Samstag, April 27, 2024
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Überarbeite dich nicht und vernachlässige nicht deine Hobbies und Routinen, die dir Kraft geben

Exakt Health digitale Sportphysiotherapie App, die als Medizinprodukt zertifiziert ist

Stellen Sie sich und das Startup Exakt Health doch kurz unseren Lesern vor!

Hi, ich bin Philip Billaudelle und gemeinsam mit Lucia Payo habe ich 2021 Exakt Health gegründet – die erste digitale Sportphysiotherapie App, die als Medizinprodukt zertifiziert ist. 

20 Millionen Menschen in Deutschland joggen mindestens gelegentlich. Das ist vorbildhaft und gesundheitsfördernd, nur leider verletzen sich abhängig von Alter und Fitness durchschnittlich zwischen 25%-45% pro Jahr. Durch die Versorgungslücke in der Physiotherapie können diese Verletzungen nicht optimal behandelt werden. Wertvolle Zeit geht verloren, in der sich Verletzungen sogar verschlimmern können. Außerdem verzögert sich der Wiedereinstieg ins Lauftraining unnötig. Eine längere Auszeit vom Laufen kann auch negative Auswirkungen auf das Fitnesslevel haben, da die wenigsten ihre Laufaktivität durch Crosstraining ersetzen.

Hier kommen wir ins Spiel: Für Exakt Health hat ein Team aus Sportphysiotherapeut:innen Reha-Pläne zu den häufigsten Überlastungsverletzungen im Laufsport  nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen und höchsten medizinischen Standards in einer App zusammengestellt. Diese können Nutzer:innen eigenverantwortlich sowie zeitlich und örtlich unabhängig umsetzen. Unser Angebot ist auf Deutsch, Englisch, Französisch sowie Spanisch für iOS und Android verfügbar und wurde in Deutschland als Medizinprodukt CE-zertifiziert.

Wir sind VC-finanziert und konnten u.a. BackBone Ventures, Auxxo Female Catalyst Fund, Possible Ventures sowie die bekannten Business Angels Maximilian Tayenthal (N26), Gloria Bauerlein (Ex-Kry) und Kelly Ford (Ex-Paypal) für sich gewinnen.  

Warum haben Sie sich entschlossen, ein Unternehmen zu gründen?

Ich sehe mich als aktives Mitglied unserer Gesellschaft und wollte immer einen wichtigen Beitrag zu dessen Vorankommen leisten. Deshalb habe ich auch schon mit der Idee gespielt, in die Politik einzusteigen und versucht, mich auf kommunaler Ebene einzubringen, um etwa die Fahrrad Verkehrsinfrastruktur in Berlin zu verbessern und so die allgemeine Lebensqualität zu erhöhen.

Aber ich habe dann schnell gemerkt, dass mir die Mühlen in der Politik zu langsam mahlen und man wortwörtlich zu viel Politik betreiben muss, um kleine Schritte vorwärts zu kommen. Da sagen mir die flachen Hierarchien, schnelle Entscheidungen und Tendenz zur Umsetzung statt langer Planung im Start-Up viel mehr zu. Insbesondere als Gründer hat man noch mal mehr Einfluss und kann seine Ideen zur Verbesserung schnell auf die Straße bringen.

Bei der Gründung von Exakt Health war mir dabei sehr wichtig, dass sich das Unternehmensziel einem gesellschaftlich wichtigen Thema widmet. Im Fall von Exakt Health bedeutet das konkret: Physiotherapie durch einen digitalen Ansatz schneller und effektiver für alle Patienten verfügbar zu machen. So konnte ich durch das Gründen mein Ziel, einen Beitrag für die Gesellschaft leisten, sowie meine Präferenz für schnelles und pragmatisches Handeln miteinander verknüpfen. 

Was war bei der Gründung von Exakt Health die größte Herausforderung?

Wir hatten mit Exakt Health tatsächlich einen relativ leichten Start ohne besondere Herausforderungen. Dadurch, dass meine Mitgründerin Lucia und ich vorher N26 als führende Mitarbeiter aufgebaut hatten, hatten wir schnellen Zugang zu Kapital und das notwendige Know-How, um die erste Version der Exakt Health App zu bauen. Die erste größere Herausforderung hatten wir dann circa zwei Jahre nach Gründung, das war Anfang 2023. Das Investment-Klima für Startups hatte sich stark verändert. Zu der Zeit hatten wir zwar bereits mehr als 30,000 zufriedene Kunden, aber die Nutzung unserer App war noch komplett kostenfrei.

Für die Investoren war Wachstum aber plötzlich nicht mehr so sexy, und der Fokus verlagerte sich auf Profitabilität. Da hatten wir dann echt Schwierigkeiten, neues Kapital aufzunehmen. Wir mussten schwierige Entscheidungen treffen, um unsere Kosten zu reduzieren. Wir haben auch zwei Mitarbeiter gehen lassen, um unseren Runway zu strecken. Gleichzeitig haben wir ein kostenpflichtiges Abonnement eingeführt. Mit den Umsätzen aus diesem Abo haben wir es dann geschafft, das benötigte frische Kapital aufzunehmen. 

Kann man mit einer Idee starten, wenn noch nicht alles perfekt ist

Definitiv. Eine alte Weisheit in der Start-Up Welt lautet: “Wenn man sich nicht für seine erste Produktversion schämt, dann hat man zu spät gelaunched”. Sprich: Es ist grundsätzlich immer besser, sein Produkt früher als später auf den Markt zu bringen, um ehrliches Feedback zu bekommen. Möchte jemand deine App überhaupt und sind deine Kund:innen auch bereit, dafür zu zahlen? Natürlich gibt es aber auch Einschränkungen zu diesem Ansatz in Bereichen wie HealthTech wie bei Exakt Health: Unsere Nutzer:innen müssen sich auf die medizinischen Inhalte und Empfehlungen der App verlassen können.

Hier können wir keine Kompromisse eingehen. Dennoch haben wir in unserer ersten Version ganz klar überlegt, was nicht 100% essentiell ist und das dann einfach weggelassen. Zum Beispiel haben Nutzer:innen zu Beginn keine Push-Erinnerungen erhalten, wenn das nächste Training anstand. Daran mussten sie dann selber denken. 

Welche Vision steckt hinter Exakt Health?

Unsere Vision ist es, dass Läufer und Sportler bei Verletzungen ganz einfachen Zugang zu evidenzbasierter Physiotherapie haben und so schnell wie möglich wieder zurück zu ihrem Lieblingssport kehren können. Mit unserem Präventionstraining helfen wir Sportler:innen dabei, sich gar nicht erst zu verletzen und so lange wie möglich aktiv Sport zu treiben.

Wer ist die Zielgruppe von Exakt Health?

Wir richten uns aktuell hauptsächlich an Läufer:innen, die Verletzungen auskurieren oder vorbeugen wollen. Wir arbeiten aber daran, immer mehr Verletzungsbilder aus anderen Sportbereichen und aus dem Alltag in die App mit aufzunehmen.

Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?

Unsere App ist für jeden im Google Play und App Store zugänglich, ohne Wartezeiten oder lange Anfahrtswege. Dadurch erleichtern wir den Zugang zur Physiotherapie erheblich. 

Gleichzeitig basieren die Reha- und Trainingspläne auf einem Algorithmus und wir müssen keinen Menschen zur Behandlung hinzuziehen, was es uns ermöglicht, unsere App für einen niedrigen monatlichen Abo-Betrag anzubieten. Alternative Telehealth Angebote können dagegen bis zu 100€ pro einzelnem Physiotermin kosten. Es gibt keine vergleichbaren Apps für Sport-Physiotherapie. 

Exakt Health, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Ähnlich wie es Meditations-Apps geschafft haben, viele von uns häufiger zum Innehalten und Meditieren gebracht haben, wollen wir aktive Physiotherapie – also evidenzbasiertes Training – fest in der Gesellschaft verankern. Es ist der beste Weg, um Verletzungen und auch chronische Schmerzen zu rehabilitieren und vorzubeugen. Wenn wir es schaffen, dass wir Menschen dazu motivieren, regelmäßig die für sie richtigen personalisierten Kraft- und Mobilitätsübungen zu machen, können wir ihre Lebensqualität in großem Maß effektiv verbessern. 

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?

Hol dir einen Mitgründer:in an Bord, um die Anstrengung und den Stress des Gründens auf mehrere Schultern zu verteilen. Stell dabei sicher, dass ihr die gleiche Motivation für das Unternehmen teilt und grundlegend gleiche Werte habt. Ansonsten wird es in Stresssituationen schwierig. 

Überarbeite dich nicht und vernachlässige nicht deine Hobbies & Routinen, die dir Kraft geben. Gründen ist ein Marathon und der Erfolg hängt davon ab, dass du dich nicht in einem Sprint verausgabst. 

Such dir ein Thema für dein Start-up aus, wofür du dich auch noch begeistern kannst, wenn es mal nicht so gut läuft. Schwierige Zeiten erlebt jede:r, aber wenn deine Motivation das Problem zu lösen groß genug ist, kannst du diese leichter überwinden. 

Wir bedanken uns bei Philip Billaudelle für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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