Moovster: Urbane Mobilität nachhaltig, flexibel, kostengünstig und belohnbar
Stellen Sie sich und das Startup Moovster doch kurz unseren Lesern vor!
Ich bin Mario Lochmüller Gründer und Geschäftsführer von Moovster (Foto rechts). Nach fast 16 aufregenden und erfolgreichen Jahren bei BMW, zuletzt in den Bereichen Technology Foresight, New Mobility Services und Digital Business Model Innovation habe ich Anfang 2019 Moovster gegründet, eine neuartige Mobilitätsplattform mit der wir das Mobilitätsproblem in großen Städten lösen wollen, indem wir ein neues Mobilitätserlebnis schaffen und Mobilität für alle nachhaltiger, flexibler, kostengünstiger und belohnbar gestalten.
Flexible Mobilitätsbudgets, z.B. gesponsert vom Arbeitgeber, oder privat gebuchte Mobilitätspakete bis hin zu Mobilitätsflatrates sollen die Nutzung aller vorhandenen Mobilitätsangebote, d.h. Bikesharing, Scootersharing, Carsharing, ÖPNV, …. als echte Alternative zum eigenen Auto oder Firmenwagen ermöglichen. Besonders nachhaltige Mobilitätsentscheidungen belohnen wir in der Moovster App, ähnlich wie bei Miles-and-More, mit attraktiven Prämien. Damit schaffen wir eine Win-Win-Win Situation für Unternehmen und deren Mitarbeiter, aber auch für Städte und Stadtbewohner.
Warum haben Sie sich entschieden ein Unternehmen zu gründen?
In fast 16 Jahren im Großkonzern hatte ich das große Privileg mich immer mit den Zukunftsthemen beschäftigen zu dürfen. Dazu gehörte auch schon länger die Fragestellung, wie man dem Megatrend Urbanisierung mit smarten Lösungen begegnen kann, um Mobilität für alle flexibler, planbarer, kostengünstiger und nachhaltiger zu gestalten. In den nächsten Jahren werden immer mehr Menschen in Städten leben. Man geht davon aus, dass das in 2050 knapp 70 % aller Menschen sein werden.
Eine auf das eigene Auto zentrierte Mobilität kann und wird insbesondere in großen Städten nicht mehr länger die Lösung der Zukunft sein können. Das Gute ist aber, dass wir durch neue Technologien und Shared Mobility Services immer mehr echte Alternativen haben.
Die Frage ist also wie wir eine neue Lösung, oder besser eine neue Experience schaffen können, die den Zugang zur Ressource Mobilität und eben nicht Besitz in den Vordergrund stellt und damit die bestehenden Ressourcen von Mobilität nachhaltiger und effizienter nutzbar macht. Ich denke an einen Ansatz in dem alle Teil der Lösung sein können und vor allen Dingen auch Vorteile haben, und damit freiwillig Teil dieser zukunftsfähigeren Form von nachhaltiger Mobilität und urbanem Leben von morgen sein wollen.
Die großen und etablierten Player am Mobilitätsmarkt gehen das Thema meines Erachtens bislang nicht oder nur zögerlich an. Mit Moovster wollen wir genau diesen Wandel aktiv mitgestalten.
Welche Vision steckt hinter Moovster?
Meine Vision sind Städte ohne Stau, weniger CO2 und damit besser Luft und Lebensqualität für alle. Wir wollen im Sinne “Tech for Good” existierende Technologien und Trends nutzen, um die aktuell wahrscheinlich größte Generationenfrage mit zu lösen: Den Klimawandel stoppen! Die Veränderung des individuellen Mobilitätsverhalten, insbesondere im urbanen Raum, spielt dabei eine wichtige Rolle. Ich glaube, dass das nicht mehr nur durch einen Player gelöst werden kann. Das geht nur gemeinsam und hier möchten wir mit Moovster unseren Beitrag leisten, indem wir die Grundlage dazu liefern alle Player zusammen zu bringen und jedem echte Vorteile zu verschaffen.
Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Nachdem ich die Idee und das Konzept sowie den ersten Prototypen von Moovster noch innerhalb BMW entwickelt hatte, war es zum einen eine große Herausforderung Moovster als eigenständiges Unternehmen aus BMW auszugründen, zum anderen war zeitgleich eine sehr große Herausforderung Schnelligkeit zu bewahren und unseren Service auf der Basis neuester Technologien zügig weiter zu entwickeln und zur Marktreife zu führen. Wir haben dabei in IBM früh einen starken Partner gefunden, mit dem wir im Rahmen einer Co-Creation in der IBM Garage sehr pragmatisch Zugriff auf Know-How zur Erweiterung unseres cross-funktionalen Teams sowie die notwendigen Technologien wie Cloud Computing, Künstliche Intelligenz oder Blockchain bekommen haben.
Ein super wichtiger Schritt war in diesem Zusammenhang auch, dass ich Tor Sørensen als CTO und Partner an Board holen konnte (Foto links). Wir ergänzen uns einfach super. Finanziert sind wir bislang über Darlehen und streben an bereits im nächsten Jahr profitabel zu sein, was bislang sehr gut aussieht. Aktuell evaluieren wir weitere Finanzierungen um schneller zu wachsen und die Expansion in neue Märkte voranzutreiben.
Wer ist die Zielgruppe von Moovster?
Tatsächlich haben wir mehrere Zielgruppen. Das sind zum einen Arbeitgeber und deren Arbeitnehmer aber auch Stadtbewohner und Städte, also genau die Gruppen, die für einen erfolgreichen Wandel hin zu nachhaltigerer Mobilität erforderlich sind. Besonders stolz sind wir darauf, dass wir bereits auch 2 Dax 30 Konzerne von unserer Technologie überzeugen konnten und zu unseren Kunden zählen dürfen.
Wie funktioniert Moovster? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?
Die Moovster App belohnt Stadtbewohner für ihre Alltagsmobilität mit exklusiven Benefits in Form eines Bonusprogramms ganz ähnlich wie Miles and More. Am meisten wird allerdings belohnt, wer alle in einer Stadt vorhandenen Mobilitätsangebote flexibel nutzt und besonders nachhaltig unterwegs ist. Die Nutzung der hippen Elektro Sharing-Scooter oder von Bike-Sharing Angeboten bringt zum Beispiel extra Bonuspunkte.
Wem diese Vorteile noch nicht genug sind, der lässt sich zusätzlich seine Mobilität von seinem Arbeitgeber bezahlen. Hierfür bieten wir Arbeitgebern eine einfache Servicelösung, mit der Sie Ihren Mitarbeitern ein flexibles Mobilitätsbudget als echte Alternative zum Firmenwagen oder Erweiterung zum JobTicket zur Verfügung stellen können. Den Mitarbeitern wird dazu in der Moovster App ein individuelles Mobilitätsbudget aktiviert, aus dem Sie sich dann ihre maßgeschneiderte Lösung aus verschiedenen Verkehrsmitteln situativ immer selber zusammenstellen können, egal ob für den Weg zur Arbeit oder auch in der Freizeit.
Zusätzlich bieten wir auch eine Full-Service Lösung für das komplette Management von Dienstfahrradleasing, das oft den Einstieg in die Flexibilisierung der Mitarbeitermobilität darstellt und sich perfekt mit einem Mobilitätsbudget kombinieren oder in diese Richtung erweitern lässt. Mobilität wird mit unserer Technologie ein neuer attraktiver Benefit für Arbeitgeber und Arbeitnehmer mit dem Vorteil, dass sich die HR Abteilungen auf Ihr Kerngeschäft fokussieren können, weil wir uns um die komplette Abwicklung kümmern.
Eine neu entwickelte Funktion der Moovster App ist das „Kampagnen Management“ – eine Lösung speziell für Städte, um urbane Mobilität zu analysieren und zu steuern.
Mit dieser Funktion können Städte Kampagnen über die Moovster App ausspielen, d.h. die Stadtbewohner zusätzlich dafür belohnen, wenn sie ihre Mobilitätsroutinen zugunsten von mehr Nachhaltigkeit verändern – zum Beispiel kann eine Fahrt abseits der klassischen Stoßzeiten extra belohnt werden. So lässt sich in den Rushhours die Verkehrsinfrastruktur entlasten und damit CO2-Emission verringern.
Eine Mobilitätsplattform wie Moovster, die alle oben genannten Zielgruppen zusammenführt und mit der Idee eines Multisided-Marketplace gleichzeitige eine Win-Win-Win Situation für alle Beteiligten schafft, um das urbane Verkehrsproblem zu lösen und nachhaltige Mobilität zu fördern, gibt es so in dieser Form noch nicht. Wir sind mit unserer Technologie in der Lage neue Mobilitäts- und Serviceerlebnisse zu schaffen.
Wie hat sich ihr Unternehmen mit Corona verändert?
Moovster war bereits vor Corona ein kleines und international aufgestelltes Team, wodurch virtuelle Kommunikation und Arbeitsprozesse bereits täglicher Bestandteil unseres Handelns waren. Einzig bei Kundenterminen oder Messen haben wir eine Veränderung wahrgenommen, waren hier aber unsererseits bestens vorbereitet. Mitten im Lock Down waren wir tatsächlich ein bisschen unsicher, ob und wann Mobilität wieder so stattfinden wird wie zuvor, aber spätestens im frühen Sommer haben wir ja alle gesehen, dass in den großen Städten, insbesondere zu den Peakzeiten, wieder die gleichen Probleme wie zuvor die Realität darstellen.
Wie haben Sie sich darauf eingestellt und welche Änderungen haben Sie vorgenommen?
Tatsächlich haben wir Corona bedingt nur ein paar kleine strategische Anpassungen vorgenommen und das Team nicht ganz so stark ausgebaut wie ursprünglich geplant. Ansonsten läuft für uns eigentlich alles nach Plan.
Wo sehen Sie in der Krise die Chance?
Der Wandel von Mobilität wird sich weiter beschleunigen und das ist gut so. Immer mehr Menschen werden mehr und schneller hinterfragen, ob Sie in der Stadt wirklich noch ein eigenes Auto brauchen. Tatsächlich sehen wir das auch schon. Was wir ebenso sehen ist, dass auch Unternehmen Ihre bisherigen Mobilitätsangebote immer stärker hinterfragen und Verantwortung übernehmen wollen. Die Förderung eines nachhaltigen Mobilitätsmixes von Mitarbeitern spielt gerade mit Blick auf das Ziel klimaneutral zu werden eine immer größere Rolle. Gerade große Unternehmen gehen hier aktuell mit gutem Beispiel voran indem Sie sich konkrete Klimaziele setzen und diese öffentlichkeitswirksam in Ihrer Unternehmensstrategie verankern. Flexible Mobilitätsbudgets gekoppelt mit der Möglichkeit Mobilitätsverhalten datenbasiert zu verstehen und mit einem Anreiz-Benefit-System Richtung mehr Nachhaltigkeit zu verändern, also genau das, was wir als Full-Service-Lösung liefern, können zur Erreichung dieser Ziele einen wesentlichen Beitrag leisten.
Moovster, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
In 5 Jahren möchten wir mit unserer Mobilitätsplattform international einer der top Player im Mobilitätsmarkt sein der für nachhaltige Mobilität in Verbindung mit einem coolen und modernen Lifestyle steht. Wir wollen eine echte Bewegung angestoßen haben, die auf der Grundlage einer breiten Nutzerbasis und Partnerschaften mit Mobilitätsprovidern und Städten nicht nur neue Mobilitätserlebnisse sondern entsprechend unserem Motto „Let´s change urban mobility together“ datenbasiert für echten Impact sorgt.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Baue Dir frühzeitig ein Netzwerk aus Unterstützern auf, die an Deine Vision glauben. Don’t tell me, show me! Nicht reden, sondern machen und früh einen anfassbaren Prototypen oder ein Minimum Viable Product parat haben, mit dem Du zeigen kannst, dass das ganze auch funktioniert. Familie, Freunde und das wichtigste Hobby nicht komplett aus den Augen verlieren, diese sind zumindest für mich wichtige Rückzugsräume oder Aktivitäten, die mir immer wieder neue Kraft und Resillienz für die doch sehr intensiven Phasen geben.
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Wir bedanken uns bei Mario Lochmüller für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder