Mit LI.FI bieten wir eine Multichain Gateway API für DeFi an
Stellen Sie sich und das Startup LI.FI doch kurz unseren Lesern vor!
Ich bin Philipp Zentner, CEO und Co-Founder von LI.FI. LI.FI ist mittlerweile das vierte Start-up, das ich gemeinsam mit meine Co-Founder und CTO Max Klenk gegründet habe.
Mit LI.FI bieten wir eine Multichain Gateway API für DeFi an. Das bedeutet: Wir ermöglichen es Unternehmen, bestimmte Daten und Assets wie z.B. Kryptowährungen nicht nur auf einer einzelnen Blockchain, sondern über verschiedene Systeme hinweg nutzen und tauschen zu können – völlig automatisiert.
Dafür sind z.B. sogenannte Cross-Chain Bridges notwendig, von denen sehr viele zur Auswahl stehen. Wir haben ein Software Development Kit (SDK) entwickelt, das Entwickler verwenden können, um aus einer Vielzahl von Token Bridges und dezentrale Krypto-Börsen (kurz DEXs) diejenigen zu nutzen, die sich am besten für ihren Anwendungsfall eignen. Das ist zum Beispiel für Banken und Fintechs, aber auch für Hedge-Funds, Wallets und Custodians interessant, die ihren Kunden Krypto-Dienstleistungen anbieten wollen und davon gibt es gerade immer mehr.
Warum haben Sie sich entschieden, ein Unternehmen zu gründen?
LI.FI ist ja nicht unser erstes Unternehmen, Max und ich hatten vorher schon drei Startups gegründet und arbeiten seit über zehn Jahren zusammen. Für uns war eigentlich klar, dass wir wieder gemeinsam gründen wollen. Bereits als wir anfingen, uns mit der Krypto-Welt zu beschäftigen, waren wir sofort fasziniert. Keine andere Branche entwickelt sich so schnell weiter, das Potenzial ist riesig und viele Herausforderungen sind noch nicht gelöst. Aber es sind nicht nur die technischen Probleme, die spannend sind, sondern auch die ideologischen Ideen und der globale systemische Wandel, der hier angestoßen werden soll. Das macht die Branche für uns so attraktiv – wir wollen diese komplexen Probleme lösen!
Welche Vision steckt hinter LI.FI?
Die Bewegung und der Austausch von Daten und Assets über verschiedene Blockchains hinweg ist sehr komplex, benötigt viele Datenquellen und fragmentierte Infrastruktur-Anbieter. Wir reduzieren diese Komplexität und lösen damit ein fundamentales Problem des Web3. Lösungen wie DEXs und Token Bridges werden zwar bereits vielfach genutzt, aber sie sind fragmentiert, schwer zu vergleichen, es gibt Sicherheitsrisiken, Unterschiede in der Unterstützung von Blockchains und die Prozesse sind oft noch sehr kompliziert.
Das wollen wir ändern und sogenannte Swaps und Bridging-Prozesse schnell, unkompliziert und sicher anbieten, und das für eine größtmögliche Anzahl an Ökosystemen, Bridges und DEXs. Einfach ausgedrückt: Wir wollen für die Krypto-Welt das erreichen, was Stripe für den E-Commerce erreicht hat: Eine einfache, gute dokumentierte API für die Bewegung von Geldern, und das weltweit. Alles notwendige (Kreditkartenanbieter und PSPs) wurde aggregiert und weg abstrahiert.
Von der Idee bis zum Start, was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Die Krypto-Welt entwickelt sich im Moment schneller weiter als jede andere Branche, in der wir bisher tätig waren. Die größte Herausforderung für uns besteht darin, mit der Geschwindigkeit der Veränderung und der hohen und weiter wachsenden Komplexität der Technologien, mit denen wir arbeiten, mitzuhalten. Aber das macht unsere Arbeit ja gleichzeitig auch so spannend.
Am Anfang haben wir uns mit verschiedenen Fördermitteln aus der Branche und zahlreichen Hackathons durchgeschlagen und so insgesamt 200.000 US-Dollar eingenommen. Wir haben dadurch immer mehr Aufmerksamkeit von Risikokapitalgebern gewonnen und sind seit Ende 2021 Venture-Capital-finanziert. Unsere erste Runde in Höhe von 5,5 Million Dollar wurde von der Krypto-Investmentfirma 1kx und dem amerikanischen VC-Unternehmen Dragonfly angeführt. Dabei haben knapp 100 Angels aus dem Ökosystem mit investiert. Von diesem Netzwerk profitieren wir sehr.
Wer ist die Zielgruppe von LI.FI ?
Mit unserer Lösung sprechen wir viele unterschiedliche Zielgruppen an, da wir eine fundamentale Herausforderung – die Bewegung von Assets und Daten über verschiedene Blockchains – drastisch vereinfachen. Diese Herausforderung betrifft nahezu jeden Anbieter, der im Krypto-Bereich unterwegs ist. Unsere Zielgruppe sind Fintechs, CeDeFis, Hedgefonds und auch traditionelle Banken, die ihren Kunden Krypto-Dienstleistungen anbieten wollen.
Durch die Nutzung von LI.FI können sie anderthalb Jahre Markteinführungszeit sparen, anstatt ihre eigene Lösung zu entwickeln und zu implementieren, was Millionen von Euro kostet. Die Blockchain-Infrastruktur und der gesamte Markt, der darauf aufbaut, sind einfach viel zu schnelllebig, um solche Lösungen in-house zu entwickeln. Wir haben mit der Aggregation angefangen, als die Relevanz von Multichain den meisten Playern noch gar nicht klar war. Damals haben VCs eine Finanzierung von LI.FI noch abgelehnt, weil ihnen nicht bewusst war, wie wichtig die Interaktion vieler unterschiedlicher Blockchains und Ökosysteme in Zukunft werden würde.
Wie funktioniert LI.FI ? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?
LI.FI aggregiert sogenannte Token Bridges und DEXs, dezentrale Krypto-Börsen, sowie notwendige Datenquellen und Schnittstellen. Token Bridges wurden entwickelt, um die Übertragung von Assets – z. B. Krypto-Token – und Daten zwischen verschiedenen Blockchains zu ermöglichen. Grundsätzlich sind nämlich Blockchains eigentlich geschlossene Systeme, zwischen denen ein Austausch nicht so einfach möglich ist. Es kommt aber häufig vor, dass ein Nutzer sein Krypto-Kapital in ein anderes Ökosystem übertragen will.
Das ist z. B. der Fall, wenn er NFTs auf einer anderen Blockchain erwerben oder sein Kapital lieber in einem Krypto-Ökosystem aufbewahren will, dem er mehr vertraut. Dafür braucht er dann Token Bridges. Davon gibt es sehr viele. Um sie sinnvoll und sicher nutzen zu können, haben wir LI.FI gegründet: Wir aggregieren die wichtigsten Bridges und verbinden diese mit dezentralen Krypto-Börsen. Unternehmen und Entwickler, die unsere API oder unser Software Development Kit (SDK) nutzen, finden dann immer die einfachsten, günstigsten und sichersten Wege für ihre Transaktionen und können so ihren eigenen Kunden attraktive Krypto-Dienstleistungen anbieten.
Es gibt erst sehr wenige Anbieter am Markt mit einem vergleichbaren Angebot. Die meisten haben aufgegeben oder uns integriert – wir profitieren also davon. Wir sind technisch viel weiter als unsere Konkurrenz und arbeiten bereits mit etablierten Partnern wie der weltweit größten Wallet MetaMask zusammen. Wir investieren viel Zeit und Kapazität in das Thema Sicherheit, entwickeln und nutzen dafür qualitative und quantitative Systeme. Sehr wichtig ist uns das Monitoring und Tracking der durch uns integrierten System, da gerade in letzter Zeit immer wieder Token Bridges gehackt wurden. Alleine in den letzten neun Monaten haben wir unsere Sicherheitsvorkehrungen drei mal von unabhängigen Auditing-Unternehmen überprüfen lassen.
LI.FI , wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
In fünf Jahren wollen wir die weltweit führende Multichain-Middleware für Unternehmen mit Krypto-Angeboten sein!
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
1. Hackathons, Gitcoin, KERNEL
Jeder, vor allem Softwareentwickler, kann an nahezu wöchentlichen Hackathons teilnehmen und hier ordentlich Preisgelder einsammeln, sein Projekt über Gitcoin vom Ökosystem sponsern lassen und über KERNEL mehr über die philosophischen Aspekte der Krypto-Branche erfahren, aber auch ein Netzwerk aufbauen und Investoren kennenlernen. Es war noch nie so einfach zu bootstrappen, denn Entwickler und Venture Capital sind hier unfassbar gut miteinander vernetzt und an denselben Orten (auf Events und digital auf den genannten Plattformen) aktiv.
2. Remote 1st Culture etablieren
Erfahrene Entwickler im Krypto-Space zu finden ist unfassbar schwierig und vor allem teuer. Es lohnt sich, eine Remote 1st Culture aufzubauen – vom Wissensmanagement, zu den Informationsflüssen, bis hin zur Prozessautomatisierung. Das hat uns die Tür für Talente auf der ganzen Welt geöffnet: Heute besteht unser Team aus Mitarbeitenden aus 17 Ländern.
3. Diskussionen zu Web3 auf Twitter verfolgen
Viele wissen nicht, wie wichtig Twitter als Informationsquelle für den Krypto-Space ist. Web3 ist hier zuhause, nirgendwo anders ist man näher dran. Themen werden in Echtzeit behandelt, gemeinsam verfolgt und diskutiert. Wenn ich heute etwas zu Krypto in den Nachrichten lese, dann wurde das auf Twitter in der Regel schon vor drei Tagen besprochen. Wer sich hier nicht wirklich in die Kultur einfügt, verpasst einiges. Wir werden sehen, ob sich diese Diskussionen mit der Zeit auf Lens-Alternativen oder Mastodon verschieben, aber aktuell findet der Großteil auf Twitter statt.
Wir bedanken uns bei Philipp Zentner für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder