RooWalk: Elektrische Gehhilfe für Kinder mit körperlichen Einschränkungen
Stellen Sie sich und das Startup RooWalk doch kurz unseren Lesern vor!
Wir sind Benjamin Pardowitz und Maria Enge von RooWalk. Wir wollen Kindern mit körperlichen Einschränkungen durch eine elektrisch angetriebene Gehhilfe eine aktivere Teilhabe am Leben ermöglichen.
Warum haben Sie sich entschieden, ein Unternehmen zu gründen?
Benjamin’s Nichte lebt seit ihrer Geburt mit Zerebralparese, einer körperlichen Einschränkung, mit der es ihr nicht möglich ist, eigenständig aufrecht zu stehen oder zu gehen. Mit den derzeitigen Gehhilfen ist sie bei Richtungsänderungen oder Unebenheiten auf die Unterstützung von ihren Eltern oder betreuenden Personen angewiesen. Daher sitzt sie mittlerweile viel im Rollstuhl. Für ihre kindgerechte Entwicklung sind jedoch Eigenständigkeit, natürliche Teilhabe in alltäglichen Umfeldern, Erfahrungen und Aktivitäten mit anderen Kindern und Menschen von essentieller Bedeutung.
Welche Vision steckt hinter RooWalk?
Wir wollen so viele Kinder wie möglich laufen und strahlen sehen, Erwachsene nach Schlaganfällen wieder auf die Beine helfen und Senioren im Alter bei Mobilitätsproblemen unterstützen.
Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Unsere größte Herausforderung bisher war, den Proof-of-Concept zu erbringen, also von Idee bis zu ersten Gehtests mit Kindern mit körperlichen Einschränkungen, die im Rahmen der Medizinprodukteverordnung (MDR) als Anwendungsbeobachtungen bezeichnet werden. Diesen Meilenstein haben wir erreicht, finanziert durch Bootstrapping, öffentliche Förderungen und Stipendien an der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Die aktuelle Herausforderung ist es, Business Angel zu finden, die mit uns weitere öffentliche Förderungen hebeln, um die CE-Zertifizierung unserer Gehhilfe zu erreichen.
Wer ist die Zielgruppe von RooWalk?
Wir fokussieren uns zunächst auf Kinder mit angeborenen oder erworbenen neuromuskulären Erkrankungen, bei denen das Gleichgewicht, die Motorik oder die Muskelkräfte nicht ausreichend vorhanden sind, um kontrolliert und selbständig über einen längeren Zeitraum aufrecht zu stehen oder zu gehen.
Wie funktioniert RooWalk? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?
RooWalk’s Gehhilfe erfüllt die Funktion, die üblicherweise ein Elternteil übernimmt, wenn es sein Kind von hinten an Taille, Becken oder Schultern hält und allen beabsichtigten Bewegungen in alle Richtungen folgt und dabei so viel wie nötig anhebt, kontrolliert und unterstützt. Zur Steuerung nutzt das Kind seinen gesamten Körper, um das Gerät, ohne zusätzliche Elemente wie Joysticks, den eigenen Intentionsbewegungen automatisch folgen zu lassen. Die Gehhilfe beruht auf dem Segway-Prinzip, bei dem Bewegungen durch minimale Schwerpunktverlagerungen der Anwender ausgelöst werden. Ohne elektrische Antriebe erfordern existierende (passive) Hilfsmittel große Kraftanstrengungen zur Fortbewegung, da zum eigenen Körpergewicht zusätzlich noch das Gewicht der Gehhilfe fortbewegt werden muss. Mit RooWalk’s Gehhilfe ermüden die Kinder später, haben die Hände frei für soziale Interaktionen und betätigen länger aktiv und eigenständig ihre Muskeln.
RooWalk, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Wir stecken zwar noch in den Kinderschuhen, arbeiten aber intensiv an unserer ersten Version der Gehhilfe für Kinder, damit diese in fünf Jahren von Krankenkassen erstattet wird. Jeden Tag kommen uns neue Ideen, wie wir darüber hinaus Kinder und Erwachsene mit körperlichen Einschränkungen unterstützen können, unsere Produkt-Pipeline ist gut gefüllt – passend zur Vision von mehr Bewegung und Mobilität für Alle!
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Entwickle Dein Produkt mit Deinen Kunden!
Verkörpere jetzt schon Deine Vision!
Baue frühzeitig ein Netzwerk aus Gründer*innen und Investor*innen auf!
Fotocredit: Leo Seidel Fotodesign
Wir bedanken uns bei Benjamin Pardowitz und Maria Enge für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder