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Keine Angst vor Konkurrenten haben

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Keine Angst vor Konkurrenten haben

Visometry ist Startup of the Month im Mai des Frankfurt Forward Awards

Stellen sie sich und ihr Startup Visometry doch kurz unseren Lesern vor! 

Wir sind eine Ausgründung aus dem Fraunhofer Institut für Graphische Datenverarbeitung in Darmstadt und unsere Kernkompetenz sind Augmented Reality Tracking Technologien und Augmented Reality Lösungen für industrielle Anwendungen. Unser Kernsystem “VisionLib SDK” ist ein Computer Vision System zum Erkennen und Verfolgen von Objekten anhand gegebener 3D Modelldaten.

Mit diesem Trackingsystem lassen sich Bauteile in Kamerabildern anhand von entsprechenden 3D CAD Daten sehr genau lokalisieren. Damit können dann 3D Grafiken derart auf einem Objekt überlagert werden, so dass sie auch bei einer bewegten Kamera stets fest am Objekt verankert sind. Hierbei spricht man von Augmented Reality, und aufgrund des Bezuges zu 3D CAD Daten ist unser Ansatz insbesondere für industrielle Anwendungen interessant.

Unser Trackingsystem ist auf iOS, Android, Windows und Hololens lauffähig. Die meisten unserer SDK Kunden verwenden den von uns zur Verfügung gestellten Plugin für Unity3D.

Aufbauend auf unserer Deep-Tech AR-Tracking Technologie bieten wir noch ein weiteres Endnutzerprodukt names “Twyn” an, das sich an Qualitätsingenieure richtet. Damit kann mit einem iPad eine einfach nutzbare Inspektion durchgeführt werden, um Bauteile auf Inkonsistenzen zu überprüfen.  Hierbei werden auf dem iPad Display 3D Daten auf einem Bauteil überblendet, und der Qualitätsingenieur kann somit schnell eine Soll-Ist-Analyse durchführen, und Unterschiede zwischen einem realen Bauteil und einem virtuellen 3D Modell feststellen und dokumentieren.

Warum haben sie sich entschieden ein Unternehmen zu gründen? 

Mit der beim Fraunhofer IGD entwickelte Computer Vision Technologie konnte die Tauglichkeit Machbarkeit für industrielle AR Anwendungen bereits bewiesen werden. Was allerdings fehlte, war ein nutzbares Softwareprodukt. Die Motivation ein Startup zu gründen war, die über lange Zeit entwickelte Technologie nutzbar und industriell einsatzfähig zu machen, sowie ein Softwarelizenzgeschäft daraus zu etablieren — zudem hatten wir in der Endphase bei Fraunhofer bereits viele Kunden-Kontakte und starkes Interesse, die Technologie produktiv nutzen zu wollen.

Welche Vision steckt hinter Visometry? 

Mit unseren AR Produkten wollten wir einen Beitrag zur Transformation zu digitalisierten Produktionsprozessen leisen. Das Ziel ist es, mit AR-Technologien Prozesse wie in der Qualitätsinspektion effizienter und einfache zu gestalten, so dass Produktqualitäten gesteigert und Kosten gesenkt werden können. In diesem Nischenmarkt wollen wir eine international führende Rolle einnehmen.

Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben sie sich finanziert? 

Die größten Herausforderungen sind sicherlich Kapital und Personal. Anfangs hatten wir das Startup gebootstrapped. Das hat mit den bestehenden Lizenzeinnahmen auch funktioniert. Allerdings konnten wir mit einem kleinen Team nicht alle technischen Herausforderungen schnell genug adressieren. Mit einem Seed-Investment vom HTGF und Fraunhofer hatten wir dann mehr Mittel, um weiteres Personal einzustellen.

Wer ist die Zielgruppe von Visometry? 

Mit unserer Kerntechnologie, dem “VisionLib SDK” adressieren wir Augmented Realtiy Enwickler und AR-Plattformanbieter. Mit unserer Endnutzerlösung “Twyn” adressieren wir Qualitätsingenieure von produzierenden Unternehmen im Bereich Maschienenbau, Sondermaschienen, Spezialfahrzeuge und auch klassische Automobielindustrie und deren Zulieferer. 

Wie funktioniert Visometry? Wo liegen die Vorteile? 

Wir sind im Vergleich zu größeren Unternehmen natürlich viel agiler. Unsere Kunden schätzen sehr, dass wir auf Wünsche und Empfehlungen in Sachen Produktfunktionalität schnell reagieren können und Anpassungen vornehmen.

Sie sind Startup of the Month. Wie geht es jetzt weiter? 

Wir freuen uns sehr über diese Auszeichnung, und auch dass es über die Jury zu Gesprächen mit potentiellen Neukunden gekommen ist.

Visometry, wo geht der Weg hin? Wo sehen sie sich in fünf Jahren?

Mit unseren bestehenden Produkten wollten wir das Marktpotential, das sich derzeit bietet, so gut wie möglich abschöpfen. Eine Internationalisierung der Vertriebstätigkeiten unserer Inspektionslösung “Twyn” ist eine Komponente um dorthin zu gelangen. Ansonsten schauen wir auch nach weiteren Einsatzmöglichkeiten unserer Technologie im industriellen Umfeld. Interessant ist für uns die vollautomatische Computer-Vision-basierte (Qualitäts-)Inspektion auf dem Tablet, wie auch mit fest installierten Kameras, wo Bauteile oder Komponenten auf Inkonsistenzen zu ihren CAD-Daten überprüft werden.  

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben? 

Nicht zu lange mit einer Ausgründung warten, und eher ein schnelles Scheitern in Kauf nehmen.

Keine Angst vor Konkurrenten haben. Marktbegleiter können helfen einen Markt zu etablieren und zeigen auch, dass die Technologie eine Relevanz hat.

Bild: V.L.n.R.: Jens Keil (Gründer, UI/UX), Timo Engelke (Gründer, CPO), Dr. Harald Wüst (Gründer, CEO), Uli Bockholt (CSO, Business Development), Alberto Castiglioni (Head of Marketing), Folker Wientapper (Gründer, R&D), Michael Schmitt (CTO).

Startups gründen sollte man bevor man Kinder in die Welt setzt. Die ersten Jahre sind oft anstrengend und rauben viel Zeit, die der Familie dann fehlt.

Wir bedanken uns bei den Gründern für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.