SAIZ reduziert Retouren in der Fashionindustrie mit Hilfe Künstlicher Intelligenz und NLP
Stellen Sie sich und das Startup SAIZ doch kurz unseren Lesern vor!
SAIZ ist ein Fashion-Tech-Startup, welches mit Hilfe Künstlicher Intelligenz und NLP Retouren in der Fashionindustrie durch Optimierung von Größen und Passform reduziert. Denn Retouren sind ein zentrales Problem für die Fashionindustrie, insbesondere für Online-Händler. Mehr als die Hälfte der Online-Käufe wird wegen Problemen mit der Größe und Passform zurückgeschickt. Dies verursacht nicht nur erhebliche Kosten für die Marken und Retailer, sondern sorgt für einen Großteil der CO2-Emissionen der Branche.
Warum haben Sie sich entschieden, ein Unternehmen zu gründen?
Die Story klingt vertraut: Wir haben die Ineffizienzen und Probleme, die Sizing & Fit in der Fashionindustrie mit sich bringt, selbst erlebt, keine Lösung gefunden, die unseren Anforderungen entsprach, und sie somit selbst entwickelt. Für uns liegt aber die Leidenschaft, eine Industrie durch Innovation verändern und mitgestalten zu können, eindeutig im Mittelpunkt unserer Gründungsmotivation.
Welche Vision steckt hinter SAIZ?
Mit SAIZ wollen wir das Sizing & Fit Problem der Fashionindustrie ein für alle Mal lösen. Letztendlich soll ausschließlich das produziert werden, was der Mehrheit der Kunden auch tatsächlich passt. Dadurch können wir das große Thema der Überproduktion in diesem Bereich signifikant eindämmen.
Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Wir haben uns in der Zwischenzeit schon einigen Herausforderungen gestellt. Vom Bauen des ersten funktionierenden Algorithmus, der besser als Vergleichsansätze ist, über die Überzeugungskunst, die in den Verkaufsgesprächen mit den allerersten Kunden gefragt war, bis hin zu den makroökonomischen Umständen, die den gesamten Start-up Finanzierungsmarkt letztes Jahr vor eine allgemein besondere Herausforderung gestellt hat – da war überall etwas dabei. Deshalb sind wir umso stolzer, dass wir viele Investoren haben, die uns tatkräftig unterstützen. Direkt zur Gründung hatten wir das Glück mit Business Angels zu starten – über das erste Jahr sind mehr dazugekommen und schlussendlich Spread Ventures als Fashion-Tech VC, die jetzt hinter SAIZ stehen.
Wer ist die Zielgruppe von SAIZ?
Grundsätzlich jeder, der online Mode verkauft. Aber in erster Linie sind es selbst herstellende Fashion Brands (wie z.B. Hugo Boss, Puma, etc.), die daran interessiert sind nicht nur das Thema Retouren, sondern auch Fit Optimierung in Angriff zu nehmen. Im nächsten Schritt werden wir dann auch eine Lösung für Retailer und Marktplätze anbieten.
Wie funktioniert SAIZ? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?
Der große Unterschied liegt darin, dass wir für jedes Produkt einen 1:1 Match mit dem tatsächlichen Kunden herstellen. Dafür übersetzt SAIZ produkt-spezifische 3D-Maße für jedes Kleidungsstück und gleicht diese mit den Körpermaßen des jeweiligen Kunden ab. Wie man sich wahrscheinlich vorstellen kann, macht dies das Resultat unglaublich genau, und bisher hat noch kein anderer Anbieter diesen Ansatz verfolgt. Wir arbeiten viel mit künstlicher Intelligenz, wie z.b. NLP (natural language processing), um massenweise Größen und Passformen für unsere Brand Partner auslesen zu können, um diese dann zu optimieren. SAIZ ist somit die Brücke zwischen Produktentwicklung und Sales/Customer Experience.
SAIZ, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Fünf Jahre ist ein langer Zeithorizont für ein schnell wachsendes Start-up. Das Marktfeedback zeigt uns, dass Brands und Retailer in der Branche bereit sind für eine Lösung, die endlich funktioniert. Fakt ist, dass das Thema sizing & fit zu lösen bisher viele probiert haben, aber leider noch niemand so richtig erfolgreich geschafft hat. Wir sehen darin eine Riesenchance für SAIZ in fünf, vielleicht aber auch schon in vier, Jahren Marktführer zu sein.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Progress over perfection: gerade am Anfang ist man schnell gefangen in einem konstanten Drang alles perfekt zu machen, weil sonst könnte sich ja niemand dafür interessieren. Leider läuft man dann aber Gefahr, in unendlichen Feedback-Loops gefangen zu sein. Lieber früher launchen und direktes Feedback vom Markt bekommen, als zu lange mit seinen eigenen Gedankengespinsten festzustecken.
Guter Rat ist (nicht unbedingt) teuer: Es ist wichtig zu erkennen, von wem man Ratschläge gerne annimmt, und von wem man auch gerne mal drauf verzichten kann. Gerade als Gründer bekommt man oft (und viel öfter ungefragt) Ratschlag, wie man denn was besser machen könnte. Nimmt man es nicht gleich an, ist man schnell “uncoachable”, versucht man alles anzunehmen ist man vielleicht genau da, wo man gestartet ist, weil die einen würden es so machen, die anderen anders. Daher: es ist hilfreich zu lernen, von wem man wann welche Ratschläge braucht (und möchte).
Es ist nie der “richtige” Zeitpunkt: zu jung, zu alt, zu weiblich (zu männlich wahrscheinlich seltener), zu früh, zu spät, … für jede Situation gibt es viele Gründe, die für- und widersprechen, gerade beim Gründen. Daher gilt grundsätzlich die Devise: einfach starten und einen Tag nach dem anderen nehmen. Es werden immer neue/andere/ungeplante Herausforderungen um die Ecke kommen, das muss man sich nicht im Kopfkino schon vorher alles ausmalen.
Bild: SAIZ Gründerinnen Svenja Tegtmeier und Marita Sanchez de la Cerda mit Robin Nitsch, Head of Ventures und Innovation Copyright Spread Group
Wir bedanken uns bei Marita Sanchez de la Cerda für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.