Leerstandslotsen vernetzt leerstehende Immobilien mit passenden Nutzungskonzepten durch eine smarte digitale Plattform, um Städte effizient und nachhaltig wiederzubeleben.
Könnten Sie uns einen Einblick in die Gründungsgeschichte von Leerstandslotsen geben und wer die Köpfe hinter dem Unternehmen sind?
Die Geschichte hinter den Leerstandslotsen ist eng mit einem Problem verbunden, das viele Städte und Kommunen plagt: leerstehende Immobilien und der schwierige Prozess, passende Nutzungen zu finden. 2021 haben wir erkannt, dass es an einer digitalen Lösung fehlt, die das effizient und smart löst, völlig anders als bekannte Immobilienportale. Was als Teil eines Förderprojekts des BMWK begann, haben wir 2022 in ein eigenständiges PropTech überführt.
Unser Team besteht aus der Geschäftsführung (Philipp Ellrich und Bo Nintzel) und aus leidenschaftlichen Profis, die gemeinsam die Leerstandslotsen-Plattform entwickelt haben. So werden Leerstände mit maßgeschneiderten Nutzungskonzepten zusammengeführt – in Rekordzeit und mit minimalem Aufwand für alle Beteiligten. Heute sind wir nicht nur in Deutschland, sondern auch in Österreich aktiv, und unser Matching-Algorithmus setzt neue Maßstäbe im Ansiedlungsmanagement. Zielgerichtet und mit ganzheitlichem, dialogorientiertem Ansatz.
Wie definieren Sie die Vision Ihres Unternehmens, und welche Schritte unternehmen Sie, um diese zu erreichen?
Trading-Down und Verödung, der demografische Wandel, die Digitalisierung, das veränderte Konsumverhalten, Filialisierung, steigende Mieten – es gibt viele Gründe, warum unsere Stadtzentren von Leerständen geprägt sind. Diese Situation betrifft uns alle, daher haben wir die Vision und Mission, unsere Innenstädte und Handelszentren wiederzubeleben. Es gilt, unsere Mitte neu zu planen und die Bürger wieder in die City zu holen. Mit unserer Matching-Plattform arbeiten wir aktiv und nachhaltig an der Reduzierung des Leerstands und der Revitalisierung unserer Innenstädte durch die Vermittlung vielfältiger und innovativer Nutzungskonzepte. Das macht das Stadtleben attraktiv – für jedermann.
Welche Zielgruppe spricht Leerstandslotsen gezielt an, und wie stellen Sie sicher, dass deren Bedürfnisse optimal erfüllt werden?
Die Matching-Plattform spricht die gesamte Immobilienwirtschaft an – Expansionsabteilungen, Makler, Kommunen, Wirtschaftsförderungen, Eigentümer, Verwalter, Centerbetreiber. Durch individuelle Beratungen, Bedarfsanalysen, Feedback-Mechanismen und dem Aufbau eines starken Netzwerkes stellen wir Leerstandslotsen sicher, dass wir den spezifischen Bedürfnissen unserer Zielgruppen gerecht werden und somit einen wertvollen Beitrag zur Reduzierung von Leerständen leisten können. Ganz besonders für Städte und Gemeinden ist die Plattform mittlerweile ein unerlässliches Werkzeug für eine zukunftsweisende und effektive Ansiedlungssteuerung geworden.
Mit welchen Herausforderungen hatten Sie bisher in der Gründungsphase zu kämpfen, und wie haben Sie diese gemeistert?
Die fehlenden Kapazitäten der Entwickler:innen haben uns zeitlich zurückgeworfen – so konnten wir uns allerdings mehr Gedanken über die optimale Bedienerfreundlichkeit der Plattform machen. Auch die langsameren Entscheidungswege in den Kommunen haben eine schnelle Markteinführung etwas verzögert. Die Immobilienwirtschaft hingegen nimmt uns sehr schnell an, da unsere Kosten für sie sehr überschaubar und die Entscheidungsprozesse in den Unternehmen kürzer sind. Alles in allem können wir uns wirklich nicht beschweren.
Was ist Ihrer Meinung nach der einzigartige Vorteil Ihres Unternehmens gegenüber anderen in Ihrer Branche?
Wir haben die digitale Matching-Plattform für die Immobilienwirtschaft entwickelt. Durch einen automatisierten Algorithmus werden so leerstehende Ladenflächen in den Innenstädten schneller und passgenauer vermittelt. Das smarte Tool ist datengeschützt und ermöglicht den Nutzer:innen, schnell und einfach einen Überblick über den Markt zu erhalten und unkompliziert in den Direktkontakt mit ihrem passenden Match zu treten. In der dynamischen Plattform finden Nachnutzungskonzepte aus 15 Ländern – von klassisch bis außergewöhnlich – sowie über 100 bunte Nutzungsarten ihre passende Fläche.
Diese Plattform bietet Flächenanbieter:innen, also Eigentümer:innen von leerfallenden und leerstehenden Ladenflächen, die Möglichkeit, ihre Räumlichkeiten nach ihren Anforderungen zu matchen, passgenaue Nutzungskonzepte der Flächensuchenden einzusehen und in den direkten Austausch zu gehen – und das über eine eigenkontrollierte Suche und ohne, dass die Fläche öffentlich einsehbar ist, was in der Form einzigartig ist. Für flächensuchende Einzelhändler:innen, Gastronom:innen, Dienstleister:innen und Kunstschaffende bietet das smarte Tool die Möglichkeit, ihre Ideen für die Nachnutzung von Leerständen kostenlos und standortunabhängig einzustellen und das – dank der passiven Suche – mit geringem initialen Aufwand.
Können Sie uns verraten, welche neuen Produkte oder Dienstleistungen Leerstandslotsen in naher Zukunft plant?
Neben ständigen Updates und neuen Leistungspaketen ist eine baldige Fokussierung auf die Special Interest Sparte mit spannenden Zwischennutzungen, Pop-Up-Konzepten, Kaufhausflächen und Coworking geplant. Außerdem geht gerade unser neuer Marktplatz live, der noch mehr Raum für die Umnutzung gewerblicher Immobilien schafft. Jeder der möchte, erhält von uns eine persönliche Live-Demo, in der wir alle Features und Funktionalitäten der Plattform erläutern.
Welcher Teil des bisherigen Wachstums erfüllt Sie persönlich am meisten?
Die Expansion unserer Matching-Plattform nach Österreich in diesem Jahr, der Gewinn neuer Investoren und die Auszeichnung beim PropTech Germany Award 2024 in der Kategorie „Konzepte und Services für Mieter und Nutzer“ zählt zu meinen persönlichen Meilensteinen auf unserem Weg. Das zeigt, dass wir mit unserer Arbeit einen echten Mehrwert schaffen und ein wichtiger Partner für die Standortentwicklung von morgen sind. Aber am schönsten ist es, das Feedback zufriedener Kunden zu lesen – das erfüllt unser Team immer wieder mit Stolz. Ein paar dieser Zitate sind auf unserer Website zu sehen.
Welche langfristigen Ziele streben Sie mit Ihrem Unternehmen an, und wie werden diese Ihre Branche beeinflussen?
Neben verschiedenen Features für die Plattform und einer Fokussierung auf die Special Interest Sparte mit kulturellen Zwischennutzungen, Pop-Up-Konzepten, Kaufhausflächen und Coworking ist eine weitere Markteinführung der Plattform über die deutschen Grenzen hinaus angedacht. Bisher haben wir in diesem Jahr (2024) unsere Plattform für den österreichischen Markt ausgebaut, aber weitere Expansionen stehen natürlich auf unserer Agenda für die nächsten fünf Jahre. Im Kampf gegen die Leerstandsproblematik setzen wir uns auch wieder in den nächsten Jahren mit vollem Tatendrang ein – für die Zukunft unserer Innenstädte und Zentren.
Wie stellen Sie sicher, dass Leerstandslotsen sich kontinuierlich weiterentwickelt und den sich ändernden Marktanforderungen gerecht wird?
Als Kernwerte für unser Unternehmen definieren wir Innovation, Anpassungsfähigkeit und Kundenzufriedenheit. Diese Werte veranlassen unsere Mitarbeiter, ständig nach neuen und effektiven Lösungen zu suchen, die zu einer optimalen Usability führen, sich den Veränderungen der schnelllebigen, digitalen Branche zügig und effizient anzupassen und erfolgreich zusammenzuarbeiten.
Welche drei Ratschläge würden Sie aufstrebenden Gründern mit auf den Weg geben, basierend auf Ihren Erfahrungen?
Glaubt an Eure Idee! Nehmt Euch alle Zeit der Welt für die Entwicklung, bindet Kunden ein und konzentriert Euch auf neue, bessere Features. Versucht nicht alles und jeden zu bedienen, sondern fokussiert Euch auf Euer Kerngeschäft und perfektioniert es.
Und vor allem: Habt Geduld – manchmal braucht Erfolg auch etwas Zeit!
Was motiviert Sie und Ihr Team, täglich an der Weiterentwicklung Ihres Unternehmens zu arbeiten?
Was uns motiviert, ist die Leidenschaft für das, was wir tun, und der Wunsch, einen positiven Einfluss auf die Entwicklung unserer Innenstädte und die Gesellschaft zu haben. Alle reden über ESG – doch das „S“ (social) kommt noch immer viel zu kurz in der Immobilienbranche. Wir sind begeistert von der Möglichkeit, innovative Lösungen zu entwickeln und so dem Leerstand den Kampf anzusagen. Zudem inspiriert uns das Feedback unserer Nutzer, da wir sehen, welchen Mehrwert unsere Arbeit liefert. Diese Kombination motiviert uns, kontinuierlich an der Weiterentwicklung unseres Unternehmens und der Matching-Plattform zu arbeiten.
Wie sehen Sie die Zukunft Ihrer Branche, und welche Rolle wird Leerstandslotsen Ihrer Meinung nach darin spielen?
Die Zukunft der Immobilienbranche wird voraussichtlich von mehreren Faktoren geprägt sein, darunter technologische Innovationen, nachhaltige Entwicklung und sich verändernde Lebensstile. Die Digitalisierung wird eine zentrale Rolle spielen, indem sie Prozesse effizienter gestaltet und den Zugang zu Informationen erleichtert. In diesem Kontext werden auch wir Leerstandslotsen eine wichtige Rolle einnehmen. Wir sind dafür verantwortlich, leerstehende Immobilien und passende Nachmieter zu vernetzen, um Leerstände nachhaltig zu füllen. Durch unsere Expertise können wir dazu beitragen, Leerstände zu reduzieren, was nicht nur der Wirtschaft zugutekommt, sondern auch die Lebensqualität in Städten verbessert.
Darüber hinaus könnten die Leerstandslotsen als Vermittler zwischen Eigentümern und potenziellen Nutzern fungieren, um kreative Lösungen zu finden, die den Bedürfnissen der Gemeinschaft entsprechen. Ihre Fähigkeit, innovative Nutzungskonzepte zu entdecken und zu filtern, wird in einer sich wandelnden Branche von großer Bedeutung sein.
Insgesamt sehe ich die Rolle der Leerstandslotsen als entscheidend an, um die Herausforderungen der Branche zu meistern und unsere Zentren wiederzubeleben. Denn nur wenige Startups kombinieren wie wir Social Impact, Effizienz und Wirtschaftlichkeit. Wer Teil unserer Reise werden möchte – wir freuen uns auf Euch!
Bildcredits:©LLASM Technology GmbH
Wir bedanken uns bei Philipp Ellrich für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.