SUKRIA produziert faire handgemachte Mode in Indien. Fair zu Menschen & zur Umwelt
Stellen Sie sich und das Startup SUKRIA doch kurz unseren Lesern vor!
SUKRIA produziert faire handgemachte Mode in Indien. Fair zu Menschen & zur Umwelt. Unser Ziel: Wir krempeln die Kleidungsindustrie nachhaltig um. Wir sind ein multinationales Team aus fünf Personen:
Henrik Sadlowski hat Medizin studiert und arbeitet in einem Forschungslabor der Charité. Noa Goren hat nachhaltiges Modedesign studiert und lebt mit ihrer Familie in Tel Aviv. Amar Singh Yadav lebt in Delhi und steht uns mit Rat und Tat in allen Fragen der indischen Kultur zur Seite. In Ranchi, Indien, betreibt Ant Robert Ekka ein kleines, nachhaltiges Modeatelier. Als fünfter im Bunde fehle noch ich, Marius Kurtz. Ich habe internationales Management studiert und arbeite im Operations Management einer großen Firma.
Fair zu Herstellern.
Unsere heutige Mode kommt häufig aus China, Taiwan oder Indien und wird dort unter üblen Bedingungen produziert. Die Arbeiterinnen und Arbeiter werden ausgebeutet, leiden unter schlechter Ernährung und Baumwollstaub und die Meisten schaffen es ihr Leben lang nicht sich von der Modeindustrie zu befreien. Und wofür das Ganze? Damit wir in Europa billige Mode kaufen können.
Wir sind davon überzeugt, dass es besser geht – darum geht es bei SUKRIA. In einem, auf Nachhaltigkeit ausgerichteten, Atelier im Nord-Osten von Indien beschäftigen wir Schneider und Schneiderinnen, Näher und Näherinnen, Weber und Weberinnen. Sie stammen aus unterschiedlichen Kasten, haben teilweise einen indigenen Hintergrund, sind Muslime, Hinduisten oder Katholiken. Sie alle erhalten ein faires Gehalt, frisches Obst und Tee bei der Arbeit und wählen ihre freien Tage entsprechend ihres Glaubens.
Fair zur Umwelt. Zum Färben von Stoffen werden häufig chemische Mittel verwendet und die Abwässer in natürlichen Gewässern entsorgt. Wasser mit dem Bauern ihre Felder bewässern und in dem Fische leben, die ein wichtiges Nahrungsmittel darstellen.
Die Farben, die wir für das Färben unserer Kleidung nutzen, werden auf natürlicher Basis hergestellt und sind den deutschen Anforderungen gewachsen.
Nachhaltig gedacht. Wir glauben fest daran, dass es unseren Mitarbeitern am langfristigsten hilft, wenn sie die Möglichkeit haben, sich selbst zu helfen. Darum beschäftigen wir sie zu fairen Gehältern, die es ihnen ermöglichen, ihr Leben selbst zu gestalten.
Nachhaltigkeit ist jedoch nicht nur für unsere Mitarbeiter wichtig, sondern auch für unsere Umwelt. Damit wir auch in Zukunft noch eine Welt haben, in der wir leben können. Unsere Stoffe werden aus nachwachsenden Rohstoffen wie Baumwolle und Buche hergestellt.
Die verwendeten Knöpfe sind GOTS-zertifiziert und stammen aus einer Handmanufaktur auf den Philippinen. Unsere Reißverschlüsse sind aus recycelten Materialien. So entsteht ein einzigartiges Naturprodukt.
Transparent gemacht.
SUKRIA ist nicht zertifiziert. Weder durch GOTS, noch UTC, Fair-Trade oder eines der anderen zahlreichen Zertifikate. Wir sind fest davon überzeugt, dass gute, nachhaltige und faire Arbeit nicht zertifiziert werden muss, um ehrlich zu sein. Wir möchten, dass du zu jeder Zeit entscheiden kannst, ob du unsere Kleidung mit gutem Gewissen kaufen kannst oder nicht. Darum stellen wir auf unserer Homepage und in den sozialen Medien transparent dar, was wir tun.
Wie wir trotzdem sicherstellen können, dass wir fair produzieren? Dazu sind wir regelmäßig vor Ort, kennen jeden Mitarbeiter persönlich und befinden uns in engem Austausch miteinander. Freundschaft ist die Basis unserer Arbeit. Freundschaft und gegenseitiger Respekt.
Warum haben Sie sich entschieden ein Unternehmen zu gründen?
Anfang 2014 stellten wir bei der Arbeit in einem Krankenhaus in Varanasi, Indien, fest, welche weitreichenden Probleme aus Armut entstehen.
Varanasi ist ein historischer Herstellungsort kunstvoller Stoffe und Kleidung. Die Weber, Näher und Färber, die diese Stoffe und Kleidung von Hand fertigen, gehören zu den ärmsten Menschen der Welt. Zusammen mit einer örtlichen Menschenrechtsorganisation überlegten wir uns Wege, um deren Armut zu beheben. So entstand die Idee, gemeinsam eine faire Produktion für Kleidung aufzubauen. Denn durch einen sicheren Arbeitsplatz, faire Löhne und geregelte Arbeitszeiten schaffen wir eine langfristige Veränderung. Wir möchten es unseren Mitarbeitern ermöglichen, selber etwas zu bewegen und ihre Umgebung zu verändern.
Darum arbeiten wir seitdem intensiv daran, hochwertige fair-trade Kleidung aus Indien in Deutschland auf den Markt zu bringen. Für uns ist der wichtigste Pfeiler einer fairen Produktionskette die Transparenz. Ihr sollt wissen, was ihr kauft und selber entscheiden können, ob unser „fair“ auch euer „fair“ ist. Darum stellen wir in unserer Kommunikation immer transparent dar, wie wir unsere Produkte herstellen und unsere Gewinne einsetzen, um Veränderungen zu initiieren und Armut zu bekämpfen.
Welche Vision steckt hinter SUKRIA?
Hinter SUKRIA steckt die einfach formulierte, aber nur langfristig umsetzbare Vision, unsere Modeindustrie so richtig umzukrempeln. Dies bedeutet für uns ganz konkret, dass wir den Menschen, die sonst kaum eine Chance haben, die Möglichkeit geben, sich selbst zu versorgen und ihre Umgebung langfristig zu verändern.
Das bedeutet für uns fair gehandelte Kleidung:
Mitarbeiter haben ein Recht auf geregelte Arbeitsbedingungen.
Benachteiligung aufgrund von Rasse, ethnischer Herkunft, Geschlecht, Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität sind zu verhindern.
Und während wir unseren Mitarbeitern ein erfülltes und respektvolles Leben ermöglichen, darf die Umwelt unter keinen Umständen unter uns leiden.
Darum wünschen wir uns, dass eines Tages alle verwendeten Ressourcen umweltschonend erzeugt werden und alle natürlichen Ressourcen, vor allem Gewässer bestmöglich geschützt werden. Dafür sind wir bereit, Preise oberhalb von anerkannten Mindestpreisen und -löhnen zu zahlen.
Doch bis dahin liegt ein weiter Weg vor uns. Faire Mode ist ein verhältnismäßig junger Zweig des Bekleidungsmarktes. Auch wenn die Nachfrage stetig steigt, braucht nachhaltiger Wandel seine Zeit. SUKRIA begreift sich als ständig lernende Organisation und ist bereit sich immer weiter zu entwickeln, um den vielfältigen Ansprüchen an faire Mode immer besser gerecht zu werden.
Von der Idee bis zum Start, was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Die Idee war schnell geboren und auch konkretisiert. Bereits Mitte 2014 lag ein deutlicher Weg vor uns: Weber, Färber und Näher in Varanasi waren gefunden, Händler für Bio-Baumwollfasern standen bereit und die Schnittmuster für unsere Hemden waren fertig. Uns war klar, dass wir, sobald die ersten verkaufsfertigen Kleidungsstücke nach Deutschland kämen, unser kleines Startup legal als Unternehmung anmelden müssten. So begannen wir fröhlich auf Homepage, in sozialen Medien sowie im Familien- und Freundeskreis unser Vorhaben publik zu machen.
Nachdem Ende 2015 die ersten Hemden in einer hohen Qualität nach Deutschland kamen, gründeten wir im Januar 2016 die SUKRIA UG (haftungsbeschränkt). Schon kurze Zeit später kam der erste große Rückschlag: unsere Ansprechpartnerin vor Ort, Aliza, verletzte sich auf dem Weg zu unserem Atelier und durfte fortan von ihrem Vater aus nicht mehr für uns arbeiten. Kaum hatten wir einen Nachfolger, Prabhanjan, ein junger und ehrgeiziger Mann, aufgebaut, verabschiedete er sich und suchte sein Glück am anderen Ende Indiens. Ohne Ansprechpartner und Vermittler vor Ort liefen uns die Mitarbeiter schnell weg und wir hatten keine Möglichkeit mehr zu produzieren, standen wieder komplett am Anfang.
Nach langer Suche und einigen Fehlversuchen fanden wir 2018 einen neuen Partner in der Nähe von Delhi.
Eine kleine Näherei, die zuverlässig schien, faire Löhne bezahlte und geregelte Arbeitszeiten bot. Gemeinsam begannen wir von vorne. Entwickelten neue Schnittmuster, fanden Händler für Bio-Baumwollstoffe und schafften die ersten Prototypen nach Deutschland. Und grade als es richtig losging, verschwand dieser neue, aussichtsreiche Partner. Was wir in der Zwischenzeit gelernt hatten, war immer wieder aufzustehen, Sicherheiten zu schaffen und gute Ansätze immer weiter zu verfolgen.
So schafften wir es erneut, nach nur kurzer Zeit einen neuen Partner zu finden. Das Atelier Jharkhand in Ranchi, einer Millionenstadt im Nord-Osten Indiens, verfolgt den gleichen Traum wie auch wir bereits seit 2006. Es bietet Dalit, Adivasi und Muslimen eine Vollzeitbeschäftigung an und versteht sich darin auch als Brücke zwischen diversen Kulturen. Das Atelier produziert nicht nur schöne Kleidung, sondern ist mit seiner flachen Hierarchie und den Erwartungen an die Verantwortung der Mitarbeiter auch ein Umfeld, das persönliches Wachstum und Entwicklung fördert. Durch die Unterschiede in Kultur, Religion, Geschlecht, Vision und Sprache erfordert die Zusammenarbeit Geduld, Mitgefühl und Fleiß und vor allem Teamwork, um die Dinge zu erledigen. Die Kleidung wird von Hand gefertigt und auf nichtelektrischen Maschinen genäht.
Jedes Stück ist aus handgewebten Stoff gefertigt: wunderschönes Leinen, fein gewebte Baumwollstoffe, luxuriöse Maulbeer- und Quassar-Seide sowie traditionelle Baumwollstoffe.
Gemeinsam haben wir es in wenigen Monaten geschafft, qualitativ hochwertige, aus fair gehandelten Stoffen produzierte und mit GOTS-zertifizierten Knöpfen veredelte Kleidung zu produzieren. In nur wenigen Wochen organisierten wir ein Fotoshooting mit unserer Kleidung und eröffneten Anfang 2019 unser erstes Crowdfunding. Im gesamten Februar möchten wir über Startnext unsere erste Kollektion finanzieren und gleichzeitig abklopfen, ob ein Interesse, an unserer Mode und der Art und Weise wie sie produziert wurde, besteht.
SUKRIA wird von uns ehrenamtlich und neben unseren eigentlichen Jobs betrieben. Nur unsere Mitarbeiter in Indien verdienen an den verkauften Kleidungsstücken. Alle notwendigen Ausgaben für Homepage, Stoffe, Knöpfe, Prototypen und Co. tragen wir zurzeit mit unseren privaten Mitteln.
Wer ist die Zielgruppe von SUKRIA?
Wir wollen die heutige Modeindustrie zu etwas Besserem verändern. SUKRIA steht für faire Bezahlung, nachhaltige Hilfe und transparente Fertigungsprozesse. Transparent bedeutet für uns dabei, dass du die Möglichkeit haben sollst zu entscheiden, ob Mode von SUKRIA mit gutem Gewissen getragen werden kann. Wir möchten ein ganzheitliches Naturprodukt anbieten, dass beim Tragen ein gutes Gefühl macht und noch dazu gut aussieht.
Das Prinzip von SUKRIA richtet sich an Menschen,
denen Nachhaltigkeit für Mensch und Natur am Herzen liegt
die mit ihren Kaufentscheidungen bewusst etwas in der Welt verändern möchten
die gerne genau wissen möchten, WAS sie durch ihre Kaufentscheidung unterstützen und dabei nicht nur auf Siegel und Zertifikate hören möchten
denen es wichtig ist, sich selbst ein Bild zu machen und Veränderungen aktiv mitgestalten zu können.
Für Kleidung von SUKRIA bezahlst du gerne einen fairen Preis, denn du kannst dir sicher sein, dass wir deine Werte teilen und du nicht in eine Massenfabrik investierst. SUKRIA ist ehrlich, transparent und möchte sich stets weiterentwickeln. Das tun wir gerne auch mit den Anregungen und Wünschen unserer Kunden!
Was ist das Besondere an der Mode? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?
Noch immer herrscht häufig das (nicht ganz unberechtigte) Vorurteil, faire Mode sieht auch immer nach Öko und Fair aus. Bei SUKRIA sieht faire Mode aus, wie ganz normale, modische Kleidung. Die Kleidung wird aus fair gehandelten, zumeist aus nachwachsenden Rohstoffen bestehenden Stoffen produziert. Wir nutzen dafür Bio-Baumwolle und Modal aus Buchen-Holz. Die Stoffe werden mit Naturfarben gefärbt und gründlich gewaschen. Liebevoll und sorgsam werden sie von Hand und auf nicht elektrischen Nähmaschinen zu einzigartigen Naturprodukten vernäht. Die GOTS-zertifizierten Knöpfe aus nachwachsenden Rohstoffen wie Kokosnuss-Schalen veredeln die Kleidungsstücke.
Mit SUKRIA Kleidung erwerben unsere Kunden nicht irgendein Kleidungsstück. Sie erwerben ein gutes Gefühl, ein Stück Mode, bei dem sie transparent nachvollziehen können, wie es entstanden ist und ob es den eigenen Werten entspricht.
SUKRIA, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Unsere erste Kollektion können wir noch nicht selbst finanzieren. Darum brauchen wir die Unterstützung, die wir über ein Crowdfunding generieren. Mit dem dort gesammelten Geld schaffen wir nicht nur die Möglichkeit, eine erste Kollektion auf den deutschen Markt zu bringen. Kurzfristig möchten wir es schaffen, unserem kleinen Team in Ranchi ein regelmäßiges Einkommen ermöglichen. Gerne möchten wir es möglich machen, unsere Produktion mit dem Atelier Jharkhand auszubauen und um weitere Produktionsstufen, wie etwa das Weben der Stoffe zu erweitern.
In fünf Jahren wird SUKRIA einen regelmäßigen Umsatz durch den Absatz von fairer Kleidung in Deutschland generieren und sich so selbst finanzieren. Wir werden kein großer Modekonzern sein, sondern ein faires Modelabel, das regelmäßig Kollektionen über Crowdfunding und lokale fair-trade Läden vertreibt. In Indien wird das Atelier alle Produktionsschritte, vom Färben der Fasern, über das Weben der Stoffe und Nähen der Kleidung vereinen. So werden wir eine langfristige Veränderung schaffen und auf natürlichem, der Nachfrage entsprechenden Weise Wachstum generieren.
Zum Schluss: Welche drei Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Viele Menschen, mit denen wir in Kontakt kommen, haben Ideen und Träume diese umzusetzen. Sie trauen es sich jedoch nicht, da sie Angst haben, dass die Idee nicht funktioniert und sie sich damit verschulden. Sie haben Angst ein Leben aufzugeben für einen sinnlosen Traum. Auch wir haben mit unserer Idee so angefangen und waren nicht sicher, ob es funktionieren würde. Darum haben wir uns entschieden, SUKRIA nicht hauptberuflich zu betreiben. Wir betreiben unser kleines Startup auf ehrenamtlicher Basis und treiben es langsam aber sicher voran. Das können wir nur jedem empfehlen. Probiert eure Idee im Kleinen aus. Treibt sie langsam aber sicher voran und übertreibt es nicht. Nur wenige Ideen sind so unglaublich innovativ und revolutionär, dass die Zeit bis zur Marktreife eine entscheidende Rolle spielt. Häufig kann der Zweite sogar vom Ersten lernen und Fehler vermeiden, die bereits andere gemacht haben.
Auch wichtig ist, frühestmöglich über die Idee zu sprechen.
Häufig hat man als Gründer Angst, dass einem die Idee geklaut wird, wenn man drüber redet. Das Gegenteil ist der Fall. Man erhält wertvolles Feedback und kann viele Dinge von Anfang an richtig machen. Es bringt nichts in seinem kleinen Erfinderstübchen vor sich hin zu basteln und am Ende festzustellen, dass zwar die „Eier-legende-Wollmilchsau“ dabei rumgekommen ist, aber niemand Verwendung dafür hat.
Zuletzt können wir nur jedem angehenden Gründer sagen, was jeder andere Gründer auch sagen würde: Aufgeben ist keine Alternative. Es geht beim Gründen nicht darum, schnellst möglich den großen Erfolg zu haben, wie es uns Fernsehserien und Co. glauben machen wollen. Es geht darum, aus Fehlern zu lernen, nach Rückschlägen wieder aufzustehen und weiter zu machen. Wenn man eine gute Idee hat, die umsetzbar ist, die anderen auch gefällt und die wirklich einen Nutzen bringt, lohnt es sich immer. Dabei macht es auch nichts, wenn sich die Idee oder die Art, wie man sie formuliert im Laufe der Zeit ändert. Das bedeutet nur, dass die Idee immer weiter reift, sich konkretisiert und am Ende ein klar umrissenes Produkt mit einem klar formulierten USP ergibt.
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Wir bedanken uns bei den Gründern für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder