Dienstag, Dezember 3, 2024
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Vereinfacht eure Entscheidungswege

Paarzeit: Adventskalender für jeden verkauften Kalender wird ein Baum gepflanzt

Stellen Sie sich und das Startup Paarzeit doch kurz unseren Lesern vor!

Paarzeit ist mit dem Paarzeit Adventskalender bekannt geworden, der im Advent 2019 in über 60.000 Haushalten ein Zuhause gefunden hat. Was wir mit zwei Menschen im Nebengewerbe begonnen haben, führen wir nun in einem kleinen Team von acht Menschen fort, um die nächsten Ideen umsetzen und dadurch mehr Liebe in die Welt zu bringen. Zusätzlich zum Paarzeit Adventskalender in der Edition 2020 erscheint dieses Jahr ein weiteres Produkt von Paarzeit: Schnauzberts Winterreise. Ein Adventskalenderformat, in dem Hundehalter Inspirationen erhalten, um die stressige Vorweihnachtszeit und das laute Silvesterfest tiefenentspannt zu verleben.

Uns von Paarzeit ist wichtig, dass wir auch einen gesellschaftlichen Mehrwert realisieren. Aus diesem Grund lassen wir für jedes verkaufte Produkt einen Baum pflanzen. Mit unserem Konzept, welches noch viele weitere Nachhaltigkeitsaspekte inkludiert, sind wir zum Deutschen Nachhaltigkeitspreis (Design) nominiert worden. Und dürfen uns jetzt schon glücklich schätzen, in der aktuellen Auswahlrunde zu den Top 100 zu gehören.

Warum haben Sie sich entschieden ein Unternehmen zu gründen?

Alex: “Die Idee zum Paarzeit Adventskalender kam mir im Advent 2019 auf einem Spaziergang, bei dem ich den Deutschlandfunk-Podcast gehört habe. Der Beitrag befasste sich mit der aufblühenden deutschen Adventskalenderkultur und es wurden verschiedene Arten vorgestellt, bpsw. Wurst-, Kosmetik- oder Sex-Toy-Adventskalender. In meinen Ohren klang dies nach viel Zeug, das den Advent nicht wirklich besinnlicher macht. Besinnlichkeit verbinde ich mit einer schönen Zeit, gemeinsam mit meiner Frau (gerade dann, wenn die Kinder im Bett sind und wir die Smartphones zur Seite legen). Und da kam mir ein Adventskalender für Beziehungen in den Sinn. Etwas, das Menschen zusammenbringt, statt auseinander.”

Thorben: “Ich war damals gerade ziemlich weit weg vom Alltag, da ich mich von einem Burnout erholte. Eigentlich eine suboptimale Ausgangslage für neue Projekte… Als Alex mich dann anrief und ganz enthusiastisch seine Idee beschrieb, war ich aber sofort gedanklich mit an Bord! Und zu meinem Glück war das ja auch genau seine Absicht.

Ich kenne das Gefühl mir mehr ruhige, gemeinsame Zeit mit meiner Freundin zu wünschen. 18 Monate Fernbeziehung und große persönliche Veränderungen haben uns schon einige Male auf die Probe gestellt. Dadurch konnten wir lernen, dass man Herausforderungen als Paar am besten mit liebevoller Aufmerksamkeit begegnet.

Alex‘ Idee leuchtete mir also auf Anhieb ein und den Kontext Advent fand ich total passend. Für’s Erste hatte ich vor, das Projekt so nebenbei laufen zu lassen. Es nahm aber bald eine Eigendynamik an und ich merkte immer deutlicher, dass das wirklich genau mein Ding ist. Ich entschied mich mit der Gründung von Paarzeit einen beruflichen Neustart zu machen.“

Welche Vision steckt hinter Paarzeit?

Unsere Vision ist es, eine Welt zu erschaffen, in der Menschen und Natur liebevoll verbunden sind. Dafür möchten wir unsere eigene Liebe zum Leben über unsere Produkte in die Welt tragen und multiplizieren. Unser Ziel ist es, dass es durch unser Unternehmen nur Gewinner gibt:

Die Kunden, die ein Produkt bekommen, das einen echten Mehrwert bietet, wodurch nachhaltig die Beziehung gestärkt wird
Regionale Partner (bspw. die Druckerei)
Passgenaue Arbeit für die Förderwerkstätten
Die Umwelt gewinnt Bäume und Kinder werden zu KlimabotschafterInnen für Klimagerechtigkeit ausgebildet.
Durch Umsatzbeteiligungen partizipieren MitarbeiterInnen und Dienstleister von vom unternehmerischen Erfolg

Von der Idee bis zum Start – was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?

Auf unserem Weg sind wir schon vielen Herausforderungen begegnet, die wir immer durch tolle Menschen und Ideen lösen konnten. Die dauerhafte Problematik, dass das Adventskalendergeschäft ein Saisongeschäft ist und somit Konzeption und Produktion vorfinanziert werden müssen, war letztes Jahr auch schon eine Herausforderung für uns. Wir haben mit einem vergleichsweise kleinen Budget gestartet und sind im ersten Geschäftsjahr alle Entwicklungsschritte in unserer Freizeit gegangen. Das hat sehr viel Zeit in Anspruch genommen, die wir von unseren Familien und Partnerschaften abgeknapst haben.

Unsere größte Herausforderungen war es tatsächlich nicht, die nötige Startfinanzierung zu bekommen. Hier haben wir ein Gründerstart-Darlehen von der Nbank aufgenommen – sondern später der rasanten Nachfrage gerecht zu werden. Wir hatten zu Spitzenzeiten zehn Produktionsstätten mit Material zu versorgen und über 50 Produktionsmitarbeiter innerhalb von zwei Wochen zusätzlich zu den Förderwerkstätten eingestellt. Thorben ist einige Tage mit einem 3,5 Tonner von Produktionsstätte zu Produktionsstätte gedüst, um alle mit Material zu versorgen.

Hätten wir am Anfang mehr Kapital zur Verfügung gehabt und das starke Kundeninteresse an unserer Idee vom liebevollen Advent abgeschätzt, wäre die Produktion organisierter und weniger behelfsmäßig abgelaufen. So haben wir am Ende on-demand nachproduziert. Zudem waren lange Lieferzeiten eine Herausforderung für uns, daher sind wir besonders dankbar, dass unsere Kunden, in den allermeisten Fällen, so viel Geduld mitgebracht haben.

Wer ist die Zielgruppe von Paarzeit?

Die Zielgruppe unseres Paarzeit Adventskalenders sind alle Paare – unabhängig von Geschlecht, Orientierung, Alter und Interessen. Viele Paare haben das Problem, dass der Alltag lauter und wichtiger als die Partnerschaft erscheint: Familie, Job, etc. nehmen so viel Zeit und Aufmerksamkeit in Anspruch, dass die Zeit mit dem Partner als selbstverständlich wahrgenommen wird. Wir möchten alle Paare mit Ideen und Übungen unterstützen, in der Partnerschaft Glücksmomente zu erleben und dadurch ihre Beziehungen zu stärken.

Was ist das Besondere an dem Adventskalender?

Es gibt in allen erdenklichen Bereichen Adventskalender – bspw. Spielzeug, Beauty, Bier, Süßigkeiten. Paarzeit bietet die erste rundherum nachhaltige und ökologische Alternative an – mit einem Klima-Plus. Paarzeit hat das Ziel, ein Angebot mit Sinnhaftigkeit und Tiefe in der Konsum gesteuerten Vorweihnachtszeit zu schaffen. Was den Paarzeit Adventskalender von anderen Partnerschafts-Adventskalendern unterscheidet, ist die Verbindung der klassischen Adventskalendertradition mit modernen Ansätzen der Wissensvermittlung.

paarzeit adventskalender

Der Paarzeit Adventskalender geht über ein reines Unterhaltungsangebot hinaus und schafft Raum für Interaktion. Die Inhalte werden in Zusammenarbeit mit Kommunikationsexperten und Psychologen entwickelt und in mehreren Evaluationszyklen mit Nutzern getestet. Die Gestaltung des Produkts und die Aufarbeitung der Inhalte ermöglicht Paaren, auch mögliche schwierige Beziehungsthemen mit Leichtigkeit zu besprechen und Wissen aus der Paarpsychologie im Alltag anzuwenden.

Paarzeit, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

In fünf Jahren möchte Paarzeit 1 Millionen Bäume gepflanzt haben (in 2019 waren es über 60.000 Baumpflanzungen). Kalkulatorisch bedeutet das: 10.000 Tonnen gebundener Kohlenstoff in Bäumen. Gleichzeitig ist unser Ziel, durch jedes verkaufte Produkt unseren Kunden mindestens einen Glücksmoment zu schenken – wir stecken viel Gedanken, Liebe, Expertise und Evaluationszyklen in jede einzelne Karte, jedes einzelne Produkt. Diese Mühe soll sich für jeden Kunden mindestens einmal ausgezahlt haben.

Außerdem planen wir unser Konzept in verschiedene Richtungen zu expandieren – zum einen planen wir den Kalender, bzw. das Konzept, in fünf weitere Sprachen zu übersetzen, um die gleiche Zielgruppe in anderen Ländern zu erreichen. Zudem erstellen wir Produkte für weitere Zielgruppen. In fünf Jahren möchten wir eine Markenbekanntheit vergleichbar mit dem UNO Spiel erreicht haben. Es wurde von vielen Personen bereits genutzt, so dass der Name “Paarzeit” jedem etwas sagt.

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?

Tipp 1: Gründet (auch) für die gerechte Sache. Unsere gerechte Sache ist, dass wir der Natur mehr zurück geben möchten, als dass wir an Ressourcen in der Produktion verbrauchen. Wenn ihr für die gerechte Sache gründet, findet ihr leichter Menschen, die euch unterstützen wollen. Das können potenzielle Team-Member, Testnutzer oder Influencer sein.

Tipp 2: Vereinfacht eure Entscheidungswege. Am einfachsten ist es, ein Produkt oder eine Dienstleistung zu entwickeln, wenn ihr selbst zur Zielgruppe gehört. Und ein effektives Mittel, um Entscheidungen zu treffen ist, mit vielen potenziellen Menschen aus der Zielgruppe in Kontakt zu stehen und ganz direkt mit kurzen gezielten Fragen um ihre Meinung zu bitten. Wenn ihr dieses Vorgehen ritualisiert, löst ihr jeden Engpass in der Produktentwicklung, weil ihr immer wertvollen Input von außen bekommt.

Tipp 3: Bleibt unabhängig. Damit wir unabhängig bleiben, haben wir haben uns aktiv dagegen entschieden, Investoren an Bord zu holen. Im Gegenzug mussten wir als Gründer vollständig für das Darlehen bürgen. Jedoch hat dieses Vorgehen uns geholfen Paarzeit nach unseren eigenen Wertvorstellungen aufzubauen, ohne, dass wir die Investments anderer Leute berücksichtigen mussten. Auf diese Weise konnten wir viele gesellschaftlich relevante Aspekte (wie die Sache mit dem Pflanzen der Bäume) umsetzen ohne andere Menschen davon überzeugen zu müssen, dass dies entscheidende Erfolgsfaktoren sind.

Weitere Informationen finden Sie hier

Wir bedanken uns bei Alex und Torben für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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