Vathos Robotics: Roboter programmieren und umprogrammieren mit intuitiven Apps
Stellen Sie sich und Vathos Robotics kurz unseren Lesern vor!
Ich bin Jonathan Balzer, CTO bei Vathos Robotics. Nach jahrelanger Forschung im Bereich Computer Vision, habe ich 2015 Vathos gegründet. Seit 2017 liegt der Fokus von Vathos voll auf der Vereinfachung der Programmierung von Industrierobotern. Viele Mittelständler können Roboter heute noch nicht wirtschaftlich einsetzen, weil sie keine Mitarbeiter mit Programmierkenntnissen haben und sich nicht von externen Experten abhängig machen wollen. Um das zu ändern, ist es unser Ziel, Mitarbeiter ohne Programmierkenntnisse in die Lage zu versetzen Roboter umprogrammieren zu können. Kern unserer Lösung sind Computer-Vision-Algorithmen, die aus Daten (3D-Bildern) Informationen gewinnen, die der Mitarbeiter dem Roboter bisher händisch übermitteln muss. Mit unserer Lösung können Produktionsmitarbeiter Roboter über intuitive Apps umprogrammieren.
Warum haben Sie sich entschieden ein Unternehmen zu gründen?
Ich wollte meine Erfahrungen im Bereich Computer Vision aus der Wissenschaft für die Lösung realer Probleme einsetzen. Eine Gründung bot mir die Möglichkeit, ein Produkt mit dem neusten Stand der Technik auf der grüne Wiese zu bauen, ohne Altlasten aus historisch gewachsenen Strukturen. In einem Digitalisierungsprojekt haben wir dann gemerkt, wie groß die Berührungsängste von Produktionsmitarbeitern sind, wenn es um die Programmierung von Robotern geht. Ich erkannte, dass sich Computer Vision sehr gut dazu eignet die Programmierung von Robotern zu vereinfachen.
Welche Vision steckt hinter Vathos?
Das visuelle Erkennungszentrum unseres menschlichen Gehirns verleiht dem, was unsere Augen sehen, Bedeutung. Unsere Vision für Vathos ist es, das visuelle Erkennungszentrum für Roboter zu sein. Nur wenn Roboter die Wahrnehmung ihres Umfeldes verbessern, können sie autonom Entscheidungen treffen. Dafür stellen wir neben unseren Algorithmen eine entsprechende Plattform zur Verfügung. Mit dem Prinzip wollen wir mittelfristig auch Anwendungen außerhalb der industriellen Produktion erschließen.
Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Die größte Herausforderung war aus den theoretischen Möglichkeiten von Computer Vision und künstlicher Intelligenz eine praxistaugliche Lösung zu entwickeln, die den hohen Anforderungen der Industrie (Zuverlässigkeit, Genauigkeit etc.) gewachsen ist. Wir haben uns in den ersten Jahren über Dienstleistungsprojekte finanziert. Vor kurzem haben wir aber eine erste Seed-Finanzierungsrunde abgeschlossen, die es uns nun erlaubt, die nächsten zwei Jahre konzentriert an der Produktentwicklung zu arbeiten.
Wer ist die Zielgruppe von Vathos?
Wir sprechen mit unserer Lösung vor allem kleine und mittelständische Kunden an, die sich im Zuge von Industrie 4.0 an die Automatisierung wagen. Diese produzieren häufig in kleinen Losgrößen, was meist bedeutet, dass sie ihre Anlagen im Gegensatz z.B. zur Automobilindustrie häufig umrüsten müssen. Das Einsparpotential unserer Lösung ist besonders groß, wenn es häufige und lange Umrüstzeiten gibt.
Wie funktioniert Vathos? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?
Aus Sicht des Produktionsarbeiters wird der Roboter über eine Smartphone App gesteuert. Möchte der Mitarbeiter mit dem Roboter ein Bauteil greifen, muss er nur über eine intuitive Benutzeroberfläche Daten des zu greifenden Bauteils hochladen. Unsere Algorithmen leiten daraus die Informationen zur Programmierung des Roboters ab. Die eigentliche Umprogrammierung geschieht dann automatisch.
Wir können unseren Kunden damit Einfachheit und Effizienz bei der Programmierung von Industrierobotern bieten, machen sie unabhängig von teuren externen Experten und senken mit unserem Preismodell (pay-per-use) die Einstiegshürden der Automatisierung.
Im Gegensatz zum in der Industrie immer noch gängigen Lizenzmodell, bieten wir unsere Lösung als Software-as-a-Service (pay-per-use) an. So sinkt das Risiko unserer Kunden, da auch ihre Kosten sinken, wenn sie in schlechten Zeiten ihre Produktion reduzieren müssen.
Wie ist das Feedback?
Unsere Lösung stößt bisher auf großes Interesse. Wir wissen zwar, dass durch den Hype um künstliche Intelligenz aktuell viele Unternehmen bei konkreten Anwendungen erstmal interessiert zuhören. Die gemeinsame Entwicklung eines Prototyps mit dem Roboterhersteller ABB hat uns aber in der Annahme bestärkt, dass wir ein reales Problem lösen und Mehrwert schaffen. Wir wollen den Schwung jetzt nutzen und uns am Markt etablieren.
Vathos wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Zunächst liegt der Fokus auf Pick & Place-Anwendungen für Industrieroboter. Wir werden in den nächsten Jahren zunächst unser Angebot um weitere Anwendungen (z.B. Qualitätskontrolle) erweitern und aus dem reinen Produktionsumfeld in die Logistik wachsen. Mittelfristig wollen wir mit unserer Plattform auch Anwendungen außerhalb des industriellen Umfelds erschließen.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
- Sucht intensiven und regelmäßigen Austausch mit Euren Kunden, auch wenn es anstrengend ist.
- Verliert nicht den Fokus durch verlockende Kundenanfragen, die nicht zu Eurer Lösung passen, da sie viel Zeit kosten und Mitarbeiter binden.
- Hinterfragt regelmäßig was Euer Startup gerade am dringendsten braucht und investiert Eure Zeit entsprechend. Bei der Fülle der Aufgaben verliert man leicht den Blick für das Wesentliche.
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Wir bedanken uns bei Jonathan Balzer für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder