. Wir inkludieren nicht nur Smartphone Besitzer, sondern auch ältere Angehörige dank automatischer Anrufe auf das Festnetz-Telefon. Frühzeitige Interoperabilität und Flexibilität bei Schnittstellenanbindungen in das vorhandene Krankenhausinformationssystem zeichnen uns aus. Hierdurch können zusätzlich zu der Angehörigen-Kommunikation auch fehlende persönliche Daten, benötigte Unterschriften oder Einwilligungen direkt aus der App in das Krankenhausinformationssystem transferiert werden.
IntensivKontakt, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Die IntensivKontakt-Plattform ist nur der Anfang eines Ökosystems aus digitalen Produkten und Dienstleistungen, das Patient:innen-zentrierte und versorgungsverbessernde Maßnahmen bündelt. Ziel ist es, die Plattform so leicht umsetzbar zu machen, das Behandelnde sie tagtäglich und gerne nutzen. Dabei stehen wissenschaftliche bewiesene Maßnahmen im Vordergrund.
In 5 Jahren sehe ich, dass die IntensivKontakt-Plattform flächendeckend in Krankenhäusern deutschlandweit integriert, und unsere Technologie auf die Schweiz und Österreich ausgeweitet ist. Parallel dazu streben wir auch Lösungen für Pflegeheime, Rehakliniken und weiteren stationären Einrichtungen an.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Plakativ, aber wahr: Es ist ein Marathon, kein Sprint. Sei resilient, hab Vertrauen in dich und dein Team und behalte eine klare Strategie im Blick. Achte frühzeitig auf Team-Alignment und vergiss niemals, aktiv zuzuhören, anzupassen und auf die Kritik von anderen Menschen zu hören.
Wir bedanken uns bei Nikolas Groth für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.