mymoria bietet eine moderne Plattform für individuelle und kostentransparente Bestattungs- und Vorsorgeplanung, die digitale Lösungen mit persönlicher Beratung kombiniert
Könnten Sie uns die Entstehungsgeschichte von mymoria und die Menschen hinter dem Unternehmen näherbringen?
Nachdem mein Mitgründer und ich uns entschieden hatten, ein eigenes Unternehmen zu gründen, nahmen wir uns eine Auszeit, um verschiedene Geschäftsideen zu prüfen. Durch einen Todesfall in unserem Freundeskreis stellten wir fest, dass die Bestattungsbranche kaum digitalisiert und es schwierig war, online verlässliche Informationen oder transparente Preise für die Bestattungsplanung zu finden. Zusätzlich machte ich bei einem Besuch bei einem Bestatter mit meinen Schwiegereltern ebenfalls die Erfahrung, wie undurchsichtig die Kosten für Bestattungen sein können. Dies motivierte uns, Kostentransparenz und Digitalisierung in diesen Bereich zu bringen. 2016 ging schließlich unsere Website www.mymoria.de online, wo Angehörige oder Vorsorgende eine vollumfängliche Bestattung planen können – und das vollkommen individuell und kostentransparent.
Heute, 9 Jahre nach unserer Gründung, verfolgen wir einen modernen Omni-Channel-Ansatz, der digitale und persönliche Beratung miteinander verbindet.
Unser Team besteht inzwischen aus rund 170 Mitarbeitern. Wir legen bei mymoria großen Wert auf Vielfalt: Bei uns arbeiten Menschen aus unterschiedlichen Bildungsschichten und aus vielen verschiedenen Nationen – und sowohl ausgebildete Fachkräfte als auch Quereinsteiger. Was uns alle vereint, ist das Ziel, die Bestattungsbranche zu modernisieren und unsere Vision, einen offeneren Umgang mit dem Tod zu fördern.
Wie kam es zu der Vision, einen offeneren Umgang mit dem Thema Tod zu fördern, und welche konkreten Schritte unternimmt mymoria, um diese Vision zu verwirklichen?
Die Vision entstand aus den bereits angesprochenen persönlichen Erfahrungen. Als ich meine Schwiegereltern zu einem Beratungstermin bei einem Bestatter begleitete, unterschrieben sie am Ende einen Vertrag, ohne dass darüber gesprochen wurde, was die Bestattung genau kostet. Es fehlte an Kostentransparenz. Das verdeutlichte uns, dass sich im Bestattungsmarkt etwas ändern und es einen offenen Umgang mit Themen wie Sterben und Bestattungen geben muss.
Diese Tabuthemen werden in unserer Gesellschaft immer noch mit einer starken Zurückhaltung behandelt. Dabei stellen wir immer wieder fest, dass viele Menschen zwar das Bedürfnis haben, offen darüber zu sprechen, aber aufgrund der Tabuisierung gar nicht die Möglichkeit dazu bekommen. Wir wollen einen offenen Umgang fördern und das Bewusstsein dafür schaffen, dass es wichtig ist, sich damit auseinanderzusetzen.
Konkrete Möglichkeiten dafür bieten wir beispielsweise auf unserer Website, wo sich Menschen in Ruhe zum Thema Bestattungen informieren oder im Rahmen einer Vorsorge ihre eigene Bestattung planen können. Außerdem veranstalten wir regelmäßig Events und Informationsveranstaltungen, und das für jede Altersgruppe. So nehmen wir beispielsweise jedes Jahr am “Türen-auf-mit-der-Maus”-Tag des WDR teil. Hier stellen bereits die Kleinsten ihre Fragen zum Thema, sie bemalen einen Sarg und Urnen und organisieren gemeinsam mit unseren Mitarbeitern eine Trauerfeier. Solche Aktionen sind wichtig, denn im Kindesalter gibt es nur wenig Berührungsängste – und es ist wichtig, dies beizubehalten.
Wer sind die Hauptzielgruppen von mymoria, und wie stellen Sie sicher, dass deren Bedürfnisse in der Bestattungs- und Vorsorgeplanung optimal erfüllt werden?
Unsere Kundengruppen sind vielfältig, da jeder Mensch im Laufe seines Lebens irgendwann mit der Planung einer Bestattung konfrontiert werden kann. Dies betrifft nicht nur Ehepartner, sondern häufig auch Kinder, Enkel oder andere Angehörige. Darüber hinaus richten wir uns an Menschen, die ihre eigene Bestattung im Rahmen einer Vorsorge regeln möchten.
Um deren Wünsche und Bedürfnisse optimal zu erfüllen, legen wir großen Wert auf individuelle Bestattungsmöglichkeiten. Unser Angebot ermöglicht es, jede Bestattung nach den Wünschen der Verstorbenen oder Vorsorgenden zu gestalten – von der Auswahl aus allen möglichen Bestattungsarten bis hin zur Musik für die Trauerfeier. Ein spezielles Beispiel im Bereich der Vorsorge: In unserem Vorsorgeportal haben Vorsorgende die Möglichkeit, persönliche Briefe zu hinterlegen, die nach ihrem Ableben automatisch an die Hinterbliebenen versendet werden.
Durch unseren Omni-Channel-Ansatz können unsere Kunden zudem entscheiden, ob sie sich online, telefonisch oder persönlich an einem unserer deutschlandweit rund 50 Standorte beraten lassen möchten – oder ob sie die Möglichkeiten kombiniert nutzen möchten. Dabei entscheiden sie selbst, welche Schritte sie online erledigen und welche im persönlichen Gespräch.
Ein Beispiel: Nach dem Ableben eines geliebten Menschen möchten Angehörige möglicherweise keinen persönlichen Kontakt und sich vorerst in den eigenen vier Wänden online über die verschiedenen Möglichkeiten der Bestattung informieren sowie eine valide Preisauskunft erhalten. Bei Rückfragen zum Angebot steht dann natürlich jederzeit unser Customer Care-Team telefonisch zur Verfügung. Und wenn man schließlich doch eine persönliche Beratung wünscht, kann jederzeit einer unserer Standorte aufgesucht werden. All unseren Mitarbeitern liegen zu jeder Zeit alle relevanten Informationen zu dem jeweiligen Fall vor, sodass Angehörige stets passend beraten und betreut werden können.
Mit welchen besonderen Herausforderungen ist mymoria in der digitalen Bestattungsbranche konfrontiert, und welche Strategien haben Sie entwickelt, um diesen zu begegnen?
Einen “Online-Bestatter” gibt es nicht, denn man kann ja niemanden online bestatten. Wir stellen jedoch zunehmend fest, dass es einen wachsenden Wunsch nach zusätzlichen digitalen Möglichkeiten in der Bestattungsplanung gibt. Auf unserer Website www.mymoria.de bieten wir daher die Möglichkeit, mit nur wenigen Klicks ein individuelles und kostentransparentes Angebot für eine Bestattung zu erstellen.
Gleichzeitig wissen wir, dass der persönliche Kontakt von großer Bedeutung ist. Daher gewährleisten wir, dass nach der digitalen Angebotserstellung jederzeit eine persönliche Beratung zur Verfügung steht, bevor der Auftrag erteilt wird, entweder telefonisch oder vor Ort. Natürlich kann das Angebot auch direkt im Rahmen eines persönlichen Gesprächs mit unseren Mitarbeitern erstellt werden.
Was unterscheidet mymoria von traditionellen Bestattungsunternehmen, und was macht Ihr Angebot einzigartig?
mymoria unterscheidet sich von traditionellen Bestattungsunternehmen insbesondere durch den bereits erwähnten Omni-Channel-Ansatz. Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal ist unsere absolute Kostentransparenz. Unsere Kunden sehen sowohl bei der digitalen als auch bei der Angebotserstellung an unseren Standorten sofort, welche Kosten auf sie zukommen. Erst danach entscheiden sie, ob sie das Angebot annehmen möchten.
Nichtsdestotrotz stehen wir für die gleichen Werte, die alle Bestatter ausmachen sollten: Empathie, Wertschätzung, Einfühlungsvermögen und Qualität. Denn trotz aller innovativen Ansätze bleibt unser oberstes Ziel, Menschen in schweren Zeiten verlässlich zur Seite zu stehen.
Wie hat sich mymoria von einem reinen Online-Player zu einem erfolgreichen Omni-Channel-Bestatter entwickelt, und welche Rolle spielen dabei die eigenen Boutiquen und Standorte?
Zu Beginn lag unser Schwerpunkt auf der digitalen Bestattungsplanung. Wie bei vielen jungen Unternehmen war es für uns wichtig, dass wir uns zunächst auf einen Bereich konzentrieren und diesen erfolgreich aufbauen. Anfangs haben wir daher noch mit externen Partnern zusammengearbeitet, um den operativen Bereich abzudecken.
Im Laufe der Zeit haben wir jedoch erkannt, dass wir auch die weiteren Aspekte der Bestattung, wie Überführungen und die Durchführung von Trauerfeiern, selbst übernehmen können. Daher haben wir unseren eigenen Überführungsservice etabliert. Um unseren Kunden einen noch umfassenderen Service zu bieten, haben wir begonnen, eigene Boutiquen zu eröffnen und traditionelle Bestattungshäuser zu übernehmen.
Durch den Aufbau eines Standortnetzes über ganz Deutschland haben wir uns erfolgreich zu einem Omni-Channel-Bestatter entwickelt. Die eigenen Boutiquen und Standorte spielen dabei insofern eine zentrale Rolle, da sie die Anlaufstelle für die persönliche Beratung und die Durchführung aller operativen Aufgaben sind.
Können Sie uns mehr über die Übernahme traditioneller Bestattungshäuser und die Expansion Ihres Standortnetzes in ganz Deutschland erzählen?
Die Zusammenführung von traditionellen Bestattungshäusern mit unserem digitalen Ansatz ist eine spannende Aufgabe, denn es treffen zwei sehr unterschiedliche Welten aufeinander. Es ist nie einfach, die Prozesse und Strukturen eines klassischen Betriebs mit den effizienten, digitalen Lösungen eines Unternehmens zu vereinen. Dennoch ist es immer unser Ziel, aus dieser Kombination mehr als nur die Summe der Teile zu machen. Die Zusammenarbeit bringt uns mit engagierten und erfahrenen Menschen zusammen, die oft schon seit Jahrzehnten im Geschäft sind, und es macht große Freude, die Erfahrungen und das Know-how der traditionellen Bestatter mit unseren digitalen Prozessen zu verschmelzen.
Durch die Expansion unseres Standortnetzes möchten wir Kunden überall in Deutschland die gleiche Qualität und Transparenz bieten, egal ob sie eine digitale Lösung oder den persönlichen Kontakt vor Ort bevorzugen.
Welche neuen Entwicklungen und Innovationen plant mymoria in naher Zukunft, um die Marktführerschaft zu erreichen?
Unser Ziel ist nicht, die Marktführerschaft zu erreichen, sondern unseren Kunden die beste Beratung und Betreuung zum bestmöglichen Preis anzubieten. Deshalb arbeiten wir ständig an der Optimierung unserer Angebote und Dienstleistungen. Zudem bauen wir unser Standortnetz weiter aus, um Hinterbliebenen und Vorsorgenden noch mehr Möglichkeiten für eine Vor-Ort-Beratung zu geben, wenn sie dies wünschen.
Durch Qualitätsstandards und klare Strukturen möchten wir den gesamten Prozess für unsere Kunden so angenehm und transparent wie möglich gestalten. Wir glauben, dass wir die Branche mit diesen Maßnahmen langfristig positiv verändern können.
Wie nutzen Sie Ihre Erfahrungen aus Ihrer Zeit bei HRS und YOC, um mymoria erfolgreich zu führen?
Die Erfahrungen aus meiner Zeit bei YOC und HRS haben einen großen Einfluss auf mymoria. Beim Startup YOC habe ich gelernt, wie wichtig Durchhaltevermögen ist, besonders in schwierigen Zeiten. Im dynamischen Umfeld eines Startups muss man außerdem bereit sein, sich ständig an neue Gegebenheiten anzupassen. In meiner Zeit bei HRS, einem inhabergeführten Unternehmen, lernte ich vor allem, wie wichtig es ist, immer nach Wegen zur Verbesserung zu suchen und sich niemals auf dem Erreichten auszuruhen.
Was hat Ihre Rolle als Mentor bei der Westerwelle Foundation für Ihr unternehmerisches Denken und Handeln bei mymoria bedeutet?
Meine Rolle als Mentor bei der Westerwelle Foundation ist eine absolute Herzensangelegenheit und hat mein unternehmerisches Denken und Handeln sehr geprägt.
Die Zusammenarbeit mit jungen Gründern aus aufstrebenden Märkten wie Lateinamerika, Afrika und Asien, die oft mit viel größeren Herausforderungen konfrontiert sind als wir hier in Deutschland, hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, innovative und flexible Ansätze zu verfolgen. Sie müssen sehr oft mit begrenzten Ressourcen klarkommen, agieren aber mit großer Kreativität und Entschlossenheit. Das inspiriert mich, mymoria kontinuierlich zu verbessern und neue Ideen umzusetzen.
Welche drei Ratschläge würden Sie anderen Gründern geben, die in der digitalen Dienstleistungsbranche Fuß fassen möchten?
Folgende Ratschläge würde ich jungen Gründern mit auf den Weg geben:
„When the going gets tough, the tough get going“: Junge Gründer werden immer wieder auf Herausforderungen stoßen. Gerade dann ist es entscheidend, weiterzumachen. Nach meiner Erfahrung stellt sich Erfolg meist bei denjenigen ein, die auch in schwierigen Zeiten nicht aufgeben.
„The right people for the right time“: Ein starkes Team ist entscheidend für den Erfolg eines Unternehmens. Es geht nicht darum, die besten Leute im Unternehmen zu haben, sondern um die richtigen Leute zur richtigen Zeit. Man muss das Team ständig weiterentwickeln und sicherstellen, dass die Mitarbeiter immer zu den aktuellen Zielen des Unternehmens passen.
„Meet the founders“: Der Austausch mit anderen Gründern ist extrem wichtig. Von ihnen zu lernen, kann jungen Gründern entscheidende Impulse geben. Ich rate jedem, aktiv nach Gesprächen zu suchen und keine Angst zu haben, andere um Rat zu fragen.
Wie sehen Sie die Zukunft der Bestattungsplanung in Deutschland, und welche Trends und Entwicklungen erwarten Sie in den kommenden Jahren?
Die Digitalisierung wird die Branche in den kommenden Jahren stark verändern. Sie ermöglicht es, Prozesse zu vereinfachen und transparenter zu gestalten, was für viele Angehörige, die sich in einer emotional belastenden Situation befinden, eine erhebliche Erleichterung bedeutet. Kunden werden künftig zusätzlich zur persönlichen Beratung verstärkt nach digitalen Lösungen zur Bestattungsplanung suchen.
Ein weiterer Trend, den ich erwarte, ist der zunehmende Wunsch nach alternativen Bestattungsarten. Auch die zunehmende Preissensibilität und Mobilität sowie die abnehmende Religiosität führen zu Veränderungen in der Branche.
Bild Björn Wolff @ mymoria
Wir bedanken uns bei Björn Wolff für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder
Premium Start-up: mymoria
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Ansprechpartner: Björn Wolff