Mooji Meats vegane Steaks mit 3D-Druck- Fleisch 2.0
Stellen Sie sich und das Startup Mooji Meats doch kurz unseren Lesern vor!
Mein Name ist Insa und ich bin gebürtige Hamburgerin. Ich habe Finanzwissenschaften und Informatik studiert. Danach habe ich fast 5 Jahre lang als Unternehmensberaterin bei der Boston Consulting Group im Healthcare- und Pharmabereich gearbeitet. Anschließend war ich bei Merck als Direktorin für das Technologie-Portfolio mitverantwortlich.
Mooji Meats entwickelt die nächste Generation von Pflanzen-basiertem Fleisch – Fleisch 2.0. Mit einem an der Harvard Universität entwickeltem 3D-Druck-Prozess stellen wir vegane Steaks her die zu 100% identisch mit richtigem Fleisch sind.
Warum haben Sie sich entschieden, ein Unternehmen zu gründen?
Als Vegetarierin, die den Geschmack von echtem Fleisch liebt, beschäftige ich mich schon lange mit Fleischalternativen. Bisher hat mir da aber immer etwas gefehlt!
In meinen vorherigen Jobs ist mir immer wieder aufgefallen, wie viele Parallelen es zwischen Biotechnologien und der Lebensmittelherstellung gibt. Irgendwann habe ich erfahren, dass die gesamte Alternative Protein Branche derzeit nach einer Möglichkeit sucht “echtes Fleisch” herzustellen. Es gibt ja heute schon vielerlei vegane Würstchen und Burger in den Supermarktregalen, aber es hat noch niemand geschafft, gute vegane Steaks oder Filetstücke herzustellen.
Aus Harvard kannte ich meinen heutigen Mitgründer Jochen, der dort eine neue Art von 3D Druck entwickelt hat, mit der sich zum Beispiel Organe drucken lassen. An ihn musste ich dabei sofort denken! Jochen hat mir damals gleich gesagt, dass sich seine Technologie perfekt auf die vegane Fleischherstellung anwenden lässt. Daraus entstand dann die Idee Mooji Meats zu gründen!
Wir hoffen damit aktiv zum Kampf gegen den Klimawandel und zum Tierwohl beitragen zu können. Die Nachteile des momentanen Fleischkonsums liegen ja auf der Hand. Ein Investor hat mal für uns berechnet, dass jeder unserer Maschinen 4,500 Kühen im Jahr das Leben rettet. Das macht uns schon ein bisschen stolz!
Welche Vision steckt hinter Mooji Meats?
Wir wollen dem Markt veganes Fleisch anbieten, das von echtem Fleisch nicht zu unterscheiden ist – weder im Aussehen, noch im Geschmack oder in der Textur.
Dabei werden wir uns zunächst den pflanzenbasierten Markt vornehmen. Stellt Euch vor, dass ihr in Zukunft im Supermarktregal neben den vielen veganen Burgern und Würstchen auch veganes Steak finden werdet.
In der Zukunft wollen wir auch Laborfleisch in Angriff nehmen. Damit kommen wir dem richtigen Fleisch unfassbar nah. Letztendlich werden wir rein kultiviertes Fleisch zu einem Preis ähnlich oder sogar unter dem von konventionellem Fleisch anbieten können.
Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Wie auch viele andere Gründer zu sagen pflegen: Hardware ist hart! Im Vergleich zu Software sind die Produktentwicklungszyklen viel länger, risikoreicher und von externen Faktoren abhängig. Die Lieferkettenverzögerungen durch Covid sind sicherlich nicht einfach für uns und andere Firmen in dem Feld. Wir reduzieren unser Risiko aber soweit es geht indem wir unser Produkt so lean und agil wie möglich entwickeln, wie eine Software. Die Hardware-Branche kann sich viel von Software-Unternehmen abgucken!
In Punkto Finanzierung hatten wir das Glück direkt zur Firmengründung im prestigereichen Y Combinator Programm in San Francisco aufgenommen zu werden. Y Combinator hat uns nicht nur eine kleine finanzielle “Starthilfe” gegeben, sondern uns auch einem großen Investoren Netzwerk vorgestellt. So konnten wir innerhalb von wenigen Wochen 3 Millionen USD einsammeln.
Wer ist die Zielgruppe von Mooji Meats?
In Kürze: jeder einzelne Mensch und möglicherweise sogar fleischfressende Tiere!
Etwas ausführlicher: Wir zielen auf B2B Geschäftskunden ab. Das bedeutet, dass wir unsere Leistungen zunächst als Service für etablierte Firmen wie Beyond Meat und Impossible Foods anbieten. Diese können durch unsere Technologie erhöhte Qualität und schnellere Durchlaufzeiten erzielen, und damit preiseffizienter arbeiten und eine größere Bandbreite an Produkten anbieten.
Insbesondere peilen wir dabei hochwertige Produkte, wie Lachsfilet und Rindssteak an, wo höhere Margen gegeben sind. Am Ende schaffen wir eine Win-Win-Win Situation für unsere Kunden, für uns selbst, und vor allem für die Endkunden, die Tiere, und die Umwelt.
Was ist das Besondere an den Produkten? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?
Es gibt zurzeit noch keine geeignete Methode um vegane “Whole Cuts” – also zum Beispiel Steaks oder Filets – herzustellen. Momentane müssen sich Anbieter auf dem Markt zwischen Qualität und Preispunkt entscheiden.
Ein paar von Euch haben vielleicht schon einmal sogenannte vegane Steaks probiert. Diese kommen aber im Geschmack, Aussehen und Bissgefühl nicht annähernd an echte Steaks heran. Daher gibt es kaum solche Produkte bisher kaum im Ladenregal. Bei Burgern und Co ist die Entwicklung deutlich weiter, da hier keine hochwertige Textur benötigt wird.
Es lassen sich zwar heute schon sehr authentische Steaks 3D drucken. Die Preise liegen dabei aber Vielfaches über dem was Verbraucher bezahlen würde. Unser Vorteil liegt darin, dass wir das Beste aus beiden Welten verbinden: hochwertige Texturen schnell und günstig zu erstellen.
Mooji Meats, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Wir arbeiten mit verschiedenen Firmen an Pilotprojekten, um unsere Technologie weiter auszureifen, um die Technologie vom Labor in die reale Welt zu bekommen.
Unsere Partnerfirmen, die möglicherweise auch unsere Kunden sein werden, liefern dabei kritische prozess- und materialspezifische Einblicke. Damit werden wir in den nächsten ein bis zwei Jahren konkrete Dienstleistungen anbieten und Umsätze generieren können.
Bis in fünf Jahren sehen wir eine ausgedehnte Nutzung unserer Technologie von den meisten großen Spielern im Bereich alternatives Fleisch. Dabei freuen wir uns darauf, sagen zu dürfen, dass eine große Anzahl der bis dahin erscheinenden Produkte in den Supermärkten, sowohl in pflanzenbasierten, hybriden, wie auch kultivierten Fleisch, mit unserer Technologie ermöglicht wurde.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
In unbestimmter Reihenfolge:
Erst das Team, dann die Idee. Eine Idee ist oft dynamisch und ändert sich mit der Zeit. Das Team ist jedoch was wirklich zählt und diese Zyklen hoffentlich unverändert durchlaufen muss. Nicht nur aus beruflicher, sondern auch aus persönlicher Sicht.
Geschwindigkeit sticht Gründlichkeit. Gerade wir Deutschen haben eine sehr starke Tendenz dazu alles gründlich zu beleuchten. Und im Zweifel entscheiden wir uns gerne für die Risiko ärmere Variante. Das kann sich ein Startup nicht leisten! Seid schnell, lean und agil!
Lasst euch nicht entmutigen. Es warten viele Hürden und Niederschläge auf euch. Das Wichtigste ist, dass ihr daraus positiv herausgeht, eure Lehren zieht, und es beim nächsten Mal besser macht.
Wir bedanken uns bei Insa Morh für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder