Mittwoch, Mai 1, 2024
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Fokus Menschlichkeit: Chance im Recruiting

Gamification, Video-Bewerbungen, Performance Recruitment, KI, automatisierte Prozesse bei der Auswahl passender Bewerbungen – die schöne neue Welt der Digitalisierung verändert nicht nur unseren Alltag, sondern längst auch die Art und Weise, in der Firmen ihren Personalpool erweitern.

Die richtigen Leute zu gewinnen ist das eine, sie an das eigene Unternehmen zu binden, das andere. Ein Faktor wird bei beidem häufig unterschätzt: Menschlichkeit.

Gerade für Startups ist das Thema Personalgewinnung von entscheidender Bedeutung, schließlich geht es immer um Wachstum und manche wachsen rasend schnell. Aber: Kein solides Wachstum ohne ein funktionierendes Team qualifizierter und motivierter Mitarbeiter*innen. Sie zu finden, ist nicht leicht. Qualifizierte Talente können sich ihren Arbeitsplatz inzwischen oft aussuchen und die demagogische Entwicklung wird diese Entwicklung noch verstärken. Moderne HR Management Systeme können zwar Prozesse optimieren und effizienter machen, doch für den Erfolg bei der Gewinnung von Talenten bedarf es eines persönlichen, wertschätzenden und empathischen Umgangs mit den Bewerberinnen und Bewerbern. 

Das zeigt sich schon während des Recruitings. In einer LinkedIn-Studie gab mehr als die Hälfte der Befragten an, dass ein schlechter Recruiting-Prozess ihr Interesse an einer Firma negativ beeinflusst und sie sich deshalb für die Konkurrenz entscheiden. Erleben sie einen Mangel an Wertschätzung, dann berichten sie über die unschöne Erfahrung und teilen sie auch in den sozialen Netzwerken. Für das Unternehmen kann das bedeuten, nicht nur einen Wunschkandidaten zu verlieren, sondern auch einen Imageschaden zu erleiden. 

An erster Stelle die Kommunikation

Die Ergänzung standardisierter Prozesse durch eine persönliche, wertschätzende Ansprache der Kandidat*innen und eine transparente Kommunikation sind also wünschenswert und von hohem Wert für alle Beteiligten. Schließlich geht es um Menschen, die meist auch emotional in ihre Bewerbung investiert haben. 

Ein Beispiel: Fachkräfte der mittleren Generation überlegen oft lange, ehe sie sich für eine neue Position bewerben. Die neue Aufgabe würde vielleicht den Umzug in eine andere Stadt mit sich bringen und damit einen großen Einschnitt im Leben einer Familie oder eines Paares. In einem Recruiting-Verfahren, das unter dem Zeichen „People-first“ steht, lässt niemand die Kandidat*innen unnötig lange warten. Sollte sich das Bewerbungsverfahren hinziehen, ist es eine Frage der Menschlichkeit und der Achtung, die Gründe transparent zu kommunizieren. 

Offenes Feedback zählt

Das gilt auch dann, wenn es nach einem Interview zu einer Absage kommt. Dann verdient der- oder diejenige keine automatisierte Mail, sondern ein persönlich formuliertes Feedback. Schließlich geht es darum, einem Menschen voller Erwartung eine enttäuschende Nachricht zu überbringen. Außerdem trägt jede Interaktion des Unternehmens im Recruiting Prozess zur Außenwahrnehmung bei – positiv oder negativ. 

Auch im wichtigen Employer Branding, bei dem Startups ebenso wie langjährig etablierte Firmen ihre Unternehmenskultur nach außen tragen und sich als attraktive Arbeitgeber positionieren, ist eine „People-First“-Aussage nur dann glaubwürdig, wenn potentielle Arbeitnehmer*innen diese Erfahrung auch selber im Bewerbungsprozess machen. Das Employer Branding beginnt also nicht nur in der Marketing-Abteilung, sondern auch im Recruiting und im HR-Department.

Fühlt sich ein Talent wertgeschätzt und macht im Recruiting Prozess eine gute Erfahrung, dann kann es durchaus passieren, dass er oder sie schon während des Recruiting Prozesses andere Kolleg*innen vom Unternehmen überzeugt und erfolgreich für freie Positionen vorschlägt. 

In der Praxis sind Personal- und Recruiting Abteilungen oft überlastet, vor allem jetzt, in Zeiten des Fachkräftemangels. Das macht es schwieriger, die Zeit für persönliche Kommunikation zu finden. Renommierte Headhunting-Agenturen können  helfen. Sie haben in der Regel die notwendigen Ressourcen und die Erfahrung, um Bewerber*innen mit dem nötigen Fokus auf Menschlichkeit zu betreuen.

Nicken allein reicht nicht 

Der Ruf nach mehr Menschlichkeit wird in der Arbeitswelt immer lauter. Das wurde unlängst während einer Konferenz in München deutlich, an der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von mittelständischen Firmen, aber auch von Konzernen wie Lufthansa und Deutsche Bahn teilnahmen. Das Thema stieß auf enorme Resonanz. Für Unternehmen bedeutet diese Sehnsucht nach Humanität die große Chance, sich abzuheben und vor allem in den Bereichen Recruiting sowie Mitarbeiterbindung erfolgreich zu sein – vorausgesetzt, einem verständnisvollen Nicken zur Idee „People First“ folgen tatsächlich Taten. 

Fotograf Stefanie Lippert Businessfotografie

Autor

Verena Fritzenwenger ist Gründerin und CEO der PEOPLE Consulting GmbH, die in Deutschland, der Schweiz und den USA Top-Fachkräfte für die Medizin- und Technik-Branche vermittelt. Sie brennt für den Menschen im Fokus und lebt abwechselnd in Bayern und Kalifornien.

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Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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