Montag, Dezember 23, 2024
StartFemale FoundersHabt eine klare Vision und bleibt dennoch flexibel

Habt eine klare Vision und bleibt dennoch flexibel

Frida Lüth Gründer*in von Ruby Limes wurde als Kultur- und Kreativpilot*in 2020 ausgezeichnet

Stellen Sie sich und Ihr Startup Unternehmen doch kurz vor!

Ich bin Frida, Gründerin von Ruby Limes – eine Marke für Wäsche mit versteckter Tasche für Menschen die eine Insulinpumpe tragen.

Viele Typ-1 Diabetiker tragen täglich bis zu 24 Stunden eine Insulinpumpe am Körper. Es gab bisher keine schöne, unauffällige und funktionale Möglichkeit die Insulinpumpe sicher am Körper zu tragen. Insbesondere Frauen fühlen sich oft auch bei der Kleiderwahl eingeschränkt. Diesem Problem und dieser Nische zwischen Medizin und Mode hat sich Ruby Limes gewidmet. Unser Ansatz ist, dass sich keines der Produkte von außen von Wäsche herkömmlicher Hersteller unterscheiden lässt. Inzwischen umfasst das Sortiment mehrere Panty Styles, Boxershorts, kurze & lange Tops sowie Armloops (zum Sensorschutz).

Warum haben Sie sich entschlossen ein Unternehmen zu gründen?

Es war nicht unbedingt mein Ziel ein eigenes Unternehmen zu gründen. Zuvor war ich jahrelang selbständig und habe eigentlich im Bereich Film und Journalismus gearbeitet. Wäsche nähen war bis dahin nur mein Hobby. Als mich dann eine Bekannte, die eine Insulinpumpe trägt, auf das Problem aufmerksam machte und die ersten Prototypen bei weiteren Testträgerinnen auf viel Zuspruch trafen, gab es einfach keine andere Möglichkeit, als eine Firma zu gründen um das Vorhaben umzusetzen. 

Welche Vision steckt dahinter?

Medizin und Mode müssen sich nicht ausschließen. Häufig wird in der Medizin nicht daran gedacht, wie sich Patienten beim Tragen von Medizinprodukten fühlen. Ich finde, dass nur weil etwas eine medizinische Funktion hat, es nicht gleich danach aussehen muss. Es soll Spaß machen, die Produkte zu Tragen und Insulinpumpenträgern den Alltag ein bisschen erleichtern und verschönern. Inzwischen haben wir sogar Kunden & Kundinnen, welche keine Insulinpumpe tragen und die Tasche anderweitig nutzen. Z.B. für den Schlüssel beim Sport, Geld im Urlaub oder beim Tanzen.

Nach wie vor sind Kundenfeedbacks wie “Ich trage seit etwa 30 Jahren eine Pumpe… Wie sehr  das meinen Kleidungsstil beeinflusst hat, war mir bisher gar nicht klar. Eine Jeans war in Sachen Pumpe immer am einfachsten. Jetzt ist auch ein  Rock, ein Kleid oder eine Hose ohne Taschen ohne Probleme tragbar. Sehr schön. Ich genieße das „pumpenfreie“ Gefühl mit Euren Produkten“,  meine größte Motivation. Es macht einfach Spaß, Probleme zu lösen und Menschen den Alltag etwas zu erleichtern.


Was war bei der Gründung Ihres Unternehmens die größte Herausforderung?

Ich denke die größte Herausforderung bei der Gründung war definitiv die, aus einem Ideal und einer vagen Idee heraus eine Firma in einem Bereich zu gründen, von dem ich vorher wenig bis gar nichts wusste. Insbesondere selber als Nicht-Insulinpumpenträgerin und Diabetikerin. Zudem ist es natürlich nicht einfach eine Firma, ohne große finanzielle Mittel aufzubauen. Das Start-Up Stipendium (Charité Universitätsmedizin Berlin) hat einen großen Teil dazu beigetragen dies zu ermöglichen und die lange Entwicklungszeit zu finanzieren.

Kann man auch mit einer Idee starten, wenn noch nicht alles perfekt ist?

Definitiv. Ich glaube manchmal muss man das sogar. Wir verbessern unsere Produkte immer noch stetig mit Hilfe der Feedbacks unserer Kunden & Kundinnen. Ich habe das Glück, dass meine Kunden sehr dankbar sind und mir insbesondere am Anfang auch kleine Fehler verziehen haben.

Ich bekomme dadurch ständig neue Ideen und Anregungen für die Weiterentwicklung und Verbesserung. Manchmal entstehen aus Fehlern auch ganz neue und bessere Dinge. Ich hatte beispielsweise mal eine „Fehlproduktion“, die von der Produktion aus Versehen mit einem anderen Stoff als dafür vorgesehen genäht wurde. Bei meinen Testkunden kam diese Variante dann besser an als die eigentlich geplante.

Wie sind Sie auf die Auszeichnung Kultur und Kreativpilot*innen aufmerksam geworden?

Über Sema Gedik von „Auf Augenhöhe“, welche bereits damit ausgezeichnet wurde. Sie hat mir von den Kultur- und Kreativpilot*innen erzählt und mir empfohlen, mich zu bewerben.

Wie wichtig sind solche Auszeichnungen?

Für mich bedeutet diese Auszeichnung sehr viel. Nicht nur wegen der medialen Aufmerksamkeit und mehr Sichtbarkeit, sondern vor allem wegen dem Zugang zu einem großen Netzwerk und dem vertrauensvollen Austausch mit Coaches und anderen Gründern. Auf persönlicher Ebene war die Auszeichnung für mich eine große Motivation. Es gibt immer Momente, in denen man zweifelt. Insbesondere dann sind eine solche Auszeichnung und ein öffentlicher Zuspruch eine tolle und wichtige Bestätigung.

Wo sehen Sie sich in den nächsten 5 Jahren?

Ich habe eine ganze Liste von Nischen im Medizinbereich, die man schöner für die Patienten gestalten könnte. Da ich selbst nicht davon betroffen bin, geht das immer mit einer sehr zeit- und kostenintensiven Recherche einher. Mein Ziel ist es trotzdem, mich weiteren Produkten auch in anderen Bereichen zu widmen und das Tragen von Medizinprodukten am Körper zu erleichtern und zu verschönern. Zudem möchte ich mit weiteren Vertriebspartnern im In- und Ausland zusammenarbeiten.

Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründer*innen mit auf den Weg geben?

Habt eine klare Vision und bleibt dennoch flexibel. Man muss einfach anfangen und manchmal ergeben sich daraus ganz andere Wege und Möglichkeiten. Das ist ein Prozess, der wahnsinnig viel Spaß macht, in dem man aber auch vielen Ängsten begegnet.

Tauscht euch aus. Erzählt von eurer Idee, sucht euch Gleichgesinnte und andere Gründer mit denen ihr sprechen könnt. Egal ob auf Events, in Fokusgruppen oder Coaching Programmen.

Es gibt keine Erfolgsgarantie und Sicherheit. Freundet euch damit an
Ich denke die beste Chance in schwierigen Zeiten durchzuhalten, ist eine große Motivation die von Innen heraus kommt.

Kultur- und Kreativpilot*innen Deutschland – die Auszeichnung der Bundesregierung für die Kultur- und Kreativwirtschaft

Jedes Jahr werden im Namen der Bundesregierung 32 Unternehmen als Kultur- und Kreativpilot*innen Deutschland ausgezeichnet. Bewerben können sich Unternehmen, Selbständige, Gründer*innen und Projekte aus der Kultur- und Kreativwirtschaft und deren Schnittstellen zu anderen Branchen. Bei der Auszeichnung steht die Unternehmer*innenpersönlichkeit im Mittelpunkt. Die Titelträger*innen nehmen an einem einjährigen, individuell abgestimmten Mentoring-Programm teil. Dazu gehören Workshops, die Begleitung durch zwei Coaches, der Austausch mit den anderen Teams und mit Expert*innen sowie die bundesweite Aufmerksamkeit durch die Titelvergabe. 

Einfache Bewerbung


Die Bewerbung kann via Online-Formular auf www.kultur-kreativpiloten.de eingereicht werden. Zur Bewerbung reichen drei Dinge: Eine kurze Beschreibung der Idee, Informationen zur einreichenden Person oder zum Team und ein kurzes Motivationsschreiben, warum man Kultur- und Kreativpilot*in werden möchte. Das diesjährige Bewerbungsverfahren geht vom 15. Juni – 25. Juli 2021. 

Ideengeber und Organisator der Auszeichnung im Rahmen des Projektauftrags durch die Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft der Bundesregierung ist das u-institut für unternehmerisches Denken und Handeln e.V. unter Leitung von Sylvia Hustedt und Christoph Backes. 

Wir bedanken uns bei Frida Lüth für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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