Montag, April 28, 2025
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Kann Grün wirklich Beton schlagen?

OMC°C – das Office for Micro Climate Cultivation – entwickelt modulare Begrünungssysteme für städtische Räume und ist Finalist beim Frankfurt Forward Award „Startup of the Year“.

Stellen sie sich und ihr Startup doch kurz unseren Lesern vor!

Wir sind OMC°C – das Office for Micro Climate Cultivation – und entwickeln neuartige Konstruktionen, in denen schnellwachsende Kletterpflanzen große schattige Plätze schaffen. So wollen wir Natur großflächig in städtische Räume bringen – unkompliziert, schnell und günstig. Unser modulares Begrünungssystem heißt VERD°. Es arbeitet mit schnellwachsenden und vor allem einjährigen Kletterpflanzen, die an biologisch abbaubaren Ranknetzen emporwachsen. Im Frühling beginnen die Pflanzen zu wachsen.

Im Sommer spenden sie Schatten und kühlen die Luft, im Herbst werden sie geerntet. Bisher wurden drei Varianten des VERD° Systems zur Marktreife entwickelt: VERD° SPACE, VERD° FACADE und VERD° UNIT. Wir entwickeln, planen und realisieren Schatten zum Beispiel auf städtischen Plätzen, Schulhöfen und vor Gebäuden. Die Pflege koordinieren wir als Service Leistung und arbeiten dabei mit regionalen Gärtnereien zusammen. 

OMC°C wurde 2021 von den Produktdesignerinnen Nicola Stattmann und Carlotta Ludig gegründet. In unserem Büro in Frankfurt Bornheim arbeitet ein Team von sechs Leuten aus den Bereichen Produktdesign, Technik und Wirtschaft. Außerdem unterstützt uns ein interdisziplinäres Netzwerk von Expert:innen aus Gartenbau, Produktdesign, Architektur, Bauingenieurwesen, Wissenschaft sowie Holz- und Stahlbau.

Warum haben sie sich entschieden ein Unternehmen zu gründen?

Wir arbeiten seit zwei Jahrzehnten international für Firmen im Bereich Ökologische Produktentwicklung. Seit 2020 widmen wir uns intensiv dem Thema Stadtgrün und den Auswirkungen des Klimawandels auf urbane Räume. Wir wissen, dass unsere Städte plus/minus zehn Mal mehr Grün benötigen und dass dies mit Stadtbäumen und architektonischen Einzellösungen nicht zu schaffen ist. Mit unserem Startup OMC°C wollen wir diese Herausforderung aus der Perspektive der Produktentwicklung angehen und Lösungen entwickeln, die modular, serientauglich und damit hoch skalierbar und in vielfachen Nutzungsszenarien einsetzbar sind.

Welche Vision steckt hinter ihrem Startup?

Mit unserem VERD° System wollen wir so viel Natur und Biodiversität wie möglich schaffen – unkompliziert, schnell und günstig. Denn Stadtgrün trägt nachweislich zur Lebensqualität der Bürger:innen bei, stärkt die Klimaresilienz städtischer Quartiere und leistet einen Beitrag zur Biodiversität.

Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben sie sich finanziert?

Am Anfang von OMC°C stand die Idee, Stadtgrün mit einjährigen, schnellwachsenden Kletterpflanzen zu realisieren und diese an biologisch abbaubaren Netzen in die Höhe ranken zu lassen. Das war ein komplett neuer, ungetesteter Ansatz. Die erste große Herausforderung bestand folglich darin, die Machbarkeit unserer Idee zu überprüfen: Würden ausgewählte Pflanzen tatsächlich 7-10 Meter Wachstum in wenigen Wochen erzielen, wären die Netze stabil genug etc.? Als Proof-of-concept errichteten wir dann in Kooperation mit der Universität Kassel eine große Forschungsanlage, die ein voller Erfolg war und uns zum Weitermachen ermutigte. 

Unsere Anlagen sind für den öffentlichen Raum bestimmt und müssen daher besonders hohe Anforderungen an Faktoren wie Standsicherheit erfüllen. Da es sich bei unseren „Pflanzensegeln“ um einen neuartigen Bautyp handelt, können wir jedoch nicht auf existierende Berechnungsgrundlagen für die Statik zurückgreifen. Das war im eigentlichen Entwicklungsprozess vermutlich die größte Herausforderung. Hier hatten wir glücklicherweise das renommierte Frankfurter Ingenieurbüro Bollinger+Grohmann an unserer Seite, das OMC°C mit großem Engagement unterstützt.

Neuartige und vor allem komplexe Lösungen bedeuten, dass es keine Regeln, Normen und Sicherheiten dafür gibt. Dies alles mitzuentwickeln bedeutet, die besten Partner an Bord, viel Engagement, Risikobereitschaft, Mut und auch Geduld zu haben. Das ist nicht immer easy.

Finanziert haben wir uns in der Produktentwicklungsphase über zwei Seed-Runden mit der Crowd Investment-Plattform Companisto und der BMH (Hessen Kapital III) sowie verschiedenen Förderprogrammen, darunter eine 50-prozentigen Förderung unseres ersten Prototyps durch das Programm „Frankfurt frischt auf“ der Stadt Frankfurt. 

Wer ist die Zielgruppe ihres Startups?

Unser Begrünungssystem richtet sich an drei primäre Zielgruppen: Kommunen, die Klima- und Biodiversitätsziele einhalten und die Standortattraktivität ausbauen wollen, Unternehmen, die Begrünungsauflagen erfüllen müssen und durch die Verschattung von Firmengebäuden Klimatisierungskosten einsparen können, und schließlich die Immobilienwirtschaft, die ebenfalls Auflagen erfüllen muss und durch Green-Building-Zertifikate die Attraktivität und den Wert ihrer Immobilien steigern kann.

Wie funktioniert ihr Startup? Wo liegen die Vorteile?

OMC°C arbeitet konsequent interdisziplinär. Das ist ein Learning aus unserer mehr als 20-jährigen Berufserfahrung im Bereich Produktentwicklung und Innovation. Das relativ kleine Kernteam steuert Produktentwicklung, Business Development, Vertrieb und Projektplanung und arbeitet dabei mit einem breit aufgestellten Expert:innenteam zusammen, das innovative Sichtweisen, Experimentierfreude und tiefes Fachwissen einbringt. Die Fertigung der Hardware, also der textilen Ranknetze und des Ständerwerks aus Holz oder Stahl, sowie der so genannte Green Service – die saisonale Bewirtschaftung der Anlagen bis hin zur Ernte und Verwertung der Biomasse – ist ebenfalls ausgelagert.

Sie sind Finalist für Startup of the Year. Wie geht es jetzt weiter?

Wir haben in diesem Jahr die Entwicklung der ersten Generation unseres VERD° Systems zur Marktreife abgeschlossen und können damit Lösungen für die Begrünung der unterschiedlichsten urbanen Situationen anbieten: freistehende Module zur Begrünung öffentlicher Plätze oder Verkehrswege (VERD° SPACE), flexibel kombinierbare Einheiten zur Verschattung von kleineren Plätzen, Innenhöfen oder Außenbereichen von Schulen und Kitas (VERD° UNIT) sowie eine fassadengebundene Variante für die  Begrünung von Gebäuden und Hallen. Damit liegt die Priorität jetzt auf der Vermarktung des Systems – zunächst mit Fokus auf den deutschen Markt.

Wo geht der Weg hin? Wo sehen sie sich in fünf Jahren?

Wir sehen OMC°C als Unternehmen mit einer langfristigen Perspektive. Handlungsbedarf und Nachfrage im Bereich Stadtgrün und Biodiversität werden mit hoher Sicherheit weiter steigen und wir freuen uns darauf, unser VERD° System weiterzuentwickeln und weitere innovative Produkte auf den Markt zu bringen. Bis 2030 soll OMC°C als einer der technologisch führenden Anbieter für urbane Begrünungslösungen im DACH Raum etabliert sein – und auf dem ganzen Kontinent spannende Projekte mit den innovativsten Architektur- und Stadtplanungsbüros umsetzen.

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben? 

Entwickelt eure Idee auf der Basis von nachhaltigen und nachvollziehbaren Nutzugsszenarien – denn nur die relevanten Lösungen werden verstanden und finanziert. 

Seid euch darüber im Klaren, dass es extrem viel Arbeit, Engagement, Kraft, Willen, Mut und Begeisterung braucht, um aus einer Idee ein funktionierendes Unternehmen zu machen. 

Wenn ihr wirklich verbessern, gestalten, verändern wollt, dann gibt es keinen besseren Ort dafür als euer eigenes Startup – höchste Selbstwirksamkeit und Zufriedenheit garantiert.

Bild: Gründerinnen Nicola Stattmann und Carlotta Ludig (v.l.n.r.) @ OMCC GmbH

Wir bedanken uns bei Nicola Stattmann und Carlotta Stoll für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

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