Montag, Juli 28, 2025
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Warum herkömmliche Software in der Logistik plötzlich nicht mehr ausreicht

pyck entwickelt ein modulares Toolkit für Lagerverwaltungssoftware, das Unternehmen hilft, ihre Logistikprozesse flexibel, effizient und zukunftsfähig zu gestalten

Wie ist die Idee zu pyck entstanden und wer steckt hinter dem Unternehmen?

Die Idee entstand, als ich – heute CEO von pyck – die Innovationsabteilung bei Dematic leitete. Damals erkannte ich, wie stark Innovationen in der Logistik durch unflexible Warehouse-Management-Systeme (WMS) ausgebremst werden. Max, heute CTO, kam ursprünglich aus der Softwareentwicklung. Als Freiberufler half er einem Unternehmen, die Einschränkungen einer Legacy-WMS zu überwinden. Wir beide erkannten die Notwendigkeit einer völlig neuen Methode zur Entwicklung und zum Betrieb von Lagerverwaltungssoftware und beschlossen, diese gemeinsam zu entwickeln. Später kam Matthias als COO hinzu. Er brachte seine Erfahrung in der Entwicklung von B2B-Software und der Skalierung von Early-Stage-Unternehmen ein.

Welche Vision verfolgt pyck im Bereich Warehouse Management und wie soll diese konkret umgesetzt werden?

Unsere Vision: In zehn Jahren soll jedes Produkt in der Lieferkette mit unserer Technologie in Berührung kommen. Das Ziel ist, Kunden die Möglichkeit zu geben, ihre Betriebsabläufe einfach zu skalieren, mit unserem Toolkit neue Logistikprozesse zu schaffen und Innovationen wie KI oder Robotik schnell zu implementieren – und das ohne die heute leider üblichen Komplexitäten und Verzögerungen.

Welche konkreten Herausforderungen gab es bei der Entwicklung des Open-Source-Frameworks und wie wurden diese gelöst?

Wir haben gelernt, dass es besser ist, pyck als Toolkit zu bezeichnen. Eine der größten Herausforderungen bestand darin, das Mindset zu verändern – weg von traditionellen, monolithischen WMS-Strukturen. Zwar verstehen potenzielle Nutzer das Konzept schnell und erkennen die Vorteile, für viele ist es dennoch ein völlig neuer Ansatz. Was wir auch gelernt haben: Am meisten überzeugt pyck, wenn es in einem klar abgegrenzten Proof-of-Concept-Projekt ein reales Problem löst, an dem andere Systeme scheitern.

Für welche Zielgruppen ist pyck besonders geeignet und wie adressieren Sie deren spezifische Anforderungen?

Aktuell fokussieren wir uns auf große Logistikunternehmen, vor allem auf Kontraktlogistik. Diese müssen für die eigenen Kunden oft hochspezifische Prozesse abbilden, die mit finanziellem und zeitlichem Druck einhergehen. Mit pyck geht das schneller, günstiger und bleibt flexibel anpassbar.

Was unterscheidet pyck von klassischen WMS-Lösungen im Markt?

Wir versuchen, pyck nicht als typisches WMS zu positionieren, auch wenn es alle WMS-Funktionen abdeckt. Im Grunde genommen ist es ein Toolkit, mit dem Kunden ihre individuellen Lagerprozesse aufbauen und anpassen können. Auf dem Markt konkurriert es mit WMS-Anbietern, bietet jedoch klare Vorteile:

Kunden können schnell und kostengünstig maßgeschneiderte Lösungen entwickeln.
Die Implementierung ist schneller, kostengünstiger und kann schrittweise erfolgen, wodurch sich das Sunken-Cost-Risiko reduziert.
Der Quellcode wird in Kürze als Open Source verfügbar sein, wodurch die Abhängigkeit von einem bestimmten Anbieter und damit das Geschäftsrisiko minimiert wird.
Die Anwender erhalten die volle Kontrolle über ihre Lagerverwaltungssoftware.
Das System ist auf schnelle Iteration und Innovation ausgelegt, sodass sich Robotik, externe Software und KI-Tools leicht integrieren lassen.

Welche Rolle spielt künstliche Intelligenz im pyck-Framework und wie profitieren Nutzer konkret davon?

KI hilft dabei, Prozesse zu generieren, zu optimieren und automatisiert in Software zu übersetzen. Mit unserem „AI DataMate“ entwickeln wir zudem ein neues Feature. Anwender sind so imstande, per Sprachsteuerung mit dem Bestand und mit Prozessen in natürlicher Sprache zu interagieren. Da pyck mit Blick auf die Integration von KI entwickelt wurde, sind das Datenmodell und die API so strukturiert, dass sie sich nahtlos mit verschiedenen optimierenden KI-Tools verbinden lassen – für mehr Effizienz im Alltag unserer Kunden.

Wie stellt pyck sicher, dass auch kleinere Unternehmen von den modularen Lösungen profitieren können?

Das Angebot für kleinere Unternehmen befindet sich noch in der Entwicklung, weshalb wir dazu aktuell nichts Genaueres sagen können. Wir nutzen jedoch bereits jetzt unser eigenes Toolkit, um eine speziell auf die Bedürfnisse kleinerer E-Commerce-Shops zugeschnittene Lösung zu entwickeln. Weitere Details werden zum offiziellen Launch bekannt gegeben.

Welche strategischen Weiterentwicklungen oder Produkte sind bei pyck in Planung?

Neben dem AI DataMate und unserem E-Commerce-Produkt steht die Markteinführung unseres „Data Manager“ bevor. Damit lassen sich Datentypen per JSON Schema oder durch ein grafisches Interface ganz einfach vom Nutzer selbst erstellen und verwalten, ohne dass ein WMS-Anbieter oder externe Entwickler benötigt werden.

Was war bisher der wichtigste Meilenstein in der Unternehmensentwicklung?

Ein zentraler Meilenstein war die Aufnahme von Matthias in das Team. Die Erweiterung des Gründungsteams von zwei auf drei Personen hat einiges verändert: unsere Organisation, die Kommunikation und die Arbeitsweise. Matthias hat viel mitgebracht, darunter vor allem neue Ideen und umfassende Erfahrung in der Skalierung von B2B-Software Das hat sowohl unsere internen Abläufe als auch unsere Erfolgsquote bei der Kapitalbeschaffung erheblich verbessert.

Wie geht pyck mit dem Thema Nachhaltigkeit in der Logistik konkret um?

Nachhaltigkeit ist Teil unserer DNA: Mit dem Open-Source-Ansatz unserer Plattform fördern wir Transparenz und langfristige Anpassungsfähigkeit – wichtige Grundlagen für nachhaltige Technologie. Unsere modulare, KI-gestützte Architektur ermöglicht außerdem intelligentere und schlankere Prozesse in den Abläufen unserer Kunden. Dadurch werden Energieverbrauch und Ressourcenverschwendung maßgeblich reduziert. Und damit nicht genug: Indem wir den Anwendern die Möglichkeit geben, ihre eigenen Logistikprozesse zu entwerfen, reduzieren wir nicht nur unnötige Komplexität, sondern fördern auch eine Kultur der kontinuierlichen, nutzerorientierten Verbesserung.

Welche Fehler würden Sie als Gründer heute nicht mehr machen?

Das Fundraising würden wir heute definitiv anders angehen. Ein Beispiel: Zu Beginn haben wir mehrere Monate lang Investitionsgespräche mit einem großen Unternehmen geführt – ohne Erfolg. Danach wandten wir uns an Risikokapitalgeber, doch dafür war es noch zu früh. Rückblickend ist es viel effektiver, in der Anfangsphase mit Business Angels zu starten und dann, mit wachsender Unternehmensreife, schrittweise zu größeren Investoren überzugehen.

Welche drei Tipps würden Sie anderen Gründerinnen und Gründern aus eigener Erfahrung mit auf den Weg geben?

Erstens sollten sie lernen, subjektive Meinungen von wirklich hilfreichem Feedback zu unterscheiden. Wer am lautesten ruft, hat nicht immer auch die besten Ideen.

Zweitens: Wenn sie positives Feedback von Branchenkennern erhalten, aber gleichzeitig Gegenwind von denjenigen kommt, die am Altbewährten festhalten – dann ist das oft ein gutes Zeichen. In dem Fall hat eine Lösung oder Idee großes Potenzial.

Und drittens: bloß nicht zu früh aufgeben! Auch bei pyck gab es viele harte Phasen, in denen wir uns nicht sicher waren, ob wir es schaffen werden. Doch wir haben die Zähne zusammengebissen und alle Durststrecken überstanden, aus gutem Grund. Was wirklich zählt, ist Durchhaltevermögen.

Bild Teamfoto @ pyck

Wir bedanken uns bei Daniel Jarr für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

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