Sonntag, Dezember 15, 2024
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Die Kunst der nonverbalen Kommunikation

Interpretations- und Handlungsweisen der versteckten Sprache

Wir sprechen nicht und dennoch kommunizieren wir! Wenn Personen in gegenseitige Wahrnehmungsreichweiten kommen, so kommunizieren und interagieren sie miteinander, ohne bewusst zu sprechen. Dann sind nonverbale Artikulationen nicht mehr nur beiläufige Affekte, sondern es entsteht richtige Kommunikation. In Zeiten von Social Distancing und Masketragen wird es schwieriger das Nonverbale zu beobachten, Gesichter zu „lesen“ und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen.

Sprachkurs zur nonverbalen Kommunikation

Wir alle tun es, bewusst oder unbewusst: Wir interagieren mit Menschen. Doch immer wieder passiert es – wir verzerren die Vorstellungen, Erwartungen, Motive oder Ziele unseres Gegenübers.

Im beruflichen Kontext gilt es, die Kommunikation mit Mitarbeiter:innen, Kund:innen und anderen Ziel- und Bezugsgruppen richtig einzuschätzen und Vertrauen aufzubauen. Wichtig, das Verhalten eines Menschen lesen und die passenden Schlüsse ziehen zu können. Doch wie funktioniert nonverbale Kommunikation in Zeiten von Social Distancing, Masketragen und Homeoffice? Und wie kann trotz digitaler Interaktion das Gegenüber gelesen werden?

Grundlagen der Kommunikation

Die Basis der menschlichen Interaktion ist der Austausch von Informationen und Emotionen zwischen den beteiligten Akteuren. Jede Person nimmt die Rolle des Senders als auch die des Empfängers der Information ein. Dies geschieht in der Regel unter Verwendung eines Verschlüsselungssystems, z.B. durch die Sprache.

Lediglich 20 Prozent der zwischenmenschlichen Kommunikation wird bewusst kommuniziert. 80 Prozent sind auf die nonverbale Kommunikation zurückzuführen. Tritt ein Mensch in die Wahrnehmungsreichweite einer zweiten Person ein, stellen wir uns unbewusst auf eine kommunikative Situation ein. Meist geschieht das in einem Face-to-face-Gespräch. Kommunikation ist dabei geprägt durch die verschiedenen Aspekte wie z.B. kulturelle Sozialisationen. Und jeder Mensch kommuniziert und interpretiert entsprechend seiner erlernten Verhaltensweisen.

„Was jemand denkt, merkt man weniger an seinen Ansichten als an seinem Verhalten,“ schrieb einst der US-amerikanische Schriftsteller Isaac Bashevis-Singer. Gerade in Zeiten von Social Distancing und Homeoffice verändert sich die Art und Weise wie wir nonverbale Interaktionen führen, wie wir die Kommunikation deuten und handeln.

Nonverbale Kommunikation in der Berufswelt

Viele Aspekte menschlichen Verhaltens finden ohne Worte, also nonverbal statt. Sie müssen folglich zunächst richtig gelesen werden. Vor allem im Business sollte Körpersprache entsprechend den Erwartungen der Personen richtig gedeutet werden. Fehlinterpretationen können negative Konsequenzen nach sich ziehen.

7-38-55-Regel nach Albert Mehrabian

Drei Bestandteile sind relevant für den Erfolg oder Misserfolg von Kommunikation: Gesichtsausdruck/Körpersprache, Stimme und verbale Aussage. Die Wirkung einer Botschaft über das eigene emotionale Empfinden von Liken oder Disliken, welches in Bezug auf die Komponenten Inhalt, stimmlicher oder mimischer Ausdruck widersprüchlich ist, wird zu sieben Prozent durch den sprachlichen Inhalt, zu 38 Prozent durch den akustischen Ausdruck und zu 55 Prozent durch die Körpersprache festgelegt.

Um eine erfolgreiche/zielführende Kommunikation sicherzustellen müssen diese drei Aspekte übereinstimmen. Sie müssen kongruieren. Denn der Erfolg einer verbalen Aussage und in weiterer Folge auch Glaubwürdigkeit steht und fällt mit Ihrer Gestik, der Körpersprache und der Akustik.

Lösungsansätze für eine erfolgreiche Kommunikation

Nicht immer wirkt Kommunikation glaubwürdig, gerade dann nicht, wenn das Gegenüber nicht direkt greifbar ist. Wir kennen es oft aus einem Videocall im Homeoffice. Es kann nicht verifiziert werden, ob die Person hinter ihrer Aussage steht, denn Gesichtsausdrücke sind nicht klar erkennbar und die Körpersprache ist nicht immer eindeutig. Und wenn Informationen nicht auf die Art und Weise verstanden werden, wie sie gemeint sind, kommt es zu einer Verzerrung der Kommunikation. Informationen werden dann fehlinterpretiert oder falsch gedeutet.

Um Missverständnisse zu vermeiden sollte man sich empathisch in die Rolle des Gegenübers versetzen und sich fragen:

Wie wirkt die eigene Körpersprache und Mimik? Auch der Tonfall sollte geprüft werden, wie klingt es, wenn man spricht? Um Körpersprache und Mimik kontrollieren und verbessern zu können, bieten sich Übungseinheiten als Kommunikationstraining an. Um den Klang der eigenen Stimme besser kennenzulernen, empfehlen sich Tonaufnahmen auf dem Smartphone.

Entscheidend ist auch die richtige Beobachtung einer Situation: Denn viele beobachten, interpretieren und bewerten bereits, ohne zuvor die Situation wirklich intensiv beobachtet zu haben. Zudem ist es wichtig zu verstehen, worin sich diese drei Modi unterscheiden. Verzichten Sie beim Beobachten auf ein Urteil oder Gefühle. Ansonsten verzerrt sich die Wahrnehmung der beobachteten Situation.

Ein Beobachter ist wachsam und Wachsamkeit kann und muss trainiert werden. Die Umgebung darf nicht einfach als gegeben betrachtet werden, denn sie birgt essentielle Details. Diese geben die notwendigen Informationen, um verbale und nonverbale Kommunikation eindeutig und richtig zu interpretieren und zu verstehen.

Konklusion

Ob es die Körperhaltung, Gestik oder Mimik ist. All dies verrät unzählige Details darüber, was wir oder unser Gegenüber fühlen und denken. Nonverbale Kommunikation kann vieles ausdrücken: Besonders in der Geschäftswelt ist es essentiell die Körpersprache der Personen zu beobachten, zu interpretieren und zu verstehen – auch im Digitalen.

Besonders die eigene nonverbale Kommunikation gilt es reflektiert und selbstkritisch zu betrachten und zu steuern. Nur wer wirkt, wird gesehen und gehört. Ziele können dadurch schneller erreicht und Meinungen verständlicher kommuniziert werden. Achten Sie auf die Details und seien Sie empathisch gegenüber Ihren Kommunikationspartnern.

Über den Autor:

Jakob Lipp ist Experte für nonverbale Kommunikation. Er begann seine Karriere als Mentalist und begeisterte über 20 Jahre lang Millionen von Menschen auf den Bühnen Europas. Der mehrfach ausgezeichnete Bühnenprofi gibt sein fundiertes Wissen in Theorie und Praxis weiter – mit Fokus auf unternehmerischen Praxisbezug und Umsetzbarkeit.

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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