Das Ergebnis seit dem Start im Jahr 2015: Ein Umsatz im mehrstelligen Millionenbereich, ein tägliches Versandvolumen von bis zu 300 Bestellungen am Tag und knapp 350 Produkte im Online-Shop. Die zwei Jungs vom Koppenplatz 9 in Berlin haben es mit haltbaren Lebensmitteln zum etablierten Player am E-Commerce Markt geschafft. Heute geben die Geschäftsführer Constantinos Calios und Piran Asci E-Commerce Kollegen, Startups und Food-Gründern Praxis-Tipps aus vier Jahren KoRo:
KoRo-Tipp 1: Fokussieren, nicht spezialisieren
Jedes Geschäftsmodell ist unterschiedlich. Es gibt nicht den einen Masterplan für das richtige Vorgehen. Wir bei KoRo haben in vier Jahren einige wertvolle Learnings für uns gezogen, die wir gerne mit euch teilen möchten. Mit dem wichtigsten Erfahrungswert steigen wir direkt ein und setzen ein dickes Ausrufezeichen für E-Food-Gründer dahinter: Konzentriert euch auf den “Proof-of-Concept” und legt den Fokus auf euer Produkt, eure Idee oder euren Service. Lagert Dienstleistungen und alles andere, was nicht direkt mit eurem Produkt zusammenhängt an externe Unternehmen aus. Eines der besten Beispiele dafür ist die Frage, ob ein eigenes oder ein Fremdlager für die Lagerung und den Versand der Produkte sinnvoller ist. Natürlich könnt ihr euch mit Logistikprozessen beschäftigen, aber am Ende lauft ihr Gefahr, euch zwar Spezialisten-Know-how in der Logistik anzueignen, statt im eigentlichen Produkt-Segment.
Unser Tipp: Setzt als Gründer euren Fokus auf die Idee und anschließend auf die Vermarktung des Produkts. Alle anderen Geschäftsprozesse könnt ihr auslagern oder mit smarter Software automatisieren. Wir bei KoRo bauen seit Beginn auf die Stärke von Xentral als ERP-System und einen Fulfillment-Dienstleister. Heißt im Klartext: Wir schaffen uns Zeit, um das Unternehmenswachstum anzukurbeln und unsere Produktpalette zu skalieren, denn das ist unsere Aufgabe als Gründer.
KoRo-Tipp 2: Seid frech, seid authentisch!
Ganz ehrlich: Es kommt nicht nur auf den Marketingkanal an. Vielmehr solltet ihr euch die Frage stellen „Was möchte mein Kunde sehen und hören?”
Hier raten wir euch von einer zu frühen Fokussierung auf Zielgruppen, deren Unterteilung und Analyse ab. Wer gerade gründet hat, muss seine zukünftigen Kunden erst kennen lernen. Also schränkt euch nicht ein, versteift euch nicht auf Annahmen und vermeidet, zu technisch an die Sache ranzugehen. Agenturen versuchen Gründern auch gerne eine over-engineerte Kommunikationsstrategie überzustülpen. Davon raten wir ab. Kunden kaufen Authentizität. Überlegt euch genau, was der USP eurer Idee oder eures Produkts ist und wie ihr diese Message authentisch an den Kunden kommunizieren könnt – und zwar über alle Kommunikationskanäle hinweg. Vertraut euch selbst, seid mutig und frech in der Kommunikation, aber vor allem kreativ in der Wahl des Mediums. Als Food-Unternehmen bauen wir auf mehrere Kanäle gleichzeitig. Unter anderem auf Influencer Relations, Youtube, Instagram und Podcasts.
KoRo-Tipp 3: Wissen, wer der Kunde ist
Wie lernt man seine Kunden am besten kennen? Indem man weiß, was sie beschäftigt. Das erfahrt ihr, wenn ihr einen intensiven Blick auf euren Posteingang im Kundeservice werft. Erarbeitet gemeinsam mit eurem Support-Team, welche Fragen eure Kunden stellen, was sie beschäftigt, auf welche Themen sie keine Antworten finden und natürlich auch, was sie an euren Produkten feiern.
Unser Tipp: Der Kundenservice ist essentiell und sollte daher auch von den Gründern bzw. Geschäftsführern selbst betrieben werden. Wir haben zum Beispiel aufgrund der Auswertung unserer Kundenanfragen eigene Services wie den Preisgraphen entwickelt und FAQ-Bereiche geschaffen.
KoRo-Tipp 4: Bauchgefühl ist wertvoller als jeder Expertenrat
Mein Credo: Verträge sind da, um sich streiten zu können. Daher setzen wir bei KoRo in erster Linie auf Menschenverstand, Bauchgefühl und in zweiter Instanz auf die Erfahrungswerte unseres Anwalts. Ein wichtiger Punkt an dieser Stelle: Seid selbstsicher! Auch bei Gesprächen mit potentiellen Investoren und Partnern. Ihr seid der Erfinder und der Treiber hinter Eurer Idee.
Auch wir bei KoRo mussten auf unserer Reise einige Fehlentscheidungen verkraften. Einer der prägendsten Momente war der, an dem wir fast alles verloren hätten weil ich auf die falschen Investoren gesetzt habe. Diese Tiefs tun weh, aber lassen einen auch wachsen und wichtige Erfahrungen sammeln.
KoRo-Tipp 5: Bad News – sobald Euer Produkt läuft, kommen Nachahmer
Freier Wettbewerb ist für Gründer manchmal hart. Sobald sich das Produkt gut verkauft und eine gewisse Bekanntheit erreicht hat, wird es Nachahmer geben. Was man gegen Copy Cats machen kann? So gut wie nichts! Insbesondere im LEH-Bereich ist ein wirklicher Schutz wie man es beispielsweise bei technischen Innovationen mit Patenten oder Gebrauchsmustern hat, nicht möglich. Aus eigenen Erfahrungswerten und Gesprächen mit anderen Gründern können wir prophezeien: Spätestens nach zwei Jahren am Markt kommen die ersten Nachahmer, die jeden Markenschutz oder Ähnliches mit einer minimal veränderten Rezeptur aushebeln. Macht euch über den Wettbewerb erst gar nicht so viele Gedanken. Achtet vielmehr darauf, wie ihr eure Brand stärken und weiter ausbauen könnt. Das was ihr macht, müsst ihr verstehen und richtig gut machen.
KoRo-Tipp 6: Das A&O im LEH
Das absolute Win-Kriterium im LEH: Preis zu Leistung. Der deutsche Food-Markt ist preisorientiert. Das ist auch unsere Kernstrategie. Wir versuchen den Verkaufspreis so gering wie möglich zu halten. Wie wir das machen ist einfach: kostengünstige und schlanke Prozesse, sowie ein starker Fokus auf den Einkauf.
Schlanke Prozesse bedeutet für uns Automatisierung aller Prozesse, wie zum Beispiel die Übergabe der Buchhaltungsdaten an DATEV direkt aus Xentral heraus. Im Einkauf sind wir einfach super frech und versuchen immer, immer, immer noch günstiger einzukaufen.
KoRo-Tipp 7: Pareto-Prinzip als Wachstums-Beschleuniger
Unabhängig davon in welcher Wachstums- oder Entwicklungsphase ihr seid, es gibt immer eine neue Herausforderung. Um diesen zu begegnen setzen wir auf das klassische Pareto-Prinzip, auch als Pareto-Effekt oder 80-zu-20-Regel bekannt. Die Regel besagt: 80 % der Ergebnisse können mit 20 % des Gesamtaufwandes erreicht werden. Die verbleibenden 20 % der Ergebnisse erfordern mit 80 % des Gesamtaufwandes die quantitativ meiste Arbeit.
Was wir damit meinen? Nehmen wir beispielsweise den Wunsch, eure Produkte bei Rewe zu listen. Wenn ihr bei Rewe anruft, bekommt ihr in der Regel die Kontaktdaten des passenden Einkäufers für eure Produktkategorie – wie 1.000 andere Startups und Unternehmen auch. Dann sollt ihr die Informationen per Mail zuschicken – wie alle anderen auch. Eine schicke Präsentation kann beim Listing unterstützen, trotzdem ist die Wahrscheinlichkeit für ein Feedback sehr gering. Daher raten wir: Geht auf Messen und Events, nutzt persönliche Kontakte. Kennt ihr jemanden, der jemanden kennt, der jemanden kennt? Umso besser, viele Touchpoints können den Prozess beschleunigen.
Quelle: Startup Communication e.K.