Samstag, April 27, 2024
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Genießt jeden Tag als wäre es euer Letzter

Unvergessen: Plattform für Trauernde, um aus dem wohl schlimmsten Gefühlszustand des Lebens wieder ein Lächeln zu machen

Stell dich doch bitte kurz unseren Lesern vor!

Mein Name ist Philip Pelgen, ich bin Mitgründer von Unvergessen.de – einer Plattform für Trauernde. Nach meinem Studium durfte ich für ein Krematorium das Marketing und die Pressearbeit übernehmen und hatte dort die ersten intensiven Berührungspunkte mit dem Thema Trauer & Tod.

Warum hast du dich entschieden ein Startup zu gründen?

Während meiner Arbeit im Krematorium habe ich gemerkt, wie groß das Tabuthema Tod heute noch ist. Die ganze Branche dahinter ist so verstaubt und schafft es kaum, dem Thema offen und mit Transparenz zu begegnen.
Als während meiner Zeit dort meine Schwiegermutter schwer krank wurde und leider verstarb, merkte ich zusätzlich am eigenen Leib, was alles auf eine trauernde Person zukommt. Es fehlt an jeder Ecke eine ordentliche Digitalisierung und der Mensch und seine Gefühle werden in dem gesamten Prozess komplett vernachlässigt.
Diese beiden Erfahrungen haben in mir das Bedürfnis geweckt es besser zu machen und deshalb habe ich Unvergessen gegründet.

Was steckt hinter Unvergessen.de?

Wir wollen es Trauernden ermöglichen, aus dem wohl schlimmsten Gefühlszustand des Lebens wieder ein Lächeln zu machen. Damit verfolgen wir die Vision, eine Welt zu schaffen, in der Trauernde nicht mehr alleine gelassen werden.
In einem ersten Schritt erreichen wir das, in dem wir die klassische Traueranzeige in Form von Gedenkseiten komplett neu gedacht haben. Wir bieten damit nicht nur einen Ort zum Trauern und Reden, sondern gleichzeitig einen Platz, auf dem das ganze Umfeld zusammen kommen kann, um der verstorbenen Person würdevoll zu gedenken und zu erinnern. 

Wie habt Ihr euch als Gründerteam gefunden?

Henrik, Max und mich verbindet die Leidenschaft für (Live-) Musik. Bereits vor der Gründung haben wir auf selbst organisierten Konzerten gemeinsam die Durchführung, die Tontechnik und die Lichttechnik gemacht. Da haben wir schon gemerkt, dass wir als Team gut funktionieren. Wenig später hat Felix unser Gründungsteam vervollständigt und perfekt ergänzt.

Wie wichtig ist es im Team zu gründen?

Für mich der wichtigste Punkt überhaupt. Alleine hätte ich nicht gründen können. Ein Team fängt einen auf, wenn es mal schlecht läuft und in einem Team kann man sich über positive Nachrichten gemeinsam viel mehr freuen. Hinzu kommt, dass man selbst einfach nicht alles kann. Auch wenn man als Gründer Generalist sein muss, vereinen sich selten alle notwendigen Fähigkeiten (Programmieren, Buchhaltung, Marketing, Vertrieb, Investorensuche, Kundenservice, etc.) in einer Person.

Welche Aufgaben hast du im Unternehmen?

Neben den Finanzen und der Koordination unserer Partner bzw. Unterstützer kümmere ich mich vor allem um unsere Nutzer und Kunden. Ich versuche, Sie zu verstehen und von Ihnen zu lernen, wie wir ihnen mit unserer Plattform am besten in der schweren Zeit der Trauer helfen können. Daraus entwickele ich dann zusammen mit meinem tollen Team unsere strategische Zukunft und Produktverbesserungen.

Wer ist die Zielgruppe von Unvergessen.de?

In der Theorie grundsätzlich jeder, der eine geliebte Person verloren hat oder jemand, der eine trauernde Person kennt und dieser helfen möchte. In unserer Praxis zeigt sich, dass Frauen im mittleren Alter am meisten eine Hilfe in unserer Arbeit finden. Doch auch immer mehr Männer und auch immer mehr Personen im Rentenalter werden offener, sich mit der Thematik (digital) auseinander zu setzen.

Was ist euer Geschäftsmodell?

Uns ist es besonders wichtig, dass jeder unabhängig seines Geldbeutels Unvergessen.de nutzen kann. Aus diesem Grund sind alle Hilfsangebote und redaktionelle Inhalte zu 100% kostenfrei. Auch bei den Gedenkseiten gibt es immer eine kostenfreie Version, die alle wichtigen Elemente bereits beinhaltet. Wir haben zahlreiche Nutzer, die uns aber mit einem freiwilligen Beitrag unterstützen. Dafür erhalten diese als Dank zum Beispiel unbegrenzte Laufzeiten oder mehr Individualisierungsmöglichkeiten. 

Seid Ihr auf der Suche nach einem Investor, wenn ja was sollte dieser außer Kapital mitbringen?

Wir sind gerade dabei unsere Seed-Finanzierung zu schließen. Rein finanziell sind wir damit erstmal abgesichert. Wir reden daneben immer gerne mit Strategen, die in der Welt etwas bewegen wollen und durch ihre Fähigkeiten oder ihr Netzwerk auch den Einfluss haben, uns schneller unserer großen Vision näher zu bringen.

Wie finden die Kunden zu euch?

Die meisten unserer Nutzer kennen uns durch unsere Arbeit in den sozialen Medien. Wir veröffentlichen mehrmals täglich verschiedene Inhalte rund um Trauer, Tod und Trauerbewältigung und versuchen eine Community zu schaffen, in der sich die Trauernden untereinander etwas Trost und Halt geben können. Zu besonderen Tagen (z. B. Weltkrebstag) organisieren wir große Aktionen oder wie bspw. an Allerheiligen ein deutschlandweites Kerzen Anzünden zum Gedenken an alle Verstorbenen.
Daneben arbeiten wir mit Bestattungsinstituten und anderen Partnern aus der Branche zusammen, für die unsere Plattform eine Ergänzung zu ihrem bestehenden Angebot ist.

Welche Bücher kannst du unseren Lesern empfehlen?

Standard für alle Gründer: Lean Start Up
Für alle Gründer von Plattformen: Plattform Revolution
Für alle Gründer, die mit Investoren zusammen arbeiten: Dealterms.VC
Für alle Menschen, die nachts auch mal schlafen: Das große Buch vom Schlaf (Why we sleep)

Wie wichtig sind Events, Bücher, Livestreams und Podcasts für die persönliche und berufliche Weiterbildung?

Ich hätte mich ohne gewisse Bücher und Podcasts wohl nie dazu überwinden können, den Schritt in das Startup Leben zu wagen. Von all diesen Menschen kann man so viel lernen und vor allem viele Fehler vermeiden, die andere schon gemacht haben.

Welche Tipps hast du, um in den Sozialen Medien erfolgreich präsent zu sein?

Man sollte versuchen, eine echte Community und einen langfristigen Hype für das eigene Thema zu schaffen. Ansonsten dümpelt man lange vor sich hin. Es ist schwer, hier allgemeine Tipps zu geben, aber wenn jemand ein konkretes Thema hat, kann er mir gerne schreiben und ich versuche zu helfen.

Wo siehst du dich in den nächsten fünf Jahren?

Ich habe erst im letzten Jahr verstanden, was der Satz „Der Weg ist das Ziel“ überhaupt bedeutet. Wenn man sich täglich mit dem Tod beschäftigt, hört man schnell auf, an Ziele zu denken, die erst in 5, 10 oder 20 Jahren erreicht werden können. Das Leben kann so schnell vorbei sein und daher kann ich jedem nur empfehlen, heute schon jeden Tag das zu machen, was einem Spaß macht und Erfüllung bringt. Es gibt da draußen zu viele Menschen, die Pläne für die Rentenzeit machen und diese nie erreichen oder dann zu krank sind, um ihren ursprünglichen Träumen noch nach zu gehen.

Welche 3 Tipps würdest du jungen angehenden Gründern mit auf den Weg geben?


#1 Seid offen für lebenslanges Lernen: Lest Bücher und hört Podcasts von den Menschen, die das erreicht haben, was ihr erreichen wollt. 

#2 Genießt jeden Tag als wäre es euer Letzter: Das Leben ist zu kurz, um sich mit scheiß Kollegen rumzuärgern oder einer unbefriedigenden Arbeit nachzugehen. 

#3 Geben und Nehmen: Baut euch ein Netzwerk auf. Es ist unheimlich wertvoll, in Krisensituationen die richtigen Nummern zu haben. Genauso müsst ihr für euer Netzwerk da sein und immer versuchen zu helfen.    

Wir bedanken uns bei Philip Pelgen für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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