Donnerstag, Dezember 12, 2024
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Wie wird diese Idee die Zukunft der Arbeit verändern?

Peers Solutions bietet KI-basierte Softwarelösungen für Skill Management und Personalentwicklung, um Unternehmen zukunftssicher zu machen.

Stell dich und dein Startup Peers Solutions doch kurz unseren Lesern vor.

Ich bin Elisa Hertzler, Gründerin und CEO von Peers Solutions. Peers Solutions ist eine KI-basierte Softwarelösung für Skill Management und Personalentwicklung für den Mittelstand und Großunternehmen. Unter Skill Management versteht man den Umgang mit Ist- und Zielkompetenzen von Mitarbeitenden. 

Unser Unternehmen ist im Rahmen des Acceleratoren-Programms von TRUMPF entstanden und wurde dort 2019 ausgegründet. Wir haben mittlerweile 20 Mitarbeitende und arbeiten mit vielen bekannten Unternehmen aus der verarbeitenden Industrie und der Finanz- und Immobilienwirtschaft zusammen, unter anderem TRUMPF, KUKA, die Volks-und Raiffeisenbanken, Volvo Cars und Scania. Diese Unternehmen begleiten wir auf dem Weg zur nachhaltigen Wettbewerbsfähigkeit durch die Entwicklung von zukunftssicheren Job -Profilen und kompetenzbasierter Weiterbildung von Mitarbeitenden. 

Warum hast du dich entschlossen, ein Unternehmen zu gründen?

Ich habe früher bei dem Hochtechnologieunternehmen TRUMPF in der Strategieabteilung gearbeitet, also an Zukunftsthemen. Bei meiner Arbeit dort stieß ich auf viele Vorbehalte und Ängste von Mitarbeitenden gegenüber Robotik, KI und Digitalisierung. Daraus entstand zuerst die Idee, mit Hilfe der Daten, die wir generiert hatten, Jobs der Zukunft und ihre Anforderungen besser zu verstehen. Als wir einen ersten Prototypen einer solchen Lösung gebaut hatten und mit Kund:innen testeten, stellte sich schnell heraus, dass Unternehmen mit ganz anderen Herausforderungen beschäftigt waren.

Weniger in der Zukunft, mehr im Hier und Jetzt – da kämpfen nämlich viele Firmen mit dem Thema Kompetenzentwicklung ihrer Mitarbeitenden. Damit verschob sich unser Fokus: Weg von Jobprofilen der Zukunft und hin zu besserer und automatisierter Personalentwicklung im Unternehmen. So entstand die Idee für Peers Solutions, das ich 2019 im Rahmen des TRUMPF Accelerator-Programms gründete. Aus dem ersten MVP – oder Minimal Viable Product –  damals ist heute ein ausgereiftes Produkt für Enterprise-Kunden geworden. 

Was war bei der Gründung von Peers Solutions die größte Herausforderung?

Die größte Herausforderung bei der Gründung von Peers Solutions war es, meine gelernte Arbeitsweise von TRUMPF, wo der Anspruch ‚komm nicht mit Problemen, sondern mit Lösungen‘ galt, auf ein Start-up anzupassen. Ich musste schnell erkennen, dass diese Herangehensweise in einer Umgebung, in der alles neu und unerforscht ist, nicht funktioniert. Es war meine erste Erfahrung als Gründerin, dass ich ein Softwareprodukt entwickelte und selbst Sales-Aktivitäten durchführte. Diese vielen ersten Male, verbunden mit diesem hohen Perfektionsanspruch, setzten mich enorm unter Druck.

Ich habe gelernt, dass das klassische Verständnis von Führung, das auf schnellen Lösungen ohne Raum für Probleme basiert, im Kontext eines Start-ups, das auf Innovation und das Schaffen von noch nie Dagewesenem ausgerichtet ist, nicht umsetzbar ist. 

Diese Erkenntnis führte dazu, dass ich mit einer Coachin an meiner Haltung zur Arbeit und meiner Führungsmentalität gearbeitet habe. Ich habe erkannt, dass ich nicht alles selbst wissen muss. Heute gehe ich offen in Team-Meetings, spreche darüber, was ich und was wir als Team nicht wissen, aber ich betone, dass wir aktiv daran arbeiten müssen, Lösungen zu finden. Dieser forschende Ansatz, der auf Experimenten beruht, ermöglicht es uns, aktiv und explorativ zu sein, was für die Dynamik eines Start-ups essentiell ist

Kann man mit einer Idee starten, wenn noch nicht alles perfekt ist?

Ja, das kann man und sollte man auch. Peers Solutions ist dafür ja der beste Beweis: Ich bin mit einer ersten Idee gestartet, die wir basierend auf Kundenfeedback stark verändert haben. Als feststand, dass wir uns mit unserem Unternehmen auf die Kompetenzentwicklung von Mitarbeitenden fokussieren wollten, bauten wir ein sehr einfaches erstes Produkt, indem wir Jobprofile in der Produktion definierten und zunächst manuell Lernpfade erstellten und das über eine Software darstellen. So haben wir das Kernwerteversprechen getestet und mit dem Feedback, das Angebot weiter optimiert und schrittweise automatisiert.

Welche Vision steckt hinter Peers Solutions?

Mit Peers Solutions wollen wir Unternehmen stark machen für die Wirtschaft von morgen. 

Sie befinden sich mitten in der digitalen Transformation, die alle Branchen betrifft. Für Unternehmen ist es überlebenswichtig, ihre Prozesse zu digitalisieren, um zukunftsfähig zu bleiben. Gleichzeitig stellen viele fest, dass ihren Mitarbeitenden die dafür notwendigen Kompetenzen fehlen. Auch in einer McKinsey-Studie gab ein Viertel der befragten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an, nicht über alle Kompetenzen zu verfügen, die sie in den nächsten fünf Jahren für ihre Arbeit benötigen werden. 

Gleichzeitig befindet sich Deutschland derzeit in einer schwierigen wirtschaftlichen Situation: Der demografische Wandel und der Fachkräftemangel stellen die Unternehmen hierzuande vor große Herausforderungen. Es steht viel auf dem Spiel: Deutschland muss es schaffen, seine führende Position als Innovationsstandort auch in Zukunft zu behaupten.

Dafür braucht es eine Innovationskultur und stetige gute, individuelle Kompetenzentwicklung von Teams, um diese Herausforderungen zu meistern. Genau hier setzen wir mit Peers Solutions an: Wir ermöglichen es Unternehmen, ihren Mitarbeitenden passgenaue Lernpfade mit hochwertigen Lerninhalten anzubieten und den Lernerfolg zu messen. Das ist nicht nur für die Unternehmen, sondern natürlich auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein enormer Fortschritt und wird maßgeblich dazu beitragen, den Innovationsstandort Deutschland zu stärken.

Wer ist die Zielgruppe von Peers Solutions?

Unsere Software richtet sich an Unternehmen des Mittelstandes und Großunternehmen, aktuell sind das Firmen aus der verarbeitenden Industrie sowie der Finanz- und Immobilienwirtschaft. 

Wie funktioniert Peers Solutions? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet dich von anderen Anbietern?

Um sich erfolgreich für die Wirtschaft von morgen zu positionieren, müssen die Mitarbeitenden in den Unternehmen über die entsprechenden Kompetenzen verfügen. Für eine erfolgreiche und individuell passende Kompetenzentwicklung ist es notwendig, dass Unternehmen die Kompetenzanforderungen für bestimmte Jobprofile erfassen, in Kooperation mit etablierten externen Lernpartner:innen passende Entwicklungsmöglichkeiten finden und den Lernfortschritt der Mitarbeitenden messen. Herkömmliche HR-Tools greifen hier zu kurz und können dies nicht abbilden. Sie sind meist weder in der Lage, Daten – zum Beispiel zwischen Skills und Lerninhalten – zu verknüpfen, noch haben sie Zugriff auf etablierte externe Lernpartner:innen.

Unsere Software dagegen unterstützt Unternehmen und Teams dabei, Ist- und Zielkompetenzen effizient zu analysieren, zu steuern und weiterzuentwickeln. Dabei werden im ersten Schritt Kompetenzlücken – oder “Skill Gaps” – identifiziert. Auf dieser Basis schlägt die Peers Solutions KI automatisiert einen Plan für die Weiterentwicklung der Belegschaft vor, der individuell auf die jeweilige Person zugeschnitten ist. Für diese Lernpfade stehen tausende Lerninhalte zur Verfügung, die wir durch unsere Zusammenarbeit mit zahlreichen renommierten Lernpartner:innen anbieten können. Diese kuratierten Lernpfade machen es möglich, dass Unternehmen ihre Ziele ebenso verfolgen können wie Mitarbeitende ihre Karriereziele. 

Wo geht der Weg hin? Wo siehst du dich und Peers Solutions in fünf Jahren?

In fünf Jahren sehe ich Peers Solutions als führenden Anbieter von Skill Management in Europa. Die Landschaft der Personalentwicklung wird sich stark verändern und Skill Management wird nicht mehr nur eine Option sein, sondern eine Notwendigkeit für Unternehmen, die wettbewerbsfähig bleiben wollen. Unsere Vision ist es, dass unsere Software zum Standard wird, wenn es darum geht, die Kompetenzen von Mitarbeitenden individuell, datenbasiert und mit künstlicher Intelligenz zu analysieren, zu fördern und zu messen.

Unser Ziel ist es, unsere eigene Datenanalyse weiter auszubauen und zu verfeinern. Dadurch werden wir in der Lage sein, den Fortschritt und die Entwicklung der Mitarbeitenden noch genauer zu messen und zu unterstützen. Diese Fähigkeit, datengestützte Erkenntnisse zu generieren, wird es den Unternehmen ermöglichen, ihre Teams effizienter zu schulen und zu entwickeln.

Wir werden weiter wachsen, indem wir die Zusammenarbeit mit unseren Partnern im Ökosystem vorantreiben. Durch die Integration unserer Lösungen in bestehende HR-Technologien und die weitere Zusammenarbeit mit führenden Lernpartnern werden wir nicht nur unsere Reichweite vergrößern, sondern auch die Qualität und Effektivität unserer Dienstleistungen steigern. Auf diese Weise werden wir gemeinsam mit unseren Partnern wachsen und unsere führende Position in der Branche festigen.

Welche drei Tipps würdest du angehenden Gründern mit auf den Weg geben?

1) Konzentriert euch darauf, ein funktionierendes MVP, also Minimum Valuable produkt, zu entwickeln. Es ist entscheidend, möglichst schnell ein Produkt zu haben, das echte Kunden testen können. Sammelt unmittelbares Feedback, um euer Produkt zu verfeinern. Ohne ein solides Produkt, das den Marktansprüchen gerecht wird, wird alles andere – Marketing, Finanzierung, Partnerschaften – kaum von Bedeutung sein.

2) Zweitens, lasst euch nicht zu früh von umfangreichen Businessplänen ablenken. Zu Beginn eurer Unternehmung basieren viele Annahmen auf Spekulationen und nicht auf validierten Daten. Ein ausgearbeiteter Businessplan kann daher mehr Zeit kosten, als er Nutzen bringt. Fokussiert euch stattdessen darauf, eure Hypothesen durch echte Marktinteraktionen zu testen und anzupassen.

3) Lernt Menschen kennen, die ähnliche Herausforderungen bereits gemeistert haben. Das Gründen eines Unternehmens erfordert kluge Priorisierung, und erfahrene Kontakte können euch helfen, die wirklich wichtigen Schritte zu identifizieren und unnötige Ablenkungen zu vermeiden. Dieser Austausch kann entscheidend sein, um schneller voranzukommen und die typischen Fallen zu vermeiden, in die viele neue Gründerinnen und Gründer tappen.

Bild: Copyright: Patrycia Lukas@patrycialukasphotography.

Wir bedanken uns bei Elisa Hertzler für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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