Serwas ist ein Tiroler Startup, das Serverabwärme nutzt, um Gebäude effizient und erneuerbar zu beheizen
Wie würden Sie Serwas und die Menschen hinter dem Startup vorstellen?
Serwas ist ein Startup aus Tirol, das Server so einsetzt, dass sie nicht nur rechnen, sondern gleichzeitig Gebäude heizen. Wir nutzen die Abwärme der Server und machen sie direkt vor Ort als Wärmequelle verfügbar. Unsere Vision ist, digitale Infrastruktur zu einem aktiven Bestandteil der Energiewende zu machen. Hinter Serwas stehen drei Gründer mit technischem und unternehmerischem Hintergrund, die Energie, Digitalisierung und Nachhaltigkeit gemeinsam denken.
Wie entstand die Idee, Abwärme von Servern in ein vollwertiges Heizsystem für Gebäude zu verwandeln?
Die Idee entstand, als ich ursprünglich die Bäckerei meines Vaters mit einem Bitcoin Miner heizen wollte. Dabei wurde schnell klar, wie viel Wärme Computerchips erzeugen und wie wenig davon genutzt wird. Im Sommer hat sich der Betrieb jedoch nicht mehr gelohnt, weil die Wärme nicht gebraucht wurde. So entstand der Gedanke, die Server direkt in das Warmwassersystem einzubinden und die Wärme ganzjährig nutzbar zu machen. Daraus entwickelte sich Schritt für Schritt ein neues Heizsystem, das Serverabwärme effizient für Gebäude verfügbar macht.
Welche Vision verfolgen Sie mit Serwas und welche Schritte sind notwendig, um diese neue Form der Wärmeversorgung weiter zu etablieren?
Wir verfolgen die Vision, dass digitale Infrastruktur nicht nur Energie verbraucht, sondern Teil der Energiewende wird. Server sollen Wärme liefern, Gebäude versorgen und gleichzeitig regionale Rechenleistung bereitstellen. Dafür installieren wir nun schrittweise mehr Einheiten, um ein dezentrales Netz aus Wärme- und Rechenpunkten aufzubauen. Der nächste große Schritt ist eine eigene Cloud-Dienstleistung, die lokale Unternehmen mit nachhaltiger Rechenleistung versorgt.
Für welche Zielgruppe ist Ihr Heizsystem besonders interessant und wie stellen Sie sicher, dass deren Anforderungen erfüllt werden?
Unsere erste Produktgeneration richtet sich vor allem an Eigenheimbesitzer, idealerweise mit einer PV-Anlage. Die zweite Produktgeneration, die wir nächstes Jahr veröffentlichen, fokussiert sich stärker auf Unternehmen mit konstantem Wärmebedarf oder hohem Bedarf an Rechenleistung. Dass wir die Anforderungen unserer Kunden erfüllen, stellen wir durch intensive Testphasen sicher, in die wir unsere Nutzer aktiv einbeziehen.
Was macht die Kombination aus Serverbetrieb und Wärmegewinnung so einzigartig und warum ist dieses Modell zukunftsfähig?
Einzigartig ist unser Ansatz, weil wir Server erstmals dezentral betreiben und ihre Wärme direkt im Gebäude nutzen können, ohne zusätzliche Technik wie Wärmepumpen oder andere Systeme. Die Wärme steht sofort als Heizenergie zur Verfügung. Zukunftsfähig ist das Modell, weil der Bedarf an Rechenleistung in den kommenden Jahren exponentiell wachsen wird und wir gleichzeitig unsere fossilen Heizsysteme auf erneuerbare Lösungen umstellen müssen. Serwas verbindet beides und macht digitale Infrastruktur zu einer lokalen, erneuerbaren Wärmequelle.
Welche technischen oder organisatorischen Herausforderungen begegnen Ihnen im Aufbau eines solchen Systems und wie gehen Sie damit um?
Technische Herausforderungen sind mittlerweile großteils bewältigt. Aktuell stehen wir vor allem vor regulatorischen und unternehmerischen Themen, etwa im Zusammenhang mit der Datenschutz-Grundverordnung und der Einführung eines völlig neuen Systems am Markt. Wir gehen diese Schritte strukturiert an und holen bei größeren Fragestellungen gezielt Experten aus unseren Netzwerken hinzu, um fundierte Lösungen zu entwickeln.
Wie gelingt es Ihnen, Ihr System mit bestehenden Heizungsanlagen zu verbinden und Kunden einen reibungslosen Betrieb zu ermöglichen?
Wir arbeiten mit hohen Wassertemperaturen und nutzen standardisierte Hydraulikkomponenten. Dadurch können wir unser System direkt in bestehende Heizungsanlagen einbinden, ohne zusätzliche Technik oder große Umbauten. Die Regelung läuft automatisch, sodass der Betrieb für Kunden einfach bleibt und kaum zusätzlichen Aufwand erfordert.
Welchen Beitrag kann Serwas Ihrer Meinung nach zur Energiewende leisten.
Serwas kann einen direkten Beitrag leisten, indem wir fossile Wärmequellen durch erneuerbare Serverwärme ersetzen. Gleichzeitig entsteht regionale Rechenleistung, die sonst in großen Rechenzentren mit hohem Energieverbrauch aufgebaut würde. Dadurch senken wir CO₂-Emissionen und machen Gebäude unabhängiger von fossilen Energieträgern.
Welche Weiterentwicklungen oder neuen Funktionen planen Sie für Ihre Technologie?
Wir planen die Integration leistungsstärkerer Servermodule, die speziell für KI-Anwendungen optimiert sind. Zusätzlich entwickeln wir eine eigene Cloud-Dienstleistung, um lokale Unternehmen mit regionaler Rechenleistung zu unterstützen. Parallel verbessern wir Kühlung, Hydraulik und Automatisierung, damit unsere Systeme noch effizienter und einfacher zu integrieren sind.
Wie möchten Sie Ihr Geschäftsmodell in den kommenden Jahren ausbauen und welche Rolle spielt Skalierbarkeit dabei?
Wir möchten unser Geschäftsmodell ausbauen, indem wir mehr Einheiten installieren und damit ein dezentrales Netz aus Wärme- und Rechenpunkten schaffen. Skalierbarkeit ist dafür zentral, denn nur durch standardisierte Hardware und einfache Installationsprozesse können wir viele Standorte schnell aufbauen. Langfristig wollen wir regionale Cloud-Dienste anbieten, die auf dieser Infrastruktur basieren.
Welche Erfahrungen haben Sie auf dem Weg zum marktreifen Produkt gesammelt, die Sie heute an andere Gründer weitergeben würden?
Praxisnahe Tests, frühes Kundenfeedback und konsequente Priorisierung waren für uns entscheidend. Diese Punkte beschleunigen die Entwicklung und verhindern Fehlentscheidungen.
Welche drei wichtigsten Ratschläge würden Sie Menschen mitgeben, die selbst ein technisches und nachhaltiges Startup aufbauen möchten?
Einfach mal machen und nicht zu lange in der Theorie bleiben.
Lernt das Problem, das ihr lösen wollt, bis ins kleinste Detail zu verstehen.
Holt euch früh Feedback von Nutzern und Experten, statt alles nur intern zu diskutieren.
Bildcredits: Serwas Fotograf Johannes Aitzetmueller
Wir bedanken uns bei Timo Berkmann für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.
























