Mittwoch, Februar 12, 2025
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Wird der After-Sales-Bereich in Unternehmen unterschätzt?

PartsCloud digitalisiert die Ersatzteillogistik und hilft mittelständischen Maschinenbauunternehmen, ihre Aftersales-Prozesse effizienter und profitabler zu gestalten

Könnten Sie uns einen Überblick über die Gründungsgeschichte von PartsCloud und die beruflichen Hintergründe der Gründer geben?

Benjamin Reichenecker: “PartsCloud wurde von Fabian Gemmecke (COO) und mir, Benjamin Reichenecker (CEO), gegründet. Mit meiner 15-jährigen Erfahrung im Bereich Ersatzteile, die ich zunächst im Management Consulting und später in der Geschäftsführung eines mittelständischen Maschinenbauunternehmens gesammelt habe – und Fabians Expertise im Maschinenbau, und seiner umfassenden Erfahrung in der Prozessoptimierung, haben wir die Herausforderungen der Ersatzteillogistik für Mittelständler aus erster Hand erlebt. Ich als “Verursacher” bei dem Sondertraktorbauer Holder, Fabian als “Leidtragender” in der Logistikautomatisierung und im OEM-Bereich. Unser Ziel war es, eine universelle Plattform zu schaffen, die den Aftersales-Bereich digitaler und einfacher gestaltet. Wir wollten insbesondere dem Mittelstand die Möglichkeit geben, mit minimalem Aufwand an das Niveau großer Unternehmen anzuschließen.”

Was ist die zentrale Vision von PartsCloud, und welche konkreten Schritte unternehmen Sie, um diese zu verwirklichen?

Fabian Gemmecke: “Unsere Vision bei PartsCloud ist es, die Digitalisierung im Maschinenbau voranzutreiben und insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen zu helfen, ihr volles Geschäftspotenzial im Aftersales-Bereich auszuschöpfen. Mit PartsOS bieten wir das erste spezialisierte Betriebssystem für das Ersatzteilgeschäft an, das die Planung, Fulfillment und Logistik nahtlos digital verknüpft. Unser Ziel ist es, das Ersatzteilmanagement zu einem entscheidenden Umsatzfaktor zu transformieren – und das mit minimalem Aufwand.”

Welche Zielgruppe sprechen Sie mit Ihrem digitalen Ersatzteil-Fulfillment an, und wie stellen Sie sicher, dass deren spezifische Bedürfnisse erfüllt werden?

B.R: “Unsere Hauptzielgruppe sind kleine und mittelständische Unternehmen im Maschinen- und Anlagenbau. Mit PartsOS ermöglichen wir ihnen, ihre Ersatzteillogistik ohne eigene Logistik- oder IT-Teams effizient zu managen. Durch enge Zusammenarbeit und kontinuierliche Anpassung unserer Plattform an die Bedürfnisse des Mittelstands stellen wir sicher, dass sie optimal unterstützt werden – selbst bei unvollständigen Daten dank unserer KI-gestützten Datenbereinigungstools.”

Mit welchen besonderen Herausforderungen sehen Sie sich im Bereich der Ersatzteillogistik konfrontiert, und wie begegnet PartsCloud diesen?

F.G: “Bisher gab es keine einfache digitale Lösung für die Ersatzteillogistik – viele Unternehmen setzen auf komplexe ERP-Systeme, oft mit begrenztem Erfolg. Wir ermöglichen den Sprung von manuellen Prozessen zu einer vollständig digitalisierten Ersatzteillogistik. Und wenn die Verfügbarkeit steigt, ohne dass der Bestand explodiert, wird schnell klar: Es hat sich gelohnt.”

Was unterscheidet Ihr Geschäftsmodell von anderen Anbietern im Bereich der Ersatzteillogistik?

B.R: “Unser Geschäftsmodell basiert auf einer Plattform, die Unternehmen eine vollständig digitalisierte und automatisierte Ersatzteillogistik ermöglicht. Wir kombinieren unsere eigene Software, etwa für die Planung, mit erstklassigen externen Lösungen wie unseren Warehousing-Partnern DSV und Gebrüder Weiß – alles zentral über PartsOS verfügbar. Unsere flexible, skalierbare Lösung kommt ohne große Investitionen in Infrastruktur oder Personal aus und wächst mit den Anforderungen unserer Kunden – von KI-gestützter Planung bis zur vollständigen Prozessautomatisierung.”

Wie planen Sie, das Angebot von PartsCloud in Zukunft weiterzuentwickeln?

B.R: “Wir entwickeln unsere Plattform kontinuierlich weiter und bieten unseren Kunden regelmäßig neue Funktionalitäten, die echten Mehrwert schaffen. Dazu zählen fortschrittliche Analysetools, ein wachsendes Partnernetzwerk und die Expansion in neue Märkte – wie unsere jüngste Expansion in die USA, wo wir für unsere Kunden unser Partnernetzwerk erweitert und ein Lager in Chicago eröffnet haben. Zudem setzen wir auf innovative Technologien wie Time-Series Models zur Vorhersage von Ersatzteilbedarf, also generative KI für Datensets – eine Lösung, die Unternehmen selbst kaum entwickeln oder aus bestehenden Systemen nutzen können.”

Welche Rolle spielt die Digitalisierung im Maschinen- und Anlagenbau für Ihr Geschäftsmodell?

F.G: “Die Digitalisierung ist das Herzstück unseres Geschäftsmodells, denn während Produktion und Entwicklung längst digitalisiert sind, bleibt der After-Sales-Bereich oft analog – obwohl er im Maschinenbau über 35 % des Umsatzes und höhere Margen als das Neuanlagengeschäft ausmacht. In wirtschaftlichen Abschwüngen bleibt das Servicegeschäft stabil und kann den Umsatz in wenigen Jahren um 30–60 % steigern. Zudem beeinflusst die Servicequalität direkt die Investitionsentscheidungen der Kunden. Kurz gesagt: After-Sales ist ein Game-Changer – wer hier stark aufgestellt ist, wächst schneller und stabiler.”

Wie gewährleisten Sie die Qualität und Zuverlässigkeit der von Ihnen angebotenen Logistikdienstleistungen?

F.G: “Wir arbeiten mit ausgewählten Logistikpartnern, die höchste Qualitätsstandards erfüllen, und integrieren unsere Plattform nahtlos in deren Prozesse für maximale Transparenz und Effizienz. Durch kontinuierliche Leistungsüberwachung, regelmäßige Vor-Ort-Besuche und direktes Kundenfeedback stellen wir sicher, dass unsere Partner Spitzenleistungen liefern. Gleichzeitig entwickeln wir digitale Fähigkeiten, die weder Dienstleister noch Kunden allein realisieren könnten, um unsere Services stetig zu verbessern.”

Welche Bedeutung messen Sie der Benutzerfreundlichkeit und dem Design Ihrer Plattform bei?

F.G: “Benutzerfreundlichkeit steht bei uns an erster Stelle – im Gegensatz zu komplexen ERP-Systemen setzen wir auf intuitive Bedienung. Unsere Plattform ist so gestaltet, dass sie ohne umfangreiche Schulungen oder IT-Kenntnisse genutzt werden kann, sodass keine spezialisierten Mitarbeiter erforderlich sind. Ein klares, übersichtliches Interface sorgt dafür, dass alle wichtigen Funktionen schnell und einfach zugänglich sind.”

Welche drei Ratschläge würden Sie anderen Gründern geben, die ein Startup im Logistik- oder Technologiebereich planen?

B.R: “Absoluter Kundenfokus. Besonders in unserem Bereich, wo Kundenbedürfnisse oft unklar sind, weil sie sich an suboptimale Prozesse gewöhnt haben. Der Schlüssel liegt im konsequenten Nachfragen und Sicherstellen, dass der Kunde im Gespräch den größeren Redeanteil hat – denn wer mehr fragt, versteht mehr. Und es ist wichtig, den Kunden an die Hand zu nehmen – anders als in anderen Industrien, wo man Produkte einfach releasen und schauen kann, wie Kunden damit umgehen, müssen wir sicherstellen, dass unsere Kunden wirklich mit unserer Lösung arbeiten und sie lieben. Das läuft etwas entgegen dem Gedanken, schnell zu skalieren, aber es macht am Ende den Unterschied.”

Bild: Fabian Gemmecke (links), Benjamin Reichenecker (rechts) © Michael Rocktaeschel

Wir bedanken uns bei Fabian Gemmecke und Benjamin Reichenecker für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

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