Ein abgeschlossenes Studium oder einschlägige Berufserfahrung machen sich zwar gut im Lebenslauf, doch sind es tatsächlich diese Qualifikationen mit denen Bewerber sich von der Konkurrenz abheben können? Wie kann man im Bewerbungsgespräch überzeugen und was sind die häufigsten Gründe warum Personaler sich in der finalen Runde für einen entscheiden? Dimitrij Krasontovitsch ist Experte, wenn es um das Thema des Personalmanagements geht und CEO von Candidate Flow. Er weiß, was im Bewerbungsgespräch zählt und wie man hier überzeugen kann.
Zeige deine Wertschätzung
Als Bewerber ist es unerlässlich, sich vor dem Jobinterview ausreichend mit dem Unternehmen auseinanderzusetzen. Dabei genügt ein kurzer Blick auf die Webseite des Unternehmens nicht, vielmehr sollte es darum gehen, nach tiefgründigen Informationen zu forschen. Stößt man während der Recherche auf vom Unternehmen genannte Stichpunkte, die einem selbst im Job wichtig sind, so sollte man sich diese unbedingt notieren. Wirbt das Unternehmen beispielsweise mit der Möglichkeit des Home-Offices und wünscht man sich selbst dies von seinem zukünftigen Arbeitsgeber, so kann dieser Aspekt im Bewerbungsgespräch proaktiv angesprochen werden.
Dabei sollten Kandidaten jedoch darauf Acht geben, nicht alle Informationen, die sie über das Unternehmen ausfindig machen konnten, rein aufzuzählen, sondern eher die für sie relevantesten Punkte subtil während des Gespräches zu streuen. Für Personaler erzeugt dies den Eindruck, dass sich der Bewerber im Vorhinein ausreichend über die ausgeschriebene Stelle sowie das Unternehmen informiert hat und dieses auch wertzuschätzen weiß. Auf die Frage, warum man sich hier beworben hat, kann man also mit Informationen punkten, anstatt dem Gesprächspartner das Gefühl zu vermitteln, das Unternehmen sei nur eines von vielen.
Fachwissen zeigen
Um im Bewerbungsgespräch überzeugen zu können, muss man sein Fachwissen kundtun. Mit etwa vier bis fünf fachlichen Fragen können Bewerber so deutlich kommunizieren, dass sie die für die ausgeschriebene Stelle relevante Expertise besitzen. Fragen wie „Wie wird xy bei Ihnen gehandhabt?“ suggerieren dem Personaler nämlich, dass sich der Bewerber zum einen tatsächlich mit dem Unternehmen auseinandergesetzt hat, zum anderen aber auch, dass er für die Position Fachkenntnisse aufbringt. Fragen zu stellen bedeutet keineswegs, dass jemand unwissend ist, vielmehr zeugt es von wahrem Interesse an dem Job und kommt positiv beim Unternehmen an.
Eine weitere Möglichkeit sein Wissen im Bewerbungsgespräch unter Beweis zu stellen ist eine eigene Präsentation. Zwar nutzen nur die Wenigsten diese Chance, bei Unternehmen kommt es jedoch außergewöhnlich gut an, wenn Kandidaten in einer kleinen, Selbstpäsentation erläutern, wie sie sich die Stelle selbst vorstellen. Zudem können diese hier auch ihre fachlichen Kompetenzen erwähnen, weswegen sie sich für den Job als geeignet empfinden.
Zukünftiges Potential
Es ist enorm wichtig, im Bewerbungsgespräch seinem Gegenüber das eigene Potential zu kommunizieren. Typische Bewerbungsfragen wie „Wo sehen Sie sich selbst in 5-10 Jahren“ dienen nämlich dazu, herauszufinden, in welche Richtung sich Kandidaten zukünftig entwickeln werden. Demnach sollten Bewerber erläutern, welches Potential sie für sich selbst in den nächsten Jahren erkennen, in welchen Bereichen sie ihr Fachwissen vertiefen und ihre Expertise erweitern wollen. Denn meist sind Unternehmen an einer langfristigen Zusammenarbeit interessiert, sie wollen einen potentiellen Mitarbeiter nicht nur für die jetzt zu besetzende Stelle einstellen. Bewerber können hier im Gespräch punkten, wenn sie darauf eingehen, wie sie sich ihre Position im Job auch zukünftig vorstellen, welche Entwicklungen und Änderungen für sie denkbar und machbar wären und weshalb sie auch einen langfristigen Mehrwert für das Unternehmen liefern können. Auch hier gilt es wieder, fachspezifisch auf die Anforderungen der ausgeschriebenen Jobstelle einzugehen und Qualifikationen zu nennen, welche die Stelle explizit erfordert.
Die Werte sind oberste Priorität
In einem Unternehmen ist es wie in einer Beziehung: Am Papier kann man dieselben Hobbys haben, doch wenn man nicht die gleichen Wertvorstellungen vertritt, so wird diese Beziehung aus langfristiger Sicht gesehen scheitern. Denn Werte sind die Faktoren, die uns im Inneren antreiben und als Identifikationsebene dienen. Für Personaler ist es deshalb eine hohe Priorität die Werte des Kandidaten im Bewerbungsgespräch identifizieren zu können, denn nur wenn beide Parteien eine ähnliche Wertevorstellungen aufweisen eignen sie sich für eine erfolgreiche Zusammenarbeit.
Wer zwar alle erforderlichen fachlichen Qualifikationen und Kompetenzen mit sich bringt, jedoch komplett andere Vorstellungen vertritt, der wird das Unternehmen womöglich bei der ersten Krise wieder verlassen. Für Bewerber bedeutet dies zugleich, sich in der Recherche vorab mit den Werten des Unternehmens vertraut zu machen. Legt man beispielweise selbst enorm viel Wert auf agile Arbeitsweisen, eine offene Unternehmenskultur und ein dynamisches Umfeld, das Unternehmen verfolgt jedoch eine strenge und strukturierte Politik, so wird es hier zu Problemen kommen. Stimmen jedoch die eigenen Wertvorstellungen mit jenen des Unternehmens überein, so können Kandidaten dies im Gespräch kommunizieren und deutlich machen, dass sich hier beide Seiten mit denselben Werten identifizieren.
Nach dem Gespräch im Gespräch bleiben
Unternehmen führen oftmals unzählige Bewerbungsgespräche an einem Tag, Kandidaten können hier leicht in Vergessenheit geraten. Demnach empfiehlt es sich, nach dem Gespräch eine Mail an das Unternehmen zu senden, in welcher man sich für das Bewerbungsgespräch bedankt, aber dieses zugleich auch reflektiert. Hier kann man hervorheben, welche Punkte positiv hervorgestochen sind, was einem selbst vom Jobinterview im Gedächtnis geblieben ist. Zudem bekommt das Unternehmen so vermittelt, dass der Kandidat selbst in der Lage ist, sich zu reflektieren sowie eine Wertschätzung anderen gegenüber zu bringen. Auch im Nachhinein noch einmal proaktiv auf das Unternehmen zuzugehen zeugt von Mut und wahrem Interesse. Personaler werden dies zu schätzen wissen und wahrscheinlich bei ihrer finalen Auswahl ebenso berücksichtigen.
Über den Autor:
Dimitrij Krasontovitsch ist der Mitgründer der Candidate Flow GmbH und Mitentwickler der Candidate-Flow-Methode. Die Online-Marketing-Agentur zählt zu den innovativsten Agenturen im deutschsprachigen Raum, wenn es um die Gewinnung von Fachkräften im deutschsprachigen Raum geht. https://candidate-flow.de/
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder