nyra health myReha-App für neurologische Patient:innen ermöglicht Sprach- und Gedächtnistraining
Stellen Sie sich und das Startup nyra health doch kurz unseren Lesern vor!
Wir sind nyra health, ein Digital Health Startup, gegründet mit dem Ziel, neurologische Therapie am Puls der Zeit anzubieten. Wir möchten Kliniken und Patient:innen die modernsten und effektivsten Tools zur Seite stellen, um die Therapie so effizient und effektiv wie möglich gestalten zu können.
Warum haben Sie sich entschieden, ein Unternehmen zu gründen?
Die ursprüngliche Idee stammt von Philipp, einem unserer Gründer. Er hat als Arzt in einer neurologischen Rehaklinik gesehen, dass die Patient:innen nach einem Schlaganfall oder anderen Erkrankungen einen enorm hohen Antrieb haben, sich zu verbessern, aber Personal und Ressourcen in der Klinik oft nicht ausreichen, um ihr Rehapotenzial voll ausschöpfen zu können.
Um diese Versorgungslücke zu schließen, hat er gemeinsam mit den beiden Co-Gründern Mario und Moritz, und einem Team aus Logopäd:innen, Neuropsycholog:innen und Machine Learning Forscher:innen, die myReha-App als digitale Therapieplattform entwickelt.
Welche Vision steckt hinter nyra health?
Unser Ziel ist es, Patient:innen in der Klinik und auch als Tele-Reha-Lösung zu Hause die beste und individuellste Therapie zur Verfügung zu stellen. Gerade bei neurologischen Erkrankungen wie Schlaganfall, Schädel-Hirn-Trauma oder Demenz können mit individueller Therapie und intensivem Training effektive Fortschritte erzielt werden. Wir möchten mit unserer Therapielösung alle unterstützen, die ihr Gedächtnis trainieren und ihre Sprachfähigkeit verbessern wollen.
Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Wie jedes Startup haben wir uns zum Start aus eigenem Ersparten finanziert. Zum Glück haben wir dann auch erste Förderungen erhalten und finanzieren uns mittlerweile aus einem Mix aus Investorengeldern und öffentlichen Forschungsmitteln.
Wer ist die Zielgruppe von nyra health?
Einerseits neurologische Patient:innen, die Sprach- und Gedächtnisprobleme haben, also Menschen nach einem Schlaganfall, Demenz, aber auch Parkinson oder Long COVID.
Andererseits auch die Therapieteams in den Kliniken. Unsere myReha App ist als Medizinprodukt zertifiziert und kann deshalb auch in Kliniken eingesetzt werden, wo Therapeut:innen auch gemeinsam mit ihren Patient:innen trainieren können.
Zusätzlich haben wir mit nyra.insights auch noch eine Tele-Reha-Plattform entwickelt, mit der Patient:innen auch nach der Entlassung aus der Klinik noch individuell und selbstständig trainieren können und weiter mit der Klinik verbunden bleiben.
Wie funktioniert myReha? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?
Die myReha-App für neurologische Patient:innen ermöglicht Sprach- und Gedächtnistraining auf einem völlig neuen Niveau. Nach einem kurzen Einstufungstest erhält jede:r Nutzer:in einen individuell für sich erstellten Therapieplan aus unserem Katalog von 40 Übungen mit über 30.000 Beispielen, die unser therapeutisches Team nach dem Goldstandard der deutschen Gesellschaft für Neurorehabilitation erstellt hat.
Die Therapiepläne werden laufend adaptiert und passen sich ständig an die Fortschritte der Patient:innen an. Dadurch ist sichergestellt, dass jede:r Nutzer:in auf dem für sich perfekten Niveau trainiert.
Herzstück der App ist die von uns entwickelte Machine-Learning-basierte Sprachanalyse, die pathologische Sprachmuster von Patient:innen analysiert, wenn Sie einzelne Worte oder ganze Sätze nachsprechen. Dabei sagen wir ihnen nicht nur, ob ihre Aussprache richtig oder falsch war, sondern zeigen ganz genau, bei welchen Lauten oder Silben sie noch Probleme haben. Natürlich kommen auch Worte, die genau diese, für eine:n Patient:in schwierigen Laute/Silben umfassen, verstärkt im Übungskatalog vor, um sie bestmöglich zu unterstützen.
Die von uns entwickelte Sprachanalyse ist in Deutschland einzigartig und ermöglicht Patient:innen mit Sprachstörungen eine individuelle Therapie, wie sie aktuell nur in einer logopädischen Einzelstunde möglich ist. Und das zu jeder Zeit und von überall.
Unsere Gedächtnisübungen haben wir nach dem Konzept der „serious games“ entwickelt. Die evidenzbasierten therapeutischen Übungsinhalte sind dabei in „Mini-Spielen“ umgesetzt, wodurch die Adhärenz der Patient:innen stark erhöht und der Übungserfolg gesteigert wird.
Die myReha App ist auch die weltweit erste App die freie Benennübungen („Beschreiben Sie dieses Bild mit Ihren Worten“) anbietet. Auch hier geben wir den Patient:innen persönliches Feedback und können so dieses Kernelement der neurologischen Therapie erstmals in einem selbstständigen Setting anbieten.
Abschließend setzt uns auch noch unser UI/UX, also das Design der App und ihrer Übungen, von anderen Herstellern am Markt ab. Viele anderen Gesundheits-Apps sind meist nur digitalisierte Übungsbücher oder Video-Plattformen, ohne den Patient:innen Feedback zu ihren Problemen zu geben. Genau hier unterscheiden wir uns mit myReha, da wir es Nutzer:innen erstmals ermöglichen, selbstständig und individuell an ihren Defiziten bei Sprache und Gedächtnis nach einem Schlaganfall, Schädel-Hirn-Trauma oder beginnender Demenz zu arbeiten.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Flexibel sein: in einem Startup passieren immer viele Dinge gleichzeitig. Gerade weil jeder Tag anders ist, muss man flexibel sein und sich schnell adaptieren.
Regulatorik nicht unterschätzen: Der Digital Health Bereich ist sehr spannend, aber viele Gründer:innen unterschätzen, wie viel Zeit und Geld nötig sind, um allen Datenschutz- und Sicherheitsvorschriften zu entsprechen. Leider gibt es auch viele Startups am Markt, die das Thema nicht ernstnehmen und ihr Produkt nicht als Medizinprodukt zertifizieren lassen. Hier heißt es auch als Konsument:in, aufmerksam zu sein!
Spaß haben: Etwas völlig Neues aufzubauen, ist sehr intensiv und oftmals sehr anstrengend. Deshalb ist es wichtig, dass im Team der Spaß nicht zu kurz kommt und man auch öfter mal etwas gemeinsam unternimmt.
Wir bedanken uns bei Mario Zusag, Philipp Schöllauf und Moritz Schöllauf für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder