Es ist voll geworden auf dem Online-Marktplatz und in den sozialen Netzwerken. Voll und laut. Spätestens seit Corona auch die konservativsten mittelständischen Unternehmen ins Internet gespült hat, sind einzelne Anbieter in der Masse schwer aufzufinden. Doch gerade für junge Startups ist es essenziell, schnell sichtbar zu werden.
Sich abheben aus der Masse. Schnell sichtbar werden. Wie soll das heute noch funktionieren? Antwort Nummer 1: mit der richtigen Atmung. Kein Scherz. Mehrmals täglich sechs bis acht tiefe Atemzüge in den Bauch wirken Wunder. Die richtige Atmung reguliert das Nervensystem. Gute Nerven werden gebraucht. Denn Antwort Nummer 2 lautet: mit authentischem Personal Branding. Du gehst online mit allem, wofür du stehst. Mit deiner Persönlichkeit.
Elon Musk, Oprah, Steve Jobs und viele andere haben längst bewiesen, dass Persönlichkeit und Lifestyle von Gründer*innen positiv auf die Produkte abstrahlen und das Interesse in der Öffentlichkeit erhöhen. Was im Großen funktioniert, geht auch im Kleinen und ohne großes Marketing-Budget. Laut Philipp Westermeyer, Gründer von OMR (Online Marketing Rockstars) ist authentisches Marketing nach wie vor im Trend, aktuell in Kombination mit Dokumentation.
Raus aus der Komfortzone
Aber machen wir uns nichts vor: Wer sichtbar ist, ist auch angreifbar. Wir leben in Zeiten von anonymen Hatern, Cybermobbing und ungefilterter Verurteilung von Menschen, die in sozialen Netzen erfolgreich für ihre Träume und Ziele eintreten. Es ist nachvollziehbar, wenn sich junge Unternehmerinnen und Unternehmer aus Angst gegen persönliches Marketing und damit gegen den schnellen Weg in die Sichtbarkeit entscheiden.
Nachvollziehbar? Ja.
Richtig: Nein.
Wer immer in der Komfortzone bleibt und nichts riskiert, wird als Unternehmer*in keinen nachhaltigen Erfolg haben.
Zu der Angst vor Negativ-Reaktionen im Netz kommt die im Unterbewusstsein verwurzelte Furcht, nicht gut genug zu sein. Eine innere Stimme flüstert: Was ich tue, was ich erlebe oder leiste, ist doch nichts Besonderes… also ist es auch nichts, wovon ich mit Freude und Stolz berichten kann. Ich werde mich nur lächerlich machen.
Wenn dann noch der Gründungsstress dazu kommt, Schlaf fehlt, die gesunde Ernährung zu kurz kommt und die Investorensuche auch noch die letzte Kraft verschlingt, ist das Nervensystem komplett dereguliert.
Klarheit und Selbstbewusstsein adé. Authentisches Personal Branding? Auf keinen Fall. Die Angst übernimmt.
Deshalb also: Immer wieder tief atmen. Bewusste Atemzüge machen einen unglaublichen Unterschied und sorgen für eine Verbesserung deiner gesamten Verfassung. Sie helfen, dein Nervensystem wieder zu regulieren. Du kannst deine Ängste erkennen, sie rational betrachten und so bewusst entscheiden, durch die Angst in die Sichtbarkeit zu gehen.
Du und der Kanal deiner Wahl
Konkret geht es darum, im Social-Media-Kanal deiner Wahl über dich und dein Unternehmen zu berichten. Lass deine Wunschkundinnen am Wachstumsprozess teilhaben, nimm sie mit auf die Reise deines Unternehmens.
Erzähle – dokumentiere – für sie, was du tust, wie du es tust und warum. Alles ist von Interesse: der Alltag, das Team, das Produkt, der Fortschritt und die emotionale Achterbahn, die eine Gründung bedeutet. Wenn du nicht allein gegründet hast: Wer von euch kann eure Geschichte mit Freude und Energie am besten erzählen, die Vision am besten in die Online-Welt tragen?
Sehr gut ist es, mit den eigenen Werten anzufangen. Denn die Werte sagen schon viel über die Person aus. Diese Werte können immer wieder in Inhalte einfließen. Für dich sind Empathie, Engagement und Tierschutz wichtig und du verbringst einen Teil deiner knappen Freizeit im Tierheim? Dann könntest du darüber sprechen und passende Bilder zeigen. Gibt es einen Zusammenhang mit dem Produkt?
Euch liegt die Umwelt am Herzen? Was tut ihr, um sie zu schützen? Wie nachhaltig arbeitet das Unternehmen? Hobbies, Interessen, besondere Erlebnisse können Themen sein – alles, was echt ist und wofür ihr steht.
Und wenn tatsächlich Ablehnung und Kritik kommen? Dann tut das weh, es ist unangenehm. Na und? Mehr passiert in der Regel nicht, damit lässt sich leben.
Die eigene Vision ist wichtiger als die Komfortzone. Du willst mit deiner Arbeit anderen Menschen helfen. Du willst Wachstum erfahren – im Business und persönlich. Das ist es, was zählt. Authentizität basiert darauf, dass man sich echt und wahrhaftig zeigt. Mit allen Fehlern, Schwächen und Erfolgen. Offenheit schafft Vertrauen und Nähe zur Community. Wir sind alle Menschen und Menschen kaufen von Menschen, denen sie vertrauen.
Zur Person:
Die Betriebswirtin, Vertriebs- und Marketing-Expertin Nicole Wehn begleitete seit 2018 bereits mehr als 800 Unternehmerinnen auf dem Weg von der gestressten Selbständigen zur erfolgreichen Unternehmerin. Sie ist außerdem als Transformational Embodiment Coach zertifiziert. Ihr Wissen teilt sie in ihrem Podcast „Her Brand“.
Schnell in die Sichtbarkeit – mit Persönlichkeit und Authentizität
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder