Neutron Star Systems entwickelt die nächste Generation elektrischer Antriebe für Hochleistungsmissionen in der Raumfahrt
Stellen Sie sich und das Startup Neutron Star Systems doch kurz unseren Lesern vor!
Mein Name ist Manuel La Rosa Betancourt, Mitgründer und CEO von Neutron Star Systems UG (NSS). Vor 20 Jahren bin ich von Venezuela nach Deutschland gekommen um als Ingenieur in der Chemie Branche zu arbeiten. Bei NSS entwickeln wir die nächste Generation elektrischer Antriebe für Hochleistungsmissionen in der Raumfahrt. In Partnerschaft mit dem Institut für Raumfahrtsysteme (IRS) der Universität Stuttgart wird NSS die Basistechnologien entwickeln, die für die Erschließung von Hochleistung-Raumfahrtmissionen erforderlich sind. Unsere Technologie hat das Potential, die Kosten pro Weltraummission um Milliarden € zu reduzieren.
Warum haben Sie sich entschieden ein Unternehmen zu gründen?
Ich wollte schon immer ein Entrepreneur werden, weswegen ich vor etwa 10 Jahren meine eigene Firma gegründet habe, um spannende Technologien zu entdecken und kommerzialisieren. Als ich dann auf Idee gestoßen bin, Hoch-Temperatur-Supraleiter und Magnetoplasmadynamischen Triebwerke zu kombinieren, realisierte ich, dass diese Kombination etwas Weltbewegendes sein könnte: Es könnte das Spiel der Raumfahrtantriebe komplett verändern. Im selben Anschlag wusste ich, dass ich all meine Energie diesem neuen Projekt widmen will – so gründete ich zusammen mit meinem Mitgründer Marcus Collier-Wright und NeutronStar Systems. Wir wüssten die Zeit für Supraleiter im Weltraum ist jetzt und nicht in 5 Jahren.
Welche Vision steckt hinter Neutron Star Systems?
Unsere Vision ist es, eine neue Generation von Raumfahrtmissionen zu ermöglichen und die Menschheit zu den Sternen bringen. All das durch Technologien wie SUPREME und MEESST, Technologien die die Raumfahrt Industrie nachhaltiger und kosteneffizienter machen können. Wir sind der Meinung, dass unsere Technologie einen Durchbruch erzielen kann, um neue atemberaubende Missionen durchführen zu können: Der Asteroidenabbau, Frachttransporte zu dem Mond / Mars oder der bemannte interplanetare Flug werden mit unserer Technologie endlich zur Realität.
Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Die wohl größte Herausforderung bis jetzt war es, gegen den tiefliegenden Konservatismus anzukämpfen, der in der Raumindustrie herrscht; Besonders bei der deutschen Raumfahrtagentur und der Koordination für Luft- und Raumfahrt der Bundesregierung war es uns unmöglich uns bei wichtigen Entscheidungsträger Gehör zu verschaffen. Trotz dem Forschungserbe von AF-MPD in Deutschland und dem nachweislich großen Potenzial von Supraleitern wovon in Europa Deutschland führend ist, weigern sich Dr. Walther Pelzer von DLR und MdB Thomas Jarzombek der Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWI), sich mit der Technologie und dem verbundenen Potenzial auseinanderzusetzen, damit neue Wege eingeschlagen werden können.
Als Resultat könnte Deutschland und Europa sich in der Raumfahrtwelt behaupten und von der kommerziellen Nutzung der Technologie profitieren. An Stelle davon, sehen wir, dass der Markt und die dazugehörige Wettbewerber immer stärker wachsen, vor allen Neuseeland, Russland und China haben sich entschieden, unsere Antriebssystem Technologie zu fördern und ebenfalls auf den Markt zu bringen.
Bis jetzt haben wir etwa 175.000€ für unser Vorhaben investiert. Zusätzliche Mittel wurden durch das Programm „EU Horizon 2020“ für das Projekt MEESST bewilligt. Bei dem Projekt soll auf Basis supraleitender Magneten ein Hitzeschild für Raumschiffe für den Wiedereintritt in die Erdatmosphäre entwickelt werden. Wir erhalten dafür rund 280.000€. Zusätzlich haben wir im Dezember 2020 einen Vertrag mit der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA) in Höhe von 250.000€ unterschrieben. Hierzu müssen wir den Bau einer Supraleiter-basierenden Anwendung für wissenschaftliche Missionen bewerkstelligen. Zusätzlich haben wir das NRW-Gründerstipendium für das Jahr 2021 für meine Mitgründer und mich erhalten.
Wer ist die Zielgruppe von NeutronStar Systems?
Unsere Hauptkunden sind Satellitenintegratoren („Primes“), Raumfahrtagenturen, und End-to-End-Anbieter von Weltraumlösungen, die kostengünstigere und effizientere Antriebssysteme benötigen, um ihre Missionsanforderungen zu erfüllen. Dazu gehören europäische Firmen wie Airbus, Thales Alenia Space und OHB; Internationale Primes wie Northrop Grumman, Sierra Nevada Corporation und Cislunar Space Development Company (CSDC). Weltraumagenturen wie ESA, NASA, JAXA und Ukraine Space Agency (SSAU); Neue Space-Startups wie CleanSpace, Astroscale oder Momentus Space. Trägerraketenfirmen, die ihr Leistungsangebot mit elektrischen Antrieben erweitern wollen, wie beispielsweise Isar Aerospace, Blue Origin, RocketLab, Space X und Ariane Group.
Wie funktioniert Neutron Star Systems? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?
Neutron Star Systems Geschäftsmodell stütz sich auf 2 Säulen: 1) Der Verkauf von SUPREME elektrischen Antrieben für Erdnah Anwendungen als kurzfristiger Markteintritt Szenarien. 2) Mittelfristig werden wir Antrieben für Frachttransport von „Low Earth Orbit“ (LEO) zum Mond und langfristig zu Mars verkaufen. Der entscheidende Faktor zwischen uns und anderen Anbietern liegt im Kern von SUPREME: Die Kombination MPD-Antriebe mit Hochtemperatur-Supraleitern, ermöglicht die Aufskalierung von 1 bis 2500 kW und das mit geringerer Zunahme der Massen oder Volumen.
Die Treibstoff Flexibilität von SUPREME erlaubt die Nutzung von alternativen Treibstoffen wie z. B. Argon, Ammoniak, Wasserstoff, Lithium, Krypton. Treibstoffe die, wenn mit Xenon verglichen werden bis zu 100 Mal billiger sind als Xenon. Zusätzlich ruht unsere Forschung auf einer historischen Datengrundlage von 60 Jahren aus 7 Ländern wo Deutschland durch das Institut für Raumfahrtsysteme der Universität Stuttgart im Gebiet führend ist. IRS ist NSS wichtigster Forschung und Technologie Transfer Partner.
Neutron Star Systems, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Unser Plan ist es, unser Glück in andere Latitüden zu versuchen. Dafür haben wir uns bei dem Techstars-Starburst Accelerator in den USA dieses Jahr angemeldet. Dafür haben wir „Letters of Intent“ (LOI) von NASA JPL, Raytheon und Northrop Grumman Corporation erhalten. Wir sind zuversichtlich, dass wir in diesem Jahr eine Niederlassung in den USA einrichten werden. Dazu kommt die Konsolidierung unserer Aktivitäten in Großbritannien wo wir beim „Westcott Incubation Center“ angenommen worden sind. Der Plan ist, die Flugbefähigung der Technologie auf Subsystem Ebene zu erhöhen.
Dies ist sehr wichtig damit wir ein „Minimum Viable Product“ (MVP) haben können und damit Aufträge mit Kunden abzuschließen. D.h. in 2-3 Jahren die erste Flugmission für unsere wichtiger Subsystem und in 2025 eine Flugdemonstration des gesamten Antriebes zu starten, um unsere Antriebstechnologie im Orbit testen zu können. Ab 2023 erwarten wir ein Umsatz von über 3 Millionen € zu führen und bis zum 10 Millionen € bis 2025.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Das ist eine gute Frage. In der rapiden Startup-Welt muss man sich auf jeden Fall behaupten können, anderenfalls wird das nichts. Es darf nicht an Hartnäckigkeit und Geduld fehlen, man muss sein Ziel immer vor Augen halten. Rückschläge gehören immer dazu, doch am Ende findet man seinen Weg. Es wird auch zu Situationen kommen, die man als sehr stressig empfindet, weswegen man einen kühlen Kopf bewahren muss. Hin und wieder muss man auch auf den Tisch hauen können, was ich mit der richtigen Prise an „Badass“-Einstellung bewerkstellige.
Wir bedanken uns bei Manuel La Rosa Betancourt für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder