mute-labs schallisolierte Telefonboxen, die sich auch Startups leisten können
Stellen Sie sich und das Startup mute-labs doch kurz unseren Lesern vor!
Conradin: mute-labs ist ein Berliner Startup, das schallisolierte Telefonboxen produziert, die sich auch Startups leisten können.
Wie ist die Idee zu mute-labs entstanden und wie haben Sie sich als Gründerteam zusammengefunden?
Conradin: Die Idee kam mir, als ich für mein letztes Startup nach Telefonboxen suchte, damit ich nicht mehr im Regen im Hinterhof telefonieren muss, wenn kein Meetingraum frei war. Bei der Recherche stellte ich fest, dass es zwar jede Menge Anbieter für schallisolierte Telefonboxen gab. Aber die günstigste Option kostete 6.500€ – für ein Startup definitiv zu viel. In Gesprächen mit befreundeten Gründern stellte ich fest, dass viele andere auf genau das gleiche Problem gestoßen waren. Also entschied er sich eine eigene Telefonkabine zu entwickeln.
Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Conradin: Mit Abstand die größte Herausforderung war es anfangs nur mit einer guten Idee im Schlepptau einen Hersteller zu gewinnen, der große Volumina in Serie herstellen kann und bereit ist mit mir – in diesem Bereich damals ein absoluter Nobody – zusammenzuarbeiten. Das hat lange gedauert und ich habe sehr viele Absagen kassiert, bevor wir einen Partner gefunden haben. Der freut sich allerdings jetzt, denn wir machen inzwischen ernstzunehmende Volumina. Wir haben komplett gebootstrapped. Ich habe das Geld, was ich aus dem Verkauf meines letzten Startups (kein großer Exit) komplett wieder in mute-labs investiert. Darüber hinaus konnten wir einige Fördergelder gewinnen.
Wer ist die Zielgruppe von mute-labs?
Conradin: Anfänglich war die Zielgruppe ganz klar: Startups, die auf Kosten achten. Inzwischen haben wir gemerkt, dass wir mit unserem Produkt (bald wird es weitere geben) durchaus auch für größere Konzerne interessant sind. Zu unsereren Kunden zählen inzwischen neben kleinen und großen Startups wie N26, Deivery Hero und Hello Fresh auch viele Großunternehmen wie Strategieberatungen, Automobilhersteller, Energieunternehmen, Pharmakonzerne, u.v.m.
Wie funktioniert Eure Telefonbox?
Conradin: Recht einfach: Man geht rein, schließt hinter sich dir Tür und hat seine Ruhe für wichtige Calls oder konzentriertes Arbeiten. Über einen integrierten Präsenzmelder schalten sich Licht und Lüftung automatisch an, sodass man auch bei längeren Gesprächen ausreichend frische Luft hat für klare Gedanken hat. Wer Telefonboxen aufstellt, schafft schlicht zusätzliche Meetingraumkapazitäten.
Wie ist das Feedback?
Conradin: Bisher sehr positiv. Am Anfang hatten wir allerdings eine zu schwache Lüftung verbaut. Da haben sich ein paar Kunden (zu Recht) beschwert, dass es in der Kabine stickig wird. Zu allem Überfluss war es Julia ls wir glaunched haben und die Temperaturen lagen deutlich über 30°C. Darauf hin haben wir in knapp 100 Kabinen die Deckenelemente mit der Belüftung ausgetauscht. Das war teures Lehrgeld. Aber für uns war klar: Wir wollen eine Marke aufbauen und da ist das allerwichtigste, dass die Kunden zufrieden sind. Die Kunden waren sehr überrascht, als wir von uns aus auf sie zukamen und die Lüfter austauschten. Aber genau darum geht es uns: Positiv überraschen!
Wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Conradin: In 5 Jahren wollen wir der führende Anbieter von “Affordable Office Acoustics” in Europa sein. Das heißt, wir wollen sowohl weitere regionale Märkte erschließen als auch neue Produkte entwickeln. Das erste neue Produkt ist eine 4-Personen Meetingkabine. Die ist schon fertig und der Launch steht unmittelbar bevor.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Bleibt bescheiden und kostenbewusst. Wer früh Funding bekommt, ist schnell verleitet, primär an Wachstum zu denken und die Kosten aus den Augen zu verlieren. Das kriegt man später – wenn es um Profitabilität geht – nur schwer wieder eingefangen.
Zufriedene Kunden sind das A und O und ein paar echte “Fans” sind unschätzbar wertvoll. Bei meinem letzten Startup habe ich eingehende Bestellungen (wenn Sie in Berlin waren) trotz eines Warenwertes von unter 50€ sofort selbst verpackt und mit dem Fahrrad innerhalb von 2 Stunden an die Haustür geliefert. Natürlich macht das unter Skalierungsgesichtspunkten keinen Sinn. Aber den Kunden fällt die Kinnlade runter, wenn Du nach 2 Stunden an der Tür klingelst und das Paket ablieferst. Und Word of Mouth ist eben nach wie vor der beste und billigste Marketingkanal. Auch heute fahre ich noch selbst zu Kunden und lege selbst Hand an, wenn es ein Problem gibt.
Denkt im Funding in alle Richtungen. Ich habe zweimal gegründet und zweimal gebootstrapped. Ich habe eigenes Geld investiert und verschiedene Fördergelder beantragt und bekommen. Da gibt es viel mehr, als viele wissen und die Beantragung war viel einfacher, als ich erwartet hätte. Von vielen Gründern höre ich mit einer gewissen Überheblichkeit, dass die Beantragung von Fördergeldern zu zeitintensiv und stressig und Venture Funding so leicht zu bekommen ist. Zweiteres stimmte zumindest vor Corona, aber wenn man es schafft, unabhängig zu bleiben, dann ist das schon ziemlich angenehm.
Wir bedanken uns bei Conradin Castell für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder