Donnerstag, Mai 2, 2024
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Positiv und in Chancen denken

ison verbindet die einzelnen Energietechnologien in Flexumer-Haushalten wie z.B. PV-Anlage, Batteriespeicher, Wärmepumpe und Wallboxen

Stellen Sie sich und ihr Unternehmen ison doch unseren Lesern kurz vor

Sebastian Mahlow: „Hi, ich bin Sebastian, 40 Jahre alt, und seit mittlerweile fast 20 Jahren in der Energiebranche tätig. Über viele Jahre habe ich den Energiehandel für das Strom- und Gasgeschäft bei LichtBlick verantwortet und mich zuletzt mit der Frage beschäftigt, wie die Energieversorgung in Deutschland dezentraler und intelligenter gestaltet werden kann. Dafür sind Eigenheimbesitzer*innen, die in der Lage sind, ihren Strom selbst zu erzeugen und zu konsumieren (sogenannte Prosumer), von elementarer Bedeutung. Mehr und mehr werden diese Prosumer zu Flexumer, denn in ihren Haushalten zeigt sich ein riesiges Potential für Flexibilität, also der Verschiebung von Produktion und Abnahme, was heute schon nutzbar ist. 

Das hat auch die Weichen für die Gründung von ison gestellt – unser Team hat gemerkt, dass es an einer Intelligenz fehlt, die die einzelnen Energietechnologien in Flexumer-Haushalten wie z.B. PV-Anlage, Batteriespeicher, Wärmepumpe und Wallbox verbindet und den Zugang zum Strommarkt schafft. Genau dafür steht ison.“

Warum haben Sie sich entschieden, ein Unternehmen zu gründen?

„Ich habe vor ca. 3 Jahren nach meinen Aufgaben im reinen Energiehandel für Strom, Gas und Biogas das Geschäftsfeld Energy-as-a Service bei LichtBlick aufgebaut. Für mich persönlich eine große Herausforderung und Verantwortung, die ich sehr ernst genommen habe. Am Anfang stand die Frage, nach einer Lösung für eine elektrifizierte, CO2-freie Energienutzung in allen Sektoren des privaten Lebens.

Hierzu zählt neben der Mobilität vor allem auch die Wärmeversorgung, denn für das Erreichen der Klimaziele müssen wir in Deutschland die Treibhausgasemissionen für den Wärmesektor innerhalb der nächsten sechs Jahre um mehr als 40% verringern. Schnell war klar, dass ein Ausbauziel von 6 Mio. Wärmepumpen bis 2030 nur mit einer dezentralen Energie- und Speicherversorgung auf Basis von Solarenergie funktionieren werde. Wir haben das Geschäftsfeld Energy-as-a-Service sofort sektorenübergreifend aufgebaut und eine intelligente Vernetzung der einzelnen Energietechnologien über ein Home Energy Management System integriert. Damit sind wir in der Lage, den Flexumern ihre Anlagen immer auf Basis des günstigsten Preises an der Strombörse zu steuern – ohne, dass diese Komfort abgeben müssen. 

Warum gehört das für mich zur Gründungsidee? Es ist so, dass das Marktpotential für Ein- und Zweifamilienhäuser allein in Deutschland etwa 11 Mio. Dächer beinhaltet, wovon im vergangenen Jahr nur rund 2 Mio. Dächer mit eigener PV-Anlage ausgestattet waren. Hiervon hatten sogar nur 6% ein Home Energy Management System (HEMS) installiert. 

Unserer Meinung nach ist der Markt also kein „Winner-takes-all-market“. Er braucht viele Partnerschaften, um die Sektorenkopplung – und damit letztlich ganzheitlich – die Energiewende zu schaffen. Darum haben wir ison gegründet: als unabhängiges Unternehmen für möglichst viele starke Partnerschaften.“

Welche Vision steckt hinter ison?

„Wir möchten unseren Beitrag für eine umweltfreundliche Zukunft leisten. Indem wir mit ison Flexumern dabei unterstützen, ihre Energieverbräuche zu optimieren, sorgen wir gleichzeitig dafür, dass sie ihren eigenen CO2-Ausstoß verringern. Und durch die Anbindung an den Strommarkt können dezentrale Kapazitäten zur Speicherung und Abgabe von Strom bei Flexumern aufgebaut und ausgebaut werden. Das Netz kann dadurch flexibler und grüner gestaltet werden – was letztlich dem Klima, aber auch allen Haushalten, die ans deutsche Stromnetz angebunden sind, zugutekommt.“

Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?

„Ursprünglich war ison als Joint Venture gedacht mit zwei gleichberechtigten Shareholdern. Die eine Seite wollte dabei vor allem die technische Expertise in die Partnerschaft einbringen, während die andere Seite – in dem Fall LichtBlick SE – die energiewirtschaftliche Kompetenz aus 25 Jahren Erfahrungen auf und mit dem Energiehandel stellen konnte. Genau in diesem Setup lag für mich persönlich und für ison als unabhängiges Unternehmen gleichzeitig die größte Herausforderung. Wir haben anfangs auf shared ressources der beiden Gesellschafterunternehmen zurückgegriffen, um damit unsere unabhängige Plattform zu entwickeln. Zu dem Zeitpunkt waren also noch keine reine ison Mitarbeitenden angestellt. Im Nachhinein betrachtet hat dies die Geschwindigkeit von ison viel zu stark verlangsamt.

Kurze Zeit später hat sich ein anderes Unternehmen die gesamten Anteile an unserem Partner gesichert – das Ende des Joint Ventures war also da. Für das damals noch kleine ison Team folgte zeitgleich die Neuausrichtung von Produkt und Marke. Nach etwa sechs Monaten – mit dem alleinigen Gesellschafter LichtBlick im Rücken – ging ison dann an den Markt. 

Nach dieser Erfahrung würde ich immer dazu raten, von Anfang an dedizierte Ressourcen im Unternehmen aufzubauen und sich eine sehr klare Marke aufzubauen – auch wenn es sich wie bei ison um ein Corporate Startup handelt. Bei ison hat dieser Schritt dabei geholfen, die Identifikation der Mitarbeitenden mit dem Unternehmen und dem Produkt enger zu verzahnen und sehr viel mehr Geschwindigkeit aufzunehmen. Wir wären sonst nicht in der Lage gewesen, nach nur sechs Monaten auf Europas größter Solarmesse mit einem eigenen Stand anwesend zu sein und unser Produkt dort vorzustellen.“

Wer ist die Zielgruppe von ison?

„ison richtet sich an Erstaustatter, Großhändler und Hardware-Herstellern, aber auch an Energieversorger. Wir möchten mit unserem Produkt keine Exklusivität schaffen, sondern sie breit anbieten. Unsere Kunden wiederum können dank unserer White-Label-Lösung selbst entscheiden, ob ison als Marke gegenüber ihren Kund*innen und Endverbraucher*innen in Erscheinung tritt – oder nicht. Dadurch können sie eine langfristige Bindung zu ihren Kund*innen schaffen.“

Wie funktioniert ison? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?

„Ison bietet – als einziger Anbieter auf dem Markt – Kompetenzen entlang der gesamten Wertschöpfung: von der Einbindung der Installateure, die verschiedene Energietechnologien in den Häusern in Betrieb nehmen, über die marktseitige Optimierung der Energieflüsse bis hin zur Abrechnung, wo dann am Ende auch die Einsparungen entstehen. 

ison möchte sich aber nicht von allen Marktakteuren abgrenzen. Ich denke, dass der noch junge Markt, in dem wir uns bewegen, viele Akteure braucht, die ein gleiches Produktverständnis haben. Nur so können wir und alle anderen einen ganzheitlichen Beitrag zu Energiewende schaffen.“

ison, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

„In 5 Jahren haben wir das Jahr 2028. Wir haben bis dahin hoffentlich schon ein Drittel der Dächer für PV erschlossen, schaffen unser Ausbauziel mit jährlich einer halben Million installierter Wärmepumpen und haben weitere 20 GW Heimspeicherkapazität zugebaut. 

Ich möchte ison in zwei Bereichen stark positioniert sehen. Zum einen sollte die gesteuerte ison Flotte natürlich eine bedeutsame Masse erreicht haben. Zum anderen wünsche ich mir, dass ison für Flexibilitäten im Flexumer-Bereich regulatorisch Einfluss entfalten kann. Denn wenn wir die Klimaziele erreichen wollen, muss sich der Markt schnell weiterentwickeln. Dafür benötigen wir ein geeignetes intelligentes Marktdesign – hier wissen wir, worauf es ankommt.“ 

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?

„Ich denke es ist wichtig, Unabhängigkeit zu schaffen und schnell eine möglichst große Identifikation mit Produkt und Unternehmen aufzubauen. Dazu gehören für mich neben der Marke auch gute, starke Netzwerke sowie der Aufbau von dedizierten Teams.

Grundsätzlich positiv und in Chancen zu denken, statt mögliche Gefahren zu sehen, hilft ebenfalls. Oft kommt es anders als geplant und gute wie auch schlechte Zeiten wechseln sich ab. Um das durchzustehen, braucht es an immensem Durchhaltevermögen – insbesondere dann, wenn die nächste Krise vor der Tür steht.

Außerdem hat es uns geholfen, das Produkt schnell zu testen und zu iterieren und dabei neue Wege auszuprobieren, um es benutzerfreundlicher gestalten zu können. Dadurch ist ison heute ein anderes und besseres Produkt als zu Beginn der Gründung.“

Wir bedanken uns bei Sebastian Mahlow für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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