Freitag, April 19, 2024
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Bunte Mode von bunten Menschen für eine bunte Welt

Mode mit sozialem Mehrwert: Start up-Gründer Helmuth Stöber vom Wiener Modelabel VOI fesch im Interview

Stellen Sie sich und das Start-up VOI fesch, doch kurz unseren Lesern vor
Wir machen bunte Mode von bunten Menschen für eine bunte Welt! Anfang 2016 habe ich mit meiner Frau Iris und einer Handvoll engagierter Leute den Verein für originelle Inklusion, kurz VOI, gegründet, mit dem wir die Kunst von Menschen mit Behinderungen fördern. Die Künstler*innen gestalten Motive, die wir dann auf hochwertige Modestücke, wie T-Shirts und Taschen drucken. Mit dem Modelabel VOI fesch möchten wir die breite Öffentlichkeit auf die Talente und Fähigkeiten aufmerksam machen. Unsere Hauptmotivation ist, das jeder Mensch mit all seinen Stärken und Schwächen, ohne Ausgrenzung, Teil der Gemeinschaft sein soll.

Wie ist die Idee zu VOI fesch entstanden?
Während meines Studiums war ich ehrenamtlich als Sachwalter tätig. Dabei habe ich selbst erlebt, wie um Menschen mit Behinderungen ein Bogen gemacht wird. Viele Menschen wissen nicht, wie sie mit ihnen umgehen sollen. Diese Erfahrung war wegweisend. Mit der Zeit wurde es immer klarer für mich, dass ich dieser Ausgrenzung entgegen wirken wollte. Aus diesem Erlebnis und der Vorliebe zu T-Shirt, haben meine Frau und ich die Idee zu VOI entwickelt.

Von der Idee bis zum Start, was waren bis jetzt die größten Herausforderungen?
Zum einen müssen bürokratische Hürden überwunden werden. Manche Prozesse sind sehr langwierig wie zum Beispiel die Marke schützen. Zusätzlich zum finanziellen Risiko war es sehr anstrengend, neben einem 40 Stunden-Job und einer Jungfamilie, die Idee auf Schiene zu bringen. Zum anderen stellt sich die Frage, wie es zu schaffen ist, sich der Sache ganz zu widmen, um davon leben zu können. Teilweise wurde ich belächelt, andere haben sich gedacht, es ist Wahnsinn jede Sicherheit aufzugeben.

Wie läuft da die Zusammenarbeit mit den Organisationen und den Künstler*innen?
Die Zusammenarbeit ist sehr herzlich und wertschätzend. Wir schauen uns die Kunstwerke an und entscheiden, welche davon das Potenzial für Sujets haben und ob die Künstler*innen in der Lage sind, mehr zu gestalten. Wir stellen den Auftrag zu Verfügung und wer von den Künstler*innen sich angesprochen fühlt, kann dazu, aus Lust und Freude, zeichnen und malen. Das funktioniert in der Praxis sehr gut. Außerdem haben wir ein Archiv, aus dem wir passende Kunstwerke aussuchen, die wir dann unseren Auftraggebern präsentieren.

Welche Vision steht hinter VOI fesch?
Es ist uns ein Anliegen, die Fähigkeiten von Menschen mit Behinderungen zu unterstützen. Wir möchten Barrieren abbauen und den Unsicherheiten im Umgang mit Menschen mit Behinderungen entgegenwirken. Nicht die Einschränkungen sollen in erster Linie wahrgenommen werden, sondern die Talente. Das ebnet den Weg in eine Gesellschaft der Vielfalt, in der Inklusion keine leere Wortehülse bleibt, sondern gelebt wird.

Wer ist die Zielgruppe von VOI fesch?
Unsere Erfahrungen zeigen, dass es keine Alterseinschränkungen gibt. Wir richten uns an Jung und Alt. Unabhängig von der Ausbildung ist unser Kernpublikum sehr engagiert im sozialen oder ökologischen Bereich. Es ist aufgeschlossen, modeaffin, umweltbewusst, legt Wert auf Qualität und kauft bevorzugt nichts von der Stange. Die Idee, die hinter VOI fesch steckt, und die pfiffigen Motiven begeistern einfach. Es ist keine Seltenheit, dass sich die gesamte Familie Vater, Mutter, Kinder bei uns einkleiden.

Wie ist das Feedback?
Der Zuspruch ist enorm! Sowohl auf Facebook, über den Newsletter als auch im Store und im Online-Shop. Unser TV-Auftritt bei der Startup Sendung 2 Minuten 2 Millionen im österreichischen Sender Puls4 hat sehr viel dazu beigetragen. Alle Investor*innen haben uns mit ihrem Know-How und mit Aufträgen unterstützt. Nach der Erstausstrahlung im März 2017 gab es viele Anfragen und Bestellungen. Dieser Erfolgskurs soll sich auch in Zukunft weiter fortsetzen, viel Potenzial, steckt auch im B2B-Bereich.

VOI fesch, wo geht der Weg hin? Wo sehen sie sich in fünf Jahren?
Über die Werke unserer Künstler*innen wollen wir dazu beitragen, mehr Bewusstsein für eine inklusive Gesellschaft zu schaffen. Dazu müssen wir wirtschaftliche Stabilität erreichen. Wir wollen nicht auf Spenden angewiesen sein. Wir arbeiten intensiv am Aufbau des B2B-Bereichs und suchen Partner*innen in Österreich und Deutschland. Die coolen Motive eignen sich hervorragend für Merchandising-Produkte, Verpackungen, Billets, Postkarten u. v. m. Und wir möchten ein Kunst-Cafe als Ort der Begegnungen verwirklichen, in dem Menschen mit Behinderungen angestellt sind, ihre Werke ausgestellt und verkauft werden.

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründer*innen mit auf den Weg geben?
Gute Ideen nicht hüten, sondern darüber sprechen und sich austauschen. Es bringt einen weiter, wenn andere Menschen ihren Erfahrungsschatz einbringen. So beginnt sich die Idee zu entwickeln und sie wird immer realer. Eine große Rolle spielen Netzwerke in der Start-up-Szene. In Peer Groups wird relevantes Know-How ausgetauscht. Das hilft gerade in der Startphase Fehler zu vermeiden, die schon Dutzende andere gemacht haben. Und schlussendlich braucht es Leidenschaft für die Sache. Man sollte sich selbst treu bleiben, nicht das große Geld, sondern der Zweck sollte im Mittelpunkt stehen.

Fotocredit: VOI fesch

Weitere Informationen finden Sie hier

Wir bedanken uns bei Helmuth Stöber für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

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