Donnerstag, Mai 2, 2024
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P1 Performance Fuels ist ein Green-Tech-Unternehmen und Hersteller von fossilfreien Kraftstoffen für Benzinmotoren

Stellen Sie sich und das Startup P1 Fuels doch kurz unseren Lesern vor!

Mein Name ist Martin Popilka, ich bin Gründer und CEO von P1 Fuels. Als passionierter Unternehmer habe ich bereits erfolgreich in den Bereichen KI und Healthcare gegründet. Ich bin Autoliebhaber und nehme gerne an Rennen teil. Da lag die Beschäftigung mit alternativen Kraftstoffen nahe. P1 Performance Fuels ist ein Green-Tech-Unternehmen und einer der führenden Hersteller von fossilfreien Kraftstoffen für Benzinmotoren. 

Unserer Kraftstoffe sind zertifiziert, bringen die gleiche Leistung wie fossile Kraftstoffe und funktionieren in allen Ottomotoren. P1-Produkte sind synthetische Kraftstoffe (Advanced Synthetic Fuels), die bei der Verbrennung eine CO2-Reduzierung von 77,4 % im Vergleich zu herkömmlichem Benzin erreichen (inkl. Produktion und Transport). Wir bauen gerade eine Demonstrationsanlage in Deutschland, die 2024 in Betrieb gehen wird, und planen für 2029 die erste industrielle Produktionsanlage. Wenn die Produktion hochgefahren ist, werden wir in der Lage sein, die Treibhausgasreduzierung sogar auf bis zu 94 Prozent zu steigern.

Seit 2018 stellt P1 die Leistung seiner Kraftstoffe in Rennwagen, Oldtimern und bei mehr als 20 Automobilherstellern unter Beweis und zeigt auch bei sehr hohen und sehr niedrigen Temperaturen die gleiche Leistung wie herkömmliches Benzin. 

So konnten wir uns 2021 auch gegen die großen Mineralölkonzerne durchsetzen und für die Saison 2022-2024 einziger fossilfreier Kraftstofflieferant der FIA World Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) werden. Aktuell erfüllt unser Kernprodukt P1 Super Eco100 Pro die Norm EN 228 und ist für den Straßenverkehr in der EU und in Großbritannien zugelassen. Der Kraftstoff entspricht auch dem japanischen Industrie-Standard (JIS) und ist von der Fédération Internationale de l’Automobile (FIA) zertifiziert. In den USA sind Varianten des Kraftstoffs zugelassen. 

Warum haben Sie sich entschlossen, ein Unternehmen zu gründen?

Ich bin ein begeisterter Motorsportfan und war als Rennfahrer an vorderster Front dabei. Ich konnte unmittelbar sehen, dass das größte Problem des Motorsports und des Mobilitätssektors im Allgemeinen in den hohen CO2-Emissionen liegt. Also gründete ich P1 Fuels, angetrieben von meiner Leidenschaft für den Rennsport und dem Bestreben, sowohl der Motorsportindustrie als auch dem Mobilitätssektor zu umweltfreundlicheren Lösungen zu verhelfen, um die Pariser Klimaziele zu erreichen. Unser Kernprodukt P1 Super Eco100 Pro haben wir aus reiner Überzeugung entwickelt und in Hochleistungsmotoren getestet. 

Neben der FIA Rallye-Weltmeisterschaft werden unserer Kraftstoffe mittlerweile auch in der DKM, der FIA Karting-Meisterschaft und bei vielen anderen internationalen Rennen eingesetzt. Unser nächstes Ziel ist es, die Produktion von P1-Kraftstoffen massiv auszuweiten, so dass Verbraucher und Unternehmen eine echte Wahl haben, ihre Autos oder ganze Flotten mit fossilfreiem Kraftstoff zu betreiben.

Was war bei der Gründung von P1 Performance Fuels die größte Herausforderung?

Partner und Investoren davon zu überzeugen, dass ein neu gegründetes Unternehmen mit den großen etablierten Mineralöl- und Gasriesen konkurrieren kann. Das war am Anfang schon hart, aber wir haben ein starkes Team und eine unschlagbare Technologie. Damit ist es uns gelungen, die alten, umweltschädlichen fossilen Brennstoffe bei vielen renommierten Meisterschaften und Rennen zu verdrängen.

Kann man mit einer Idee starten, wenn noch nicht alles perfekt ist?

Nichts ist wirklich perfekt, schon das Wort „perfekt“ ist relativ. Laut Wörterbuch beschreibt es etwas als „einem idealen Standard oder einem abstrakten Konzept entsprechend“. Standards und abstrakte Konzepte sind nur das, was der Mensch als makellos definiert, und wie wir wissen, ist unsere Welt weit davon entfernt, makellos zu sein. In einer Welt, die durch den Klimawandel vor so großen Herausforderungen steht, ist es das Wichtigste, etwas zu tun. Standards folgen, und vielleicht definiert sogar das, was wir heute in Angriff nehmen, den Standard von morgen – und wird damit „perfekt“.

Welche Vision steckt hinter P1 Performance Fuels?

Als Rennfahrer hat man immer ehrgeizige Ziele und den Drang, vorne mitzuspielen. Aber mir war auch klar, dass das Ausleben meiner Leidenschaft nicht auf Kosten der Umwelt gehen darf. Umso ehrgeiziger arbeite ich jetzt an Lösungen, um meiner Leidenschaft mit gutem Gewissen nachgehen zu können und einen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit zu leisten. P1 revolutioniert mit seinem Produkt die gesamte Branche – von Rennwagen über Oldtimer bis hin zu ganz normalen Autos in naher Zukunft. 

Schätzungen zufolge gibt es derzeit rund 1,3 Milliarden benzinbetriebene Pkw auf der Welt. 21 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen stammen aus dem Verkehr, 41 Prozent davon aus Personenkraftwagen. Bei einem Großteil dieser Autos handelt es sich um Verbrennungsmotoren, die noch Jahrzehnte lang im Einsatz sein werden. Die Betankung dieser Autos mit nahezu CO2-neutralen E-Fuels kann einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leisten. Und mit P1 gehen wir auf diesem Weg voran.

Wer ist die Zielgruppe von P1 Performance Fuels?

Derzeit sind wir stark auf den Motorsport ausgerichtet, aber das ist nur unser Weg zum Alltagsfahrer. Wir arbeiten in den Rennserien mit Fahrzeugherstellern zusammen und möchten P1-Kraftstoffe für die Erstbetankungen von Neuwagen (First Fill Fuel) etablieren. Auch für Unternehmen mit Fuhrpark und Flottenmanager bieten wir eine attraktive Lösung, um die eigenen Fahrzeuge ohne Umbau der Motoren oder der Infrastruktur umweltfreundlicher zu betreiben. Das ist auch mit Blick auf die Treibhausgas-Dokumentationspflichten, wie zum Beispiel Scope 3, interessant.

Wie funktioniert P1 Performance Fuels? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?

Die synthetischen Kraftstoffe von P1 sind frei von fossilen Brennstoffen. Betrachtet man nur den Produktionsprozess bis zur Verbrennung im Motor (Tank-to-wheel), schließen wir bereits den Kohlenstoffkreislauf, da bei der Kraftstoffherstellung die gleiche Menge an CO2 gebunden wird, die P1-Kraftstoffe bei der Verbrennung freisetzen. Es wird also kein zusätzliches CO2 in die Atmosphäre abgegeben. Unter Berücksichtigung von Produktion und Transport (well-to-wheel) beträgt die CO2-Reduktion unseres Kraftstoffs 77,4 Prozent. Die Kraftstoffe entsprechen der DIN EN 228, und P1 Fuels ist als Unternehmen RED II-zertifiziert. Das bedeutet, dass unsere Kraftstoffe die gleichen Anforderungen erfüllen wie herkömmliche fossile Kraftstoffe.

P1 Performance Fuels, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Wir haben mit dem Bau einer Demonstrationsanlage in Deutschland begonnen, die 2024 in Betrieb gehen soll, und planen eine erste industrielle Produktionsanlage für 2029. In den nächsten fünf Jahren werden wir alles daransetzen, unsere Produktionskapazitäten erheblich auszuweiten und mehr Marktwirkung zu erzielen. Wir wollen unsere fossilfreien Kraftstoffe zu wettbewerbsfähigen Preisen an Tankstellen verkaufen können. Das ist der nächste logische Schritt auf dem Weg zu einem kostengünstigen und gleichwertigen Ersatz für fossile Kraftstoffe. Unser Ziel ist es, die Treibhausgasemissionen im Mobilitätsbereich massiv zu reduzieren und einen Beitrag zur Bewältigung der Klimakrise zu leisten.

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?

1. Perfekt gibt es nicht. 

2. Beim Bootstrapping lernt man, von Anfang an ein reelles Geschäftsmodell zu etablieren, ohne dass man auf wesentliche Änderungen zu einem späteren Zeitpunkt setzen muss. In unserem Fall waren wir gezwungen, Geld mit Kraftstoffen zu verdienen, die zu einem bestimmten Zeitpunkt zehn Mal teurer waren als andere. Man lernt, seine Kunden und sein Leistungsversprechen bis ins kleinste Detail zu verstehen, was sich als sehr wertvoll erweist, wenn man externe Mittel einwirbt. 

3. Gründer helfen Gründern. Ich hatte das große Glück, dass mir Menschen auf meinem Weg geholfen haben, ohne dafür etwas zu erwarten. Sei offen und freundlich zu anderen Unternehmern und Menschen auf dem Weg, das ist großartiges Karma, das sich zehnfach auszahlt.

Wir bedanken uns bei Martin Popilka für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

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