Warum du Investoren-Fragen meistern musst
Investorengespräche sind der Lackmustest für dein Startup. Hier entscheidet sich, ob eine Idee zum finanzierten Unternehmen wird. Investoren wollen nicht nur eine gute Story hören, sondern Präzision, Strategie und ein belastbares Fundament sehen. Sie prüfen Team, Markt, Modell und Zahlen – und sie stellen fast immer die gleichen Fragen.
Investoren sind auf der Suche nach Substanz: einem starken Team, einem validierten Markt und einem tragfähigen, skalierbaren Geschäftsmodell. Wer ihre Fragen klar und fundiert beantwortet, zeigt nicht nur Vorbereitung, sondern auch Reife und Führungsqualität.
In diesem Beitrag findest du die wichtigsten Fragen, die Investoren stellen – mit Erklärungen, was sie wirklich hören wollen, und wie du ihre Erwartungen fundiert und überzeugend adressierst.
1. Wie sieht euer Geschäftsmodell aus?
Warum Investoren diese Frage stellen:
Investoren wollen hier nicht nur hören, was ihr macht, sondern vor allem, wie ihr nachhaltig und skalierbar Geld verdient. Sie suchen nach einem klaren Pfad zur Monetarisierung und einem Verständnis für eure Margen.
So beantwortest du die Frage souverän:
Erkläre knapp und konkret, wer eure Kund:innen sind, welchen Nutzen ihr bietet und wie ihr Einnahmen generiert. Vermeide Buzzwords und erkläre es so, dass es auch jemand außerhalb eurer Branche versteht.
Beispiel:
„Wir bieten eine SaaS-Lösung für kleine Hotels, die ihre Buchungen automatisiert verwalten wollen. Unser Modell ist ein monatliches Abonnement mit drei Preisstufen, je nach Funktionsumfang.“
2. Wie groß ist euer Markt?
Warum Investoren diese Frage stellen:
Die Marktgröße ist ein Indikator für das Skalierungspotenzial eures Startups. Investoren prüfen, ob sich ein Investment in Relation zum Marktvolumen lohnt. Niemand investiert in ein Produkt ohne Wachstumsperspektive.
So beantwortest du die Frage souverän:
Zeige, dass du deinen Markt verstehst. Teile ihn in Total Addressable Market (TAM), Serviceable Available Market (SAM) und Serviceable Obtainable Market (SOM) ein. Nutze Studien, Daten und eigene Recherchen, um deine Zahlen zu belegen.
Formulierungshilfe:
„Der europäische Markt für nachhaltige Verpackungslösungen hat ein Volumen von rund 10 Milliarden Euro. Unser adressierbarer Markt liegt bei 500 Millionen Euro, mit realistischer Zielerreichung von 5 % in den nächsten 3 Jahren.“
3. Was unterscheidet euch vom Wettbewerb?
Warum Investoren diese Frage stellen:
Ein guter Markt zieht Konkurrenz an. Investoren wollen wissen, was euer Alleinstellungsmerkmal ist – und wie nachhaltig dieser Vorsprung ist. Sie suchen nach unfair advantages, die euch schützen und verteidigbar machen.
So beantwortest du die Frage souverän:
Vergleiche euch nicht nur mit Wettbewerbern, sondern erkläre konkret, warum ihr etwas besser, schneller, effizienter oder benutzerfreundlicher macht. Belege eure Aussagen mit Nutzerdaten, Testimonials oder technologischen Vorteilen.
Beispiel:
„Im Vergleich zu klassischen Tools ist unser KI-basierter Algorithmus 40 % schneller und reduziert die Fehlerrate bei Prognosen um die Hälfte. Erste Pilotkunden berichten von einer Zeitersparnis von zwei Stunden pro Tag.“
4. Wie nutzt ihr das Investment konkret?
Warum Investoren diese Frage stellen:
Investoren wollen sicher sein, dass ihr Kapital nicht einfach verpufft. Sie prüfen, ob ihr einen konkreten Plan habt und wie gut ihr mit Ressourcen umgehen könnt. Diese Frage ist zentral für das Vertrauen in eure Umsetzungsfähigkeit.
So beantwortest du die Frage souverän:
Teile das Investment auf. Zeige, welche Beträge in Produktentwicklung, Personal, Marketing oder Vertrieb fließen sollen. Und: Welche Ziele erreicht ihr dadurch in welchem Zeitraum?
Formulierungshilfe:
„Mit den 500.000 Euro aus der Seed-Runde bauen wir unser Entwicklerteam aus, optimieren unsere App und starten eine erste Performance-Marketing-Kampagne. Ziel ist es, innerhalb von 12 Monaten auf 10.000 aktive Nutzer zu wachsen.“
5. Warum seid ihr das richtige Team?
Warum Investoren diese Frage stellen:
Ideen sind austauschbar – Teams nicht. Investoren setzen auf Menschen, die umsetzen können, auch wenn sich das Produkt ändert. Sie wollen Gründer:innen sehen, die durchhalten, lernen und überzeugen.
So beantwortest du die Frage souverän:
Betone eure Stärken, Erfahrungen und eure Teamdynamik. Was verbindet euch? Welche Kompetenzen bringt ihr mit? Warum vertraut ihr einander?
Beispiel:
„Wir drei Gründer:innen kennen uns seit dem Studium, haben bereits zwei Projekte zusammen gemacht und bringen Tech-, Marketing- und Sales-Kompetenz mit. Unser Team ist eingespielt und kennt die Herausforderungen aus der Praxis.“
6. Wie sehen eure wichtigsten Finanzkennzahlen und eure Prognosen aus?
Warum Investoren diese Frage stellen:
Investoren wollen die wirtschaftliche Tragfähigkeit eures Geschäftsmodells verstehen und sehen, ob realistische Wachstumsziele mit einem klaren Kostenmanagement einhergehen.
So beantwortest du die Frage souverän:
Präsentiert eure wichtigsten KPIs (z. B. CAC, LTV, Churn Rate), eure Umsatz- und Kostenprognosen für die nächsten 3–5 Jahre und erklärt eure Annahmen transparent. Zeigt, dass ihr eure Zahlen im Griff habt und die wichtigsten Treiber eures Geschäfts versteht.
7. Welche Fortschritte habt ihr bisher erzielt (Traction)?
Warum Investoren diese Frage stellen:
Investoren suchen nach Beweisen, dass eure Idee nicht nur auf dem Papier existiert, sondern auch von potenziellen Kunden angenommen wird.
So beantwortest du die Frage souverän:
Zeigt konkrete Zahlen zu Nutzerwachstum, Umsatz, abgeschlossenen Pilotprojekten oder gewonnenen Partnerschaften. Nutzt Testimonials oder Case Studies, um eure Erfolge zu untermauern.
8. Wie sieht eure langfristige Vision aus? Habt ihr über mögliche Exit-Szenarien nachgedacht?
Warum Investoren diese Frage stellen:
Investoren wollen wissen, wie sie ihr Investment idealerweise wieder veräußern können. Ein Exit-Szenario zeigt, dass ihr langfristig denkt und den Weg zum Value Realization versteht.
So beantwortest du die Frage souverän:
Auch wenn es in frühen Phasen noch spekulativ ist, solltet ihr erste Überlegungen zu möglichen Exit-Optionen wie einer Übernahme durch ein größeres Unternehmen aus der [Branche] oder perspektivisch einem Börsengang (IPO) anreißen. Das zeigt, dass ihr die Reise ganzheitlich denkt.
Fazit: Vorbereitung ist der Schlüssel zum Überzeugen
Ein starker Pitch ist keine Frage der Rhetorik, sondern der Vorbereitung. Die typischen Fragen von Investoren sind keine Stolpersteine – sondern Chancen, euer Startup ins rechte Licht zu rücken. Nutzt Pitch-Deck, Finanzzahlen und Storytelling gezielt, um zu überzeugen.
Das Pitch Deck: Ein gutes Pitch Deck sollte folgende Elemente enthalten: Problem, Lösung, Markt, Team, Geschäftsmodell, Traction, Finanzplan, Investment-Bedarf.
Pitch üben und Feedback einholen: Trainiert eure Antworten im Team, präsentiert sie vor erfahrenen Gründer:innen oder Investor:innen und holt euch ehrliches, kritisches Feedback. Jede kritische Frage im Vorfeld stärkt euch für den Ernstfall.
Umgang mit unerwarteten Fragen: Bleibt ruhig, bittet bei Bedarf um Klärung und antwortet ehrlich. Niemand erwartet, dass ihr alles wisst. Aber man erwartet, dass ihr kompetent und authentisch reagiert.
Tipps zum Schluss:
- Enthusiasmus zeigen: Lasst eure Leidenschaft für das Thema durchscheinen.
- Authentizität wahren: Seid echt, keine Show.
- Follow-up nicht vergessen: Bedankt euch für das Gespräch und liefert angeforderte Infos zeitnah nach.
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