Mittwoch, Dezember 11, 2024
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Wie KI die Zukunft der Lieferketten verändert

pacemaker entwickelt KI-basierte Lösungen, um Lieferketten effizienter, transparenter und nachhaltiger zu gestalten.

Könnten Sie uns pacemaker und das Gründerteam etwas näher vorstellen?

pacemaker bietet KI-Lösungen, die entwickelt wurden, um globale Lieferketten zu optimieren und nachhaltiger zu gestalten. Das Unternehmen entstand aus dem thyssenkrupp-Umfeld, später wurde dann das Westphalia Data Lab dazugekauft, um die Branchenexpertise mit Machine-Learning-Expertise zu kombinieren. Zusammenführung von zwei starken Partnern: thyssenkrupp, einem globalen Industriekonzern, der das Projekt initiiert hat, und dem Westphalia DataLab, einem Spezialisten für KI-gestützte Softwarelösungen. Wir vereinen technologische Expertise mit tiefem Verständnis für industrielle Lieferketten – von der Industrie für die Industrie. Prof. Reiner Kurzhals bringt seine umfassende Erfahrung aus der Welt der Datenanalyse und Künstlichen Intelligenz ein, während ich die Brücke zur industriellen Expertise schlage. 

Was war die ursprüngliche Inspiration hinter pacemaker und welche Vision verfolgen Sie damit?

Die Inspiration hinter pacemaker entstand aus der wachsenden Komplexität und den Herausforderungen, die Unternehmen in ihren Lieferketten weltweit erlebten. 2021 erkannte thyssenkrupp die Notwendigkeit, ein KI-gestütztes System zu entwickeln, das Lieferketten wie ein Herzschrittmacher in den optimalen Takt bringt. Die Vision, die wir verfolgen, ist es, Lieferketten effizienter, transparenter und nachhaltiger zu gestalten. Unser Ziel ist es, Unternehmen auf ihrem Weg zu datengestützten Entscheidungen zu unterstützen und ihre globalen Lieferketten zukunftssicher zu machen. Wir identifizieren die tatsächlichen Bedarfe an Produktionsmaterial über unsere Prognosen und bewahren Unternehmen dadurch vor zu hoher Kapitalbindung im Lager und unnötigen Emissionen. Um dies zu verwirklichen, setzen wir vor allem auf den Einsatz Künstlicher Intelligenz, da sie Muster erkennt, die mit klassischen Methoden nicht mehr möglich sind, selbst nach 45 Jahren Berufserfahrung.

An welche Zielgruppe richtet sich pacemaker hauptsächlich und wie adressieren Sie deren spezifische Bedürfnisse?

pacemaker richtet sich vor allem an Unternehmen aus dem gehobenen Mittelstand. Diese Unternehmen stehen oft vor der Herausforderung, komplexe und global vernetzte Lieferketten zu managen, während sie gleichzeitig den Anforderungen an Nachhaltigkeit und Effizienz gerecht werden müssen. Darüber hinaus verfügen sie meistens nicht über ausreichend eigene Data-Science- und KI-Kompetenzen. Daher brauchen sie ein externes Team, das Daten und Branchenwissen kombiniert. Das bietet pacemaker. Neben fertigen Lösungen, sind wir auch Sparringspartner und Wegbegleiter, der sich die Datenstrategie oder Qualität anschaut. Dadurch bieten wir dem Kunden maßgeschneiderte Lösungen, die sowohl Demand Forecasting als auch Carbon Intelligence umfassen. Dabei arbeiten wir eng mit den Fachabteilungen unserer Kunden zusammen, um sicherzustellen, dass unsere Technologie passgenau in ihre bestehenden Prozesse integriert wird und wirkliche Mehrwerte liefert.

Was würden Sie sagen, macht pacemaker einzigartig im Vergleich zu anderen Unternehmen in Ihrer Branche?

pacemaker unterscheidet sich durch die Tiefe unserer Lösungen und die enge Zusammenarbeit mit unseren Kunden. Im Bereich Demand Forecasting bieten wir nicht nur Prognosetools an, sondern begleiten unsere Kunden aktiv durch Workshops und Onboarding-Projekte, um sicherzustellen, dass unsere Technologie optimal genutzt wird. Im Gegensatz zu herkömmlichen Prognosetools erweitern wir unsere Berechnungen um relevante externe Einflussfaktoren, die wir in unserem DataHub speichern und unseren Kunden zur Verfügung stellen. Um auch aktuelle Events und unvorhersehbare Ereignisse mitzuberücksichtigen, setzen wir die sogenannte Event Extraction ein.

Damit sind wir unter anderem in der Lage, aktuelle Nachrichtenentwicklungen in den Prognosen zu berücksichtigen, um weltweite Krisen und Veränderungen mit einzuberechnen. Im Bereich Carbon Intelligence liegt unser Fokus auf der KI-gestützten Berechnung von CO₂-Fußabdrücken, die auf einem intelligenten Matching von Kundendaten, wie beispielsweise Bill-of-Material-Daten, mit Emissionsdatenbanken basiert. Wichtig dabei zu beachten ist: Wir passen die Lösung und die Auswahl der eingesetzten Algorithmen mit unseren Kunden an, aber es ist kein ressourcengebundenes, langwieriges Software-Integrationsprojekt wie eine SAP-Einführung. Uns reichen oft schon wenige Daten, um erste Prognosen und Ergebnisse zu präsentieren. Diese werden dann mit dem Kunden fortlaufend optimiert, sodass wir hier innerhalb weniger Wochen Mehrwert und Erkenntnisse bieten können.

Könnten Sie einige der größten Herausforderungen beschreiben, denen pacemaker gegenübersteht, und wie Sie diese angehen?

Eine der größten Herausforderungen für pacemaker ist die Veränderung traditioneller Prozesse in Unternehmen. Der Übergang von manuellen oder Excel-basierten Systemen hin zu KI-gestützten Lösungen erfordert ein erhebliches Umdenken und die enge Zusammenarbeit mit den verschiedenen Stakeholdern, insbesondere den Endnutzern und Fachabteilungen. Durch maßgeschneiderte Workshops und eine schrittweise Implementierung unserer Softwarelösungen helfen wir unseren Kunden, den Wandel erfolgreich zu vollziehen. 

Insgesamt betrachtet fehlt uns in Deutschland jedoch noch der richtige Investitionsgeist beim Thema Künstliche Intelligenz. Wir müssen im Mittelstand dringend in Innovation investieren und uns mit Daten und KI-Projekten auseinandersetzen. Seitens der Regierung flossen diesbezüglich dieses Jahr 836 Millionen Euro in die Forschung und praktische Anwendung von KI-Projekten. Zum Vergleich: In Amerika wird aktuell über einen 30-Milliarden-Dollar schweren Fonds gesprochen.

Eine weitere Herausforderung liegt in der ständigen Weiterentwicklung unserer Technologien. Um an der Spitze der Innovation zu bleiben, investieren wir kontinuierlich in Forschung und Entwicklung und arbeiten eng mit führenden Institutionen wie der Stanford University zusammen.

Wie stellt pacemaker sicher, dass Ihre Vision im Alltag und in der Zukunft verwirklicht wird?

Wir legen großen Wert darauf, dass unsere Vision sowohl im Alltag als auch langfristig umgesetzt wird, indem wir uns aktiv mit unserem Netzwerk austauschen und dadurch unser Produkt stetig verbessern können. Und wir führen viele Gespräche mit Unternehmen, um unsere Lösungen entlang der tatsächlichen Bedürfnisse weiterzuentwickeln. Wir tauschen uns auf Events mit den Marktteilnehmern aus und beteiligen uns an Panel-Diskussionen. Wir führen kostenlose Beratungen durch, um das Potenzial beim Kunden zu identifizieren. Ein hochpräzises KI-Tool hilft nicht, wenn es nicht genutzt wird, weil es nicht dem Komfort der bekannten Excel-Lösung entspricht oder nicht die Insights liefert, die der Nutzer erwartet. Um die hohen Erwartungen und die kritischen Anforderungen des Endnutzers auch in Zukunft zu erfüllen, investieren wir viel in Forschung, wie unsere jüngste Partnerschaft mit der Stanford University zeigt.

Welche langfristigen Ziele haben Sie für pacemaker und welche Entwicklungen können wir in den nächsten Jahren erwarten?

In den nächsten Jahren planen wir, unsere Marktanteile im deutschsprachigen Raum zu erweitern und unser internationales Geschäft weiter auszubauen. Besonders der US-Markt ist für uns interessant, weil die Amerikaner deutlich investitionsfreudiger und weniger skeptisch sind. Hier wird investiert, um zu schauen, ob es eine bessere Lösung gibt. Auch wenn der Ausgang nicht zu 100 Prozent klar ist. Sie finden es heraus und lernen. Eine Kultur, die wir auch im deutschsprachigen Raum fördern wollen.

Darüber hinaus werden wir unser Produktportfolio weiter diversifizieren, um unseren Kunden noch umfassendere Lösungen anbieten zu können. Im Fokus stehen dabei die Weiterentwicklung unserer Carbon-Intelligence-Software und der Ausbau von Partnerschaften, um unsere Technologien schneller in den Markt zu bringen. Wir bauen weitere und größere Lösungen, um unseren Kunden ganzheitlich auch in der Erfüllung der gesetzlichen Auflagen zu unterstützen. Da hier viele neue Regularien vor der Tür stehen, wie die CSRD oder BAM-Verordnung, bauen wir weitere Features und Tools, die das leisten können.

Welche strategischen Ansätze verfolgen Sie, um pacemaker auf dem Markt weiter zu etablieren?

Unser strategischer Ansatz basiert vor allem auf der kontinuierlichen Weiterentwicklung unserer Technologien. Durch maßgeschneiderte Lösungen, die auf die spezifischen Bedürfnisse unserer Kunden zugeschnitten sind, stellen wir sicher, dass unsere Software einen klaren Mehrwert liefert. Zudem setzen wir auf strategische Partnerschaften mit führenden Forschungsinstitutionen und Technologieunternehmen, um an der Spitze der Innovation zu bleiben. Das operativ Entscheidende sind letztlich jedoch die Schnittstellen in bestehende Systeme. Stellen Sie sich vor, Sie können Ihre bestehende Systemlandschaft um hochpräzise KI erweitern. Unsere Prognosedaten in Ihrem ERP-System oder vielleicht sogar direkt in Excel. Wir möchten das liefern, was der Kunde benötigt. Abschließend ist ein weiterer wichtiger Aspekt die Internationalisierung unseres Geschäfts, um unser Wachstum auch außerhalb des DACH-Raums voranzutreiben.

Einer der wichtigsten Trends, den wir als zukunftsweisend für pacemaker ansehen, ist der zunehmende Trend an volatilen Nachfragen, geopolitischen Krisen und steigenden Nachhaltigkeitsanforderungen, mit denen sich Unternehmen konfrontiert sehen. Die Lösung dafür liegt im Potenzial von KI-gestützten Nachfrageprognosen. Sie sind besonders wertvoll, da sie Unternehmen dabei unterstützen, den CO₂-Fußabdruck durch präzise Planung und Vermeidung von Überproduktion zu reduzieren. Mit der Fähigkeit, Nachfrage und Angebot datenbasiert vorherzusagen, helfen unsere Technologien Unternehmen, sowohl ihre Effizienz zu steigern als auch ihre Umweltauswirkungen zu minimieren.

Vor allem aber gehen die Trends zur transparenten Lieferkette. Wir brauchen die Control Tower, die alle Prozesse überblicken und Informationen von vor- und nachgelagerten Stationen übermitteln, damit alle Teilnehmer der Lieferkette bessere Entscheidungen treffen können. Da wollen wir hinkommen. Stichwort „Bullwhip-Effekt“ – ein Phänomen in der Lieferkette, bei dem kleine Schwankungen in der Endkundennachfrage entlang der Lieferkette zu immer größeren Schwankungen führen.

Die Technologie dafür haben wir – was fehlt, ist die Infrastruktur oder Bereitschaft in vielen Firmen. Wenn die Daten meines Lieferanten verlässlich sind, kann ich besser planen. Es geht also nicht nur um meine Daten und Prozesse als Firma, sondern um die Infrastruktur aller angeschlossenen Player. Es geht um das Verzahnen von Informationen. Das Verbinden von menschlichem Know-how mit Spitzentechnologie. Hier müssen wir über Data Governance, Data Sovereignity und Federated Learning sprechen. Aber auch über die synthetischen Daten zum Trainieren der Modelle und natürlich immer über Datenschutz und De-Identifizierung. 

Technologien wie maschinelles Lernen und Natural Language Processing (NLP) werden zudem vermehrt zur Automatisierung komplexer Prognoseprozesse eingesetzt, die bisher nur schwer oder manuell umsetzbar waren. Dies erlaubt es Unternehmen, informierte Entscheidungen schneller und präziser zu treffen, was im heutigen dynamischen Marktumfeld einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil bedeutet.

Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Erfolgsfaktoren, die pacemaker im Markt so erfolgreich machen?

Unser größter Erfolgsfaktor liegt in unserem industrienahen Ansatz, der auf spezialisierte Lösungen und eine enge Kooperation mit unseren Kunden setzt. Dieser Fokus auf „aus der Industrie für die Industrie“ ermöglicht es uns, besonders präzise Prognosen zu erstellen. Wir bieten nicht nur standardisierte Lösungen an, sondern passen unser Tool an die Bedürfnisse des jeweiligen Kunden im Rahmen des Onboarding an.

Ein weiterer Schlüsselfaktor unseres Erfolgs ist unsere agile und forschungsnahe Arbeitsweise. So stellen wir sicher, dass neueste wissenschaftliche Erkenntnisse und Technologien kontinuierlich in unsere Lösungen einfließen. In Kombination mit unserem starken Team und Kooperation weltweit führender Universitäten wie der Stanford University, das fundierte Kenntnisse in Technologie und Supply-Chain-Management vereint, entwickeln wir Lösungen, die sich stets am aktuellen Forschungsstand orientieren.

Welchen Rat würden Sie anderen Gründern geben, die ebenfalls ein Startup aufbauen möchten?

Mein Rat an andere Gründer wäre, sich auf eine klare Vision zu fokussieren und dabei die Bedürfnisse ihrer Zielgruppe genau zu verstehen. Es ist essenziell, flexibel zu bleiben und sich kontinuierlich an den Markt anzupassen, da sich Technologien und Kundenbedürfnisse rasant weiterentwickeln. Als Start-up ist es wichtig, schnell erkennbaren Mehrwert zu liefern, der das Problem des Kunden löst. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Bedeutung von Partnerschaften und einem starken Netzwerk. Der Aufbau eines erfolgreichen Start-ups erfordert die Zusammenarbeit mit den richtigen Partnern und die kontinuierliche Weiterentwicklung der eigenen Fähigkeiten und Technologien.

Zum Abschluss: Was hätten Sie sich zu Beginn der Reise mit pacemaker gerne selbst als Ratschlag gegeben?

Für mich ist Zuhören einer der wichtigsten Schlüssel zum Erfolg – gerade in einem Umfeld, in dem es ständig unterschiedliche Meinungen und unzählige Wege gibt, die man einschlagen könnte. Als Geschäftsführer muss ich oft Entscheidungen treffen, die die Richtung des Unternehmens bestimmen, und dabei verlasse ich mich auf die Perspektiven und Informationen, die mir mein Team liefert. Deshalb investiere ich gezielt in die Menschen, die uns prägen, denn eine gute Mannschaft ist unser wertvollstes Gut.

Langjährige Begleiter, die verstehen, wie wir ticken und gemeinsam an einer Vision arbeiten, sind heute ein unschätzbarer Vorteil, besonders in einem so komplexen Markt wie unserem. Das erfordert auch Ausdauer und eine starke Bindung, weshalb wir viel in unsere Unternehmenskultur und Mitarbeiterbindung investieren. Wir leben das jeden Tag. Die richtige Kultur ist der Grundstein, auf dem unsere Strategie und unser Erfolg aufbauen.

Am Ende investieren nicht nur wir als Firma, sondern auch unsere Kunden in Menschen. Deshalb kann ich jedem Gründer nur raten: Stell den Menschen in den Mittelpunkt – und er wird Großartiges leisten.

Bild Christian Jabs @ pacemaker

Wir bedanken uns bei Christian Jabs für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

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