Sonntag, Dezember 22, 2024
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Pflegt ein gesundes Verhältnis zu eurer Idee!

RENJER Trockenfleisch vom Rentier, Elch und Hirsch der Power-Snack

Stellen Sie sich und Ihr Startup doch kurz vor!

Mein Name ist Alex Kirchmaier und gemeinsam mit Tim und Anton habe ich vor 3 Jahren die Marke RENJER geschaffen. Unser erstes Produkt war Trockenfleisch von Rentier, mittlerweile verkaufen wir auch Elch- und Hirschtrockenfleisch. Was als teils belächelte Studienidee begann, wurde im April 2017 zur Kapitalgesellschaft und wuchs 2018 durch harte Arbeit nahezu um 800 Prozent.

Obwohl wir uns als internationales Team dreier Ausländer (aus Österreich, Deutschland und Finnland) in Schweden nicht immer leichttaten, war es besonders unsere fachliche Vielfältigkeit und unser Ehrgeiz sowie viel Disziplin, die uns zum Erfolg führte. Ich selbst fühle mich als Unternehmer berufen seit ich mit 18 zum ersten Mal selbstständig wurde. Nach acht Jahren im Direktvertrieb und gleichzeitigem Studium hatte es mich nach Lund verschlagen, um Unternehmertum und Innovation zu studieren. Dort hatte ich dann auch das Glück, Tim und Anton kennenzulernen. Neben der Geschäftsführung ist meine Hauptverantwortlichkeit der Vertrieb sowie externe Kommunikation. 

Mein Name ist Tim, ich bin 28 und komme aus dem wunderschönen Stralsund an der Ostsee. Momentan wohne ich in Malmö in Schweden. Mein Werdegang ist recht unorthodox und war alles andere als auf Unternehmertum ausgerichtet. Nach dem Abi habe ich ein duales Studium beim Finanzamt in Lüneburg gemacht, der Job hat mir jedoch nicht zugesagt und so habe ich nach dem Studium gekündigt und Internationale BWL studiert. Während eines Praktikums bei einer großen Unternehmensberatungsgesellschaft habe ich dann gemerkt, dass ich nicht der richtige Typ für einen normalen Angestelltenjob bin. Daher entschied ich mich dafür, mich in Schweden zu bewerben, um Unternehmertum zu studieren – eine Entscheidung, die ich seitdem keine Sekunde bereut habe.

Ich bin der Anton Vänskä und im Team von RENJER vor allem für alle technischen Fragen zuständig. Die Webseite mit unserem E-Shop habe ich zum größten Teil ganz alleine entwickelt und mit unserem Warenhaus integriert. Gemeinsam mit Alex entwickle ich RENJERs Marketingstrategie und bin hauptverantwortlich für unsere Internetwerbung. Obwohl ich aus dem Bankenwesen komme, bin ich ein richtiger Generalist. Daher helfe ich auch Tim öfters im Finanzwesen und der Buchhaltung. 

Wie ist Ihre Idee entstanden?


Alex: Was exotisch klingt, begann tatsächlich vor einigen Jahren in Nordschweden: In Arjeplog betrieb Tims Vater eine deutsche Bäckerei. Mindestens einmal im Monat flog er nach Schweden, um vor Ort nach dem Rechten zu sehen. Auf einer dieser Reisen im Winter nahm er auch den Tim mit. Dieser verbrachte somit ein paar fantastische Tage in Arjeplog. Er fuhr Motor- und Hundeschlitten, ging Eisangeln, und übernachtete nach einem aufregenden Abend mit Lagerfeuer in einem traditionellen Kote-Zelt der Ureinwohner Lapplands. In dieser Nacht probierte er zum ersten Mal getrocknetes Rentierfleisch – ein Geschmackserlebnis, das er seither nicht mehr vergessen konnte. Einige Jahre später trafen wir drei uns beim Masterstudium wo Tim seine Idee „Rentierchips“ präsentierte. Der Anton und ich waren sofort interessiert, da wir beide bereits die Leidenschaft zum Rentierfleisch mit Tim teilten. Daraufhin beschlossen wir diese Delikatesse in die Welt hinauszutragen.  

Welche Vision steckt hinter Ihrem Produkt?


Unser klares Ziel ist es unseren Kunden eine leckere, gesunde, sowie nachhaltige Alternative zu den herkömmlichen süßen und fettigen Snacks zu bieten. Wir wollen RENJER dabei als führende Marke bei Wildtrockenfleisch in ganz Europa (und später der Welt) nachhaltig etablieren. Ein besonders wichtiger Bestandteil unsere Vision ist auch die Naturverbundenheit, weshalb unsere Produkte so simpel und naturbelassen wie möglich entwickelt wurden und aus 100% nachhaltigem Fleisch aus freier Wildbahn bestehen. Letzteres garantiert durch die artgerechte Ernährung der Tiere – im Gegensatz zu Fleisch aus Massentierhaltung – eine Fleischqualität frei von jeglichem Schnickschnack.

Wer ist Ihre Zielgruppe?

RENJER zielt als Premium-Knabberei natürlich einerseits auf Genießer und Feinschmecker ab, die sich selbst gerne exotische Snacks gönnen oder Freunden und Familie etwas Besonderes anbieten wollen. Andererseits erfreuen sich unsere Produkte, durch die herausragenden Nährwerte sowie Inhaltsstoffe, vieler Fans unter gesundheitsbewussten Sportlern sowie Freiluftbegeisterten.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen sich für die Sendung „Die Höhle der Löwen“ zu bewerben?

Alex: Ehrlich gesagt wurden sowohl der Tim als auch ich immer wieder von Freunden darauf hingewiesen, dass wir uns doch bei der VOX-Gründershow „Die Höhle der Löwen“ oder einer vergleichbaren Startup-Sendung in einem anderen Land bewerben sollten. Tim nahm das Ganze dann in die Hand in dem er meinte: „Ich meld‘ dich da jetzt an, Alex!“ Ich dachte mir, gut ich mach es. Als sich Sony Pictures dann wenig später bei uns meldete, erfuhren wir, dass wir alle drei auftreten sollten. 

Wie haben Sie sich auf die Sendung vorbereitet?

Wir hatten tatsächlich nicht viel Zeit, da wir bereits in der ersten Drehwoche drankamen. Auf die Schnelle entwickelten wir mit dem Team von Sony gemeinsam ein Bühnenbild und legten uns einen uniformen Kleidungsstil zurecht. Um bei den Löwen und dem Publikum aufzufallen, entschieden wir uns für den klassischen Holzfällerstil, der auch unsere Naturverbundenheit zum Ausdruck bringen sollte. Für den Pitch hatten wir geplant die Löwen zu überraschen, was definitiv nicht nur durch unseren deutschsprechenden Finnen gelang. 

Sie sind eines der wenigen Startup Unternehmen, dass es in die Sendung „Die Höhle der Löwen“ geschafft hat. Wie motivierend war das für Sie?

Wir waren selbst überaus überrascht, als man uns mitteilte, dass wir tatsächlich auftreten sollten. Die Freude war natürlich riesig, wobei wir uns im selben Moment darauf einstellten, dass es nicht leicht werden würde. Insbesondere weil wir uns auf der Löwenbühne als Snackproduzent in Konkurrenz mit weltverändernden Startups sahen. Wir fragten uns daher: Wie interessant kann ein einfaches Snackprodukt für seriöse Investoren sein? Natürlich waren wir uns unserer Besonderheit als internationales Team in Schweden mit einem sehr exotischen Produkt bewusst. Nichtsdestotrotz fragten wir uns, ob dies genug sei, um einen Löwen davon zu überzeugen bei uns einzusteigen.

Wie wichtig war dieser Schritt für Sie als Startup Unternehmen? Auch unter dem Gesichtspunkt, dass durch „Die Höhle der Löwen“ viele Interessenten und auch Medien auf RENJER aufmerksam werden?

Offengesagt war dies neben dem tatsächlichen Geldbedarf – welcher jedoch auch anders   gelöst hätte werden können – der Hauptgrund bei „Die Höhle der Löwen“ mitzumachen. Wir wollten in der DACH-Region bekannt werden und dazu eignet sich ein Format mit mehreren Millionen Zuschauern selbstverständlich sehr gut. Deutschland, als mit Abstand größter Markt Europas, kann einem Startup wie unserem durch einen gelungenen Launch in neue Höhen verhelfen. Wir wussten, wenn wir gut pitchen, dann können wir ins Fernsehen kommen und unser Produkt damit am DACH-Markt kickstarten. Einen Löwen oder eine Löwin davon zu überzeugen auch in uns zu investieren, war für uns von Beginn an eher ein Wunschtraum – sozusagen ein Bonus. 

Welchen Investor hatten Sie im Fokus?

Der interessanteste Investor, und das sagten wir auch schon offen in unserer Bewerbung, ist für uns natürlich Ralf Dümmel mit seiner Erfahrung im Bereich im Bereich FMCG (fast-moving consumer goods). Jedoch schließen wir niemals die Beteiligung eines anderen Löwen aus, wenn denn einer möchte. Denn auch Frank Thelen und Dagmar Wöhrl beispielsweise hatten bereits in vergleichbare Produkte investiert. 

Wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Kurz gesagt: RENJER soll zu einer großen, multinationalen Marke gewachsen sein, die Konsumenten mit Qualität, Nachhaltigkeit und unikalen nordischen Snacks verbinden. Die lange und vermutlich klügere Antwort wäre jedoch: In fünf Jahren kann viel passieren, wenn ich daran denke was bei uns alles bisher in nur drei Jahren passiert ist. Wer weiß wie viele Produkte wir dann haben und welche neuen Märkte erschlossen wurden? RENJER wird in fünf Jahren auf alle Fälle bedeutend größer und bekannter sein als jetzt. Der Plan, wie genau das aussehen wird, ändert sich am laufenden Band und das ist auch gut so, denn Startups müssen schlank und flexibel sein, Trends erkennen, Kundenmeinungen einholen, und dann den Weg immer wieder nachkalibrieren, um erfolgreich zu sein. 

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?

Alex: Drei Ratschläge machen klarerweise kein Unternehmen, jedoch nenne ich gerne wesentliche Punkte, die zu unserem Erfolg führten. 

Meine ersten beiden Tipps sind stark miteinander verbunden. Einerseits ist es das Team, welches die Essenz eines Startups bildet. Auch wenn es von Vorteil ist, verteilte Kompetenzen mitzubringen, ist meiner Meinung nach die persönliche Chemie im Team noch bedeutend wichtiger. Kompetenzen kann man lernen, bei Sympathie und Persönlichkeit ist das wesentlich schwieriger. Zwar raten manche davon ab, Unternehmen mit guten Freunden zu gründen, ich glaube jedoch, dass es durchaus möglich ist Freundschaft und professionelles Geschäftsleben voneinander zu trennen, auch wenn man mit Freunden gründet.


Als zweiten Tipp möchte ich mitgeben, dass das allzu oft diskutierte Thema „Idee“ für ein gutes Team zweitrangig ist. Ich würde sogar so weit gehen zu sagen Ideen alleine sind annähernd wertlos. Genauer gesagt haben Ideen immer nur den Wert, den ihre Umsetzung hat. In unserem Fall bin ich z.B. fest davon überzeugt, dass unser Team auch dutzende andere Ideen umsetzen hätte können, weil wir die Disziplin und das nötige Zusammenspiel besitzen. Dies bringt mich zum dritten Punkt. 

Pflegt ein gesundes Verhältnis zu eurer Idee! Was ich damit sagen will ist, die Idee bzw. das Projekt immer rational zu bewerten. Beim Brainstorming kommen einem oftmals Ideen, die wahnsinnig gut klingen, doch bei späterer Analyse ihre Versprechen einfach nicht halten. Oft sind Unternehmer jedoch selbst so in die eigene Idee verliebt, dass sie nahezu blind für fundamentale Probleme sowie Konkurrenz werden. Allzu oft habe ich schon Gründer gesehen, die komplett ignorieren, dass ein etabliertes Unternehmen bereits dasselbe Problem löst, das sie lösen wollen.

Weitere Informationen finden Sie hier

Wir bedanken uns bei den Gründern für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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