Donnerstag, Mai 2, 2024
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Nicht entmutigen lassen und analysieren

Die Gründer von toolbot, automatisiertes Verleihsystem für Elektrowerkzeuge, in der Höhle der Löwen

Stellen Sie sich und das Startup toolbot doch kurz vor!

„Unter dem Namen toolbot entwickeln und betreiben wir ein automatisiertes Verleihsystem für Elektrowerkzeuge, welches das Leihen einfacher und günstiger machen soll. Nach Registrierung auf toolbot.de reserviert man das Werkzeug, kauft Verschleißteile wie Schleifpapier oder Stichsägeblätter, holt alles mit dem Smartphone an einer der Stationen ab und bringt es zurück wann immer man fertig ist. Ohne Kaution, mit Versicherung gegen Schäden am Werkzeug und das für 1-3 Euro pro Stunde oder 10-30 Euro am Tag. Toolbot soll seinen Nutzern bessere Produkte zu geringeren Preisen bieten und allen anderen weniger CO2 und Müll.“

Wie ist die Idee zu toolbot entstanden?

„Der Industriedesigner Jan Gerlach stand 2013 selbst in einer Warteschlange eines Werkzeugverleihs. 45 Minuten lang schaute er zu wie gerade mal 5 Kunden bedient wurden und dachte, dass das heute doch viel einfacher und besser gehen sollte. Nach einer Analyse verschiedener Realisierungsoptionen wie eine P2P-Plattform, Versand und stationärer Verleihlösungen, wurde klar, dass letztere die langfristig beste Variante sei, wenn sie auf Platzeffizienz und Automatisierung, also der radikalen Reduzierung des manuellen Aufwands, optimieren werden würde.“

Welche Vision steckt hinter toolbot?

„Irgendwann können durch uns alle Dinge, die nicht ständig benötigt werden, einfach und günstig geliehen werden – wie Netflix nur für Dinge.

Vor dem Hintergrund des Klimawandels und der Ressourcenknappheit werden die Dinge substituiert, die wir heute noch billig kaufen und nach kurzer Zeit entsorgen. Entweder weil Gesetze das verlangen werden oder weil die Preise für notwendige Ressourcen oder CO2 Ausstoß sie teuer machen. Eine Bohrmaschine wird in ihrem Leben durchschnittlich 30 Minuten lang benutzt. Wie Werkzeuge gibt es viele Dinge, deren Nutzungszeit und Kapitalbindung in sehr schlechtem Verhältnis liegen aber trotzdem notwendig sind. Je seltener etwas benutzt wird, desto billiger wird es gekauft. Nur das Leihen dreht das Prinzip um, denn dadurch kann der Einzelne eine riesige Auswahl und bessere Qualität erhalten, als er sich allein leisten könnte – vorausgesetzt der Aufwand und Kosten für die Beschaffung sind gering genug.“

Wer ist die Zielgruppe von toolbot?

„Wir verfolgen ein hybrides Geschäftsmodell. Auf der einen Seite stehen die Nutzer von toolbot. Das sind Durchschnittsverbraucher, aber auch Profis, die ihre bestehende Werkzeugflotte durch weitere flexibel ergänzen und dabei hohe Qualität schätzen bzw. voraussetzen. Eine weitere sehr interessante Zielgruppe sind aber auch Anfänger – Menschen, die selten bis nie Werkzeug benutzten, weil sie es nie gelernt haben. Sie finden bei uns eine niedrige Zugangsschwelle, Anleitungsvideos und sichereres Werkzeug. Sie können sich damit einfach mal ausprobieren, um z.B. unabhängiger von Freunden oder Handwerkern zu werden.

Auf der anderen Seite unseres Geschäftsmodells stehen Unternehmen und Unternehmer, die unsere Technologie für eigene Geschäftsmodelle nutzen wollen. Technologisch sind wir Wettbewerbern auf vielen Ebenen voraus und bauen diesen Vorsprung parallel schon weiter aus.

Wir bieten unsere Stationen zum Beispiel auch als Paket- oder Warenübergabesystem an, unsere Software fürs Management von stationären Maschinen in FabLabs oder auch das ganze Verleihsystem als Franchise oder White-Label. Unser Entwicklerteam kann individuelle Lösungen aus den modularen Hardware- und Softwarekomponenten stricken, weil wir alles selbst in der Hand haben und entwickeln: vom Code, über Platinen bis zu den Stationen.“

Wie sind Sie auf die Idee gekommen sich für die Sendung Die Höhle der Löwen zu bewerben?

„Wir wurden per Mail angeschrieben, ob wir uns nicht bewerben wollen. Zuerst hielten wir es für zu früh, gar nicht so passend und stehen auch nicht gern vor der Kamera. Aber wir wollten eine solche Gelegenheit auch nicht verstreichen lassen und sahen auch das Potenzial der Löwen als Medienunternehmer und Business Angel, die uns bei einem schnellen Markteintritt helfen könnten. Also füllten wir den Castingbogen aus und drehten ein kurzes Handyvideo.“

Wie haben Sie sich auf die Sendung vorbereitet?

„Zum Zeitpunkt der Zusage gab es noch gar kein fertiges Produkt. Wir hatten zwar schon seit mehr als einem Jahr recht erfolgreich eine Betaversion in Berlin laufen. Aber das waren simple Holzregale, die wir mit selbstgelöteter Elektronik ausstatteten. Das wollten wir nicht präsentieren, weil es nur Mittel zum Zweck war. Unser Serienmodell wurde erst kurz vor der Aufnahme fertig. Wir bauten noch eine rollbare Plattform und setzten einen Server auf, der unser System simulierte, da es ja nicht im öffentlichen Betrieb erscheinen sollte. Auf unserem Instagram Account ist ein kurzes Video von der Anreise und dem Aufbau zu finden.“

Sie sind eines der wenigen Startup Unternehmen, dass es in die Sendung Die Höhle der Löwen geschafft hat. Wie motivierend war das für Sie?

„Es ist natürlich sehr motivierend eine so große Bühne zu haben. Aber vor allem das Team hinter der Kamera war sehr großartig und hat uns mitgerissen und motiviert.“

Wie wichtig war dieser Schritt für Sie als Startup Unternehmen? Auch unter dem Gesichtspunkt, dass durch Die Höhle der Löwen viele Interessenten und auch Medien auf toolbot aufmerksam werden?

„Dessen waren wir uns schon bewusst. Wir hatten im Jahr davor schonmal einen Beitrag bei ProSieben Gallileo und waren vom Echo der Zuschauer und anderer Medien überwältigt. Bei Höhle der Löwen dürfte dies noch stärker ausfallen und uns eine echte Hilfe sein.“

Welchen Investor hatten Sie im Fokus?

„Wir wussten bis ganz kurz vor der Sendung nicht welchen Investoren wir gegenüberstehen würden, von daher haben wir uns auch vorher nicht so viele Gedanken darüber gemacht.“

toolbot, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

„Wir wollen jetzt erst einmal die Deutschen Großstädter mit günstigem Profiwerkzeug ausstatten und das durch Einnahmen aus dem Verkauf unserer Systeme für andere Produktgruppen und Anwendungen, sowie die Zusammenarbeit mit Franchisenehmern beschleunigen. In fünf Jahren sollten damit dreihundert bis tausend Stationen realisierbar sein. Wir haben viele weitere Features und Ideen in der Pipeline, wie sich dann auch geringer besiedelte Gebiete oder das Ausland als Markt erschließen lassen.“

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?

 1) Gründen kann anstrengend sein, aber man sollte dabei viel Freude haben und so viel lernen, dass der Versuch keine verlorene Zeit war, wenn er doch scheitern sollte.

 2) Viel Erfolg hängt von Glück oder Dingen ab, die man selbst nicht kontrollieren kann. Man kann aber viele Gelegenheiten dafür schaffen, sollte sich, wenn man eben doch Pech hat, nicht entmutigen lassen und analysieren was da passiert ist, um daraus zu lernen. Dann war jede Gelegenheit ein Gewinn.

 3) Lest Verträge und LoI genau durch, bevor ihr sie unterschreibt und denkt nach was daraus für Abhängigkeiten entstehen könnten – besonders, wenn ihr mit großen Unternehmen zu tun habt und auch alle supernett zu dir sind.

Bild: V.l.:V.l.: Krispin Schulz, Mario Drelas, Christian Lehmann und Jan Gerlach präsentieren mit toolbot eine Verleihstation für Elektrowerkzeuge. Sie erhoffen sich ein Investment von 500.000 Euro für 10 Prozent der Anteile an ihrem Unternehmen. Foto: RTL / Bernd-Michael Maurer

Sehen Sie toolbot am 11. April 2022 in der Höhle der Löwen

Wir bedanken uns bei den Gründern für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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